Nach der Begrüßung und kurzen Einführung in das Thema durch Dr. Harald Kaiser, ZVKKW, beleuchtete Bundesinnungsmeister Heribert Baumeister, BIV, die Chancen und Risiken der Digitalisierung für das Handwerk“. Sein Credo: Wer nicht mit der Zeit geht – der geht mit der Zeit.“ Das Handwerk sei gut beraten, sich auf die digitale Kultur einzustellen. Handwerk 4.0 bedeute die Verzahnung von traditionellen Arbeitsmethoden mit modernen Informations- und Kommunikationsmethoden. Baumeister empfiehlt einen Fahrplan zur innerbetrieblichen Umsetzung:
Machen Sie einen Plan
Erfassen Sie den Status quo
Definieren Sie das Optimierungspotenzial
Zerlegen Sie das Ganze in kleine Schritte
Benennen Sie Beauftragte und ...
Bleiben Sie dran!
Digitale Geschäftsmodelle – Herausforderungen für kleine und mittlere Unternehmen (KMU)“ war das Thema von Jörg Franz von der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main.
Smart Home, Smart Building / Industrie 4.0 sowie digitale Heiz- und Klimasysteme waren die inhaltlichen Schwerpunkte von Elmar Otten von Stulz / S-Klima, Hamburg, in seinem Vortrag Wie beeinflusst die Industrie 4.0 das Kälte-Klima-Handwerk?“ Wie wird aus einer einfachen Klimaanlage ein ganzheitlich im Gebäudesystem eingebundenes modernes Klimasystem? Die Möglichkeiten des Marktes für das KK-Handwerk durch die Digitalisierung wurden beleuchtet. Um den Anforderungen von Smart Home und der Industrie 4.0 in Nicht- und Wohngebäuden gerecht zu werden, hat S-Klima mit dem Baustein CompTrol Interface 4Web eine innovative Steuerung für Klimasysteme von Mitsubishi Heavy Industries entwickelt. Zusammen mit dem revolutionären Klimageräte-Manager e-CompTrol bietet S-Klima eine weltweite zentrale Objektverwaltung mit intelligenter Rechteverwaltung für Betreiber und Fachhandwerk.
Smart Maintenance – welche Chancen die Digitalisierung für Wartung und Instandhaltung bietet“ war das Thema von Martin Wenzel, Hörburger AG, Erfurt. Das Internet brachte uns Konnektivität, die wir zuvor nicht zu träumen wagten. Das Internet der Dinge (IoT = Internet of Things) wird uns, jenseits der Konnektivität, zum Teil eines lebendigen globalen Nervensystems machen, heißt der Leitsatz. Die Komponenten des IoT sind demnach offene Protokolle, offene Standards, Open Source, Zusammenarbeit, IT-Sicherheit, neue Services und strategische Allianzen. Chancen für die Instandhaltung sind neue Technologien, wie Condition Monitoring, Fernwartung, mobile Devices, global standardisierte Daten und Software, Augmented Reality, digitale Dokumentation sowie der 3D-Druck von Ersatzteilen.
Mit dem Thema Kälte-Klima 4.0 – nur ein Hype oder echter Vorteil?“ zeigte Bernd Borgmeier von der Kriwan Industrie-Elektronik GmbH, Forchtenberg, neue Herausforderungen sowie Ziele als auch Gefahren durch die Industrie 4.0 auf. Vor allem gelte es, Herstellergrenzen zu überwinden, sodass sämtliche Systeme einer Kälteanlage miteinander kommunizieren können. So sind die Verdichterschutzgeräte von Kriwan wie auch der neue Ölspiegelregulator mit Diagnosefunktion und Schnittstelle ausgerüstet. Lokal können diese Systeme per USB oder Bluetooth Gateway über eine App für Smartphone ausgelesen werden. Zur Kommunikation mit dem Kälteregler bzw. der überlagerten Steuerung dient ein Modbus-Gateway. Auf diesem Weg können aktuelle Zustände oder aber auch Warnungen und Störungen übermittelt werden. Ziel soll es sein, bereits im Vorfeld eines Ausfalls Warnungen zu erhalten oder sogar aktiv Gegenmaßnahmen durch die Steuerung einleiten zu können. Dadurch kann die Zuverlässigkeit und Effizienz einer Kälteanlage weiter optimiert werden. Kriwan empfiehlt die Umsetzung der Kälte 4.0 in Teilschritten, um nach und nach Erfahrung mit neuen Elektronik- und IT-Komponenten aufzubauen. Hierzu zählt auch der Sicherheitsaspekt. Die Anlagen müssen gegen Gefahren der digitalen Welt geschützt werden. Nicht nur Neuanlagen können mit der neuen Technik ausgerüstet werden, sondern auch bereits aktive Anlagen. Gerade kritische oder Problemanlagen empfehlen sich für erste Installation, sodass Daten gesammelt und anschließend ausgewertet werden können. Wer nun technisch am Ball bleibt“ könne die Vorteile und Nutzen der Kälte 4.0 entsprechend umsetzen, so Borgmeier.
