Ein Panel (Gremium) für Wissenschaft wurde benötigt, um den Zustand der Ozonschicht zu bestimmen und über Erwartungen für die Zukunft zu berichten, wann z.B. spezifische Entwicklungen zu erwarten sein könnten und wie sich die Ozonschicht in den nächsten 1020 Jahren verhalten wird. Ein Panel für Umwelteffekte wurde benötigt, um Umweltschäden und UV-Schäden bei verschiedenen FCKW-Emissions-Szenarien für den Menschen genauer abschätzen zu können. Ein Panel für Technologie sollte der Antreiber sein, damit zukünftige technologische Möglichkeiten, eine andere Wahl von Stoffen, Energieeffizienzen usw. bemessen werden können. Es wurde dabei unterstellt, dass die hierbei gewonnenen Erkenntnisse/Ergebnisse dazu beitragen werden, die Politik in die Lage zu versetzen, Entscheidungen zu treffen, die gleichzeitig dazu dienen, der Industrie mögliche Entwicklungsschritte für zukünftige Anwendungen frühzeitig aufzuzeigen.
Die Panels wurden dann danach durch die Parties (Länder) des Montreal Protokolls im ersten Montreal Protocol Meeting in Helsinki (1989) genehmigt. Die Panels hatten damit zugleich den Auftrag bekommen, schnellstens mit einem ersten Assessment (Gutachten) zu Ergebnissen zu kommen. Denn 1987 konnte man, mit dem damaligen Kenntnisstand versehen, nicht mehr aushandeln, als dass der FCKW-Verbrauch für die entwickelte Länder im Jahre 2000 halbiert sein sollte. Die Panelstruktur mit seinen Assessments alle paar Jahre war dann auch dafür geplant, die ursprünglichen Daten flexibler zu gestalten und wenn nötig, diese zeitlich nach vorne zu verlagern.
1989, 1991, 1994, 1998, 2002 und 2006 wurden von den drei Panels Assessments durchgeführt, und diese betreffen dann die 20-jährige Periode nach der Unterzeichnung des Protokolls in Montreal 1987. Nach jedem Assessment der drei Panels wurde ein gemeinsamer Bericht mit den wichtigsten Daten aus jedem der drei Assessments verfasst, der speziell für die Politik zur Entscheidungsfindung dienen sollte.
Technology and Economic Assessment Panel
Es wurden unter dem Technology and Economic Assessment Panel (TEAP) sechs Technical Options Committees beschlossen, für Kälte, Schaum, Aerosole, Halone, Lösungsmittel und wirtschaftliche Items. Das TEAP besteht seitdem aus drei Co-chairs, Senior Expert Members und Co-chairs für diese Options Committees. Damit wird alles aus den Technical Committees auch wieder beim TEAP zusammengebracht.
In diesen Committees arbeiteten 1992 etwa 370 Experten aus entwickelten Ländern und Entwicklungsländern (vgl. Bild 3). Diese Zahl ist seitdem zurückgegangen, weil die meisten Problemstellungen bei ozonschädlichen Stoffen im Moment schon bearbeitet und ausgewertet sind. Immerhin sind hier im Moment noch etwa 175 Experten mit technischen Assessments beschäftigt.
Übersicht
1989: Assessment Reports, auf deren Basis die Parties 1990 (Meeting London) einen FCKW-Ausstieg für die entwickelten Länder für 2000 beschlossen haben, während die Entwicklungsländer das Jahr 2010 als Ausstiegsdatum bekommen haben.
1991: Assessment Reports, auf deren Basis die Parties 1992 (Meeting Kopenhagen) einen FCKW-Ausstieg für die entwickelten Länder für 1996 beschlossen haben und einen Halone-Ausstieg für 1994.
1994: Assessment Reports, auf deren Basis die Parties 1995 weitere Entscheidungen in Wien trafen.
199597 und danach: TEAP Process Agent Reports, in denen die industrielle Verwendungen von spezifischem CTC (carbon tetrachloride) untersucht wurden und wo bestimmte Prozesse als genehmigt betrachtet wurden, wenn die Emissionen auf geringem Niveau gehalten werden konnten.
1998: Assessment Reports, auf deren Basis die Parties 1999 weitere Entscheidungen in Beijing trafen, im Besonderen im Bereich des Handels mit kontrollierten Stoffen zwischen Parties und non-Parties usw.
