Annett Gregor (CHRO Head of People & Culture) gibt spannende Einblicke, wie ihr Unternehmen junge Talente für die Ausbildung begeistert, sie individuell fördert und durch Initiativen wie Auslandspraktika, Kooperationsmodulen in der Praxis und ein durchdachtes Onboarding-Programm zu hochqualifizierten Fachkräften ausbildet. Entdeckt, was die Ausbildung bei compact Kältetechnik so besonders macht und welche Strategie hinter dem Erfolg steckt.
KältenKlub: Warum bildet ihr überhaupt aus? Das kostet ja Geld und Zeit – was habt Ihr davon?
Annett Gregor: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir Fachkräfte wie Mechatroniker für Kältetechnik nicht gut fertig ausgebildet am Markt finden. Wir müssen uns diese Fachkräfte tatsächlich selbst ausbilden, weil sie sehr spezifisches Know-how brauchen. Statt auf den Arbeitsmarkt zu hoffen, investieren wir also in die eigene Ausbildung. Das bedeutet, wir investieren kreative Lösungen, Zeit und Geld, damit die Ausbildung nachhaltig und erfolgreich ist. Unser Ziel: Die Auszubildenden sollen nicht nur erfolgreich abschließen, sondern als gut ausgebildete Fachkräfte langfristig mit der Firma weiterwachsen.
Jährlich absolvieren zwischen 50 bis 60 Jugendliche bei uns Schülerpraktika
KältenKlub: : Wie macht Ihr potenzielle Bewerber auf Euch aufmerksam?
Annett Gregor: : Wir starten sehr früh mit unserer Ansprache – oft schon ab der 7. Klasse. Wir kooperieren mit Schulen, laden SchülerInnen zu Exkursionen in unseren Betrieb ein. Praktika sind ein weiterer wichtiger Baustein: Jährlich absolvieren zwischen 50 bis 60 Jugendliche bei uns Schülerpraktika, um herauszufinden, ob ihnen der Beruf und das Unternehmen gefällt. Weiterhin schalten wir Anzeigen auf Online-Portalen wie Ausbildung.de und sind auf vielen Berufsbildungsmessen präsent. Die Praktikumsbörsen von Handwerkskammer und IHK sind ebenso sinnvolle Kanäle. In Sachsen gibt es zudem einige Formate zur Berufsorientierung, wie „Schau rein“ oder „genial sozial“. Diese bieten jungen Menschen die Möglichkeit, Berufe kennenzulernen und auszuprobieren. Unser Ziel ist es, die Türen weit zu öffnen und den SchülerInnen zu zeigen, wie spannend unser Berufsbild ist.
KältenKlub: Ich verstehe. Das bedeutet, Ihr schafft Gelegenheiten, damit Schüler euch kennenlernen können. Das Bewerbungsgespräch war erfolgreich und Ihr bietet einen Ausbildungsplatz an. Was sind dann die nächsten Schritte?
Annett Gregor: Zumindest ein Schnupperpraktikum vor der Ausbildung ist bei uns Pflicht – so können beide Seiten prüfen, ob es auch für die 3,5-jährige Ausbildungszeit und darüber hinaus passt. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass es sehr wichtig ist für die zukünftigen Auszubildenden herauszufinden, ob sie sich bei uns wohlfühlen, ihnen die Arbeit liegt und auch wir müssen sehen, ob ein Bewerber zu uns passt. Wenn dies erfolgreich ist und beide Seiten zufrieden sind, dann bieten wir einen Ausbildungsplatz an.
Zusammenhalt und ein gutes gegenseitiges Verständnis sind uns sehr wichtig.
KältenKlub: So bekommt der zukünftige Azubi schon einen Eindruck von Eurem Unternehmen. Ihr habt ein spezielles Onboarding-Programm für die Auszubildenden. Wie sieht das konkret aus?