Die Möglichkeiten des E-Learning in der Fachausbildung“ erläuterte Karsten Beermann von der IKKE gGmbH, Duisburg, am Beispiel des EU-Projekts Real Alternatives“, kofinanziert durch die EU im Rahmen des Leonardo-da-Vinci-Programms Lifelong Learning Programm“, zur Erweiterung des Fachwissens für Fachkräfte / Techniker, die im Kälte-, Klima- und Wärmepumpensektor arbeiten, insbesondere für Kohlendioxid, Ammoniak, Kohlenwasserstoffe und Kältemittel mit geringer Brennbarkeit (HFO/R32 etc.). Real Alternatives blended learning Ressourcen beinhalten:
flexible Lernprogramme zur Nutzung durch Einzelpersonen, Firmen oder Trainigsanbieter
mehrsprachige Website; E-Learning & Schulungsmaterialien in mittlerweile acht Sprachen
durchsuchbare E-Bücherei der vorhandenen Materialien, Anwender können weitere Informationen hinzufügen
benutzbare Tabellenkalkulationen, Berichtsformulare und weitere Hilfswerkzeuge
standardisierte Online-Prüfungen mit optionaler Zertifizierung
Möglichkeiten für Stakeholder, um Materialien und Ressourcen hinzuzufügen und zu aktualisieren
Technische Inhalte der Lernmaterialien (Real Alternatives Europa Programm Mo-dule) sind:
Einführung in alternative Kältemittel – Sicherheit, Effizienz, Zuverlässigkeit und gute Praxis
Anlagenauslegung für alternative Kältemittel
Anlagendichtheit und Lecksuche für alternative Kältemittel
Wartung und Service für Anlagen mit alternativen Kältemitteln
Retrofitting bestehender Kälteanlagen
Checkliste von gesetzlichen Verpflichtungen hinsichtlich alternativer Kältemittel
Bewertung der finanziellen und umweltrelevanten Auswirkungen einer Leckage
Ausführung einer Bestandsaufnahme/Untersuchung einer realen Kälteanlage
Weitere Infos unter www.realalternatives.eu
Quo vadis Digitalisierung – Viertel vor oder Viertel nach 12 auf der digitalen Uhr?“ hieß es dann bei José da Silva von der ICS Group, Neu-Anspach. Wer braucht Digitalisierung 4.0? Die wesentlichen Treiber dieser Entwicklung sind schnell benannt: Deutschland muss seine Produktivität steigern, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben; unsere teure“ Volkswirtschaft Deutschland braucht diesen Wandel, um den Wohlstand und dessen Weiterentwicklung auch in Zukunft generationsübergreifend abzusichern. Industrie 4.0 soll hier für den nächsten Produktivitätsschub sorgen. Zum anderen schaffen wir als Konsumenten zusätzlichen Druck durch unser Nachfrageverhalten: Wir wollen immer mehr individuell gefertigte Produkte, die bezahlbar innerhalb kürzester Zeit zu uns nach Hause geliefert werden. Um diese modernen Konsumerwartungen erfüllen zu können, müssen in den Produktionsbetrieben Alternativen zur traditionellen Massenfertigung her. Wo früher Wettbewerbsvorteile nur durch möglichst uniforme Produktserien und maximale Stückzahlen erreicht werden konnten, ist der Markt in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich käufergetriebener geworden – und Industrie 4.0 könnte dem noch einmal eine völlig neue Dimension verleihen. Die industrielle Produktion soll mit moderner Informations- und Kommunikationstechnik verzahnt werden. Technische Grundlage hierfür sind intelligente und digital vernetzte Systeme. Mit ihrer Hilfe soll eine weitestgehend selbstorganisierte Produktion möglich werden: Menschen, Maschinen, Anlagen, Logistik und Produkte kommunizieren und kooperieren in der Industrie 4.0 direkt miteinander. Durch die Vernetzung soll es möglich werden, nicht mehr nur einen Produktionsschritt, sondern eine ganze Wertschöpfungskette zu optimieren. Das Netz soll zudem alle Phasen des Lebenszyklus des Produktes einschließen – von der Idee eines Produkts über die Entwicklung, Fertigung, Nutzung und Wartung bis hin zum Recycling.
