Kaum ein Kältebetrieb hat genügend qualifizierte Mitarbeiter, um die anfallenden Aufträge in einem normalen Rahmen zu bewältigen. Es ist schwierig, Fachpersonal zu finden, das sehr gut ausgebildet und hochmotiviert ist und auch noch menschlich gut ins Team passt. Die Kratschmayer Kälte-Klima-Lüftung GmbH betreut mit knapp 160 Fachkräften an sechs Standorten anspruchsvolle Kunden aus dem Privat- und Geschäftskundenbereich. Mit der Nachfrage nach neuen Lösungen steigt auch die Nachfrage nach ständiger Betreuung der Anlagen. Ausfälle sind im modernen Wirtschaftskreislauf nicht vorgesehen. Jeder Ausfall kostet Geld und sorgt für Unzufriedenheit bei den Endverbrauchern. Weder die Kühltheke im Supermarkt noch die Klimaanlage in der Freizeitanlage dürfen ausfallen und wenn es doch mal passiert, dann muss der Service 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche schnell mit der Lösung vor Ort sein. Dafür benötigt Kratschmayer ausreichend Mitarbeiter und mit jedem neuen Kunden wachsen das Unternehmen, das Serviceteam und die Diskrepanz zwischen Kundenwunsch und Mitarbeiterrealität. Der mittelständische Handwerksbetrieb kämpft im Hohenloher Land nicht nur mit dem generellen Fachkräftemangel in Deutschland, sondern steht auch in Konkurrenz mit den reichlich vorhandenen Industriebetrieben. Trotz geringer Fluktuation, starker Ausbildungsquote und hoher Mitarbeiterzufriedenheit im eigenen Unternehmen herrscht in Personalfragen immer Bedarf.
Zeitarbeit und andere Personaldienstleistungen sind meist keine Lösungen, da es auch in Spanien nicht die dringend benötigten Fachkräfte gibt, von denen es in Deutschland an allen Ecken und Enden mangelt. Auf dem privaten und staatlichen Arbeitsmarkt ist diese Berufsbezeichnung fast unbekannt.
Fachkraftsuche in Spanien
Das Führungsteam um Geschäftsführer Hans Kratschmayer greift daher nach jedem Strohhalm, um den Kunden langfristig eine sichere Versorgung aller Anlagen zu garantieren. Roman Kurtz (kfm. Lt.) und Lennart Otten (Projektleiter) fanden das Angebot der POD Personalberatung aus Würzburg, qualifizierte und motivierte Fachkräfte aus Spanien für das Unternehmen zu gewinnen, auf alle Fälle prüfenswert. Die IHK in Baden-Württemberg beschäftigte sich auch schon mit dem Thema, konnte dem Betrieb aber kein konkretes Angebot machen. Die POD Personalberatung um Stephan Behringer schon. Allein in den letzten 18 Monaten wurden mehr als 150 spanische Fachkräfte aus den Bereichen SHK, Elektro und eben Kälte und Klima an etwa 75 Betriebe vermittelt. Das fachliche Wissen ist ausreichend, um nach einer mehrmonatigen Anlaufphase in Deutschland Fuß zu fassen. Barrieren sind vor allem die Sprache, dafür aber überraschenderweise weniger die Mentalität und die Arbeitseinstellung. Unsere Kandidaten erhalten alle vorab einen mehrmonatigen, praxisbezogenen Intensivsprachkurs mit deutschen Lehrerinnen sowie eine Fachschulung mit einem deutschen Fachhandwerker, so Behringer. Die Spanier, die POD vermittelt hat, gelten in ihren Betrieben als zuverlässig und überaus motiviert. In Spanien herrscht bei den Jugendlichen unter 25 eine Arbeitslosigkeit von 50 Prozent und gerade im Großraum Valencia gibt es viele Kälteanlagenbauer. Die Älteren arbeiten meistens nur saisonal und haben kaum Chancen auf regelmäßige Arbeit. Damit wächst der Anreiz, in Deutschland zu arbeiten natürlich sehr. Der Personalexperte kennt beide Seiten hervorragend. Den Betrieben ist bei ausländischen Arbeitnehmern oft nicht klar, wie schwierig die ersten Schritte für die neuen Arbeitnehmer sind, z. B. Wohnung finden, Behördengänge oder Integration in das Umfeld.
Wichtig: Der Besuch vor Ort
Dem Kratschmayer Team waren die Herausforderungen klar. Zweifel gab es jedoch, ob das Ausbildungssystem in Spanien überhaupt adäquate Fachkräfte für die Spezialisten bieten könne. Der Bedarf bei Kratschmayer war da, mit Grübeln konnten die offenen Fragen nicht geklärt werden. Gesucht wurden zu dem Zeitpunkt vier Kälte- und Klimatechniker, ein Heizungstechniker, ein Elektroinstallateur und ein Elektroingenieur. Handeln war gefragt und so flogen Hans Kratschmayer, Roman Kurtz und Lennart Otten gemeinsam mit Stephan Behringer nach Spanien. Das Ziel der Reise: sicherstellen, dass die Ausbildungen passen, für die gesuchten Stellen die ersten Bewerber in Augenschein nehmen und eine Strategie für die Integration im eigenen Unternehmen finden. Das Fazit der Reise fiel dann auch sehr positiv aus. Obwohl das Ausbildungssystem ganz anders als in Deutschland ist, gibt es aus fachlicher Sicht keine Bedenken. In Spanien gibt es den jeweils zwei Jahre dauernden mittleren und höheren Grad mit insgesamt 2 000 Stunden und einem viermonatigen Pflichtpraktikum im Betrieb. Um möglichst genau Bescheid zu wissen, besichtigte Kratschmayer ein Ausbildungszentrum vor Ort und ließ sich vom Ausbildungsleiter Kälte/Klima alles sehr genau erklären.
