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Interview mit Heribert Baumeister zum Bundesleistungswettbewerb

Der Wettstreit der Kälten

KK: Seit wann gibt es den BLW und warum wurde er ins Leben gerufen?

Heribert Baumeister: Der Zentralverband des Deutschen Handwerks ( ZDH) führt diesen Wettbewerb für alle Handwerksberufe durch. Organisiert und durchgeführt werden diese von den jeweiligen Zentralfachverbänden des Handwerks. Jedes Jahr werden im Dezember alle Bundessieger dann bei einer zentralen Siegerehrung, meist in Anwesenheit des Bundespräsidenten, der Bundeskanzlerin oder anderer hochrangiger Persönlichkeiten, geehrt. Das ist immer eine tolle Veranstaltung, ich hatte schon mehrfach die Gelegenheit, dieser beizuwohnen und konnte mich von den Leistungen der Junggesellen überzeugen. Der  BIV  führt im Auftrag des ZDH den Leistungswettbewerb in unserem Gewerk dem Kälteanlagenbauerhandwerk durch.

 

KK: Welche Voraussetzungen muss ein Kandidat für die Teilnahme erfüllen?

Heribert Baumeister: Zur Teilnahme berechtigt sind Junghandwerker/innen, die ihre Gesellen-/Abschlussprüfung in der Zeit vom Winter des Vorjahres bis zum Sommer des Wettbewerbsjahres abgelegt haben und zum Zeitpunkt der Gesellen- bzw. Abschlussprüfung nicht älter als 27 Jahre sind, also das 28. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, sowie im Gesamtergebnis der Gesellenprüfung die Note gut (81 Punkte) erreicht haben, sofern nicht praktische und theoretische Prüfungsbereiche getrennt ausgewiesen werden. In diesem Fall muss das Ergebnis mindestens gut (81 Punkte) im praktischen und befriedigend (67 Punkte) im theoretischen Prüfungsbereich sein.

KK: Wer trifft die Entscheidung über eine Teilnahme am BLW bzw. auf welcher Grundlage wird darüber entschieden?

Heribert Baumeister: Die Teilnehmer werden von den zuständigen Handwerkskammern gemeldet.

 

KK: Kann jedes Bundesland jedes Jahr einen Teilnehmer nominieren?

Heribert Baumeister: Wenn es einen Azubi gibt, der die Anforderungen erfüllt und entsprechende Leistungen erbringen kann, kann jedes Jahr ein Teilnehmer aus jedem Bundesland nominiert werden.

 

KK: Werden die Teilnehmer von den Betrieben freigestellt? Entstehen den Teilnehmern durch die Teilnahme irgendwelche Kosten?

Heribert Baumeister: Sowohl die Kosten des Wettbewerbes (Material etc.) als auch für Unterbringung und Verpflegung werden vom BIV auf die einzelnen Innungen umgelegt. Die Teilnehmer werden in der Regel von ihren Betrieben freigestellt, oft wird ihnen sogar ein voll ausgestattetes Montagefahrzeug vom Betrieb zur Verfügung gestellt. Einige große Unternehmen aus der Branche, z. B. Danfoss oder Beijer Ref, unterstützen den BLW mit Sachspenden und Ehrenpreisen. Dafür sagen wir herzlichen Dank!

 

KK: Wie läuft ein typischer BLW ab?

Heribert Baumeister: Üblicherweise ist am Montag die Anreise, am Dienstag und Mittwoch findet der eigentliche Wettbewerb statt, der 16 Stunden dauert. Die Teilnehmer erfahren erst am Dienstag, welche Aufgabe gestellt wird. Dabei gibt es doch manchmal die eine oder andere Überraschung. Dann wird unter Aufsicht die Anlage installiert, sowohl kältetechnisch als auch elektrisch. Zum Schluss erfolgt die Inbetriebnahme und Einregulierung. Hier wird natürlich großer Wert auf die handwerkliche Arbeit und die Einstellung der Regel- und Sicherheitsorgane gelegt. Am Donnerstag wird schließlich die Bewertung durch die Prüfer vorgenommen und abends ist die Siegerehrung im festlichen Rahmen.

 

KK: Gibt es Erfahrungen darüber, was aus den ehemaligen Teilnehmern geworden ist? Haben die Gewinner berufliche Vorteile?

