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Wärmepumpen versorgen Wohnungen in einer alten Mälzerei

Heizen mit kalter Nahwärme

Die Alte Mälzerei ist ein wohnbauliches Schmuckstück in Würzburg. Das Areal im Stadtteil Zellerau grenzt im Westen an weite Grünflächen, im Osten an die Würzburger Altstadt. Wenige hundert Meter entfernt liegen die Mainwiesen. Das, kombiniert mit der Nähe zum Stadtzentrum, vereint Wohn- und Lebensqualität miteinander.

Erhaltenswerte Bausubstanz

Schon bei den ersten Gesprächen zum Projekt Alte Mälzerei war klar, das alte Fabrik- und Lagergebäude zu erhalten. Zudem hatte die Stadt Würzburg den Altbau als besonders erhaltenswerte Bausubstanz eingestuft.

Allerdings: Um die heutigen Ansprüche an Wohnraum mit den technischen Gegebenheiten des historischen Gebäudes zu vereinigen, musste ein ausgeklügeltes und umfangreiches Sanierungskonzept entwickelt werden.

Heute sind Dach und Bodenplatte des ehemaligen Fabrik- und Lagergebäudes nach aktuellen Standards gedämmt. Die ehemalige Fabrik beherbergt 30 gut ausgestattete Wohnungen unterschiedlicher Größe und einige großzügige Maisonette Wohnungen mit neuen Fenstern und Fußbodenheizungen. Für die Barrierefreiheit sorgen zwei Aufzugtürme an der Außenfassade. Hinzu kommen weitere 50 Wohneinheiten in den vier Neubauten, die das Areal umschließen, auch sie mit Fußbodenheizungen ausgestattet.

Insgesamt wurden in der Alten Mälzerei etwas mehr als 7500 m² Wohnfläche für ungefähr 230 Bewohnerinnen und Bewohner untergebracht. Die Gesamtleistung für Heizen und Warmwasser aller fünf Häuser wurde mit knapp 300 kW berechnet, die Gesamtarbeit pro Jahr mit rund 637.000 kWh.

Erdwärmepumpen nicht ausreichend

Eigentlich sollten Sole-Wasser-Wärmepumpen von Novelan die Wohnungen komplett mit Heizwärme und Warmwasser versorgen. Die Bedingungen dafür waren günstig, denn auf dem Gelände konnten 66 Erdsonden mit jeweils 80 m Tiefe gesetzt werden. Mehr ging allerdings aus Platzgründen nicht. Denn um sich nicht gegenseitig zu beeinflussen, müssen Erdsonden 6…10 m Abstand zueinander haben.

Durch diese Beschränkung ergab sich ein Defizit von rund 45 kW beziehungsweise 30 000 kWh pro Jahr, das sich nicht mit Erdsonden abdecken ließ. Um diese Lücke zu schließen, hat man im Außenbereich zwei Luft-Wasser-Wärmepumpen vom Typ LA, ebenfalls von Novelan, mit jeweils 25 kW Leistung aufgestellt.

Die Besonderheit: Die Luft-Wasser-Geräte versorgen die Wohnungen nicht direkt, sondern bedienen einen 1000 l fassenden Pufferspeicher im Altbau mit lediglich 25 °C Vorlauftemperatur als Primärenergiezufuhr. Durch die niedrige Temperatur laufen die Luft-Wasser-Geräte sparsam und effizient.

Zwei weitere 1000 l-Puffer nehmen die Primärenergie aus den Sonden auf, die aus 80 m Tiefe Sole ganzjährig mit einer Temperatur von ungefähr 10 bis 12 °C liefern. Die vier Neubauten sind jeweils mit einem weiteren 1000 l-Pufferspeicher ausgestattet.

Auf dieser Basis haben die Planer für jedes Gebäude ein kaltes Nahwärmenetz im Miniformat realisiert: Jede Wohnung ist mit einer leistungsgeregelten Novelan-Wohnungswärmepumpe vom Typ WSV ausgestattet, deren Leistung je nach Wohnungsgröße zwischen 6 und 10 KW liegt. Die Geräte arbeiten leise und benötigen nicht mehr Platz als ein üblicher Kühlschrank.

Durch die Leistungsregelung bzw. Frequenzsteuerung arbeiten die Wohnungswärmepumpen immer am optimalen Betriebspunkt, abhängig vom jeweils aktuellen Wärmebedarf. Das steigert ihre Effizienz und Lebensdauer zusätzlich.

Zwei Luft-Wasser-Wärmepumpen vom Typ Novelan LA füllen die Lücke zwischen der Entnahmeleistung der Erdsonden und dem Wärmebedarf der Wohnungen.

Bild: Novelan / Ruppert

Zwei Luft-Wasser-Wärmepumpen vom Typ Novelan LA füllen die Lücke zwischen der Entnahmeleistung der Erdsonden und dem Wärmebedarf der Wohnungen.

Vorteile der kalten Nahwärme

Ihre Primärenergie beziehen die Wohnungswärmepumpen über das hausinterne Versorgungsnetz direkt aus den Pufferspeichern. Das hat mehrere Vorteile:

In einem kalten Netz entstehen praktisch keine Verteilverluste, im Gegenteil – da das Netz innerhalb des Gebäudes verläuft, nimmt es eher noch Wärme auf.

Jeder Wohnungseigner beziehungsweise Mieter ist selbst für die Arbeitskosten seiner Heizung zuständig. Abgerechnet wird wie bei allen elektrischen Geräten über den lokalen Energieversorger.

Die Warmwasserbereitung obliegt ebenfalls den Bewohnern jeder Wohnung. Damit entfallen jegliche Maßnahmen in Sachen Trinkwasserverordnung. Sie greift erst ab einer zentralen Warmwasserversorgung von drei Haushalten.

Fazit

Seit Sommer 2023 sind fast alle Wohnungen in der Alten Mälzerei bezogen, nach den Neubauten ein Jahr zuvor waren im Sommer 2023 die Wohnungen im Bestandsgebäude bezugsfertig.

Der Endenergiebedarf im gesamten Areal liegt bei rund 29 kWh/m² und Jahr, der Primärenergiebedarf bei 52 kWh. Das ergibt einen energetischen Standard von A +, wobei der Einsatz der Wärmepumpen eine maßgebliche Rolle spielt.

Vor allem aber werden pro Wohneinheit und Jahr im Schnitt rund 800 kg CO2 gegenüber einer Gasheizung und ungefähr 1500 kg CO2 gegenüber einer Ölheizung eingespart. Die Bewohner können mit niedrigen Heizkosten rechnen. ■

Herbert Grab,
freier Journalist
in Reutlingen.

Novelan / Grab