Damit dieses Risiko so gering wie möglich gehalten wird, gibt es in Krankenhäusern ausgeklügelte Gebäudemanagementsysteme, die für das optimale Raumklima auch in so sensiblen Räumen wie Operationssälen oder Labors sorgen. Gesteuert werden diese Systeme mithilfe hochmoderner IT. Auch das Städtische Krankenhaus Kiel verfügte seit langem über eine solche Anlage, die auch gut funktionierte bis wir einen Laptop ans System anschließen wollten. Den brauchten wir, da die vorhandenen kleinen Displays an den Installationen nicht alles erfassten und wir nicht sämtliche Parameter im Kopf haben können, sagt Horst-Dieter Demske, verantwortlicher Mitarbeiter der Haustechnik. Da der alte Hersteller hier keine Lösung anbieten konnte, entschied man sich in Kiel nach einem kurzen Auswahlverfahren für die Systeme der Priva Building Intelligence GmbH, die durch den gewerkeübergreifenden Systemintegrator VM-Technik-GmbH aus Eckernförde implementiert wurden.
Sichere Klimasteuerung von jedem Standort aus
Die ersten Tests mit der neuen Technik liefen zunächst in einem Bürogebäude: Hier wurden zwei Heizkreise umgebaut und Wasserzähler in das Priva-System implementiert. Das sind alles Messeinheiten, die leicht getestet werden können. Falls hier etwas schiefgeht, ist das nicht so schlimm wie auf einer Station. Alle Tests liefen jedoch reibungslos. Priva kann mit allen gängigen Feldgeräten arbeiten, so dass die Techniker beim Umbau ein leichtes Spiel hatten: Keiner der vorhandenen Temperaturfühler und Regelventile musste ausgetauscht werden.
Inzwischen wurde die alte Regeltechnik in vielen weiteren Technikzentralen mit neuen Regelelementen aufgewertet. Das ist praktisch und wesentlich billiger, da nur Teile eines Regelkreises ersetzt werden müssen, um ihn steuern zu können, sagt Demske. Später sollen noch weitere Regelkreise durch ein neues System ersetzt werden. Das wird nach und nach im laufenden Betrieb geschehen. Probleme mit den verschiedenen Anbietern der vorhandenen Regeltechnik sieht Demske dabei nicht. Ob es 230-V-Ventile mit 3-Punkt-Steuerung sind oder sie auf 24 V laufen die neue Regeltechnik kam in jedem der anderen schon modernisierten Häuser mit der vorhandenen Technik zurecht.
Mit dem Bau drei neuer Operations-räume bekamen auch diese gleich ein Gebäudeleitsystem mit abgesetztem Bedienplatz und Protokolldrucker. An den Protokollen lässt sich die gesamte Historie der Anlagen verfolgen. Weitere Anforderungen an das neue System sind schnell beschrieben: Die Techniker brauchen ein System, mit dem schnell und unkompliziert eingegriffen werden kann, um beispielsweise Pumpen ein- und auszuschalten und auf Störungen schnell reagieren zu können. Außerdem muss es übersichtlich zeigen, was wo defekt ist egal, wo ein Techniker sich gerade befindet.
Komplexe IT für ein zuverlässiges Klima
Die Steuerung der Temperatur und Feuchte, Pumpen, Ventile und Klappen in den mittlerweile 27 technischen Unterstationen regelt jeweils eine Priva Compri HX. Diese frei programmierbaren Regelcomputer besitzen zur Verwaltung verschiedenster regeltechnischer Anlagen eine Vielzahl von Schnittstellen. Im Kieler Krankenhaus hat man sich zur Vernetzung der zahlreichen DDC-Unterstationen (Direct Digital Control) für die Ethernet- und die Priva Schnittstelle entschieden. Dadurch kann auch das vorhandene Netzwerk verwendet werden. Mit seinem PC kann Horst-Dieter Demske über TCP/IP und über eine Modemverbindung das System von überall im Krankenhaus unmittelbar ansprechen. Ist er unterwegs oder gibt es Störungen über Nacht, wird er per SMS benachrichtigt. Über Modem kann er sich auch von zu Hause ins System einloggen, um sich einen Überblick über den Zustand seiner Anlagen zu verschaffen.
Die Bedienung erklärt Demske für so einfach, dass er und seine Mitarbeiter kaum eine Einweisung brauchten. Es sei ihm einmal gezeigt worden, wie die Module auf dem Bildschirm aussehen und wie man sich einwählt. Der Rest erklärt sich von selbst. Wenn er dennoch in die Tiefe gehen möchte, liest er in den ausführlichen Dokumentationen nach. Der Vorteil ist, dass er so keine teuren Regeltechniker bestellen muss, sollten kleine Änderungen vonnöten sein. Ein Übungskoffer, voll ausgestattet mit einer HX 8, bietet Demske vor Inbetriebnahme dieser Änderungen alle Möglichkeiten der Simulation. Ganz leise gibt er auch zu, ihn schon zweckentfremdet zu haben: Über Weihnachten waren uns dampfbeheizte Wärmeübertrager ausgefallen. Wir überbrückten sie mit dem Koffer und konnten in aller Ruhe einen neuen Regelschrank aufbauen und die Anlage ändern. -
Städtisches Krankenhaus Kiel in Kürze
Hauptzuluftanlage: 3 x 75000 m³/h
Abluftanlage: 3 x 55000 m³/h
Umsetzung/Auftrag: Erneuerung der MSRTechnik an Heizungs- und Lüftungsanlagen im laufenden Betrieb
Ausführungszeit: Juni bis August 2010
Gewerke: gesamte MSR und Schaltschranktechnik für Heizungs-, Sanitär- und Lüftungstechnik, MSR-/ GLT-Technik (18 Schaltschrankfelder)
Ausführungsfirma: VM-Technik-GmbH, Eckernförde (https://vmtech.de/)
Besonderheiten: Bestandsgebäude, daher erfolgte der Umbau im laufenden Krankenhausbetrieb. Es musste sichergestellt werden, dass der OP-Nachtbetrieb und der reibungslose Betrieb der CT- wie MRT-Anlagen gewährleistet war. Insgesamt wurden 18 Schaltschrankfelder 12 für die Hauptzuluft und 6 für die Hauptabluft umgebaut. Es galt die alten Strömberg-Frequenzumrichter der Zu-/ Abluftanlagen mit je 3 x 400 V/55 kW nacheinander durch ABB-Umrichter zu ersetzen. Die Schwierigkeit lag in der Konstanthaltung des gesamten Lufthaushaltes in der Klinik. Während der Umbauphase wurden ca. 48 Regelkreise für Heizen und Kühlen, 6 Regelkreise der Zu-/Abluftanlage, jegliche Befeuchtungsregelungen wie auch die gesamte BSK- bzw. BMZ-Ansteuerung erneuert. Die ausführende Firma VM-Technik-GmbH hat während der Umbauarbeiten alle betriebsrelevanten Einrichtungen aufrechterhalten und somit für einen störungsfreien Betrieb in der Umbauzeit gesorgt.
Charlotte Reuscher
IT-Journalistin, Hamburg