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Wärmepumpengipfel in Berlin zeigt Handlungsbedarf auf

Warum die Heizungswende stockt

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen hatten bereits zum dritten Mal zum Wärmepumpengipfel geladen. Firmen und Verbände der Wärmepumpenbranche, des Handwerks, der Energiewirtschaft, der Immobilienwirtschaft, der Gewerkschaften und aus dem Bereich Verbraucherschutz waren nach Berlin gereist, um gemeinsam zu diskutieren, wie der Wärmepumpenhochlauf in Deutschland forciert werden kann.

Im Fokus der Diskussionen standen diesmal vor allem die Fachkräftequalifikation und die notwendige Beratung. Denn gerade das Thema Qualifikation und Weiterbildung sind wichtige Handlungsfelder für die Arbeit am Ziel, 500 000 neu installierte Wärmepumpen pro Jahr ab 2024 zu installieren. Ein Ziel, von dessen Erreichung man jedoch noch weit entfernt ist, wie der deutliche Rückgang der Förderanträge für Wärmepumpen in diesem Jahr zeigt. Die Verkaufszahlen im ersten Halbjahr 2023 waren zwar noch recht hoch, sind aber vor allem auf Wärmepumpenbestellungen aus dem Jahr 2022 zurückzuführen.

Gründe für rückläufige Wärme­pumpenzahlen

Einer der Hauptgründe für das schwindende Interesse an Wärmepumpen sind zum einen höhere Zinsen und gestiegene Baukosten, die dazu führen, dass viele Bauherren ihre Projekte auf Eis legen. Dies betrifft den Austausch von Gas- und Ölheizungen durch Wärmepumpen genauso wie den Neubau von Wohnungen, in denen heutzutage vorrangig Wärmepumpen als Heizlösung zum Einsatz kommen. Ein Beispiel hierfür die jüngste Ankündigung des größten deutschen Immobilienkonzerns Vonovia, auf den Bau von 60 000 Wohnungen vorerst zu verzichten.

Zu großer Verunsicherung bei Hausbesitzern hat auch das politische und mediale Hickhack um das am 8. September im Bundestag und am 29. September im Bundesrat verabschiedete Gebäudeenergiegesetz (GEG) geführt. Dies wurde auf dem Wärmepumpengipfel in Berlin auch von Robert Habeck eingestanden. Er hoffte jedoch, dass es mit gemeinsamen Anstrengungen aller Branchenbeteiligten, einer positiven Öffentlichkeitsarbeit und der nun mit dem GEG geschaffenen Planungssicherheit gelingen könne, die Dynamik des Jahres 2022 wieder zu erreichen.

Niedrigere Stromsteuer gefordert

Ein weiterer Grund für die Kaufzurückhaltung bei Wärmepumpen, der auch auf dem Wärmepumpengipfel von mehreren Verbandsvertretern thematisiert wurde, ist die nach wie vor bestehende zu große Diskrepanz zwischen Strom- und Gaspreis. Strom ist im Vergleich zu Gas einfach noch zu teuer. Durch die CO2-Bepreisung ist hier zwar künftig mit einer Angleichung zu rechnen, derzeit aber sorgen die hohen Strompreise noch für eine abwartende Haltung bei vielen Verbrauchern.

Neben hohen und verlässlichen Fördersätzen wäre aus Sicht des VDKF und vieler anderer Branchenverbände daher eine deutliche Absenkung der Stromsteuer ein wichtiger Impuls. Zudem ist eine zeitnahe Überarbeitung der Förderrichtlinien in der noch im Parlament abzustimmenden „Bundesförderung effiziente Gebäude“ (BEG) dringend erforderlich, um Planungssicherheit zu schaffen. Gleiches gilt für die Erarbeitung der kommunalen Wärmeplanungen als wichtiger Baustein im GEG. Ansonsten droht hier eine abwartende Haltung der Wärmepumpen-Interessenten, bis Klarheit darüber besteht, ob ein Anschluss an ein kommunales Wärmenetz möglich ist oder nicht.

Geforderte Sofortmaßnahme schnell umgesetzt

Auf dem Wärmepumpengipfel wurde aber nicht nur diskutiert, was die Nachfrage hemmt, sondern auch was die Nachfrage ankurbeln könnte. Ungewöhnlich schnell wurde ein am 19. September erstmalig gemachter Vorschlag schon eine Woche später beim Baugipfel der Bundesregierung umgesetzt bzw. angekündigt.

Die Richtlinie der BEG-Sanierungsförderung sieht einen sogenannten Klima-Geschwindigkeitsbonus („Speed-Bonus“) für den Austausch alter Heizungen vor, den diejenigen erhalten, die sich bereits in den nächsten Jahren für den Austausch entscheiden. Die Bundesregierung will nun den Speed-Bonus in 2024 und 2025 von 20 auf 25 Prozent anheben und zieht die geplante Degression vor. Um bereits jetzt einen Sanierungsimpuls zu setzen, soll der Speed-Bonus 2026 und 2027 um jeweils 5 Prozent gesenkt werden, danach um 3 auf 12 Prozent.

