In Europa wurden seit 2005 insgesamt 5,5 Mio., seit 1998 sogar mehr als 6 Mio. Wärmepumpen verkauft. Im Jahr 2012 sank der Absatz von Wärmepumpen in den 21 durch die EHPA erfassten Ländern erstmals seit drei Jahren und erreichte 755043 Einheiten, was einem Rückgang von 7,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht (siehe Tabelle 1).
Wärmepumpe schafft Beschäftigung und spart Emissionen
Die Produktion, Installation und Wartung der im Jahr 2012 abgesetzten Wärmepumpen hatte einen Beschäftigungseffekt von 40358 Mannjahren. Dabei dürfte die gesamte Anzahl der im Wärmepumpensektor Beschäftigten noch deutlich höher gelegen haben, da viele davon nicht ausschließlich im Wärmepumpenbereich arbeiten.
Im Jahr 2012 wurden Wärmepumpen mit einer Kapazität von 5,7 GW (Gigawatt) installiert, die etwa 9,5 TWh (Terawattstunden) Wärme bereitgestellt haben. Dazu wurden 6,22 TWh erneuerbare Umweltwärme eingesetzt. Die Nutzung der Wärmepumpen ersparte der Umwelt 1,71 Mt (Megatonnen) Treibhausgasemissionen und reduzierte den Energiebedarf in den betrachteten Ländern um 4,61 TWh Primärenergie und 8,19 TWh Endenergie. Dies bedeutet auch konkrete Einsparungen an Heizkosten und eine verminderte Importabhängigkeit von fossilen Energieträgern.
Potenzial keineswegs ausgeschöpft
Das Potenzial der Wärmepumpen-Technologie ist dadurch allerdings bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Die Wärmepumpe ist aus technologischer Perspektive perfekt für die effiziente Versorgung von Gebäuden und Prozessen mit Heizenergie und Kälte geeignet. Gleichzeitig ist das Spektrum ihrer Vorteile nahezu deckungsgleich mit den Energie- und Klimazielen der Europäischen Union und ihrer Mitgliedsstaaten. Die Wärmepumpentechnologie hat schon heute quasi als Nebeneffekt beeindruckende positive Auswirkungen auf die Erreichung dieser Ziele.
Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sollten daher alles daran setzen, das Wachstum der Wärmepumpenmärkte zu beschleunigen. Stagnieren die Absatzzahlen auf dem gegenwärtigen Niveau, so ist fraglich, ob die europäischen Ziele beim Anteil der genutzten erneuerbaren Energien und bei der Steigerung der Energieeffizienz erreichbar sind.
Sanierung und industrielle Prozesse müssen stärker in den Fokus
Damit stehen sowohl die Wärmepumpenindustrie als auch die Politik vor wesentlichen Herausforderungen. Das Absatzpotenzial von Wärmepumpen im Wohnungsbereich hängt bisher im Wesentlichen von der Zahl der Neubauten ab. Da hier weiterhin keine starken Zuwächse erwartet werden, gilt es, kompakte, einfach zu installierende Lösungen für den Renovierungsmarkt zu entwickeln, sowohl für Ein- als auch für Mehrfamilienhäuser. Diese sollten zur politisch bevorzugten Alternative für die Wohnraumbeheizung erklärt werden.
Auch die kommerzielle Gebäudeklimatisierung, die Klimatisierung von Industriebauten und die effiziente Integration von Umweltwärme und Abwärme in industrielle Prozesse bieten ein großes, jedoch bisher weitgehend ungenutztes Absatzpotenzial für Wärmepumpen. Dafür ist die entsprechende Technologie zwar verfügbar, aber den Entscheidungsträgern noch nicht ausreichend bekannt. Gerade in diesem Bereich könnte die öffentliche Hand beispielgebend voranschreiten und Wärmepumpen im Neubau und bei der Renovierung öffentlicher Gebäude einsetzen.
Politik muss die Wärmepumpe präferieren
Die politischen Rahmenbedingungen berücksichtigen die Wärmepumpe schon heute in den Richtlinien zu erneuerbaren Energien, zur Gebäudeeffizienz, zur Energieeffizienz, zum Ökodesign und zur Energieeffizienzkennzeichnung. Insbesondere der durch die Ökodesign-Verordnung für Heizgeräte eingeführte direkte Effizienzvergleich verschiedener Technologien zeigt, dass Wärmepumpen zu den besten verfügbaren Technologien zählen. Somit wäre eine politische Präferenzsetzung für die Wärmepumpentechnologie kongruent mit dem Ziel einer möglichst energieeffizienten Ausgestaltung der Beheizung und Kühlung von Gebäuden.
Steigende Strompreise bedrohen die Wärmepumpe, die F-Gase-Verordnung wohl nicht mehr
Als letzter Rechtsakt zur Vervollständigung der Rahmenbedingungen für die Energie- und Klimaziele der EU steht die Revision der Verordnung zur Nutzung von fluorierten Kältemitteln kurz vor der Verabschiedung. Das Ergebnis der vierten Sitzung der gemeinsamen Arbeitsgruppe von Kommission, Parlament und Rat ist ein guter Kompromiss, der für die Wärmepumpenindustrie nicht nur tragbar ist, sondern auch Planungssicherheit bis 2030 herstellt.
Wärmepumpen werden demnach auf absehbare Zeit herkömmliche Kältemittel nutzen können. Der vorliegende Kompromiss begrenzt die im Jahr 2030 noch verfügbaren fluorierten Kältemittel auf 21 Prozent der durchschnittlichen in den Jahren 2009 bis 2012 in Verkehr gebrachten Menge. Somit können heutige Wärmepumpen ihren Emissionsvorteil gegenüber herkömmlichen Technologien ausspielen, während die Industrie die Umstellung auf alternative Kältemittel vorbereitet. Die Entscheidungsträger haben mit Bezug auf die Wärmepumpe richtig entschieden, da die neue F-Gase- Verordnung die Wärmepumpe als beste verfügbare Technologie in ihrer Entwicklung nicht einschränken wird.
Wesentlich ist nun eine schnelle Umsetzung der Europäischen Rechtsakte auf der jeweiligen nationalen Ebene. Die Rahmenbedingungen sollten so angepasst werden, dass die Nutzung von Wärmepumpen honoriert wird. Dringend notwendig wäre die Energiewende auch im Wärmemarkt. Für Deutschland bedeutet dies insbesondere: Die Belastung der Wärmepumpe durch die strompreissteigernde Wirkung der Einspeisevergütung muss beendet werden. Da es ja nicht darum geht, den Stromverbrauch zu reduzieren, sondern darum, den CO2-Ausstoß stark abzusenken, sollte die Finanzierung der Markteinführung erneuerbarer Energien umgestellt werden. Die gegenwärtige Refinanzierung über den Strompreis könnte durch eine Abgabe auf die Nutzung nicht erneuerbarer Energieträger abgelöst werden.
Fazit
Die Zukunft der Wärmepumpe kann rosig sein, wenn der Wille dazu bei den relevanten Akteuren vorhanden ist. Ein business as usual-Ansatz ist dazu jedoch nicht ausreichend. -
Thomas Nowak
Generalsekretär der European Heat Pump Association (EHPA), Brüssel