Das sechszügige Gymnasium für 1 286 Schüler ist mit einem Einzugsgebiet von über 30 km eine wichtige Bildungseinrichtung im oberen Weschnitztal in Hessen. Das Bestandsgebäude wurde um zwei Baukörper erweitert und von pbr während des fortlaufenden Betriebs mit neuer Gebäudetechnik ausgestattet. Durch den Ausbau der Schule mit einer Mensa, Cafeteria und Gruppenräumen wurden erst die baulichen Voraussetzungen für die Ganztagsbetreuung geschaffen. Auch die Lüftungstechnik musste auf die neuen Nutzungsanforderungen ausgerichtet werden.
Frischluftzufuhr im Unterricht
Damit Schüler aufgrund schlechter Raumluftverhältnisse während des Unterrichts nicht ermüden, arbeitet in der Martin-Luther-Schule eine Hybridlüftung für die Frischluftzufuhr in den Unterrichtsräumen. Abluftgeräte in den beiden Raumlufttechnikzentralen im zweiten Obergeschoss saugen die Abluft aus den Klassenräumen mechanisch über das Dach ins Freie. In den Unterrichtsräumen sorgen Nachströmklappen für Frischluftzufuhr. Während die Abluft abgesaugt wird, entsteht eine Druckdifferenz im Raum, sodass frische Luft nachströmen kann. Die Gebäudeautomation steuert, regelt und überwacht alle Lüftungsanlagen im Gebäude.
Lüftung mit Wärmerückgewinnung
Mensa und Küche, Nebenräume und Sanitärzellen sowie Lagerräume und Nebenräume im Erdgeschoss verfügen über separate Lüftungsanlagen. Durch den Einsatz einer rekuperativen Wärmerückgewinnung mit Kreuzstromwärmeübertrager ließ sich der Primärenergiebedarf des Gebäudes verringern. In diesem System wärmt die Abluft über den Wärmeübertrager die Zuluft bzw. kühlt im Sommer die warme Zuluft.
Langsam laufen lassen
Im Speiseraum der Mensa ist eine nach neuen Erkenntnissen ausgelegte Lüftungsanlage mit einem speziellen Regelungsverfahren verwendet worden. Danach werden Zu- und Abluft getrennt geregelt und die Zuluft mit einer geringen Strömungsgeschwindigkeit in den Raum geleitet. Dadurch wird in der Mensa eine gerichtete, z. B. kreisförmige Luftströmung verhindert und die Zu- und Raumluft durchmischen sich gleichmäßig. Es kommt zu einer homogenen Temperaturverteilung im Raum, was die Nutzer als angenehm empfinden.
Der Einsatz dieses Regelungsverfahrens bewirkt Energieersparnisse bis zu 30 Prozent. Ein Sensor überwacht die Luftqualität in der Mensa und aktiviert vor dem Erreichen kritischer Werte die Luftzufuhr, sodass weniger aufbereitete Zuluft in den Raum geführt werden muss. Zwar sind spezielle technische Komponenten wie regelbare Zu- und Abluftventilatoren und motorisch verstellbare Drosselklappen in den Zuluftkanälen erforderlich, jedoch lassen sich das Leitungsnetz und die Anzahl der Auslässe reduzieren.
Eine flächendeckend arbeitende Klimaanlage war hier nicht erforderlich, weil das Lüftungsverfahren ein angenehmes Raumklima erzeugt. Der Schalldruckpegel durch den Betrieb der Lüfter bleibt ebenfalls niedrig.
pbr hat geplant
Die pbr Planungsbüro Rohling AG, die als Architektur- und Ingenieurbüro mit nahezu 470 Mitarbeitern alle wesentlichen Bauplandienstleistungen erbringt, ist an zehn Standorten bundesweit präsent. Schwerpunkte hat das Büro unter anderem in der Planung von Gebäuden für die Ausbildung, Verwaltung, Industrie, Freizeit, Kultur und Gesundheit. Zu den betreuten Projekten im Bereich Bildung gehören u. a. die Passivhausschule Erich Kästner-Grundschule in Leipzig sowie die Campusanlagen der Hochschule Hamm-Lippstadt, Campus Hamm und Hochschule Rhein-Waal, Campus Kamp-Lintfort.
Helios EcoVent Verso Laibungselement
Helios hat EcoVent Verso für den Bereich der dezentralen Wohnraumlüftung entwickelt. Die Wärmerückgewinnung erfolgt im Reversierbe-trieb: In der Abluftphase nimmt der Keramik-Wärmespeicher die Wärme der Raumluft auf und speichert diese. Im anschließenden Zuluftbetrieb wird die frische Außenluft durch den Keramikspeicher geleitet und übernimmt dessen Wärme, sodass die Luft vorgewärmt in den Raum strömt. Um möglichst wenig von der Lüftungsanlage zu sehen, hat Helios ein Laibungselement entwickelt, das die Außenfassaden-Blende verschwinden lässt. Das Element aus EPP lenkt die Luft innerhalb des Wärmedämmverbundssystems um 90° in die Fensterlaibung. Es gibt drei Varianten: Edelstahl, transparent beschichtet und in neutralem Weiß.
Dipl.-Ing. Harald Nun,
pbr Planungsbüro Rohling AG, Frankfurt/Main