Haltern am See ist eine Kleinstadt im Süden des westfälischen Münsterlandes mit rund 40.000 Einwohnern. Umgeben von hügeligen Wäldern und mit zahlreichen Badeseen versehen, lässt es ich nicht nur komfortabel leben, sondern der Ort ist auch beliebtes Ausflugsziel für Tagestouristen und Urlauber. Und Haltern gilt in punkto Klimafreundlichkeit und Energieeffizienz als besonders vorbildlich in der Region. Auf dem Gebiet der Stadt Haltern am See wird bereits seit Stand 2018 durch Windenergie-, Photovoltaikanlagen und andere regenerative Energieträger mehr Strom erzeugt, als die Bürger, Gewerbetreibende und Gäste der Stadt verbrauchen.
Die M+B Backwaren GmbH aus Olfen nutzt diesen umweltfreundlich erzeugten Strom nicht nur zum Backen, sondern auch für die Klimaanlage in der neu eröffneten Berthold‘s Naturbäckerei mit integriertem Altstadt-Café. Seit Kurzem ist das Altstadtcafé mitten in der Halterner Fußgängerzone neu eingerichtet und präsentiert sich ausstattungsmäßig von seiner besten Seite. Doch bis es soweit war, hatten alle Beteiligten noch viel zu tun, denn die unterste Etage des Gebäudes wurde von Grund auf kernsaniert.
Glasfassade fordert Klimaanlage
„Hier war kein Stromkabel und nichts mehr drin“, erinnert sich Bertold Brinkert, Geschäftsführer der Bäckerei-Kette. Im Erdgeschoss des Gebäudes befanden sich vor dem kompletten Umbau schon ein Backwarenverkauf und eine Fleischerei. Doch die vormalige Ausstattung war nach rund vierzig Jahren trotz ordentlicher Instandhaltung bei Weitem nicht mehr auf dem neuesten Stand. Weder was die Tresen und Regale anging, noch die dahinterliegende Technik. „An diesem Punkt haben wir uns entschieden, das Ladenlokal vollständig neu zu gestalten“, so Brinkert weiter. Innerhalb von gut sieben Wochen wurden Wände herausgerissen, Fußböden neu verlegt und die technische Ausstattung komplett erneuert.
Das Unternehmen präsentiert sich in hellen, bunten und freundlichen Verkaufsräumen und bietet Kunden und Mitarbeitern ein rundum angenehmes Ambiente. Dazu gehört neben einem breiten Angebot an Back- und Konditoreiwaren auch eine ansprechende und offene Raumgestaltung, die durch eine Innenarchitektin entworfen wurde. Beispielsweise kann eine vollverglaste Verkaufsfront, sofern es die Außentemperaturen und die Witterung zulassen, komplett zur Seite geschoben werden, sodass ein zur Fußgängerzone vollkommen offener Bereich entsteht.
Doch durch die vollverglaste Fassade ist der Wärmeeintrag bei Sonnenschein besonders hoch. Auch die Abwärme eines Backgeräts und das hohe Kundenaufkommen sowie weitere Faktoren führen dazu, dass interne Wärmelasten geordnet abgeführt werden müssen. Um diese Anforderung zu realisieren, sind der Tresenbereich wie auch das Café mit neuer Klimatechnik ausgestattet. So kann sichergestellt werden, dass immer die optimale Raumtemperatur in allen Bereichen der Verkaufsräume herrscht und die Raumluft im Umluftverfahren kontinuierlich gefiltert und entfeuchtet wird.
15,5 kW Kälte- und 18 kW Heizleistung
Die Beratung, Planung und Ausführung erfolgte durch den Kälte-Klima-Fachbetrieb Yanmar Energy System Europe. „Zum Einsatz kommt ein VRF-Außengerät vom Typ PUMY-P140Y mit 15,5 kW Kälte- und 18 kW Heizleistung aus der City Multi-Serie von Mitsubishi Electric mit den entsprechenden Innengeräten“, erklärt Sebastian Dohrn, Kundendienstleiter bei Yanmar Energy System Europe. Das System wird auch zur Beheizung genutzt wird. Diese Option ist möglich, da das Außengerät aufgrund seiner Wärmepumpenfunktion grundsätzlich auch eine Heizungsunterstützung ermöglicht. Klimasysteme dieser Serie können kleine bis mittlere Räume kühlen oder heizen. Das hier installierte Außengerät ist auf einer kleinen Konsole oberhalb der Dachtraufe aufgestellt.
