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Indonesien | AKTUELLES

Ein Kälteanlagenbauer als Entwicklungshelfer in Indonesien

Aufgrund internationaler Verträge ist die Bundesrepublik Deutschland verpflichtet, einen bestimmten Anteil des BIP in Entwicklungszusammenarbeit mit anderen Ländern der Welt zu investieren. Deutsche Entwicklungshilfe ist seit über 50 Jahren eine Erfolgsgeschichte und gilt Weltweit als Maßstab für nachhaltige Zusammenarbeit zwischen Entwicklungsländern und Industrienationen. Ein Teil dieses Erfolgs ist von Anfang an der sogenannte „Entwicklungshelfer“ (EH), ein Spezialist eines beliebigen Fachgebietes, der sein Wissen direkt vor Ort mit Partnern in unterentwickelten oder Schwellenländern teilt. Entwicklungshelfer sind nicht profitorientiert und arbeiten auf Basis des sogenannten „Entwicklungshelfer-Gesetz“. Dieses Gesetz regelt sehr detailliert den Ablauf und die Versorgungsleistungen des EH-Einsatzes im Partnerland. Ein Großteil der Leistungen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit wird von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) erbracht, wobei die Entsendung von Entwicklungshelfern auch durch andere Entsendeorganisationen erfolgt.

Indonesien

Indonesien ist „Asien für Fortgeschrittene“. Dieser Grundsatz gilt sowohl für den Tourismus als auch für Geschäfte mit und in Indonesien. Das indonesische Archipel besteht aus mehr als 13500 Inseln, die sich über eine Fläche entsprechend der geografischen Ausdehnung Europas (Island bis Israel) über den Äquator verteilen. Mit 235 Millionen Einwohnern, von denen mehr als 75 Prozent offiziell dem Islam zugehörig sind, stellt Indonesien eines der bevölkerungsreichsten Länder Asiens und die größte islamische Bevölkerung der Welt dar. In der europäischen Wahrnehmung ist Indonesien eher unbekannt. Sonderstellung haben hier die eher kleine Insel Bali (mit ihrem Mallorca-ähnlichem Tourismuspotenzial) und die riesige Mega-Hauptstadt Jakarta (mit ihren schätzungsweise mehr als 35 Millionen Einwohnern).

Kälteanlagenbau

Indonesien liegt in der Klimazone „Subtropisch“ mit ganzjährigen Temperaturen zwischen 26 und 36 Grad Celsius bei ca. 75 Prozent Luftfeuchtigkeit. Als einer der führenden „Wirtschaftsmotoren“ Asiens wächst die Bevölkerungsschicht mit gesteigerten Ansprüchen an Klimatisierung und westlichen (verderblichen) Waren rapide. Überall im Land entstehen neue Mega-Mall-Einkaufszentren (welche bis an die Schneefallgrenze runtergekühlt werden). Allein in Makassar (Süd Sulawesi) sind im Jahr 2015 25 neue Hotels errichtet worden. Für kommerziell genutzte Gebäude entfällt dabei hier rund 60 Prozent der Elektro-Anschlussleistung auf Klimatisierung und Kühlung. Weitere Industrien mit Bedarf an „Kälten“ in Indonesien sind Fischerei, Geflügelverarbeitung (Indonesier essen Unmengen Hühnchen) sowie bestimmte Spezialprodukte, z.B. Schokoladenherstellung.

Als ein Teil des Programmes zur „Nachaltigen Wirtschaftsentwicklung durch Ausbildung und Lehre“ (SED-TVET), der GIZ in Indonesien, arbeitet Brockschmidt an einem ortsansässigen Bildungszentrum für Industrie und Handwerksberufe (BLKI). Diese Bildungseinrichtung konzentriert sich auf Kurzzeittraining für Berufsanfänger und Arbeitssuchende (2 bis 3 Monate). Bis 2014 konzentrierte sich dabei die Ausbildung in der Abteilung „AC-Kulkas“ auf Installation und Service (Reinigung)  von Klimaanlagen sowie Reparatur von Kühlschränken (Indonesier reparieren lieber anstatt neu anzuschaffen, selbst wenn die Reparaturkosten astronomisch hoch werden). Im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Bundesrepublik wurden neue Trainingsmodelle und generelle Arbeitsmaterialien angeschafft. Die Aufgabe des Entwicklungshelfers besteht vor allem darin, die Trainer der Abteilung (jetzt: „mesin pendingin“, also Kälteanlagen) in allen Aspekten anspruchsvoller Kälte- und Klimatechnik zu schulen und die Entwicklung neuer Lehrgänge zu begleiten/unterstützen.

Geschäfte in Indonesien

Keinesfalls „Business as usual“. Indonesien ist aufgrund hoher Korruptionsraten in allen Ebenen der Gesellschaft, einer dezentralen Regierungsführung mit sehr mächtigen und gleichzeitig ambivalenten Regionalregierungen, seinem immer noch sehr nationalistisch-introvertierten Regierungskurs gegenüber externen Investoren und Arbeitnehmern (auch wenn nach außen ein ganz anderer Ton angeschlagen wird) eine echte Herausforderung an Unternehmen und Investoren. Geschäftsbeziehungen im Inland laufen fast immer über Kooperationen mit nationalen Firmen (PT) -  eine indonesische Firma in ausländischer Hand (PT.PMA) zu gründen, ist möglich, erfordert aber durch entsprechende Vorschriften eine relativ große Investition (ca. 800.000 USD in den ersten zwei Jahren). Dasselbe Prinzip gilt für Land und Nutzungsrechte sowie Immobilien. Sehr positiv ist allerdings die allgemeine Akzeptanz gegenüber allem „Deutschen“ zu werten. Deutsche Tugenden (pünktlich, effizient, zuverlässig, langlebig usw.) werden als erstrebenswert und gut angesehen. Der Klimaanlagen-Sektor wird in Indonesien von den „üblichen Verdächtigen“ dominiert: Panasonic (mit eigener R32-Geräte-Produktion), Daikin, Mitsubishi, LG, regional starken Herstellern wie Sanken, Midea Sharp und Polytron. Im Bereich der  Gebäudetechnik (meist Kaltwassererzeugung für zentrale Klimatisierung) sieht Brockschmidt häufig Carrier,  McQuay, Suez. Außerdem besteht eine starke Verbindung zu chinesischen Herstellern, wobei die oben erwähnte Affinität zu Qualität und Leistung nicht besteht. Auf dem Markt für kommerzielle Kältetechnik trifft man in Indonesien auch alte Bekannte:  Bitzer,  Güntner,  Danfoss, Emerson Climate Produkte (Copeland, Dixel, Alco usw.). Aber auch hier herrschen starke regionale Hersteller wie Kulthorn Kirby und verschiedene, unaussprechliche, asiatische Produkte.

Fazit

Indonesien ist ein gigantisches Land, voller Naturschönheit und mit riesigem Potenzial. Für Geschäfte gilt grundsätzlich dasselbe wie für Reisen im Land: Es werden Entdeckertum, Geduld und ein breites Lächeln benötigt.

www.giz.de

Kontakt:  Jan.pad.brockschmidt@gmail.com