Ich zog 1990 mit meiner Familie von Italien nach Deutschland, genauer nach Nürnberg. Dort besuchte ich die Hauptschule und hatte wie die meisten anderen Mitschüler auch noch keine rechte Vorstellung davon, was ich beruflich machen will. Als Kind gab es tatsächlich einmal die Idee, Papst zu werden. Mein Vater meinte aber, ich solle mir das noch in Ruhe überlegen und in den nächsten Jahren gut darüber nachdenken.
Tatsächlich wollten viele Jungs zu meiner Schulzeit Industriemechaniker werden. Warum genau, kann ich heute nicht mehr sagen. Es war ein Trend damals. So habe auch ich mich darauf beworben und bekam bald eine Lehrstelle bei Nokia in Nürnberg. Schnell wurde aber klar: Das ist nichts für mich. Alles sehr monoton in der Lehrwerkstatt mit feilen, feilen, feilen. Kein echter Spaßfaktor, die Zeit ging und ging nicht vorbei. Darum brach ich noch in der Probezeit ab, ging gleich darauf zum Arbeitsamt, weil ich das Jahr nicht verlieren wollte.
Dort gab es verschiedene Angebote – eins davon als Kälteanlagenbauer bei einem Fachbetrieb in Nürnberg. Darauf habe ich mich beworben. Der Beruf hörte sich interessant an, wobei mir niemand beim Arbeitsamt wirklich sagen konnte, was Kälteanlagenbauer den ganzen Tag so alles machen. Mein ehemaliger Chef lud zum Vorstellungsgespräch. In meinem Bewerbungsschreiben steckte aber, sagen wir mal, auch etwas Kreativität. Denn ich schrieb, dass mein Onkel Kälteanlagenbauer sei, es mich daher sehr interessiere. Soweit so gut. Dann fragte mich mein Chef: „Du bist ja schon vorinformiert. Also was macht ein Kälteanlagenbauer denn den ganzen Tag?“. Er hatte den Braten natürlich gleich gerochen. Aber nachdem das geklärt war, er mich durchschaut, aber auch kennengelernt hatte, bot er an: „Komm doch mal für einen Probetag vorbei, schau Dir alles an, dann sehen wir weiter.“ Und zwei Tage später war ich mit einem Gesellen draußen mit dabei. Zu den Kunden gehörten viele Supermärkte, wo häufig Störungsdienste anfielen. Danach war klar: Das will ich machen! Und scheinbar bemerkte der Geselle, wie motiviert ich bin. Denn kurz darauf unterschrieb ich meinen Ausbildungsvertrag. Es folgte die Lehrzeit, mit Praxis im Betrieb und wochenweise Blockunterricht in Lindau an der Berufsschule. Es war für einen jungen Menschen eine sehr schöne, abwechslungs- und vor allem erfahrungsreiche Zeit, dort am Bodensee, weit weg vom Hotel Mama.
Die Lehrzeit verlief sehr interessant, war aber auch anspruchsvoll. Das muss einem Aspiranten klar sein, der sich für unseren Beruf interessiert. Was heute Mechatroniker für Kältetechnik heißt, war auch zu meiner Zeit sehr herausfordernd. Und schon im 2. Lehrjahr, frisch mit meinem Führerschein in der Hand, schickte mich mein Chef raus zum Störungsdienst – alleine. „Das schaffst Du schon und wir fangen langsam an“, meinte er. Ins kalte Wasser geworfen lernte ich schnell zu schwimmen. Eine Erfahrung, die ich bis heute nicht missen möchte.
Nach der Lehre ging ich für ein Jahr nach Italien, arbeitete dort im Kälteanlagenbau. Ich sammelte sozusagen Auslandserfahrung und kam danach zurück zu einer Firma, die sich um Ladenbau und Einrichtungen für die Gastronomie und Eisdielen kümmerte. Auch dort braucht man ja überall Kältetechnik.
Die nächste Station führte 2007 schließlich weg vom Handwerk, hinüber zu einem Kälte-Klima-Fachgroßhändler, wo ich als Produktmanager für italienische Klimasysteme begann. Der Vorteil: Die handwerklichen Erfahrungen, kombiniert mit meinen Sprachen Deutsch und Italienisch. Es war am Anfang eine echte Umstellung. Weg vom Anlagenbau, hinüber an den Schreibtisch, machte aber ebenfalls viel Spaß. Denn ich betreute Kunden in Österreich und in ganz Deutschland, bin also viel herumgereist. In dieser Zeit machte ich außerdem meinen Meister, ebenfalls in Nürnberg. Das war eine extrem anstrengende Zeit, weil die Weiterbildung berufsbegleitend über 2 Jahre an den Wochenenden stattfand – hat aber funktioniert.
2013 erfuhr mein Leben dann eine weitere Veränderung, als ich Isabell Walter traf. Es war der Start bei ihrem damaligen Unternehmen Cool Italia GmbH in Fellbach als Produktmanager für Kaltwassersätze der Marke Thermocold – damals noch Teil des Produktportfolios. Durch eine Schärfung auf unsere Kernkompetenz „Gewerbekühlung“ trennten wir uns zwei Jahre später von diesen Produkten. Eine Entscheidung, die verbunden war mit einem nächsten beruflichen Schritt und der Verantwortung als Vertriebsleiter bei der inzwischen umfirmierten Rivacold CI GmbH. Die Zeit danach verging wie im Flug, verläuft bis heute sehr erfolgreich für unser Unternehmen, und seit Januar 2022 darf ich dessen Geschicke als weiterer Geschäftsführer zusammen mit Isabell Walter lenken. Wir vertreiben für die Marken Rivacold, Pego und Dixell (heißt inzwischen Lumity) sehr gute Produkte aus Italien und die Verbundenheit vieler KollegInnen und mir mit der italienischen Heimat ist eine perfekte Kombination. So schaffen wir für unsere Kunden und die Branche in Deutschland, Österreich und der Schweiz einen optimalen Support, Service und natürlich auch ein Stückchen Italien auf deutschsprachigem Boden – eigentlich fast wie im Urlaub.
Pancrazio Tondo.
Das Video zum Beitrag:
https://youtu.be/nQxVgCOQOiE