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Unternehmensnachfolge (Teil 10)

Erfahrungen aus praktischen Fällen

Viele Unternehmen der Kälte-Klima-Branche werden schon in der zweiten oder sogar dritten Generation geführt. Es ist aber heute nicht mehr selbstverständlich, dass der eigene Nachwuchs – trotz guter fachlicher Eignung – die Nachfolge antritt. Auch wird es von Jahr zu Jahr schwieriger, die jungen Meister dazu zu bringen, sich selbstständig zu machen. Gute Mitarbeiter werden von der Industrie, meist von den eigenen Kunden oder von benachbarten Branchen mit attraktiven Angeboten abgeworben. Neulich hörten wir von einem geschäftsführenden Gesellschafter eines Kälte-Klima-Betriebs in einer stark von der Automobilindustrie geprägten Region sinngemäß, dass sie keinen Mitarbeiter, der jünger als 50 Jahre ist, zu Kunden aus der Industrie lassen. Dieser Mitarbeiter sei noch nicht richtig am Pförtner vorbei auf dem Gelände, da habe er schon ein sehr attraktives Angebot in der Hand. Diese Aussage mag übertrieben und zu pauschal sein. Sicher ist aber, dass der Wettbewerb um gute und qualifizierte Mitarbeiter spürbar ist und zunehmen wird.

Besonders kleinere zum Verkauf stehende Betriebe haben erhebliche Schwierigkeiten, einen Käufer oder Nachfolger zu finden, obwohl gerade Unternehmen dieser Betriebsgröße wirklich ordentliche Erträge erwirtschaften, wie der im Dezember vorgelegte Betriebsvergleich 2013 – 2015 der Kälte-Klima-Branche (zu beziehen über die Geschäftsstelle des BIV (www.biv-kaelte.de) oder über dirk.g.mueller@dmcon.de) zeigt.

Viele Unternehmer, die kleinere Unternehmen ohne speziell im Bereich Verwaltung ausgebildete Mitarbeiter führen, haben zunehmend Probleme mit der überbordenden Bürokratie durch steigende Reglementierungen und dem Führen von Nachweisen und befassen sich deshalb mit dem Thema Nachfolge bzw. Verkauf. Bei einigen Projekten von uns haben die ehemaligen Inhaber nach dem Verkauf als Niederlassungsleiter oder als Vertriebsleiter des Käufers weiter gearbeitet.

Die Regelung der Unternehmensnachfolge ist für den einzelnen Unternehmer in den letzten Jahren nicht einfacher geworden, zumal er nicht aus den in der Artikelserie Unternehmensnachfolge“ ausführlich dargestellten Gründen selbst offen am Markt agieren sollte. Der Kern der Problematik liegt hauptsächlich in zwei Ebenen, mit denen wir uns im Folgenden befassen wollen:

zum einen gibt es keinen speziellen Marktplatz für die Nachfolge im Bereich der Kälte-Klima-Branche,

zum anderen ist es außerordentlich schwierig, den fachlich und menschlich geeigneten Berater für den Nachfolgeprozess zu finden.

Zum Thema Marktplatz: Es gibt drei oder vier ernstzunehmende Internetportale, auf denen Unternehmen gesucht oder angeboten werden. Wenn man die für einen suchenden oder anbietenden Unternehmer wesentlichen Kriterien und Anforderungen an die Portale zugrunde legt, wie: Verbreitung, Bekanntheitsgrad, einfacher Zugang, Übersichtlichkeit, Verständlichkeit und Ordnungskriterien, dann müssen bei den zur Verfügung stehenden Portalen starke Abstriche gemacht werden. Bei dem einem mangelt es an der Verbreitung und dem Bekanntheitsgrad und bei dem anderen kämpft man mit tausenden von Angeboten, die zum Teil seit Monaten offeriert werden und nicht ordentlich strukturiert sind. Die fehlenden Ordnungs- und Regelungsmechanismen führen zu einem für professionelle Nachfolgeberater ärgerlichen Suchtourismus“ und Testanzeigen“ auf den Portalen nach dem Motto Mal sehen, ob sich jemand für mein Geschäft interessiert“. Anlass für unsere Kritik ist, dass zu viele Angebote unbeantwortet bleiben und viele Interessenten offensichtlich kein wirkliches Interesse haben. Und alles bleibt ohne Konsequenzen. Pragmatisch gesehen kann man trotzdem sagen, suboptimale Portale sind immer noch besser als keine. Anzustreben wäre ein Portal, das die rund 3 000 Betriebe in Deutschland rund um das Thema Kälte-Klima erreicht. Zusammen mit dem Vorstand des BIV arbeiten wir an einer Branchenlösung.

Zum Abschluss unserer Reflektionen über unsere Projekte wollen wir noch Eindrücke vermitteln zum Thema:  ... und plötzlich ist man ganz überraschend 65 Jahre alt …“ Unser erstes Projekt in der Kälte-Klima-Branche vor fast zehn Jahren haben wir aufgrund einer Empfehlung bekommen. Der Unternehmer hatte bereits drei Jahre lang versucht, für sein Unternehmen (Umsatz sechs Mio. Euro) einen Nachfolger aus dem Familienkreis zu bekommen – leider vergeblich. Es ging menschlich nicht zusammen. Inzwischen war er fast 70. Innerhalb von sechs Monaten konnten wir zwei Kandidaten als Nachfolger gewinnen. Ein anderer Unternehmer hatte sich vorgenommen, seinen Nachfolger selbst zu suchen. Deshalb besuchte er einschlägige Nachfolgeseminare zu diesem Thema. Die Weiterbildung ist auch auf diesem Gebiet immer empfehlenswert, aber den Nachfolgeprozess muss ein professioneller Berater steuern. Bei dem Besuch eines Seminars lernte er einen unserer Mitarbeiter kennen. Nach zwei großen Enttäuschungen rief der inzwischen fast 65 Jahre alte Selfmademan bei uns an und bat uns, den Nachfolgeprozess bei ihm zu begleiten.

Beide Unternehmer haben uns nach Abschluss ihrer Nachfolgeprojekte im Feedback-Gespräch stellvertretend für die vielen anderen gesagt, dass sie den Umweg nicht gemacht hätten, wenn sie gewusst hätten, wie problemlos der Nachfolgeprozess parallel zum Tagesgeschäft laufen kann, wenn man professionelle Hilfe annimmt. In der nächsten KK-Ausgabe setzen wir den Artikel Erfahrungen aus praktischen Fällen“ fort.

dirk.g.mueller@dmcon.de

www.dmcon.de

Dirk G. Müller,

Geschäftsführer der Beratungsfirma DMConsulting, Berlin / München

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