Nachdem anlässlich des Summits 2015 noch eine gewisse Stagnation zu verzeichnen war, stehen alle Signale nun klar auf Grün: Seit fünf Jahren ist ein kontinuierliches Wachstum bei den installierten Wärmepumpen zu beobachten. Besonders groß ist dabei die Marktabdeckung in den skandinavischen Ländern: Dort werden überall bei mehr als 20 Prozent der Bau- und Sanierungsvorhaben Wärmepumpen installiert, in Norwegen sogar bei 33 Prozent.
Verglichen damit haben die großen Nationen Deutschland, Polen und Großbritannien noch ein enormes Potenzial; hier liegt die Marktabdeckung überall bei maximal 2 Prozent, also deutlich weniger als in Skandinavien, wo die Strompreise in der Regel niedriger als beispielsweise in Deutschland sind. Würde es in ganz Europa eine Marktabdeckung wie in Skandinavien geben, könnten pro Jahr 6,8 Mio. Wärmepumpen verkauft werden. Allerdings: Herkömmliche Heizkessel dominieren bisher immer noch mit knapp 90 Prozent den Markt ganz klar, während Wärmepumpen nur gut 10 Prozent abdecken.
Die meisten Wärmepumpen sind in Frankreich, Italien, Schweden, Spanien und Deutschland installiert; zehn europäische Länder bestreiten 89 Prozent des Gesamtmarktes. Die größten Steigerungsraten gibt es derzeit in Italien, aber auch Polen legt stark zu und dürfte demnächst in die Reihe der Top-10-Länder aufsteigen.
Starker Zuwachs auch in Deutschland
In Deutschland ist der Wärmepumpen-Absatz 2017 erstmals auf über 60.000 Systeme angewachsen, und dies trotz niedriger Preise für fossile Energien und ständig steigender Strompreise. Grund dafür ist hauptsächlich, dass die Wärmepumpe bei Neubauten mittlerweile einen Anteil von etwa 40 Prozent hält. Mittlerweile gibt es Neubaugebiete, die nicht mehr ans Gasnetz angeschlossen werden. Wenn die Wärmepumpen-Marktabdeckung so hoch wie in Skandinavien wäre, könnten in Deutschland jährlich etwa 1 Mio. Wärmepumpen abgesetzt werden. Zudem sollte nicht vergessen werden, dass in Deutschland jährlich mittlerweile bereits 250.000 Wäschetrockner mit Wärmepumpen-Technik verkauft werden.
Auf dem Wärmepumpen-Sektor sind in Europa etwa 53000 Menschen beschäftigt, davon 16 Prozent im Service, 18 Prozenten in der Komponentenproduktion, 30 im Installationsbereich und 36 Prozent in der Wärmepumpen-Herstellung.
Gebäude-Wärmepumpen: Taktgeber mit Problemen
Unter den verschiedenen Wärmepumpen-Gattungen werden Luft-Wasser-Wärmepumpen werden immer dominierender, auch Brauchwasser- Wärmepumpen legen stark zu. In der Forschung werden derzeit viele interessante Projekte für Industrie- Wärmepumpen bearbeitet, zunehmend auch im Bereich hoher Output-Temperaturen. Hybride Wärmepumpen (Wärmepumpe + Alternativsystem mit gemeinsamer Steuerung) sind in einigen Ländern besonders weit verbreitet, z.B. weil es dort große Gasvorkommen und entsprechend niedrige Preise gibt.
Die Branche hat akzeptiert, dass es Probleme im realen Betrieb von Haus-Wärmepumpen gibt, so der Tenor des Pressegesprächs. Im Rahmen eines Projekts wurden in Deutschland daher 300 bestehende Installationen untersucht. Ergebnis war, dass bei guter Planung, Installation und Betriebsweise die zugesagten Ergebnisse in aller Regel erreicht werden können. Jedoch hat man erkannt, dass es in allen Lebenszyklusphasen auch viele Fehlermöglichkeiten gibt. Nicht selten werden auch zu komplexe und zu wenig robuste Systeme installiert. Insgesamt bringt nach Meinung vieler Experten eine Systemoptimierung mehr Nutzen als immer effektivere Komponenten.
Politik setzt auf die Wärmepumpe
Die günstige Marktentwicklung bei Wärmepumpen führt bei den EU-Behörden in Brüssel zunehmend zur Anerkennung dieser Technik; Wärmepumpen werden als Schwerpunkt bei der Energiewende mittlerweile akzeptiert. Denn man weiß dort, dass das 2K-Ziel nur erreichbar ist, wenn es eine möglichst sofortige radikale Wende bei der Wärmeerzeugung gibt.
Seitens der EU-Institutionen wird geplant, dass Betreiber von Strom- und Warmwasserspeichern vom Elektrizitätsversorger zukünftig einen dynamischen Stromtarif verlangen können: Speicher können dann als allgemeine Netzspeicher genutzt werden, Betreiber erhalten einen günstigeren Tarif. Gleichzeitig würde dies den Raum für neue Geschäftsmodelle eröffnen.
Industrie- und Gewerbeeinsatz soll forciert werden
Im Mittelpunkt des Heat Pump Summit standen erneut der Wissenstransfer und der fachliche Austausch unter den Experten. Überhaupt ist der Summit mehr und mehr Plattform der Fachleute: Forschung, Entwicklung, System- und Komponentenhersteller treffen hier zusammen. Es handelt sich um ein Treffen von Industrie und Wissenschaft; alle wichtigen europäischen Forschungsinstitutionen sind vertreten. Erinnert wurde daran, dass es den Summit und seinen Vorgänger nun bereits seit zehn Jahren gibt.
Während Wärmepumpen für Gebäude sich mittlerweile in Europa zum Standardprodukt entwickelten, gibt es im Industrie- und Gewerbebereich noch viele unerschlossene Einsatzmöglichkeiten. Nicht überall wurde erkannt, dass Wärmepumpen Prozesse nicht nur ökonomisch und ökologisch (Kosten- und Emissionssenkung), sondern auch qualitativ verbessern lassen. Das Problem scheint zu sein, dass solche Prozesse komplexer sind bei Gebäude- Wärmepumpen. Japan ist beim Einsatz der Wärmepumpe im Industriebereich deutlich weiter, dortige Lösungen sollten daher intensiv betrachtet werden. (RM)