Heribert Baumeister: Wer den Ehrgeiz hat, sich dem Wettbewerb zu stellen, wird auch sonst viel in sein berufliches Vorwärtskommen investieren. Viele besuchen anschließend die Meister- oder Technikerschule und arbeiten auf jeden Fall weiter in der Branche.Aber auch untereinander besteht in vielen Fällen ein Kontakt weit über den Wettbewerb hinaus. Und wer mit einem Teilnahme-Zertifikat oder einer Siegerurkunde nach Hause fährt und seinem Chef vorlegt, hat sicher ein gutes Argument beim nächsten Gespräch über seinem Arbeitsvertrag.

 

KK: Vielen Dank für das Gespräch!

Meinungen von Teilnehmern

Im Rahmen des Interviews wurden auch ehemalige Teilnehmer kontaktiert und befragt: Der erste BLW war 1982, Axel Melzer war der erste Sieger und gehört damit zu den Pionieren des Wettbewerbs. Anna Wackernagel von Stulz hatte 2014 die Möglichkeit zur Teilnahme, und Bastian Köpper, Dresdner Kühlanlagenbau, hat 2015 den 3. Platz erreicht.

KK: Wie schätzen Sie die Wertigkeit des BLW allgemein und auch für sich persönlich ein?

Axel Melzer: Der BLW ist für mich auch heute noch eine sehr schöne Erinnerung. Es ist eine schöne Episode zum Erzählen an langen kalten Winterabenden oder am Lagerfeuer. Man erntet schon mal ein anerkennendes Kopfnicken und ungläubige Blicke, wenn man erzählt, dass man der Deutsche Meister der Kälteanlagenbauer war. In der Branche gehört man zu einem elitären Kreis, denn es gibt ja nur 33 bundesweit.

Anna Wackernagel: Ich denke, es ist eine tolle Präsentation der berufsspezifischen Handwerkskunst und ein sehr naher Einblick in das Berufsbild. Für das bundesweite Ansehen und die Aufmerksamkeit ist es eine sehr wertvolle Veranstaltung. Für mich persönlich war es eine fabelhafte Erfahrung und ich habe es als sehr großzügige Wertschätzung der Innung wahrgenommen, wenngleich es nicht in dem Sinne wertvoll war, als dass es persönliche Vorteile oder neue Möglichkeiten mit sich gebracht hätte.

Bastian Köpper: Der Bundesleistungswettbewerb hat in der Branche einen hohen Stellenwert. Er repräsentiert die Leistungsspitze der Absolventen eines Jahres und dient dazu, dass sich die Besten ihres Berufes/Faches untereinander messen und die eigenen Fähigkeiten auf die Probe stellen. Hierzu ist jedoch festzuhalten, dass zu jedem Zeitpunkt des BLW wiederholt festgestellt wurde, dass alle Teilnehmer schon eine große Leistung vollzogen haben, um an diesem Wettbewerb teilnehmen zu dürfen. Es stand nicht der Wettbewerb an sich im Vordergrund, sondern die erfolgreicheTeilnahme und die damit verbundene Er-fahrung unter dem Aspekt eines Wettbewerbes. Für mich war der BLW eine positive und wertvolle Erfahrung, persönlich wie beruflich. Durch die Teilnahme und den daraus resultierenden 3. Platz fand ich für mich persönlich eine Bestätigung, mit einer Weiterbildung in meine berufliche Zukunft zu investieren. Ich werde ein duales Studium in Kältetechnik an der ESaK, Maintal, beginnen.

 

KK: Hatte die Teilnahme bzw. eine gute Platzierung Auswirkungen auf Ihr berufliches Weiterkommen? Wenn ja, welche?

Axel Melzer: Ganz klar Nein, denn der hessische Meisterprüfungsausschuss hat mich auch als Bundessieger ohne fünf Gesellenjahre nicht zur Meisterprüfung zulassen wollen. Wären die doch heute mal auch noch so konsequent (alle Meisterprüfungsausschüsse). Als Reaktion darauf habe ich dann Versorgungstechnik studiert, wofür ich dann dem Meisterprüfungsausschuss auch dankbar bin. Den einzigen beruflichen Vorteil hatte ich, weil ich damals GünterKirchner als Prüfer kennengelernt habe, bei dem ich dann sechs Jahre später mein 2. Praxissemester für mein Studium der Versorgungstechnik durchführen konnte.

Anna Wackernagel: Nein. Meine Leistung als Landessiegerin wurde honoriert und auch die Teilnahme am BLW wurde wertgeschätzt. Dennoch hat sich dadurch rein beruflich nichts verändert.

