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Potenziale unserer Branche

Das Energiekonzept der Bundesregierung und die Kältetechnik

    Wie Bild 1 zeigt, steigt der Elektroenergieverbrauch der Kältetechnik in Deutschland seit vielen Jahren kontinuierlich an; der Anteil am gesamten Elektroenergieverbrauch betrug 1999 ca. 14 % und könnte gemäß der Schätzung 2010 zwischen 15 und 17 % liegen.

    Die Branchen der Kältetechnik gehören damit zu den großen Elektroenergieverbrauchern (der Anteil der Beleuchtung liegt bei nur ca. 2 %). Bezogen auf den vom Deutschen Kälte- und Klimatechnischen Verein (DKV e. V.) 1999 erhobenen Bestand, könnte sich bis 2020 sogar eine Verdoppelung des Energieverbrauchs auf über 130 Mrd. kWh/a einstellen.

    Bei einem derartig großen Verbrauch gibt es natürlich auch bedeutende Energieeinsparpotenziale, was das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) schon 2008 erkannte und ein inzwischen erfolgreiches Förderprogramm für energieeffiziente Kältetechnik aufgelegt hat.

    Vor diesem Hintergrund verwunderte nicht, dass die Bundesregierung zunächst in ihrem am 10. September veröffentlichten Entwurf des Energiekonzepts ankündigte, die Nationale Klimaschutzinitiative, in deren Rahmen das Kältetechnik-Förderprogramm angesiedelt ist, mit zusätzlich 200 Mio. Euro pro Jahr auszustatten. Weiter kündigte die Bundesregierung an, beim Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) einen Energieeffizienzfonds mit 500 Mio. Euro jährlich aufzulegen, aus dem in Abstimmung mit dem BMU u. a. die Markteinführung hocheffizienter Querschnittstechnologien, wie z. B. Kälteanlagen, finanziert werden sollten.

    Leider ist die Bundesregierung dann in der finalen Version des Energiekonzepts von ihren vollmundigen Ankündigungen abgerückt: aus den konkreten 200 Mio. Euro/a für die Nationale Klimaschutzinitiative wurden lediglich zusätzliche finanzielle Mittel, und aus den 500 Mio. Euro jährlich für den Energieeffizienzfonds wurde nur noch ein solcher nach Maßgabe des Wirtschaftsplans des Energie- und Klimafonds.

    Gleichwohl wird die Kältetechnik an zwei Stellen im Energiekonzept der Bundesregierung genannt:

    1. Bei der Erwähnung der Herausforderung, die erneuerbaren Energien stärker für die Erzeugung von Kälte zu nutzen, was eine Chance für die Sorptionstechnik bedeutet.

    2. Bei der o.a. Ankündigung, Mittelstand und Industrie u.a. bei der Markteinführung hocheffizienter Motoren, Pumpen und Kälteanlagen zu unterstützen.

    Klimaschutztechnologie Kältetechnik

    Welche außerordentlichen Potenziale der Bundesregierung für Klimaschutzmaßnahmen mit der Kältetechnik zur Verfügung stehen, soll im Folgenden dargestellt werden.

    2009 wurde der VDMA-Branchenbericht veröffentlicht, in dem auf der Grundlage des DKV-Statusberichts Nr. 22 sowie einer älteren VDMA-Veröffentlichung von 1998 der aktuelle Bestand an Kältesystemen grob abgeschätzt wird. In Bild 2 ist die Anzahl der individuell von Kälte-Klima-Fachbetrieben hergestellten Anlagen aus der VDMA-Veröffentlichung herausgezogen und grafisch dargestellt (zusätzlich werden noch knapp 2,1 Mio. steckerfertige Kühlsysteme eingesetzt, die meist industriell hergestellt werden).

    Von den über 550000 individuellen Kältemaschinen und -anlagen in Deutschland werden über 82000, also ca. 15 %, in Fleischer- und Bäckereibetrieben eingesetzt. Anhand der ähnlichen Anwendungsbereiche im Nahrungsmittelhandwerk sollen im Folgenden die wirtschaftlichen und Klimaschutzpotenziale beleuchtet werden, die sich aus einer Energieeffizienzoptimierung bestehender Anlagen ergeben.

    Kälteanlagen im Nahrungsmittelhandwerk

    Wie eine Erhebung der Fleischer-Innung in Fürth in Zusammenarbeit mit dem Bundesinnungsverband des Kälteanlagenbauerhandwerks ergeben hat, stellen sich elektrische Leistungsaufnahme und Jahresenergieverbrauch in 95 % der beiden Handwerke wie folgt dar:

    • Fleischereien: 10 kWel, 30 000 kWhel/a,
    • Bäckereien: 12 kWel, 36 000 kWhel/a.

