Das Neubaugebiet Abtswald am Stadtrand von Wörth am Rhein ist eines der größten in ganz Baden-Württemberg. Mehrere hundert Grundstücke, die meisten davon etwa 450 bis 750 m² groß, sind dort in
den vergangenen drei Jahren schon bebaut worden. Grund dafür sind der Speckgürtel von Karlsruhe auf der „französischen“ Rheinseite sowie das größte Mercedes-Lkw-Werk der Welt.
Die verdichtete Bebauung mit Einfamilienhäusern, freistehend oder in Reihe, gibt einen Sachstandsbericht, welche Wünsche und Ansprüche Bauherren aktuell stellen: Klare Linien dominieren die Architektur, die Gebäudehülle ist energetisch vorteilhaft durchweg kompakt und bodentiefe Fensterflächen sorgen bei offenen Grundrissen für viel Helligkeit im Haus.
Zugleich gibt das direkte Nebeneinander Dutzender Neubauten auf „Effizienzhaus“-Standard oder besser einen Überblick über den aktuellen Stand der Heiztechnik: Gasbrennwert hält augenscheinlich nach wie vor den Löwenanteil, aber direkt gefolgt von Luft / Wasser-Wärmepumpen, wie die unübersehbaren Außeneinheiten belegen.
Das ist Stand der Technik, zeigt aber zugleich die Grenzen auf, wenn Baugrundstücke knapp bemessen sind: Der Gang rund ums Haus wird durch die Außeneinheiten eingeschränkt, die Geräuschbelastung kann beträchtlich sein.
Haustechnik ganzheitlich betrachten
Für Architekt Dipl.-Ing. Wolfgang Klein (Pleisweiler-Oberhofen) aber waren das noch nicht einmal die entscheidenden Gründe, beim Neubau von Familie Schrenk stattdessen eine kompakte Luft/Luft-Wärmepumpe vom Typ Genius von Systemair installieren zu lassen: „Gerade in gut gedämmten Objekten muss man Haustechnik immer ganzheitlich sehen. Die Heizlast ist bei diesem Neubau mit nur 13 W/m²a
sehr gering, auf Passivhaus-Niveau. Wesentlich wichtiger sind dafür im Verhältnis gesehen der Lüftungs- sowie der Warmwasserbedarf. Im Standardfall werden bei solch einer Konstellation ein konventionelles Heizgerät mit geringer, trotzdem noch zu hoher Leistung sowie eine separate Lüftungsanlage eingebaut. Das verursacht doppelten Installationsaufwand sowie deutlich höhere Kosten, beispielsweise für die notwendige Wärmeverteilung.“
Beim Konzept der Passivhaus-zertifizierten Wärmepumpe Genius hingegen sind die ressourcenschonende Effizienz einer Luftwärmepumpe mit der Funktionalität einer kontrollierten Wohnraumlüftung, über die auch geheizt wird, direkt in einem bodenstehenden Gerät vereint. Die zentrale Regelung vereinfacht die Bedienung; das für Heizung, Lüftung und Kühlung gleichermaßen zu nutzende Kanalnetz im Boden bzw. in der Decke reduziert den Installationsaufwand.
Das bestätigt auch SHK-Obermonteur Ronald Pech vom ausführenden Fachhandwerksunternehmen Friedel und Ullmer (Landau): „Die Heiz- und Kühlleistung dieser Anlage reicht für solche Gebäude mehr als aus. Alles andere wäre überdimensioniert und würde dadurch höhere Betriebskosten verursachen, die nicht sein müssen. Hinzu kommen die Einsparungen bei der Montage selbst, denn die Kombianlage war binnen zwei Tagen aufgestellt und inklusive der einregulierten Ventile betriebsbereit.“
Ressourcenschonender Komfort
Die Bauherren von dem Energiekonzept zu überzeugen, war dabei für Architekt Klein vergleichsweise einfach. Denn für sie gehörten sowohl eine ökologische Bauweise als auch eine ressourcenschonende Wärmetechnik von Anfang an mit ins Lastenheft: Das Holzständerwerk bildet den Rahmen für das von ihnen bevorzugte natürliche Wohnen. Die Lösung für die Haustechnik, bei der rund 75 Prozent Umweltwärme zum Heizen, Kühlen und für die Warmwasserbereitung genutzt werden können, ist dann das „Tüpfelchen auf dem i“.
Deutlich problematischer war es hingegen, den Freunden und Kollegen die Vorteile der Genius-Haustechnikzentrale zu vermitteln, die beim Bau des Hauses mithalfen. Unter ihnen waren etliche, die als Hausbesitzer oder Handwerker im Ruhestand dieser kombinierten Lösung mit Luftheizung ausgesprochen kritisch gegenüberstanden. Nachdem die Bauherren knapp ein Jahr im Haus wohnten, waren jedoch alle überzeugt.
Vor allem die Kühlfunktion der Wärmepumpe hat dazu einen entscheidenden Beitrag geleistet: Denn während Nachbarn oder Freunde in ihren mit herkömmlichen Heizungsanlagen ausgestatteten Häusern schwitzten, hatten die Schrenks unabhängig von der Außentemperatur den ganzen Sommer über ein perfektes Innenraumklima.