Annett Gregor: Genau, wir legen großen Wert auf ein Herzliches Willkommen bei uns – d.h. ein gutes Onboarding. Das beginnt bei uns bereits ab der Vertragsunterzeichnung. Zu diesem Zeitpunkt sind oft auch die Eltern dabei, gerade wenn die Azubis noch nicht volljährig sind. Die Eltern bekommen einen Firmenrundgang und Informationen zum Ausbildungsablauf. Das vermittelt Sicherheit, dass ihr Kind bei uns in guten Händen ist. Am ersten Arbeitstag erhält der neue Azubi einen ersten Unternehmenseinblick: wir stellen die Ausbilder vor und zeigen die einzelnen Abteilungen. Informationen zu unseren zwei Standorten in Dresden und Scharfenstein sind ebenso Bestandteil, wie die Infos zur Berufsschule in Reichenbach. Wir besprechen mit ihnen Arbeitszeiten, Urlaubsregelungen und natürlich bekommt jeder Azubi seinen eigenen Werkzeugwagen. Die Arbeitsschutzbelehrung und das Online-Berichtsheft, das wir bereits seit einiger Zeit nutzen, sind auch wichtige Themen zum Ausbildungsbeginn. Wir legen großen Wert darauf, dass sich die Azubis willkommen und gut aufgehoben fühlen.
KältenKlub: Ihr organisiert auch Teambuilding-Events für eure Azubis. Was steckt dahinter?
Annett Gregor: : Zusammenhalt und ein gutes gegenseitiges Verständnis sind uns sehr wichtig. Wir organisieren regelmäßig Teambuilding-Events, um das Teamgefühl und die Lust an der Verantwortungsübernahme durch die Azubis zu stärken. In diesem Jahr waren wir z.B. in einer Kletterhalle. Damit schaffen wir von Anfang an eine Atmosphäre, in der sich alle wohlfühlen und in der man sich gegenseitig hilft und motiviert.
Im dritten Lehrjahr zum Ende der Ausbildung verbringen alle Azubis drei Wochen in Toulouse, Frankreich
KältenKlub: : Gibt es bei euch noch andere besondere Maßnahmen in der Ausbildung?
Annett Gregor: Ja, ein wie wir finden, wirklich besonderes Highlight ist ein dreiwöchiges Auslandspraktikum für unsere Azubis. Im dritten Lehrjahr, zum Ende der Ausbildung verbringen alle Azubis drei Wochen in Toulouse, Frankreich. Die Stadt ist mediterran, sehr jung und absolut sehenswert. Dort befindet sich eine Kooperationsschule, die ebenfalls Kältetechnik-Mechatroniker ausbildet. Unsere Azubis lernen zunächst eine Woche in der dortigen Schule mit, um Sprach- und Kulturwissen zu erwerben und sich gegenseitig kennenzulernen. In den folgenden zwei Wochen arbeiten sie dann in französischen Kältefachbetrieben mit und lernen so den beruflichen Alltag in der Kältetechnik in einem anderen Land kennen. Der Auslandsaufenthalt ist eine wertvolle Erfahrung, nicht nur um die fachlichen Fähigkeiten zu verbessern und für gänzlich neue Erfahrungen im Umgang mit Neuem, sondern auch für die persönliche Entwicklung.
KältenKlub: Das ist ja wirklich etwas Besonderes. Habt ihr bei solchen Auslandspraktika keine Sprachbarrieren? Wo wohnen die Azubis vor Ort?
Annett Gregor: Anfangs ist es natürlich eine Herausforderung ohne Französischkenntnisse in einem fremden Land zu sein. Wir sehen darin für unsere Azubis eine Chance, über den „Tellerrand“ zu schauen und sich neuen Situationen anzupassen. Mittlerweile gibt es viele digitale Möglichkeiten, sich zu verständigen, zum Beispiel mit Apps wie dem DeepL oder den Google Translator. Außerdem unterstützt auch ein Dolmetscher vor Ort. In der ersten Woche lernen die Azubis in der französischen Schule die wichtigsten fachlichen Begriffe und bekommen einen Einblick in die französische Sprachkultur. So klappt die Verständigung dann auch in der anschließenden zweiwöchigen Praktikumsphase in französischen Kältefachbetrieben.
Während des Aufenthalts sind die Azubis in einer Jugendherberge oder einem Wohnheim untergebracht. Organisatorisch und finanziell wird dieses Programm von unserer Handwerkskammer in Dresden unterstützt und über das Programm "Erasmus+" gefördert. Dieses Programm gibt es in verschiedenen Ausführungen in vielen Regionen Europas, um den internationalen Wissenstransfer und Austausch zu ermöglichen. Für uns als Unternehmen fällt dadurch kein übermäßiger finanzieller Aufwand an. Wir unterstützen das Programm ebenso und tragen auch einen Teil der Kosten, aber der Mehrwert für die Azubis und letztlich auch für unser Unternehmen ist immens.