Digitalisierung ist Chefsache! Die CEOs und Manager müssen Treiber der digitalen Transformation sein. Ohne eine Digitalstrategie verliert man sich im Dschungel der Möglichkeiten. Viele Entscheider haben keine Digitalstrategie. Tatsächlich googeln sie nicht mal danach ...
Fazit: Es ist 12 Uhr!
Jedes Unternehmen muss sich der Herausforderung der digitalen Transformation stellen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Es ist darauf zu achten, dass eine digitale Strategie entwickelt wird, die sich mit den Anforderungen des Geschäftsmodells deckt.
Nicht alles, was digital klingt, bringt einen Mehrwert. Analysieren Sie die wichtigsten Bereiche und stellen Sie diese sukzessive um.
Holen Sie sich Hilfe von Profis, um Ihre Ziele zu erreichen.
Digitalisierung wird zukünftig Sie fordern, da Sie gefordert werden.
Digitalisierung in der Kundenbeziehung – Fluch oder Segen“ lautete das Thema von Helmut König, Königskonzept, Münzenberg. Die Angst vorm Shitstorm und die Chance auf neue Kunden standen im Mittelpunkt der Abschlusspräsentation. Es zählt heute im Marketing nicht mehr, ob man dabei sein will, sondern die richtige Mischung. Während früher bei Kaufinteresse der Kunde zuerst den Fachhandwerker gesucht hat, geht heute der erste Weg ins Internet. Google gibt die ersten Informationen, der Kunde kommt bereits vorinformiert zum Kältetechniker. Den weiteren Entscheidungsweg zum Auftrag bestimmt dann das Gespräch zwischen Kunde und Handwerker. Auch wenn Kälteprojekte heute noch aufgrund ihrer Komplexität selten im Internet entschieden werden, ist es gut, hier vertreten zu sein. König zeigte die vielfältigen Möglichkeiten der Internetpräsentation für einen Handwerker auf, kam jedoch zum Schluss zu den wesentlichen Dingen einer Kundenbeziehung. Während Handwerker Qualität in den Mittelpunkt ihrer Kundenstrategie stellen, sieht der Kunde das ganz anders: Für Kunden zählen bei einem Handwerker zuerst Freundlichkeit, Vertrauen und Wertschätzung. Das gute Preis-Leistungs-Verhältnis kommt erst auf Platz fünf. Digitales und reales Marketing, wie Internet, soziale Netzwerke oder Fahrzeugbeschriftung, sind wichtige Voraussetzungen für erfolgreiche Geschäfte. Der Kontakt und die persönliche Kundenbeziehung sind aber die wesentlichen Meilensteine für den Handwerker der Zukunft.
Im Anschluss an den offiziellen Teil der Veranstaltung nutzten noch zahlreiche Teilnehmer die Gelegenheit zu einer Einkehr ins nahe gelegene Braustüb'l“, um sich bei einem gemeinsamen Abendessen weiter auszutauschen, Kontakte zu pflegen und den Abend gemütlich ausklingen zu lassen. SI