1999: TEAP Expert Report über HFKW-Verwendung zusammen mit dem IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), speziell über Kälte- und Schaum-Anwendungen, und Vorhersagen über den zukünftigen Verbrauch (und Emissionen).
20022003: Viele TEAP Reports über Rückgewinnung, Wiederverwertung und Vernichtung von ozonschädlichen Stoffen, auch über die Verarbeitung von Schäumen nach ihrer Nutzung.
2005: IPCC-TEAP Report (mit wesentlichen Beiträgen von Kälte-Experten) zu Gesamtmengen in Geräten und Produkten und zu Emissionen, die dort auftreten. Hier wurde zum ersten Mal der Klima-Beitrag von ozonschädlichen Stoffen und zu gleicher Zeit von HFKWs deutlich für den Zeitraum 20022015.
2006: Assessment Reports auf deren Basis die Parties 2007 Entscheidungen über Emissionen, HFCKW und andere Stoffe trafen.
2006: TEAP Reports mit weiteren Bewertungen von Emissionen und eine Betrachtung über die Ozonschichtschädigung; erster Report, der von einer weltweiten Beschleunigung des HFCKW-Ausstiegs ausgeht und die Ozon- und Klimawirkungen im Vergleich zu anderen Maßnahmen beschreibt.
2007: TEAP Report über Emissionen von HFCKWs, wenn diese von Entwicklungsländern weiter bis 2030/2040 auf dem Niveau von 2015, ohne Reduktion im Verbrauch benutzt werden. Hier wurde ebenfalls die Klimawirkung stark betont. Auch auf dieser Basis haben die Parties im September 2007 neue Ausstiegsdaten, aber insbesondere frühere Reduktionen im HFCKW-Verbrauch für die entwickelten Länder und die Entwicklungsländer beschlossen.
Das Ergebnis der Anstrengungen des Montreal Protokolls durch die wissenschaftliche und technische Bewertung von Maßnahmen ist (Stand Oktober 2007), dass
- der Verbrauch von FCKWs seit 1996 in den entwickelten Ländern verboten ist und ab 2010 auch in den Entwicklungsländern; der Verbrauch in Entwicklungsländern ist schon jetzt fast auf Null reduziert;
- der Verbrauch von HFCKW in allen entwickelten Ländern zwischen 2000 und 2020 total abgebaut werden muss;
- der Verbrauch von HFCKW in Entwicklungsländern noch bis 2009/2010 wachsen kann und ab 2013 abgebaut werden muss; der Verbrauch von HFCKW in den Entwicklungsländern muss dann schrittweise bis 2030 gestoppt werden können (mit kleinen Ausnahmen);
- die Klimawirkung bei der Wahl von neuen Stoffen wesentlich ist und ein definitives Kriterium für die Zukunft darstellt;
- die Verwendung von anderen Stoffen wie Methyl Bromid, CTC usw. schon jetzt oder in kurzer Zeit weltweit beendet sein muss;
- die Produktion von Halonen schon früh in den entwickelten Länder beendet wurde, während sie in den Entwicklungsländern noch Jahre weiter gelaufen ist, jetzt aber vernünftig mit den Gasamtmengen umgegangen werden muss.
Mit diesen Maßnahmen erwarten die Experten des Science Panel, dass die Ozonschicht und die Ozonkonzentrationen zwischen 2045 und 2050 wieder die Zusammensetzung und das Niveau von vor 1980 erreicht haben, als es noch kein Ozonloch gab. So lange kann man in der Antarktis Ozonlöcher erwarten, die, abhängig von der Meteorologie und den Temperaturen in der Stratosphäre, jährlich unterschiedlich groß sein werden.
Es muss hierzu jedoch angemerkt werden, dass von Klimawirkungen dann keine besonderen neue Effekte in der Stratosphäre auftreten dürfen, welche eine Rückkehr zu diesem Niveau verzögern könnten.
Als Folge des Assessment Prozesses bleiben, wie beschrieben, die festgelegten Jahre, die jetzt als Ausstiegsziele gesetzt sind (wie z.B. für HFCKW), sozusagen flexibel. In dem neuen Montreal Protokoll Assessment, das jetzt für das Jahr 2010 geplant ist, könnten weitere neue Erkenntnisse dazu führen, dass bestimmte Zielsetzungen für bestimmte Jahre wieder angepasst werden (müssen).n
Links
ozone.unep.org
Dr. Lambert Kuijpers,
TEAP Co-Chair, Venlo, Niederlande