Schon wieder der Fachkräftemangel, doch dieses Mal konkret heruntergebrochen auf das Handwerk. Der Fachkräftemangel ist in aller Munde und beinahe jeder kann ihn selbst spüren, da im Job plötzlich die Arbeit für zwei erledigt werden muss. Ein Zustand, welcher gerade im Handwerk dramatische Folgen hat. Gerade weil die Überhangsquote, also das Verhältnis zwischen den angebotenen Stellen durch Unternehmen und der tatsächlich besetzten Stellen, im Handwerk deutlich ausgeprägter ist als in den übrigen Branchen. Konkret bedeutet dies, dass die Überhangsquote im Jahr 2020 im Handwerk bei 35,9 % lag und somit 8,5 Prozentpunkte höher als in der Gesamtwirtschaft mit 27,4 %. (vgl. KOFA-Studie 05/2021). Da unser Betrieb Pötter-Klima inzwischen zu einer Unternehmensgruppe aus vier einzelnen Unternehmen gewachsen ist und wir infolgedessen nicht mehr das klassische, kleine Handwerksunternehmen von damals sind, welche „nur“ den Handwerker auf der Baustelle sucht, ist es für uns etwas Größeres. Gerade im Hinblick auf die zu besetzenden Stellen wird es deutlich. Bei uns werden nicht nur fertig ausgebildete Gesellen / Gesellinnen gesucht, sondern es müssen auch Meisterstellen, Technische Zeichner, Projektleiter, Einkäufer, usw. besetzt werden. Um das zu erreichen, mussten wir umdenken und haben uns schon vor einiger Zeit als Unternehmen bei den potentiellen Mitarbeitern beworben und nicht mehr klassisch anders herum.
Jammern und Stöhnen bringen hier nichts. Aber dennoch versucht man nachzuvollziehen, woher dieses Problem resultiert. Meine eigene Theorie besteht aus einem Zusammenspiel vieler unglücklicher Umstände. Beginnen tut es mit der Tatsache, dass der demografische Wandel einen immer kleiner werdenden Arbeitnehmermarkt verursacht. Gefolgt von vielen Jobs in neuen Branchen wie der IT und (digitalem) Marketing.
Wie jedes andere Handwerksunternehmen setzen wir auf eigenen Nachwuchs. Das Traumbild sieht hier vor, einen stets motivierten jungen Mann oder eine junge Frau zu finden, um ihn bereits in einer Ausbildung zum Mechatroniker für Kältetechnik mit dem Job und dem Betrieb vertraut zu machen. Darüber hinaus versuchen wir über die Faktoren der guten und positiven Gruppendynamik untereinander und zahlreichen Benefits - neben einer guten Bezahlung - die Lehrlinge sowie Gesellen langfristig an das Unternehmen zu binden.
In unserer Region in Nordwest-Deutschland gibt es inzwischen tolle Ansätze, welche durch das Kicker-Turnier „Karriere Kick“, einem Berufswahl-Shuttle oder anderen zwanglosen Events die Schulen mit den Unternehmen in Verbindung bringen, sodass das Handwerk grundsätzlich wieder als Option neben einem Studium gesehen wird.
Ich bin zuversichtlich, dass wir so gemeinsam das Handwerk und explizit die Kälte-/Klimabranche wieder in den Fokus der jungen Leute bringen können. Denn nur so wird es uns zukünftig möglich sein, die zunehmende Nachfrage professionell und zufriedenstellend für beide Seiten abzuwickeln.
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