Obwohl das Kältemittel R 32 schon seit vielen Jahren im Einsatz ist, herrscht noch eine bemerkenswerte Unsicherheit unter den Teilnehmern, welche Sicherheitsbetrachtungen und vor allem Berechnungen durchzuführen sind, wenn ein Klimagerät mit diesem deutlich weniger umweltschädigendem Kältemittel geplant oder installiert werden soll.
Zunächst einmal besitzt das Kältemittel R 32 mit 675 einen GWP-Wert, der nur etwa ein Drittel des Wertes seines Vorgängers R 410A mit 2088 beträgt. Das ist prima, jedoch gehört R 32 zu den brennbaren Kältemitteln und stellt somit eine Brandgefahr dar. Es ist das erste Mal, dass im Bereich Klimatechnik kein Sicherheitskältemittel der Klasse A1 benutzt wird. R 32 gehört zur Klasse A2L, wobei L für „gering entflammbar“ steht. Betriebssicherheit wurde also hier zugunsten des Umweltschutzes aufgegeben. Auch ein neuer Trend. Verantwortlich für die Betriebssicherheit ist somit der Planer, sowie der Installateur der entsprechenden Anlage. An diese Personengruppe wird sich auch der Staatsanwalt wenden, sollte jemand durch einen Brand einer entsprechenden Anlage zu Schaden kommen.
Die DIN EN 378, welche ja auch unter Anderem die Handhabung der Kältemittel vorscheibt, ist auch hier natürlich das Mass der Dinge. Sie verlangt Sicherheitsberechnungen entsprechend der Art der Nutzung und der Aufstellungsweise der R 32 Gerätschaften. Hierbei unterscheidet sie in drei Zugangsbereiche a,b und c sowie die Aufstellungsklassen römisch I bis V. In entsprechenden Tabellen finden wir dann die Gleichungen, für die Berechnungen der Höchstfüllmenge der Geräte an R 32, welche der entsprechende Raum noch verträgt, ohne das weitere Sicherheitsmaßnahmen erforderlich sind. Es geht darum, dass die untere Zündgrenze LFL (lower flammable limit) unterschritten bleibt, falls das gesammte Kältemittel durch eine Undichte in den Raum eintritt. Jeder Raum, in dem kältemittelführende Anlagenteile installiert werden, ist zu berechnen. Auch die Besenkammer, durch welche nur die Kältemittelleitung läuft. Die Installationshöhe im Raum spielt ebenso eine entscheidende Rolle. Da R 32 schwerer als Luft ist und somit nach unten fällt, kommt es zu einem für uns günstigen Verdünnungseffekt beim Herabfallen. Daher ist es immer ratsam, bei R 32 Montagen alles soweit oben wie nur möglich zu verlegen.
Sollte die Berechnung ergeben, dass der Raum zu klein für die Gesamtfüllmenge an R 32 in der Anlage ist, so regelt die DIN EN 378 auch hier weitere Sicherheitsmaßnahmen, um die Anlage trotzdem installieren zu können. Das wären zum Beispiel Verdünnungsöffnungen in den Türen, aktive Belüftungen des Raumes, Alarme sowie automatische Ventile, welche den Kältemittelkreislauf zergliedernd abtrennen und durch einen R 32-Sensor ausgelöst werden.
Die erforderlichen Berechnungen können sekundenschnell mit mehreren verfügbaren Apps und Berechnungsprogrammen durchgeführt werden und sollten für einen eventuellen Schadensfall sicher dokumentiert und aufbewahrt werden.
Das Kältemittel R 32 hat jedoch auch einige schwergewichtige Vorteile neben seinem geringen GWP-Wert. Wegen seiner hohen spezifischen Enthalpie kühlt oder heizt es besonders effektiv und ist kostengünstig zu bekommen.
Möchten Sie genauer erfahren, was alles bei der Planung und Montage von R 32-Produkten zu beachten ist, so lade ich sie gerne zu einer meiner speziellen Schulungen dazu ein. Jeder kann teilnehmen und ist herzlich eingeladen. Schreiben Sie mir eine E-Mail an: christoph.lichtblau@lge.com.
CL
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