Auffallend viele Unternehmer haben keine klare Vorstellung von den Energieströmen in ihrem Betrieb. Die Schätzungen bei einzelnen Kuhlmöbeln weichen bis um den Faktor 25 von den tatsächlichen Stromkosten ab. Der wirtschaftliche Betrieb wird durch die Fehleinschätzung erschwert oder gar unmöglich.“ Dieses Statement von Dr. Jürgen Steinmaßl war und ist Motivation und Zielsetzung zugleich, dem LEH einen Überblick über die Chancen und Einsparungen mit optimalen Kühlsystemen zu geben. Die Basisstudie Steckerfertige Kühlmöbel im LEH: Bestand – Strombedarf – Einsparpotenziale“ zeigt auf, dass ein Wechsel des Blickwinkels beim LEH in Sachen Energie-Controlling dringend geboten scheint.“
In den letzten Jahren wurden von der Managementberatung bei zahlreichen Messungen Lastverläufe und Strombedarfe steckerfertiger Kuhlmöbel erfasst und ausgewertet. Die Reaktionen bei der Präsentation der Messergebnisse reichten häufig von ungläubigem Staunen bis hin zu Besturzung und Verärgerung. Nahezu alle befragten Lebensmitteleinzelhändler konnten die Stromkosten ihrer steckerfertigen Kuhlmöbel nicht richtig einschätzen und waren uber die teilweise exorbitant hohen Strombedarfswerte uberrascht.
Steckerfertige Kuhlmöbel sind aufgrund ihrer zahlreichen Vorteile ein fester Bestandteil im LEH. Auf Kleinflächen und in Supermärkten sind durchschnittlich sieben dieser Geräte im Einsatz. Bei Verbrauchermärkten steigt die Zahl der steckerfertigen Kuhlmöbel – je nach Marktgröße – auf acht bis achtzehn Stuck an. Discounter sind durchschnittlich mit zweiundzwanzig, uberwiegend TK-Truhen, bestuckt.
Die Ergebnisse zeigen klar und unumstößlich, dass die pauschalen Aussagen Steckerfertige Kuhlmöbel weisen einen höheren Strombedarf auf als Verbundlösungen“, Bedingt durch die starke Wärmeentwicklung sind steckerfertige Kuhlmöbel fur eine Klimatisierung im Markt verantwortlich“ oder Bei steckerfertigen TK-Truhen ist keine automatische Abtauung vorhanden“ nicht haltbar und schlichtweg falsch sind, auch wenn sie in Teilen der Fachliteratur regelmäßig wiederholt werden“, konstatiert Dr. Steinmaßl und führt weiter aus: Richtig ist vielmehr, dass energieoptimierte, hocheffiziente, steckerfertige Kuhlmöbel einen geringeren oder zumindest vergleichbaren Strombedarf aufweisen wie Verbundanlagen der neuesten Generation. Wir haben festgestellt, dass energieeffiziente TK-Truhen selbst bei höchster Kuhlmöbel-Dichte nur zu maximal 12 Prozent zum Wärmeeintrag eines Marktes beitragen und dass beim Einsatz energieoptimierter, steckerfertiger Kuhlmöbel die Installation einer Klimaanlage im Markt nicht notwendig ist.“
Die Studie weist deutlich aus, dass steckerfertige Kuhlmöbel mit automatischer Abtauung inzwischen Stand der Technik sind und keine Ausnahme mehr. Der Strombedarf steckerfertiger Kuhlmöbel hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, auf die die Produzenten der Kuhlmöbel zum Teil keinen Einfluss haben. So zum Beispiel Umweltbedingungen am Standort, Pflege, Nutzungsgrad, Alter des Kuhlmöbels oder Temperatureinstellungen, um nur einige zu nennen. Schnell kann sich dadurch in Summe der Strombedarf verdoppeln.
Ein uberraschendes Ergebnis der Messungen bildeten denn auch die hohen Strombedarfs-Bandbreiten innerhalb einzelner Kuhlmöbelgruppen. So können die Kosten pro Kubikmeter gekuhltem Raumvolumen und Jahr folgende Werte einnehmen:
Plus-Kuhlung (NK = Normalkuhlung)
Regale, offen: 2 785 Euro/m3 bis 3 567 Euro/m3
Regale, geschlossen: 613 Euro/m3 bis 1 385 Euro/m3
Truhen, offen: 1 284 Euro/m3 bis 6 303 Euro/m3
Truhen, geschlossen: 212 Euro/m3 bis 357 Euro/m3
Minus-Kuhlung (TK = Tiefkuhlung, Minuskuhlung)
Truhen, offen mit elektrischer Abtauung: Messbeispiel: 2 690 Euro/m3
Truhen, geschlossen ohne elektrische Abtauung: 292 Euro/m3 bis 2 178 Euro/m3
Truhen, geschlossen mit elektrischer Abtauung: 336 Euro/m3 bis 3 554 Euro/m3
Werden die Kosten steckerfertiger Kuhlmöbel uber die gesamte Einsatzzeit im Markt betrachtet, wird deutlich, dass sich ein Blick auf die Energieeffizienz absolut lohnt. Denn vergleichsweise kleine Beträge können sich zu stolzen Summen aufturmen. So kann ein Getränkekuhler mit knapp 900 Liter Nennvolumen uber zehn Jahre rund 3 100 Euro kosten, ein anderer mit einem um 360 Liter geringeren Fassungsvermögen 11 500 Euro. Die Entscheidung uber einen zusätzlichen Getränkekuhler wird häufig in Sekundenschnelle getroffen, kann den Marktinhaber aber in Summe um 8 400 Euro mehr belasten als nötig. Fazit: Das ist fehlende Kapitalkraft, die sich hier kumuliert und letztendlich uber die Wettbewerbsfähigkeit eines Marktes entscheidet oder zumindest mitentscheidet.
Ähnlich verhält es sich bei den Tiefkuhltruhen. Eine Truhe mit rund 645 Liter Nennvolumen kann uber zehn Jahre 5 700 Euro kosten, eine andere mit 395 Liter (knapp 40 Prozent weniger Nennvolumen) kann uber zehn Jahre 21 000 Euro kosten. Das entspricht Mehrkosten in Höhe von rund 15 000 Euro. Sicher ein gewichtiger Grund, die Pros und Kontras verschiedener Kuhlmöbel grundlich gegeneinander abzuwägen.
Steinmaßl geht es mit seiner Studie in erster Linie darum, das anscheinend vorhandene Informationsdefizit im LEH zu beseitigen. Die Leser sollen in die Lage versetzt werden,
den Strombedarf einzelner Kuhlmöbel zukunftig besser abschätzen zu können,
eine Orientierung zu erhalten, wie hoch das Strombedarfsspektrum steckerfertiger Kuhlmöbel sein kann,
gezielt den Energiebedarf von Kuhlmöbeln zu reduzieren,
in Kalkulationen realistische Kosten anzusetzen,
beim Kauf neuer Kuhlmöbel Strombedarfswerte als Kaufkriterium stärker zu gewichten, und
den Energiebedarf steckerfertiger Kuhlmöbel mehr in den Fokus zu rucken und so den Strombedarf insgesamt nennenswert zu reduzieren.
Die Studie kann kostenlos auf der Webseite des Unternehmens unter der Rubrik Publikationen“ auf den eigenen Rechner geladen werden.
Dr. Jürgen Steinmaßl
führt mit seinem Team mehrere hundert Energieberatungen pro Jahr durch und zählt mit den Standorten in Garching an der Alz und Taching am See zu den größten Energieberatern Deutschlands.