Kratschmayer: Das Ganze steht und fällt mit der Integration.
Nachdem Integrationsleistungen auch beineuen Mitarbeitern aus anderen Bundesländern mit dem Kratschmayer Team schongeklappt haben, reduzierten sich die Bedenken im Schwerpunkt auf die Sprache und wie bei jeder Personalentscheidung einwenig auf die individuellen Soft Skills der potenziellen neuen Mitarbeiter. Probleme, die das Kompetenzteam um Hans Kratschmayer mit Strategie und Bedacht anging.
Lohnt: Hoher Aufwand bei der Integration
Am 20. April 2015 trafen die neuen Kollegen im Hohenloher Land ein. Erwartet wurden sie nicht nur von der Geschäftsleitung, die gemeinsam mit Behringer die wesentlichen Voraussetzungen wie Wohnraum, Planung aller Behördengänge oder zusätzliche Sprachausbildung organisiert hatten, sondern auch von einem Patenteam aus engagierten Mitarbeitern der Kratschmayer GmbH. Das Feedback der Paten nach den ersten Arbeitstagen ist sehr positiv.
Fachlich sind die sieben neuen Mitarbeiter top.
Sie sind motiviert, lernbereit und nutzen auch das Angebot, über die Arbeit hinaus in örtliche Vereine, Freizeitaktivitäten und kulturelle Besonderheiten hinein zu schnuppern. Das Fazit von Roman Kurtz, der mit Lennart Otten als Ansprechpartner für die neuen Spanier verantwortlich ist: Der Aufwand ist nicht zu unterschätzen. Insgesamt klappt die Integration von Anfang an besser als erwartet und ist machbar. Schwierig sind eher kleine Details, insbesondere in der Zusammenarbeit mit Behörden. Die größte Herausforderung ist bisher ein fehlendes Dokument für die Finanzbehörde über die Kinder eines spanischen Familienvaters, das ist ärgerlich und behindert den normalen Integrationsfluss, löst sich aber durch entsprechenden Zeiteinsatz.
Es ist wichtig, die spanischen Fachkräfte möglichst gut weiterzubilden. Wir haben das Know-how intern und schaffen es, nach einem Jahr den Mann vertrauensvoll und eigenständig arbeiten zu lassen. Man darf nicht denken, dass man sich eine billige Fachkraft züchtet. Die entstehenden Kosten, bis der Mann verantwortungsvoll und allein arbeiten kann, sind enorm hoch. Dieser Aufwand schlägt sich natürlich im etwas niedrigeren Gehalt im ersten Jahr nieder. Danach ist der Spanier den Deutschen völlig gleichgestellt, sagt Kratschmayer auch im Video-Interview. Auch wenn Kratschmayer in diesem Jahr alle Azubis übernehmen wird, hat das Unternehmen bereits fünf weitere spanische Facharbeiter angefragt. Und auch diesmal lässt es sich Kratschmayer nicht nehmen, die Kandidaten wieder vorab persönlich in Augenschein zu nehmen. Es macht keinen Sinn, sich aus Spanien eine kurzfristig preiswerte Lösung zu holen, die spätestens nach einem halben Jahr wieder weg ist. Daher legen wir großen Wert auf eine gute Betreuung außerhalb der Arbeitszeit und professionelle Weiterbildung. Nur so bleibt der neue Mitarbeiter motiviert und bindet sich an das Unternehmen. Das Ganze steht und fällt mit der Integration. Fachlich bekommen sie das hin. Wir müssen immer auch den Menschen sehen, nicht nur den Kälteanlagenbauer.
Wie funktioniert die Einstellung eines Spanischen Mitarbeiters?
Erstkontakt über POD mit Beschreibung der Anforderungen.
POD schickt dem Auftraggeber Profile der möglichen Bewerber.Sobald eine Auswahl getroffen ist, organisiert POD den Flug nach Deutschland. Auf Wunsch des Auftraggebers können auch Einstellungsgespräche vor Ort in Spanien geführt werden, damit sich die Parteien vorab kennenlernen.POD sorgt in den ersten 3 Monaten für kostenlosen Ersatz, falls der Auftraggeber mit den Leistungen nicht zufrieden ist.Ebenfalls kostenlosen Ersatz stellt POD, falls ein Bewerber den Auftraggeber innerhalb der ersten 6 Monate verlässt.Der Auftraggeber holt die neuen Mitarbeiter vom Flughafen ab und organisiert Unterkünfte(WG oder kleine Wohnungen).Es folgen die Anmeldung bei der Gemeinde, die Eröffnung eines Girokontos, Anmeldung bei der KKV, der Kauf einer Handykarte und der bürokratische Aufwand beim Finanzamt (nur Verheiratete) und Familienkasse (nur Familienväter).Den neuen Mitarbeitern wird die Firma vorgestellt. Es gibt Arbeitssicherheitsunterweisungen, Montageanweisungen und die Mitarbeiter bekommen Arbeitskleidung und Werkzeug.Auf privater Basis werden den neuen Mitarbeitern die Umgebung, Vereine etc. gezeigt.Speziell bei der Firma Kratschmayer gibt es eigene regelmäßige Deutschkurse (ansonsten über Anbieter wie die VHS). In den ersten Wochen wird der weitere Schulungsbedarf ermittelt, der durch interne Schulungen gedeckt wird.