Förderung des Wärmepumpen-Know-hows

Der VDKF hatte auf dem Wärmepumpengipfel die Gelegenheit, Minister Habeck und die weiteren anwesenden politischen Entscheidungsträger über die Bedeutung des Kälte-Klima-Fachhandwerks und die von diesem umgesetzten bzw. geplanten Maßnahmen zu informieren, die dazu beitragen können, den Wärmepumpenhochlauf zu unterstützen.

Kälte-Klima-Fachbetriebe sind aufgrund ihrer Ausbildung und Berufserfahrung die fachlich kompetenten Ansprechpartner für die Planung und Installation von Wärmepumpen. Schließlich beruht jede Wärmepumpe auf einem Kältemittelkreislauf. Sie besitzen zudem die nötige Expertise, um auch Projekte mit komplexeren Einbausituationen, wo ein Eingriff in den Kältekreislauf erforderlich ist, umzusetzen. Um das Wärmepumpen-Know-how in der Kälte-Klima-Branche noch weiter zu optimieren, wurden viele Maßnahmen angestoßen.

So wurde u. a. in der Ausbildung von Mechatronikern für Kältetechnik in der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU) ein neues Modul zum Thema Wärmepumpen entwickelt, das kurz vor der Einführung steht. Unabhängig davon, ob ein Lehrling in seinem Ausbildungsbetrieb Erfahrungen mit Wärmepumpeninstallationen sammeln kann, ist durch die Wärmepumpen-ÜLU sichergestellt, dass die Azubis während ihrer Ausbildung das erforderliche Rüstzeug erhalten. Im Entwurf des Bundeshaushaltsgesetzes 2024 war zum Zeitpunkt des Wärmepumpengipfels noch geplant, dass die Mittel für die ÜLU-Förderung des Bundes von 70 Mio. (Jahr 2023) auf 59,19 Mio. Euro im kommenden Jahr gekürzt werden sollen. Dies wäre eine Schwächung des dualen Ausbildungssystems und ein falsches Signal gewesen, was den Stellenwert des Handwerks betrifft. Die geplante Kürzung der Bundesmittel für die Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung im Haushaltsplan 2024 sollte zurückgenommen werden, war eine Forderung des VDKF, die in Berlin vorgetragen werden konnte. Mittlerweile wurde bekannt, dass diese Kürzung zurückgenommen wurde.

Derzeit wird auch die Ausbildungsverordnung zum Mechatroniker für Kältetechnik überarbeitet. Sowohl der Einsatz und Betrieb von Wärmepumpen als auch der Umgang mit brennbaren Kältemitteln werden darin noch stärker als bisher verankert.

Ein wichtiger Meilenstein ist die Etablierung des Abschlusses „Geprüfter Berufsspezialist für Wärmepumpentechnik“, der von den Kälte-Fachschulen erarbeitet wurde und der sich gerade in der Abstimmung zwischen BIV und dem ZDH befindet. Ein erfolgreicher Abschluss der 400 Unterrichtseinheiten umfassenden Fortbildung wird künftig die Grundlage für Fachkräfte verschiedener Gewerke bilden, um Wärmepumpen professionell planen, installieren und warten zu können.

Kritik an Fokussierung auf natürliche Kältemittel

Durch die vom Bundeswirtschafts- und -umweltministerium forcierte Fokussierung auf Wärmepumpen mit natürlichen Kältemitteln wird aus Sicht des VDKF mögliches Marktpotential verschenkt. Denn der Wärmepumpenmarkt besteht schließlich nicht nur aus einfach zu installierenden Kompaktanlagen für Einfamilienhäuser mit Propan als Kältemittel.

In vielen Anwendungsfällen sind Wärmepumpen mit brennbaren Kältemitteln aufgrund der Aufstellbedingungen oder der Leistungsanforderungen und den damit verbundenen größeren Füllmengen nicht oder nur durch höheren technischen und damit auch finanziellen Aufwand einsetzbar. Und oftmals sind Luft-Luft-Wärmepumpen die einzig sinnvolle und finanzierbare technische Lösung – zum Beispiel um die über 4 Mio. Gasetagenheizungen in Deutschland zu ersetzen.

Die europäische F-Gase-Verordnung, das geplante PFAS-Verbot und der § 71 p im GEG, mit dem sich die Bundesregierung die Möglichkeit offenhält, natürliche Kältemittel in Wärmepumpen vorzuschreiben, schränken die Möglichkeiten des Wärmepumpenausbaus ein. Das BMWK könnte dazu beitragen, dass der Wärmepumpen-Rollout gelingt, indem es seinen politischen Einfluss nutzt, dass in solchen Fällen weiterhin fluorierte Sicherheitskältemittel eingesetzt werden dürfen, war daher eine Forderung des VDKF beim Wärmpumpengipfel in Berlin. ■

Christoph Brauneis,
Öffentlichkeitsarbeit und politische Lobbyarbeit des VDKF und der Landesinnung Kälte-Klima-Technik Hessen-Thüringen/Baden-
Württemberg sowie der Bundesfachschule Kälte-Klima-Technik.

VDKF / Brauneis

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