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Bildung und Ausbildung - Ein blick in die Fachschulen

Natürliche Kältemittel – Einblick in die Bildungsaktivitäten

Berufliche Bildung in der Kälte-, Klima- und Wärmepumpentechnik hat viele Facetten. Hierzu zählen die berufliche Erstausbildung – also die Lehre zum Mechatroniker für Kältetechnik –, die Meistervorbereitungskurse, das Technikerstudium sowie Seminare und Weiterbildungsmodule für gestandene Kälteprofis, aber auch für Branchenfremde und Quereinsteiger. Die Berufs- und Fachschulen haben bei der Ausgestaltung der Lehrinhalte für Lehrlinge, Meister und Techniker innerhalb bestehender Rahmenlehrpläne einen großen Gestaltungsspielraum. Dieser wurde und wird auch entsprechend genutzt, um die berufliche Bildung stets an den aktuellen Stand der Technik anzupassen. In allen genannten Bereichen steht daher selbstverständlich der Umgang mit natürlichen Kältemitteln auf der Agenda – und zwar nicht erst seit Bekanntwerden der Inhalte der novellierten F-Gase-Verordnung, sondern bereits seit vielen Jahren. Denn schon die seit 2015 gültige F-Gase-Verordnung hatte den Weg der Branche hin zu einer stärkeren Verwendung natürlicher Kältemittel klar aufgezeigt. Die Bildungsträger haben ihre Lehrinhalte entsprechend dieser absehbaren Entwicklung immer wieder verändert und auch das von den Fachschulen individuell gestaltbare Seminar- und Modulangebot um Themen im Bereich natürliche Kältemittel ergänzt.

Bau einer Propananlage bei der praktischen Gesellenprüfung an der Bundesfachschule in Leonberg

Bild: BFS

Bau einer Propananlage bei der praktischen Gesellenprüfung an der Bundesfachschule in Leonberg
Der sichere Umgang mit brennbaren Kältemitteln wird an der Bundesfachschule in den Laboren und Werkstätten an modernen Anlagen geschult.

Bild: BFS

Der sichere Umgang mit brennbaren Kältemitteln wird an der Bundesfachschule in den Laboren und Werkstätten an modernen Anlagen geschult.

Natürliche Kältemittel in der Ausbildung

Bereits in der Lehre wird den Auszubildenden das nötige Rüstzeug mitgegeben, damit sie auf die Installation, Wartung und Service von Kälte- und Klimaanlagen mit natürlichen Kältemitteln in ihrem Berufsalltag optimal vorbereitet sind. Dies umfasst sowohl den theoretischen und praktischen Unterricht an den Berufs- und Fachschulen als auch die „Überbetriebliche Lehrunterweisung (ÜLU)“ an den Fachschulen. Die Inhalte sind in den Lehrplänen festgelegt und mit dem Wirtschaftsministerium abgestimmt. Sie sind jedoch so offen formuliert, dass man stets neue Erkenntnisse und Anforderungen einfließen lassen kann. Der Unterrichtsstoff im Lernfeld „Kältemittel“ sieht daher heute ganz anders aus als bei der letztmaligen Überarbeitung des Rahmenlehrplans im Jahr 2007 und setzt entsprechend andere Schwerpunkte. Der Umgang mit Propan und Kohlendioxid gehört schon lange zum Unterrichtsstoff dazu. Der Rahmenlehrplan wird derzeit übrigens erneut überarbeitet und wird neben der Kältemittelthematik auch die Wärmepumpentechnik und neue Anforderungen im Bereich der Klimatechnik (indirekte Systeme) stärker in den Fokus nehmen.

Ein wichtiger Bestandteil der beruflichen Erstausbildung an den Fachschulen sind die bereits erwähnten ÜLUs. Die ÜLU ergänzt und unterstützt die betriebliche Ausbildung in den Handwerksbetrieben und sichert die gleichmäßig hohe Qualität der Ausbildung, unabhängig von der Ausbildungsleistungsfähigkeit des einzelnen Handwerksbetriebes. Die jeweiligen Lehrgänge vermitteln verschiedene berufsspezifische praktische Fertigkeiten und Kenntnisse. In fast allen ÜLUs können die Lehrlinge dabei Erfahrungen mit natürlichen Kältemitteln sammeln. Kenntnisse über brennbare Kältemittel und Kohlendioxid werden vor allem in zwei ÜLUs vermittelt. Im „KK 2“ (Umwelt und Ökologie in der Kälte- und Klimatechnik) geht es unter anderem um die Verwendung und das Entsorgen von Kältemitteln sowie die Optimierung von Kälteanlagen unter ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten. Natürliche Kältemittel spielen hier genauso eine Rolle wie im „KK 5“ (Kälteanlagen mit natürlichen kohlenstoffhaltigen Kältemitteln). Die 2018 neu eingeführte ÜLU KK 5 vermittelt in einem einwöchigen praktischen Kompaktkurs die nötigen Kenntnisse über Kälte- und Klimaanlagen mit Propan und Kohlendioxid. Im KK 5 werden das Befüllen, die In- und Außerbetriebnahme genauso geschult wie die Besonderheiten und Gefahren beim Umgang mit brennbaren bzw. Hochdruck-Kältemitteln.

