Auf der Wärmetagung des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP) im September 2017 in Köln berieten über 80 Experten aus Politik, Industrie, Verwaltung und Handwerk über Möglichkeiten und Hindernisse von Nahwärmenetzen und über bereits realisierte Projekte in Europa, insbesondere in Deutschland. Denn gerade Kommunen, Projektentwickler, Stadtwerke und andere Energieversorger haben bei der Errichtung oder Modernisierung von Quartieren und Siedlungen die Chance, den Klimaschutz massiv voranzutreiben – und ganz nebenbei zukunftsfähige Geschäftsmodelle mit langfristigen Kundenbeziehungen zu etablieren.
Klassische Nahwärme oder kalte Nahwärme
Für Wärmepumpenlösungen in Siedlungen und Quartieren stehen grundsätzlich zwei Möglichkeiten zur Verfügung: Bei der klassischen Nahwärme wird die gewonnene Wärme mittels Großwärmepumpe zentral auf das benötigte Temperaturniveau gehoben und dann mittels Übergabestationen in die Heizsysteme der Häuser eingespeist. Die Temperaturen im Nahwärmenetz sind daher entsprechend hoch. Bei dieser Lösung steht im Gebäude selbst keine Wärmepumpe.
Eine Alternative ist die sogenannte kalte Nahwärme. Dabei wird die Wärme in das Netz gespeist und erst im Gebäude von einer Wärmepumpe auf das benötigte Temperaturniveau gebracht. Die Wärmepumpe ersetzt bei diesem Konzept die Übergabestation. So können die Systemtemperaturen des Netzes niedrig gehalten werden. Wärmeverluste lassen sich auf diese Weise vermeiden und eine hohe Systemeffizienz wird sichergestellt. In einigen Stadtbezirken werden auf diese Weise auch Neubaugebiete mit Bestandsquartieren verknüpft.
Dabei gibt es eine Vielzahl denkbarer Wärmequellen: Erdwärme, gewonnen durch Sonden oder Kollektoren, Grundwasser, das über Brunnen nutzbar gemacht wird, Abwärme von Kühlanlagen, Industriebetrieben, Rechenzentren o. Ä., Abwasser, das mit konstant hohen Temperaturen durch die Kanalisation fließt, Solarthermie, insbesondere große Freiflächenanlagen sowie Bioenergie- oder KWK-Anlagen.
Mit gutem Beispiel voran
Der Einsatz von Wärmepumpen in Wärmenetzen, Quartieren und Siedlungen sowie in Industrie und Gewerbeprojekten ist ein entscheidender Baustein, um die Klimaschutzziele der Bundesregierung und Europas zu erreichen.
Das Pariser Klimaschutzabkommen erfordert es, den Wärmesektor bis 2050 CO2-frei zu machen. Bund, Länder und Kommunen, Stadtwerke und Gewerbetreibende müssen hier mit gutem Beispiel vorangehen und Akzente setzen. Zahlreiche Referenzprojekte (www.waermepumpe.de/presse/referenzobjekte/) zeigen, dass der Kombination unterschiedlicher Wärmequellen (Erdwärme, Grundwasser, Abwärme) und der Einbindung weiterer Energie- und Wärmeerzeuger (KWK, PV, Solarthermie) kaum Grenzen gesetzt sind.
Förderung von nachhaltigen Wärmenetzen
Mit der Förderung von Modellvorhaben Wärmenetzsysteme 4.0“ wurde seit dem 1. Juli 2017 erstmals eine systemische Förderung im Bereich der Wärmeinfrastruktur eingeführt. Damit sollen zukunftsfähige Wärmenetzsysteme gefördert werden, die den langfristigen Zielen der Energiewende besonders entsprechen. Gefördert werden sowohl Machbarkeitsstudien als die Realisierung konkreter Projekte. Dabei kann es sich sowohl um den Neubau eines Netzes als auch um die Transformation bestehender (Teil-)Netze handeln. Die zuständige Behörde ist das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle BAFA (www.bafa.de).
Die BWP-Broschüre mit zahlreichen Referenzprojekten für Siedlungs- und Quartierslösungen steht zur Verfügung.