Stufenlose Leistungsanpassung
Invertergeregelte Systeme arbeiten durch ihre stufenlose (modulierende) Leistungsanpassung besonders energiesparend und wirtschaftlich. Sie stellen exakt nur die Kühl- bzw. Heizleistung zur Verfügung, die gerade im Innenraum benötigt wird. Das hier installierte Außengerät verfügt über einen Zubadan Inverter. Das heißt, es verfügt bis -15 °C Außentemperatur über 100 Prozent seiner Nenn-Heizleistung und ist sogar für einen erweiterten Einsatzbereich bis -25 °C Außentemperatur einsetzbar/ausgelegt. In Arbeitsbereichen zwischen 30 und 100 Prozent kann das VRF-System gefahren werden.
Der überwiegende Teillastbetrieb macht sich deutlich in geringeren Betriebskosten bemerkbar. Im Verkaufsbereich mit integriertem Café sorgen Deckenkassetten mit reinweißer Oberfläche aus der PLFY-Baureihe für eine angenehme Klimatisierung im Umluftbetrieb. Sie heizen bzw. kühlen das Café im Wechselbetrieb das ganze Jahr. Eine zusätzliche klassische Heizung ist nicht erforderlich. Die passende Leistungswahl der Innengeräte orientierte sich dabei am erforderlichen Wärme- bzw. Kältebedarf der zu klimatisierenden Bereiche. Insgesamt sind in dem Ladenlokal vier Innengeräte als 4-Wege-Deckenkassetten im Eurorastermaß installiert. Die quadratischen Deckenkassetten verfügen über vier Luftauslässe, wodurch eine zugluftfreie Klimatisierung mit einem an der Decke entlangführenden Luftstrom entsteht.
Mit drei Regelzonen temperieren
Die Innengeräte können individuell gesteuert werden. Darauf hat der Bauherr großen Wert gelegt. Zunächst war hier ein simultaner Betrieb aller vier Geräte geplant, sodass es nur eine Regelzone gegeben hätte und an allen vier Innengeräten stets die gleiche Temperatur eingestellt werden könnte – unabhängig vom tatsächlichen Temperaturbedarf. Nach dem neuen Konzept ist der Verkaufsraum allerdings in drei Regelbereiche unterteilt worden. „Mit VRF-Systemen können mehrere Innengeräte in unterschiedlichen Temperaturbereichen gefahren werden, obwohl es nur einen gemeinsamen Kältemittelkreislauf gibt und nur ein Außengerät im Einsatz ist“, so Dohrn weiter.
Die drei Regelzonen werden von zwei Geräten im vorderen Bereich und jeweils einem Innengerät für den mittleren und hinteren Bereich abgedeckt, sodass die Temperatur individuell gesteuert werden kann. Jede Regelzone wird von einer lokalen Fernbedienung vom Typ PAR-32MAA gesteuert. Für das Anzeigemenü stehen zwei Display-Modi zur Verfügung, in denen die wesentlichen Anwenderinformationen wie Temperatur und Lüftergeschwindigkeit sowie weitere Informationen dargestellt werden.
Eine bauliche Besonderheit war bei der Installation der Deckenkassetten zu beachten. Normalerweise werden Deckenkassetten deckenbündig eingebaut. Das heißt zu sehen ist eigentlich nur die Blende. Das Gerät selbst „verschwindet“ in der abgehängten Zwischendecke. Das war hier aufgrund der ohnehin schon niedrigen Raumhöhe nicht möglich. Auf Vorschlag der Innenarchitektin wurde hier eine Lösung favorisiert, bei der die Geräte abgekoffert unterhalb des Deckenspiegels angebracht sind.