Aber schon vor der offiziellen Einführung des KK 5 stand das Thema auf der Agenda. So hat die Landesinnung Kälte-Klimatechnik Niedersachsen/Sachsen-Anhalt (Träger der Norddeutschen Kälte Fachschule NKF) – in enger Zusammenarbeit mit den Ausbildungsbetrieben im Innungsgebiet – den Schulungsbedarf frühzeitig erkannt. Seit dem Jahr 2015 – damals noch auf freiwilliger Basis ohne Bezuschussung – wird den Auszubildenden das benötigte Wissen in Springe vermittelt.

Das IKKE (Informationszentrum für Kälte-, Klima- und Energietechnik in Duisburg) ist die Aus- und Weiterbildungseinrichtung der Kälte- und Klimatechnik Innung Nordrhein (KIN). Im Rahmen von internationalen Projekten ist die IKKE gGmbH seit mehr als zehn Jahren an der Erstellung von e-learning-Modulen beteiligt, die sich auch im Schwerpunkt mit natürlichen Kältemitteln (brennbar, toxisch und Hochdruck) beschäftigen. Diese Erkenntnisse fließen seit Jahren mit in die Ausbildung ein.

Last but not least wird auch bei der theoretischen und praktischen Gesellenprüfung stets darauf geachtet, dass der aktuelle Stand der Kälte- und Klimatechnik abgeprüft wird. In der theoretischen Prüfung werden die Aspekte rund um den Themenkomplex natürliche Kältemittel schon lange abgefragt. Aber auch in der praktischen Prüfung hält die Thematik mehr und mehr Einzug.

Bei der Landesinnung Kälte-Klima-Technik Hessen-Thüringen/Baden-Württemberg wird die praktische Gesellenprüfung im Teil 2 am BFS-Standort Leonberg schon seit drei Jahren an einer Propananlage durchgeführt. Prüflinge müssen hier ihren entsprechenden Kenntnisstand auch in Bezug auf die erforderliche Sicherheitstechnik unter Beweis stellen. Die übrigen BFS-Standorte in Maintal und Harztor werden dies in diesem Jahr umsetzen.

Neben der ständigen Überarbeitung bzw. im Fall des KK 5 der Neugestaltung der Lehrpläne war und ist das Thema natürliche Kältemittel auch ein finanzieller, zeitlicher und organisatorischer Kraftakt für die Fachschulen, was die Ausstattung der Labore und Werkstätten und auch die Fortbildung der eigenen Lehrkräfte betrifft. Hier haben z.B. die Bundesfachschule, die Norddeutsche Kälte-Fachschule und das IKKE sowie andere Bildungseinrichtungen in den vergangenen Jahren hohe Investitionen getätigt und Umbaumaßnahmen vorgenommen, damit die praktische Schulung im Bereich natürliche Kältemittel mit modernen Propan- und CO2-Anlagen auf hohem Niveau erfolgen kann.

Bau einer Propan-Kältenlage im Rahmen des ÜLU KK5 in der NKF Springe

Bild: NKF

Bau einer Propan-Kältenlage im Rahmen des ÜLU KK5 in der NKF Springe
An Anlagen wie dieser wird im IKKE in Duisburg der praktische Umgang mit dem Kältemittel CO₂ vermittelt

Bild: IKKE

An Anlagen wie dieser wird im IKKE in Duisburg der praktische Umgang mit dem Kältemittel CO₂ vermittelt
Praktische Übungen in Springe im Rahmen des Lehrgangs „CO2-Anlagensteuerung“

Bild: NKF

Praktische Übungen in Springe im Rahmen des Lehrgangs „CO2-Anlagensteuerung“

Meister- und Technikerausbildung

Im Bereich der beruflichen Fortbildung – Technikerstudium und Meisterausbildung – wird Propan- und CO2-Anlagentechnik ebenfalls ausführlich behandelt. In gleicher Weise wie bei der Gesellenausbildung gibt es im Technikerstudium einen staatlich festgelegten Rahmenlehrplan, der aber gleichermaßen von den Technikerschulen wie der Bundesfachschule inhaltlich an den Stand der Technik angepasst werden kann und somit seit langem auch das Themengebiet der natürlichen Kältemittel – im Besonderen Propan und Kohlendioxid – umfasst.