KältenKlub: Und kommt im Gegenzug auch mal eine französische Azubi-Gruppe zu Euch?
Annett Gregor: : Ja, das Ganze ist ein Austauschprogramm. In aller Regel kommt einmal im Jahr eine Gruppe französischer Azubis zu uns nach Dresden. Sie besuchen dann z.B. die Eissport-Arena und schauen sich dort die Kälteanlagen an. Außerdem unternehmen sie viele gemeinsame Aktivitäten mit unseren Azubis. Ein Austausch ist beendet, wenn die französischen Azubis bei uns und unsere Azubis in Frankreich waren. Das ist eine wunderbare Gelegenheit, voneinander zu lernen und internationale Freundschaften zu schließen.
KältenKlub: Angenommen, die Azubis kommen zurück aus Frankreich und haben ihre Ausbildung fertig. Wie sieht es dann mit der Übernahme aus?
Annett Gregor: : In aller Regel findet spätestens im Oktober oder November vor Ausbildungsende ein Azubigespräch statt. Wir halten jährlich Mitarbeitergespräche, auch mit den Azubis, um herauszufinden, in welche Richtung es nach der Ausbildung gehen soll. Manche wollen vielleicht lieber im Service tätig sein, andere interessieren sich mehr für bestimmte Anlagen oder Bereiche. In diesen Gesprächen erarbeiten wir gemeinsam eine Perspektive, die sowohl den Vorstellungen des Azubis als auch den Bedürfnissen unseres Unternehmens entspricht. Sofern die Voraussetzungen passen, bieten wir den jungen Talenten einen unbefristeten Arbeitsvertrag an. Unsere Übernahmequote ist sehr hoch, da wir unsere Azubis größtenteils für den eigenen Bedarf ausbilden.
Unser Ziel ist es, alle erfolgreich auszubilden und langfristig zu übernehmen.
KältenKlub: Das heißt, in der Regel bleiben die Azubis dann auch nach der Ausbildung bei euch?
Annett Gregor: Genau, das ist unser Ziel. Aktuell haben wir 23 Azubis, verteilt über alle Lehrjahre. Dieses Jahr haben am 1. September sieben neue Azubis ihre Ausbildung begonnen, davon fünf in Dresden und zwei am Standort Scharfenstein. Unser Ziel ist es, alle erfolgreich auszubilden und langfristig zu übernehmen. Das trägt auch zu unserem Wachstum bei, weil wir dadurch immer wieder neue, gut ausgebildete Fachkräfte ins Team integrieren können.
KältenKlub: Habt ihr für eure Ausbildungsarbeit bereits Auszeichnungen erhalten?
Annett Gregor: : Tatsächlich ja. Wir haben zum Beispiel den Ausbildungspreis der Handwerkskammer Dresden gewonnen. Das ist eine schöne Anerkennung unserer Arbeit und motiviert uns, uns ständig weiterzuentwickeln und unsere Ausbildung stetig zu verbessern. Das Feedback der Azubis ist uns dabei auch sehr wichtig. Wir möchten, dass unsere Ausbildung den Zeitgeist trifft, Spaß macht und natürlich auch sehr gut qualifiziert. Auf der Chillventa 2024 wurden wir mit dem Ausbilderpreis 2024 vom Bundesinnungsverband des Deutschen Kälteanlagenbauerhandwerks BIV ausgezeichnet.
KältenKlub: Wenn man euch so zuhört, merkt man, wie viel Herzblut in eurer Ausbildung steckt. Danke dir für das Gespräch, Annett Gregor!
Annett Gregor: Sehr gerne. Es hat Spaß gemacht, darüber zu sprechen. Ich hoffe, dass wir noch mehr junge Menschen für den Beruf des Mechatronikers für Kältetechnik begeistern können. Es ist ein spannender Beruf mit vielen Möglichkeiten
KältenKlub: Vielen Dank, dass wir hier sein dürfen und so viele Einblicke bekommen haben.■