KältenKlub: Welche Möglichkeiten gibt es, einen Azubi zu gewinnen?
Annett Gregor: Gewinnen ist das richtige Stichwort. Eigentlich würden wir uns die Kälte-Anlagenbauer bzw. Mechatroniker für Kältetechnik gern backen. Unser Problem: sie sind etwas hitzeempfindlich. Wir setzen daher auf frühzeitige Nachwuchsgewinnung und Berufsorientierung, um das Berufsbild und die Branche bekannter zu machen.
KältenKlub: Wie sieht das konkret aus?
Annett Gregor: compact Kältetechnik engagiert sich unter anderem sehr stark in der Berufsorientierung. Wir sind beispielsweise Kooperationspartner von verschiedenen Schulen, bieten Exkursionen für Schulklassen und digitale Informationsabende für Eltern an. Interessierte junge Menschen und angehende Azubis laden wir zu einem ein- bis zweiwöchigen Orientierungs-Praktikum ein, um erste Einblicke in die vielseitige Tätigkeit eines Kälte-Mechatronikers zu erlangen. Ebenso unterstützen wir Initiativen wie PINK zur Nachwuchssicherung und Reichweitensteigerung.
KältenKlub: Wie wird man denn Partnerunternehmen einer Schule?
Annett Gregor: Der deutschlandweit agierende Verein „SchuleWirtschaft“ bietet uns hier in Dresden ein starkes Netzwerk – ebenso wie in anderen Regionen. Schulen suchen nach Praxispartnern aus der Wirtschaft; Institutionen der Berufsberatung wie die ARGE unter anderem sind ebenso mit im Boot, wie die unterschiedlichen Schulformen und eine bunte Mischung an Unternehmen. Ich selbst engagiere mich im Vorsitz einer AG und im Arbeitskreis, weil mir das Thema auch persönlich am Herzen liegt. Besonders als größeres Unternehmen hier in der Region in der Kältebranche sehe ich es als Verpflichtung an, einen Beitrag zur Nachwuchssicherung zu leisten.
KältenKlub: Wie sieht eine Kooperation und ein Praxistag aus?
Annett Gregor: Grundsätzlich sind zwei Wege möglich. Eine Schule aus der Region fragt uns, im Rahmen der schulischen Berufsorientierungstage, für eine Exkursion im Unternehmen an. Andernfalls finden in Schulen mittlerweile kleinere Messen statt, wo wir eingeladen werden, unser Unternehmen vorzustellen. Bei uns können alle Interessierten praktisch tätig werden. Unter dem Motto: „Für einen coolen Job musst du dich nicht verbiegen“, machen wir kleine drahtige Übungen mit Kupferdraht, um mit dem Material vertraut zu werden und zum aktiven Austausch mit den Interessierten. Weiterhin gibt es eine Bandbreite an Veranstaltungen, wie „Schau rein“, „Woche der offenen Unternehmen“ oder den „Girl‘s und Boy’s Day“. An diesen Tagen geben Unternehmen wie wir, explizit für die Zielgruppe Schüler:innen einen Einblick in den Arbeitsalltag. Alle Interessierten können bei uns „Branchenluft“ schnuppern. Dabei legen wir bei compact großen Wert auf interaktives Erleben. Nach einem Unternehmens-Rundgang fertigen die Schülerinnen und Schüler in der Regel ein kleines Werkstück, was sie zur Erinnerung mitnehmen dürfen.
KältenKlub: Beteiligt ihr euch an Berufsbildungsmessen?
Annett Gregor: Größere Karrieremessen wie die KARRIERESTART, aber auch die Praktikums- und Ausbildungsbörsen in der Region sowie interne Berufsorientierungsmessen an Oberschulen und Gymnasien sind für uns wichtige Präsentations- und Kontaktmöglichkeiten. Die Nachwuchssicherung wird bei compact von allen mitgetragen und funktioniert nur in gutem Teamwork. So begleiten auch sehr oft Auszubildende die Berufsorientierungsmessen mit und im Unternehmen selbst hat auch quasi jede/r bereits einen Praktikumseinsatz betreut.
KältenKlub: Welche Info-Materialien nutzt ihr?
Annett Gregor: Den klassischen Ausbildungsflyer nutzen wir nach wie vor. Seit September werben wir aber auch noch auf vier Rädern per Buswerbung für unser Ausbildungsangebot. Der Linienbus verkehrt im Stadtgebiet Dresden und ist über den Mittelstandsverein BVMW Dresden für eine Laufzeit von drei Jahren initiiert. Natürlich finden sich alle Informationen auch online auf unserer Website. In Kampagnen und Blogbeiträgen informieren wir über die einschlägigen Social Media Kanäle wie Instagram, Facebook und Co. über den Ausbildungsberuf des Mechatronikers für Kältetechnik und die generellen Einstiegs- und Schnuppermöglichkeiten in unserer Firma.
KältenKlub: Gibst du uns einen Einblick zu den Auszubildenden bei compact?
Annett Gregor: Wir bilden kontinuierlich um die 20 Azubis aus. Pro Jahr heißen wir in der Regel mindestens fünf neue Auszubildende im Berufsbild “Mechatroniker für Kältetechnik” willkommen. Das Onboarding in den ersten Wochen ist für alle Beteiligten ein wichtiger Schritt – alle neuen Mitarbeitenden erhalten ein kleines Willkommenspaket in Form von Informationen, einem compact-Hoodie und -T-Shirt. Auch für die Azubis gibt es einen konkreten Einarbeitungsplan. In diesem Jahr haben wir ein Patenprogramm gestartet: das dritte Lehrjahr übernimmt jeweils die Patenschaft für das erste Lehrjahr und unterstützt sowohl beim Ankommen in der Firmenpraxis als auch in der Berufsschule. Generell halten wir unterschiedliche Angebote für die Auszubildenden bereit. Angefangen mit Angeboten für Stütz- und Nachhilfeunterricht, über zahlreiche überbetriebliche Formate bis hin zu einem Auslandspraktikum in Frankreich jeweils im dritten Lehrjahr. Bei der Auswahl der künftigen Azubis achten wir neben einer guten, anwendungsbereiten Wissensbasis vor allem auf die persönliche Lernbereitschaft und Begeisterung für die Inhalte des Berufes. Daher ist es nicht verwunderlich, dass neben Realschülern und Abiturienten auch Studienabbrecher oder Umschüler in unserem Azubi-Team zu finden sind. Bei uns steht der Mensch mit seinem Wissen, Vorkenntnissen, Stärken und auch Bereichen, die sich noch entwickeln dürfen, im Fokus.
KältenKlub: Welche Tipps hast du für andere Unternehmen?
Annett Gregor: Seid mutig, kreativ und probiert neue Wege aus. Schließt Kooperationen mit größeren Unternehmen und nehmt so gemeinsam zum Beispiel an lokalen Ausbildungsmessen teil. Der Bundesinnungsverband BIV verleiht zum Beispiel einen Karriere-Messestand und unterstützt mit zahlreichen Marketingartikeln, die angefordert werden können.
KältenKlub: Vielen Dank für das Gespräch.■
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