Bei der solaren und sorptionsgestützten Klimatisierung gebe es bereits viele wissenschaftliche Untersuchungen und Pilotprojekte. Dennoch sei die Marktdurchdringung nach wie vor gering, stellte Günther Mertz, Geschäftsführer des Fachinstituts Gebäude-Klima e.V. (FGK), auf dem Planer- und Betreiberforum fest. Ziel der Veranstaltung sei es, Gründe für die geringe Zahl der Anlagen zu finden und nach Maßnahmen für eine weitere Verbreitung zu suchen.
Im ersten Vortrag führte Carsten Hindenburg von Hindenburg Consulting in den Stand der Technik ein. Bei thermisch angetriebenen Klimaanlagen gebe es demnach zwei Ansätze. Zunächst nannte er die geschlossenen Absorptions- und Adsorptionskältemaschinen. Als zweite Möglichkeit nannte er die offenen Systeme für die sorptionsgestützte Klimatisierung. Dies sind Klimaanlagen mit Kombinationen aus sorptiver Entfeuchtung und Verdunstungskühlung, zum Beispiel Anlagen mit Adsorptionsrotoren. Der Effekt der Verdunstungskühlung werde dabei meist unterbewertet, wie ein Zahlenbeispiel verdeutlicht: Die Verdunstung von 1l Wasser über eine Stunde erzeuge demnach 670W Kälteleistung.
Hindernisse für die Marktdurchdringung sieht Hindenburg vor allem in der aufwendigen Systemtechnik und im größeren Klärungsbedarf mit den Kunden. Der kritische Punkt sei die Rückkühlung, deren Energiebedarf oft unterschätzt werde. Hier sei auf geringe Druckverluste zu achten.
Als Vermarktungshilfen schlägt Hindenburg Wirtschaftlichkeitsrechnungen in der Angebotsphase mit verschiedenen Energiepreisszenarien vor. Wenn der Kunde die Entwicklung der Betriebskosten bei einer jährlichen Energiepreissteigerung von 5 und 10% vergleichen könne, hätte das sicher Einfluss auf die Investitionsentscheidung.
Praxisbeispiele
Die folgenden Vorträge setzten sich mit konkreten Anwendungen auseinander. Bernd Hebenstreit, Energieanlagen Westenfeld (EAW), berichtete über zahlreiche Projekte, die der Firmenverbund aus EAW und Wegra Anlagenbau umgesetzt hat. Grundlage sind Absorptionskältemaschinen. Der Einsatz erfolgt in der Regel in Kombination mit einem Blockheizkraftwerk oder einer Solaranlage.
Werner Reif, der bei der IHK Freiburg für die Bereiche Umwelt und Energie verantwortlich ist, berichtete über ein solarautarkes Klimatisierungsprojekt, das im Gebäude der IHK umgesetzt wurde. Es arbeitet ohne Speicher und die Antriebswärme wird von Luftkollektoren produziert, die in der Übergangszeit auch Wärme für die Heizung produzieren. Die Kälteerzeugung erfolgt mit einer DEC-Anlage (Desiccant and Evaporative Cooling). Auch im Jahrhundertsommer 2003 hätte sich diese bewährt und arbeite mit geringem Wartungsaufwand.
Dr. Michael Schwarz von DS-Plan berichtete über ein Projekt mit der HUK-Coburg, bei dem Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung für die Klimatisierung zum Einsatz kam. Nach seiner Erfahrung ist das Monitoring bei solchen komplexen Anlagen sehr wichtig, weil im Betrieb oftmals Änderungen durch das Personal vorgenommen würden, beispielsweise nach Beschwerden durch Nutzer. Folge wäre in der Regel ein drastischer Anstieg der Energiekosten.
Über die praktischen Erfahrungen beim Einsatz einer neuen Technologie von Menerga berichtete Dr. Jens Pfafferott vom Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE. Hier wird die Zuluft durch Kontakt mit einem Rieselfilm aus LiCl-Lösung getrocknet. Die beiden Anlagen, die seit 2004 bzw. 2006 einem Monitoring unterzogen werden, liefern, so Pfafferott, gute Ergebnisse im Betrieb.
Das letzte Praxisbeispiel lieferte Dietrich Schneider von zafh.net (Zentrum für angewandte Forschung an Fachhochschulen). Hier ging es um die Erschließung von Abwärme von Spritzguss-Maschinen zur Klimatisierung der Produktion. Ein Luftkollektor sollte zusätzliche Antriebswärme für den Prozess liefern. Schwierigkeiten machte hier vor allem das Regelkonzept, das die Systemdynamik der Anlagenkomponenten nicht ausreichend berücksichtigte.
Claus Händel, technischer Referent des FGK, präsentierte Berechnungen zu Energiesparpotenzialen, die im FGK-Status-report Nr. 10 ausführlich dargestellt wurden. Wichtigste Erkenntnis dabei sei, dass durch Wärmerückgewinnung eine vielfache Menge an Energie eingespart werden könne, als durch solare Klimatisierung, Verdunstungskühlung, freie Kühlung, Kühltürme und die Nutzung des Erdreichs als Wärmesenke zusammen. Dennoch werde in den einschlägigen Verordnungen die Wärmerückgewinnung nicht zu den regenerativen Energien gerechnet. Hier sei ein Umdenken bei der Politik und auch in den Köpfen der Branchenakteure erforderlich.U.B. -