Bastian Köpper: Man kann schon sagen, dass ich durch die Teilnahme am BLW beruflicheVorzüge erhalten habe. Meine berufliche Weiterbildung wurde stärker in den Vordergrund gestellt. Aufgrund der erbrachten Leistungen sah sich der DKA darin bestärkt, dass meine Entscheidung für das Studium der richtige Weg ist. Dafür wurde mir volle Unterstützung bei meinem weiteren beruflichen Werdegang zugesichert.

 

KK: Sie erhalten als Teilnehmer die Aufgabe unmittelbar vor dem Bundesleistungswettbewerb. Haben Sie sich in irgendeiner Form darauf vorbereiten können? Wenn ja, wie?

Axel Melzer: Wir bekamen die Aufgabe am Morgen des BLW. Meine Vorbereitung war äußerst dürftig. Mein einziges Training waren die Wochenend- und Bereitschaftsdienste bei meinem Vater. Die Aufgabe war aber auch mitten aus dem Leben eines damaligen Kälteanlagenbauers. Wir mussten eine Kühlanlage für einen Eiskasten zur Bierkühlung bauen und eine kleine Kühlmaschine stand daneben, very basic würde man heute sagen.

Anna Wackernagel: Eine bedingte Vorbereitung war möglich. Ich habe mich mit ehemaligen Teilnehmern über deren Aufgaben und den Gesamtablauf unterhalten. Dadurch war ich nicht komplett ahnungslos.

Bastian Köpper: Ich habe auf meine Fähigkeiten vertraut und den BLW einfach auf mich zukommen lassen, ohne jeden Druck oder Erfolgserwartungen.

 

KK: Gibt es Kritikpunkte? Was könnte man Ihrer Meinung nach am Wettbewerb verbessern bzw. verändern?

Axel Melzer: So viele Jahre später gibt es keine Kritikpunkte, da ist alles rosarot. Und so war es auch! Meine Ehrenurkunde hängt in meinem Büro, fein säuberlich gerahmt, von Prof. Dr. Karl Carstens, damals Bundespräsident, unterschrieben. Die Verleihung war, so glaube ich mich zu erinnern in München, einer ZDH-Veranstaltung, der  VDKF hat mir den Josef Bieber-Preis verliehen, von dem ich nie wieder was gehört habe und unsere Kunden haben immer gefragt, wo denn der Weltmeister sei, weil mein Vater den Gewinn des Wettbewerbs auf der Rückseite der VW-Transporter beworben hatte.

Heute beneide ich die BLW-Gewinner, die zu den  WorldSkills reisen dürfen, weil das ein unvergessliches Erlebnis ist. Ich bin natürlich stolz darauf, damals teilgenommen und auch gewonnen zu haben.

Anna Wackernagel: Der Ablauf war gut strukturiert und die Bewertung nach klaren, fairen Richtlinien. Besonders positiv ist mir auf-gefallen, dass Hilfe unter Kollegen in Form von Werkzeugausleih oder kurze, knappe Besprechungen von Lösungsansätzen nicht rigoros unterbunden wurden. Dies hat den Charakter des, zwar ernst zu nehmenden und prüfungsartigen, aber dennoch nicht berufsausübungsrelevanten Wettbewerbes sehr an-genehm wirken lassen. Aus meiner Sicht könnte jedoch die im Vorfeld erhaltene Dokumentation ausführlicher gestaltet werden. Beim BLW waren erheblich mehr und arbeitserleichternde Werkzeuge zugelassen als in der Gesellenprüfung. Diese Information ist vorab wünschenswert.

Bastian Köpper: Meiner Meinung nach war der BLW eine gelungene Veranstaltung mit emotionalen Hoch- und Tiefpunkten. Dank der sehr guten Organisation des Wettbewerbs konnten sich alle Teilnehmer völlig konzentriert auf ihre Aufgabe fokussieren. Aber auch außerhalb des Wettbewerbes mangelte es an nichts. Auch die klare Trennung von Wettbewerb und Freizeit wurde von den Veranstaltern perfekt realisiert und führte zu einer Gemeinschaft, die über den Wettbewerb hinaus amüsante Abendstunden miteinander verbrachte. Auch Freundschaften entstanden und damit das Bestreben, sich irgendwann einmal wieder zu treffen, vielleicht auf der Chillventa 2016.

KK: Vielen Dank für Ihr Statement!

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