    Die durchschnittliche Lebensdauer der Anlagen liegt bei 20 Jahren. Eine deutliche Mehrheit der existierenden Anlagen ist daher alt und sanierungsbedürftig. Diese Anlagen sind in einer Zeit installiert worden, in der die Elektroenergiekosten eine untergeordnete Rolle spielten und die Klimaschutzrelevanz der Kältetechnik nur ansatzweise erkannt war. Das wesentliche Entscheidungskriterium bei der ursprünglichen Investition in diese Anlagen war daher ein möglichst günstiger Preis und nicht ein niedriger Energieverbrauch. Außerdem spielten Klimaschutzaspekte in der Vergangenheit überhaupt keine Rolle bei Investitionsentscheidungen.

    Energieeffizient ausgelegte Kälteanlagen des heutigen Standes der Technik werden mit einem für den jeweiligen Anwendungsfall ausgewählten Kältemittel betrieben, sie verfügen durch Einsatz einer vorausschauenden Regelung in Verbindung mit elektronischen Expansionsventilen über eine Anpassung der Verflüssigungs- an die Umgebungstemperatur, über FU-gesteuerte Elektromotoren für alle Antriebe sowie über großzügig dimensionierte Wärmeübertrager. Im Vergleich zu Altanlagen können sie 50 % und mehr an Antriebsenergie einsparen. Die Investitionskosten für derartig ausgerüstete Anlagen des Nahrungsmittelgewerbes liegen in der Größenordnung von ca. 1500 Euro/kWel.

    Bild 3 zeigt das Ergebnis einer mit diesen Randbedingungen durchgeführten Berechnung, wobei eine Umrechnung in Emissionsvermeidungskosten vorgenommen wurde. Es zeigt sich, dass die Kältetechnik des Nahrungsmittelgewerbes mit maximalen Emissionsvermeidungskosten von 7 Euro/t CO2 das mit Abstand günstigste Verfahren zur Emissionsvermeidung ist. Größere Effekte als mit der Kältetechnik sind mit keinem anderen Verfahren zu erzielen.

    Das einleitend erwähnte Förderprogramm des BMU ist damit im Prinzip sehr zielgenau ausgerichtet auf die Branche, die das größte Klimaschutzpotenzial aufweist. Allerdings hat es einen großen Nachteil. Da die Förderung der Energieeffizienzsanierung erst für Anlagen ab einem Jahresenergieverbrauch von 150000 kWhel möglich ist, können die kleineren Anlagen des Nahrungsmittelhandwerks, die zwischen 30000 und 40000 kWhel/a verbrauchen, bisher gar nicht gefördert werden.

    Vor diesem Hintergrund plädieren der Bundesinnungsverband des Kälteanlagenbauerhandwerks sowie die Fleischer-Innung Fürth dafür, das Kälteanlagen-Förderprogramm des BMU nach unten zu erweitern und Energieeffizienz-Maßnahmen ab einem Jahresenergieverbrauch von 30000 kWhel zu fördern. Dazu müsste aus Sicht der Betreiber von Kälteanlagen im Sinne einer effizienten Abwicklung das gegenwärtig etwas bürokratische Genehmigungsverfahren vereinfacht werden. Nicht die Bürokratie sollte gefördert werden, sondern Klimaschutz und Handwerk.

    Bei einer systematischen Förderung der Energieeffizienz-Sanierung von Kälteanlagen im Fleischer- und Bäckereihandwerk mit dem derzeit üblichen Fördersatz von 15 % der Nettoinvestkosten könnten jährlich über 1250 Mio. kWh Elektroenergie und über 750 Mio. t CO2-Emission eingespart werden und das bei Emissionsvermeidungskosten für den Fördergeber von höchstens 7 Euro/t CO2.

    Die Klimaschutzeffekte wären außerordentlich hoch, außerdem würden alle beteiligten Branchen wirtschaftlich profitieren und dazu beitragen, den Industriestandort zu stärken. Dadurch könnte erreicht werden, dass in Deutschland eine der effizientesten und umweltfreundlichsten Volkswirtschaften entsteht wie es die Bundesregierung mit ihrem Energiekonzept beabsichtigt. -

    Frank Heuberger

    Bundesinnungsmeisterdes Deutschen Kälte­anlagenbauerhandwerks

    Konrad Ammon

    Obermeister Fleischer-Innung Fürth

    Frank Heuberger, Bayreuth, und Konrad Ammon, Fürth

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