Das Schloss Gottorf beherbergt zwei Landesmuseen: das Landesmuseum Kunst und Kulturgeschichte und das Archäologische Landesmuseum. Die Sammlungen der Kunst und Kulturgeschichte reichen vom hohen Mittelalter bis zur Kunst der Gegenwart. Die Archäologie ist Archiv für 120000 Jahre Landesgeschichte und Schaufenster der aktuellen Forschung. Zur Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf gehören fünf weitere Museen und ein Forschungsinstitut: das Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie.
Im Rahmen eines größeren Gebäudeumbaus mussten unter anderem in einem denkmalgeschützten Gebäudekomplex zwei Lageräume klimatisiert werden, in welchen sehr kostbare metallische und organische Kunstschätze lagern. Dabei legten die Schleswig-Holsteinischen Landesmuseen als Betreiber großen Wert auf eine energieeffiziente Klimatisierung und niedrige Betriebskosten. Deshalb wurden die Magazinräume in den ehemaligen Stallungen des Schlosses wärmegedämmt ausgebaut und eine Lüftungsanlage installiert, die ausschließlich mit freier Kühlung durch Außenluft arbeitet. Um einen hohen Temperatureintrag zu vermeiden, wird die Anlage insbesondere tagsüber nur mit einem sehr geringen Außenluftvolumen von 10 bis 15 Prozent gefahren. Nachts kann bis zu 100 Prozent Außenluft zur Raumkühlung eingeleitet werden.
Allein reicht die so erzielte Kühlung für den dauerhaften Schutz der wertvollen Artefakte jedoch nicht aus. Um eine optimale Luftkonditionierung sicherzustellen, entschieden sich Planer und Betreiber für die Installation eines energieeffizienten Ultraschallbefeuchters sowie der dazu passenden Umkehrosmoseanlage zur Wasserversorgung mit reinem Betriebswasser. Ein hygienischer Betrieb gemäß VDI 6022 ist beim Einsatz der Anlage durch automatische Spülzyklen und der Wasserablassfunktion bei längeren Stillstandszeiten in vollem Umfang gegeben.
Der verwendete Ultraschallbefeuchter hat eine Feuchteleistung von 4,8 l/h bei ei-ner Gesamtleistungsaufnahme von 240 VAC. Das entspricht 50 W/l Feuchteleistung. Be-trieben wird der Befeuchter mit einer Kleinspannung von 48 VAC. Im Vergleich zu isothermen Dampfbefeuchtern (Elektroden-/Widerstands-Dampfbefeuchter) benötigt das Ultraschallgerät bis zu 93 Prozent wenigerelektrische Leistung. So lassen sich z. B. bei einer Laufzeit von jährlich ca. 5 145 Stunden (24-Stunden-Betrieb Raum Hamburg gemäß VDI 4710) aufgrund der hohen Energieeffizienz bis zu 950 Euro einsparen.
Technisch raffiniert
Auch die eingesetzte Technologie unterscheidet sich grundlegend von herkömmlichen Dampfbefeuchtern. Als Ergebnis eines schnellen Druckwechsels entstehen Ultraschallwellen. Um diese für den Befeuchtungsvorgang nutzen zu können, wird die elektronisch hergestellte Ultraschallfrequenz mittels eines sogenannten piezoelektrischen Wandlers in mechanische Energie umgesetzt. Dabei schwingt die Oberfläche des Schwingungswandlers in derart großer Geschwindigkeit, dass das Wasser diesen Bewegungen aufgrund der Massenträgheit nicht mehr folgen kann und somit ein momentanes Vakuum und eine Kompression entstehen. Die sich hierbei bildenden Blasen treffen mit enormer Kraft aufeinander (Kavitation). Zugleich werden durch die Fokussierung der Schallleistung dicht unter der Wasseroberfläche Kreuzwellen erzeugt, in deren Kreuzungspunkt sich kleinste Wassertropfen lösen und einen Nebel bilden. Diese feinen Wasserpartikel betragen im Durchschnitt nur 0,001 mm und werden, wie bei isothermen Dampfbefeuchtern, sofort vom Luftstrom aufgenommen.
Um bei der kühlen Befeuchtung einen schädlichen Kalkfilm im System und in den befeuchteten Räumen zu verhindern, muss ein adiabates Befeuchtungssystem mit entmineralisiertem Wasser versorgt werden. Dies wird in der Praxis einfach durch das Vorschalten einer Umkehrosmoseanlage realisiert. So auch im Schloss Gottorf. Das dort eingesetzte UltraWater-System entfernt nicht nur den Kalk, sondern auch Sediment, Partikel und andere unerwünschte Stoffe nahezu restlos aus dem Leitungswasser. Zudem sorgen eine integrierte Druckpumpe und vier verschiedene Filterstufen für einen kostengünstigen Betrieb und eine hohe Standzeit.
Das komplette Befeuchtersystem wurde vor Ort in die bereits vorbereitete Lüftungsanlage mit einem Luftvolumen von 3600 m³/h (H 689 mm x B 918 mm x L 1530 mm) montiert. Damit beide Systeme problemlos als Einheit funktionieren, war die Dimensionierung des Befeuchterleerteils für eine optimale Luftanströmung und Luftgeschwindigkeit bereits in Vorgesprächen abgestimmt worden. Jetzt versorgt die hocheffiziente Sonderlösung mit dreistufigem Lüfter und motorisch betriebenen Klappen beide Räume in verschiedenen Lüfterstufen mit der benötigten Luftqualität nach Maß. Diese wird über eine Gebäudeleittechnik hinsichtlich Feuchte und Temperatur kontinuierlich überwacht. Dabei liegen die Sollwerte für die Raumtemperatur je nach gelagertem Material zwischen 12 °C bis 25 °C, für die Raumfeuchte bei 55 Prozent r. F. So sind die gelagerten Kunstschätze dauerhaft vor dem Verfall geschützt. -