Bei der Meisterausbildung ist nur die Prüfung klar geregelt. Die Ausgestaltung der Themen und Inhalte der Meistervorbereitungskurse liegen in der Hoheit der Fachschulen. Die innungseigenen Fachschulen orientieren sich allerdings alle an einem Rahmenlehrplan des Bundesinnungsverbands, der einen Mindestumfang von 1000 Stunden Theorie und Praxis vorsieht. Die Fachschulen haben jedoch Freiheiten in der konkreten Umsetzung und konnten daher die Lehrinhalte an die höhere Bedeutung alternativer Kältemittel und ihrer Besonderheiten stetig anpassen. Gerade in den Fächern „Verfahren der Kälteerzeugung“, „Projektierung“ oder „Betriebs- und Hilfsstoffe“ fließen sowohl in der Meister- als auch in der Technikerausbildung die alternativen Kältemittel inhaltlich ein.

Besonders hervorzuheben ist auch die Arbeit der Dozenten, die im Bereich „Gesetze und Verordnungen“ tätig sind und ihr Wissen aus der eigenen Mitwirkung in Normenausschüssen z.B. bei der Vermittlung der sicherheitstechnischen Anforderungen im Umgang mit brennbaren Kältemitteln einbringen können. Gleiches gilt für die Lehrkräfte, welche die europäischen und nationalen Verordnungs- und Gesetzgebungsverfahren nicht nur inhaltlich verfolgen, sondern auch aktiv mitgestalten. Ausbildung an den Fachschulen ist somit immer up-to-date.

Module und Seminare

Ebenfalls seit Jahren werden an den Fachschulen Module und Seminare angeboten, in denen Interessierte Know-how im Bereich natürlicher Kältemittel erwerben bzw. dieses auffrischen können. Wer sich die Seminarangebote der Fachschulen anschaut, wird hier eine Fülle verschiedener Themen in diesem Zusammenhang finden. Das Modul „Kälteanlagenbau mit Propan“ ist an der Bundesfachschule beispielsweise schon seit 2015 im Programm. Kälteanlagenbauer, deren Gesellen- oder Meisterausbildung schon länger zurückliegt, erhalten somit die Gelegenheit, sich theoretisch und fachpraktisch auch mit brennbaren Kältemitteln auseinanderzusetzen. Ähnliche Angebote gibt es selbstverständlich auch für das Kältemittel Kohlendioxid. Diese Angebote werden von den Akteuren der Branche auch intensiv wahrgenommen. Allein an der BFS wurden bisher über 3500 Personen zum Thema Propan geschult.

An der NKF begann man bereits 2012 – auf Anforderung vieler Fachbetriebe – mit den sogenannten Monteursschulungen für natürliche Kältemittel (Schwerpunkt A 2L /A 3 und CO2). Seit 2018 wurden diese Lehrgänge um eine theoretische und praktische Abschlussprüfung ergänzt. Nach bestandener Prüfung erhalten die Teilnehmer eine Sachkundebescheinigung. Im Laufe der Jahre kamen noch praktische Aufbaumodule hinzu und auch die Projektierungsabteilungen in den Fachbetrieben wollten Angebote, um Planungssicherheit zu dem Thema zu erhalten (Projektierungslehrgänge). In all diesen Lehrgängen wurden bis dato über 6000 Monteure und Meister auf diese Kältemittel geschult. Für die Landesinnung Kälte-Klimatechnik Niedersachsen/Sachsen-Anhalt ist es nicht nachvollziehbar, dass Unternehmen, die selber – aus Sicht der Innung zeitlich unzureichende (und somit unseriöse) – Schulungsangebote anbieten, behaupten, hier wäre in der Aus- und Weiterbildung der Branche Handlungsbedarf.

Die IKKE-Seminarangebote „Planung und Praxis von Propan-Kälteanlagen“ (für Meister) und „Sicherer Umgang mit brennbaren Kältemitteln“ (für Monteure) bestehen im IKKE schon seit mehr als sechs Jahren und stoßen in letzter Zeit auf zunehmendes Interesse. Auch in der Normungsarbeit ist der IKKE-Geschäftsführer Karsten Beermann aktiv als Chairman des ISO-Standards ISO 22712 „Sachkundiges Personal“ maßgeblich mit daran beteiligt, um gerade die Fertigkeiten und Kenntnisse im Umgang mit den natürlichen Kältemitteln genauer zu spezifizieren.

Fazit

Die innungseigenen Fachschulen sind sich schon seit langem ihrer Verantwortung bewusst und werden dieser mehr als gerecht, was die zeitgemäße berufliche Fort- und Erstausbildung der gesamten Branche in Bezug auf den Einsatz natürlicher Kältemittel betrifft. Damit leisten die Fachschulen alles in ihrer Macht Stehende, damit die Herausforderungen, die sich durch die novellierte F-Gase-Verordnung ergeben, von Lehrlingen, Meistern, Technikern, Monteuren und Betreibern erfolgreich und vor allem sicher und ohne Unfälle gemeistert werden können.

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