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Serie: Unternehmensnachfolge (TEil 3)

Analyse und Bewertung des Unternehmens sowie Bestimmung des Kaufpreises (1)

Der Unternehmer hat das Projekt der Nachfolge mit der Familie besprochen und hat sich dazu entschlossen, den Nachfolgeprozess einzuleiten. Ein erfahrener und sachkundiger Coach und Nachfolgeberater steht zur Verfügung. In den nun folgenden Schritten müssen die betriebswirtschaftlichen Grundlagen des Betriebs ermittelt und analysiert werden.

Die Jahresabschlüsse der letzten drei Jahre sowie die BWA des laufenden Jahres und eine erste Planung für die nächsten drei Jahre werden vom Berater mit einem geeigneten Analyseinstrument erfasst. Jeder gute Berater sollte über solch ein Analyseinstrument verfügen. Das von uns eingesetzte Auswertungstool liefert eine betriebswirtschaftlich sinnvolle Aufgliederung der Aktiv- und Passivseite sowie der GuV-Rechnung über einen Zeitraum von sechs Jahren (drei Jahre Vergangenheit und drei Jahre Planung), eine Kennzahlenanalyse sowie verschiedene Arten von Berechnungen des Unternehmenswertes. Dieses Zahlenwerk wird vom Berater mit dem Unternehmer analysiert und diskutiert. Es hat sich bewährt, dass man als Berater und Coach mit dem Unternehmer sehr früh im Nachfolgeprozess anhand von betriebswirtschaftlich fundierten Zahlen über einen möglichen Kaufpreis oder eine Bandbreite des Kaufpreises spricht.

Jeder Unternehmer hat Vorstellungen vom Wert seines Unternehmens, die sich aber nicht immer streng an der wirtschaftlichen Realität und Praxis orientieren. Außerdem hat sich in den letzten Jahren die Bewertungsmethode von Unternehmen sehr verändert. Von der früher vorherrschenden Substanzwertbetrachtung hat sich die Methodik hin zur Cashflow-getriebenen Bewertung orientiert: Statt auf Bau-Steine-Erde“, also Sach- und Immobilienwerte, wird das Gewicht in der Bewertung auf künftige Ertragspotenziale gelegt. In diesem Zusammenhang spielen neben harten auch weiche Faktoren eine wichtige Rolle: Anzahl und Laufzeit der Wartungsverträge von Kunden, Ausbildung, Qualifikation, Berufserfahrung und Altersstruktur der Mitarbeiter, Zustand des Fuhrparks, Unternehmenskultur u. a. m. Diese neue Bewertungspraxis muss ggf. ausführlich diskutiert werden; es gilt dabei für den Berater, gegenüber dem Unternehmer verständnisvoll und sensibel zu agieren und die ganze Thematik mit Zahlen und Fakten zu belegen, damit sowohl dem Unternehmer wie dem Berater später möglicherweise große Enttäuschungen erspart bleiben, wenn die Erwartungen nicht mit der Realität übereinstimmen.

Wie bildet sich nun der Kaufpreis oder wie kommen wir zur Bandbreite des Kaufpreises? Es haben sich in den letzten Jahren zwei Verfahren der Unternehmensbewertung fest etabliert:

das DCF Discounted-Cash-Flow-Verfahren

das Multiplikator-Verfahren

Beim DCF Discounted-Cash-Flow-Verfahren wird der Wert des Unternehmens aus den künftigen Zahlungsüberschüssen abgeleitet. Dahinter steht einzig und allein die Frage, was der Erwerber mit dem Unternehmen in Zukunft verdienen kann, um ein gewünschtes Ergebnis, ein angemessenes Gehalt und eine ordentliche Verzinsung zu erhalten. Das geschieht dadurch, dass die künftigen Zahlungsüberschüsse mittels eines Risikozinssatzes auf den Barwert zum jeweiligen Bewertungsstichtag abgezinst werden. Neben anderen Verfahren berechnet unser Bewertungsinstrument auch den Wert des Unternehmens nach der DCF Discounted-Cash-Flow-Methode. Wir orientieren uns in der Beraterpraxis im mittelständischen Handwerk aber lieber am zweiten, o.g. Verfahren, dem Multiplikator-Verfahren.

Das Multiplikator-Verfahren wird in der Literatur auch Marktpreis-Verfahren genannt, weil es sich an dem Vergleich mit anderen Verkäufen in demselben Marktsegment orientiert. Dabei wird als Maßstab eine betriebswirtschaftliche Kennzahl herangezogen, zum Beispiel Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT), die mittels eines Multiplikators den Unternehmenswert ergibt. Dieser Multiplikator ist der springende Punkt bei diesem Verfahren. Je weniger Vergleichsverkäufe man zur Verfügung hat und je mehr das Geschäft bzw. das Geschäftsmodell auf eine oder wenige Personen bezogen sind, desto niedriger ist der Multiplikator.

In der nächsten Ausgabe werden wir bei der Fortsetzung dieses zweiteiligen Artikels konkrete Zahlen und Beispiele nennen.

dirk.g.mueller@dmcon.de

www.dmcon.de

Dirk G. Müller,

Geschäftsführer der Beratungsfirma DMConsulting, Berlin / München

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