Dass in diesem Zusammenhang von „Klima“ und nicht allein von „Temperierung“ gesprochen werden kann, hängt mit einer konstruktiven Besonderheit der Genius-Anlage zusammen: Sie bewirkt über den reversiblen Betrieb nicht nur eine Reduzierung der Raumtemperatur um bis zu 5 K, sondern durch den integrierten Rotationswärmeübertrager auch eine dabei immer angemessen feuchte Luft. Darüber hinaus steht dieser Wärmeübertrager außerdem noch für bis zu 85 Prozent Wärmerückgewinnung für hohe Effizienz im Heizbetrieb.
Umweltbewusstes Leben
Die rein elektrisch gefahrene Haustechnikzentrale zahlt sich für Familie Schrenk aber nicht nur in Sachen komfortables und ressourcenschonendes Wohnen aus, sondern hat auch eine wirtschaftliche Dimension. Und zwar in Kombination mit der PV-Anlage auf dem Hausdach. Darüber werden etwa 6 700 kW Strom pro Jahr erzeugt. Das deckt annähernd drei Viertel des jährlichen Gesamtstrombedarfs des Neubaus ab.
Entscheidend bei solchen Zielsetzungen und ihrer wirtschaftlichen Erreichbarkeit ist letztlich immer die Kombination aus dem generellen Energiebedarf eines Objektes und der Effizienz der Anlagentechnik, aus der dieser Bedarf idealerweise regenerativ abgedeckt wird. Mit der dichten Gebäudehülle nahe Passivhaus-Standard und Transmissionswärmeverlusten von lediglich 0,182 W/m²K wurden dafür die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen.
Die in erheblichen Teilen durch Solarstrom betriebene Genius-Zentrale setzt dann heiztechnisch konsequent darauf auf. In Verbindung mit energiebewusstem Nutzerverhalten, beispielsweise durch abgestimmte Heizzeiten und Warmwasserverbräuche, ist hier eine fast perfekte Kombination erreicht, wie Energie sparendes und damit umweltbewusstes Leben künftig generell aussehen könnte.
Vier Fragen an den SHK-Obermonteur
Frage: Wärmeerzeugung, kontrollierte Wohnraumlüftung, Warmwasserbereitung und sogar Kühlung in einem Gerät hört sich ausgesprochen komplex an. Ist es das auch in der Praxis?
Antwort: Jein! Die Anlage selbst ist werkseitig weitgehend vorkonfektioniert, fast steckerfertig. Das erleichtert das Aufstellen und die Anbindung an die Lüftungsleitungen. Genau wie der eine Wanddurchlass für Zu- und Abluft. Bei der Erstinbetriebnahme greifen wir aber auf den Service des Herstellers zurück, um die Anlage so effizient wie möglich einstellen zu können. Bis hin zur Feinjustierung der Auslassventile für die nahezu nicht zu spürende Frischluft- und Wärmeversorgung.
Frage: Ist das schwieriger als bei einer konventionellen Wohnraumlüftung?
Antwort: Es ist nicht schwieriger. Es ist nur anders, weil ja die Warmluft als Heizung berücksichtigt werden muss. Und dazu gehört für eine gleichmäßige Versorgung nicht nur die entsprechende Verteilung der Warmluftströme beispielsweise auf das Erd- und das Obergeschoss, sondern genauso eine Abstimmung auf die raumweisen Bedarfe oder die Berücksichtigung unterschiedlicher Rohrleitungslängen. Dafür ist Erfahrung nötig. Ansonsten ist der Abgleich aber nicht aufwendiger als bei einer wassergeführten Flächentemperierung.
Frage: Welchen Stellenwert hat denn bei solch einem Multifunktions-System die Regelung?
Antwort: Die Regelung hat einen sehr großen Stellenwert. Dabei gibt es in der Summe nicht mehr Einstellparameter als bei einer Haustechnik mit separaten Anlagen für Heizung, Lüftung und Klima. Hier sind diese Parameter aber auf einer Oberfläche zusammengefasst – und wirken in ihrer Menge auf den ersten Blick verwirrend. Systemair hat dafür jedoch eine logische Struktur entwickelt, die via Internet auf dem Tablet oder dem Smartphone läuft. Und damit ist die Parametrierung trotz aller Wechselwirkung genauso einfach wie bei jedem aktuellen Brennwert-Heizkessel oder einer KWL-Anlage.
Frage: Und wie sieht es mit der Wartung, dem Serviceaufwand im Betrieb aus?
Antwort: Der ist geringer als bei einer klassischen Heizungsanlage. Die Wärmepumpe arbeitet, wie jede andere, wartungsfrei. Hier entstehen also im Gegensatz zur turnusmäßigen Wartung eines Brennwertkessels keine Kosten. Gleiches gilt für die Lüftungsanlage. Da müssen nur alle sechs Monate die Filter – für die Zuluft Klasse F 7 zum Schutz vor Pollenbelastungen – überprüft und gegebenenfalls gewechselt werden. Das kann aber jeder Hausbesitzer selbst erledigen. Insofern ist die Kombianlage Genius nicht nur ökologisch vorteilhaft, sondern bezogen auf die Folgekosten auch im Betrieb.