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Retrofitting von Abluftanlagen

Wenn Öl aus dem Kanal tropft

Überall in Deutschland gibt es Lohndrehereien, die der Automobilindustrie und dem Maschinenbau zuarbeiten, die teilweise betriebstechnisch aber nicht immer auf aktuellem Stand sind. Corona-bedingte niedrige Auftragsauslastungen und Produktionsunterbrechungen bieten die Gelegenheit zu Retrofit-Maßnahmen.

Schwachstelle alte Absauganlagen

Auch betagte Absauganlagen und Ölnebelabscheider benötigen oft ein Upgrade. Denn nicht selten tropft Öl aus undichten Abluftkanälen auf den Boden, die Maschinen, die Werkbänke und Schaltschränke. Typische Leckstellen im Kanalnetz sind Stoßfugen, Falze und Nähte. Die Leckrate beträgt oft über 15 Prozent. Der Ölverlust ist freilich zu ersetzen. Jedoch nimmt durch die undichten Stellen auch die Saugleistung des Ventilators ab.

Kritisch sind waagrechte Abluftkanäle, welche die ölhaltigen Aerosole transportieren (Bild 1). Bei zentralen Absauganlagen kommen Kanalstrecken mit über 100 m Länge vor. Sie sind oft verfettet, weil das Öl an den kalten Kanalwänden kondensiert. Bei diesen langen Kanalführungen kommt es vor, dass sich darin bis zu 500 (!) l und mehr Kondensat ansammeln. Bei vernachlässigter Wartung besteht ferner die Gefahr, dass der verölte Abluftkanal durch die Gewichtszunahme durchhängt oder kollabiert.

Mit Auffangwannen unter den undichten Stellen und Drainageleitungen versucht mancher Betriebsleiter, der Leckagen Herr zu werden. Das sind freilich Provisorien, die weder den Leistungsschwund des Ventilators noch den Schmieröl-Verlust verhindern.

Bild 2: Sinnvoll ist ein Vorabscheider auf jeder Maschine.

Bild: Rentschler Reven

Bild 2: Sinnvoll ist ein Vorabscheider auf jeder Maschine.

Kritische Kühlschmiermittel

Zusätzlich verwenden die Zerspaner zwischenzeitlich immer dünnflüssigere Kühlschmiermittel, was die Leckraten erhöht. Das ist nicht ungefährlich: Denn verölte Luftleitungen bilden eine beträchtliche Brandlast – vor allem durch verharzte Öle, deren Zündtemperatur nur etwa 130 °C beträgt. Bei Verwendung von reinem Schleif- und Schneidöl als Kühlschmierstoff ist die Brandgefahr besonders kritisch, denn ein verölter Luftkanal wirkt bei einem Fettbrand wie eine Zündschnur.

Bei wasserlöslichen Kühl-Schmiermitteln mit einem hohen Wasseranteil kommt es ebenfalls zu unerwünschten Fettbelägen im Kanalnetz, denn das Wasser verdunstet und hinterlässt einen Ölfilm.

Sinnvolle Ausstattung von Absaugungen

Bei zentralen Sammel-Absaugungen mit langen Abluftkanälen ist ein Vorabscheider beispielsweise von Rentschler-Reven auf jeder Maschine sinnvoll, der von vornherein das Aerosolat weitgehend abfängt (Bild 2). Auf diese Weise bleibt die Abluftleitung trocken und fettfrei. Der endständige Zentralabscheider fängt dann nur noch die feinen Restpartikel ab.

Kompakte Vorabscheider gibt es für den Einbau in waagrechte und senkrechte Luftkanäle. Sie sind mit einem mechanisch wirkenden X-Cyclone-Abscheider bestückt, der durch den Zentrifugaleffekt die Aerosole ausschleudert und sich praktisch von selbst reinigt. Es genügt, den zerlegbaren Kanalabscheider einmal jährlich einer Grundreinigung zu unterziehen (Bild 3).

Die Vorabscheidung hält den Abluftkanal weitgehend ölfrei. Das ist aber nur sinnvoll, wenn die Abscheider auch flammendurchschlagsfest sind. Diese Eigenschaft wird durch ein entsprechendes DIN- oder UL-Prüfzeichen nachgewiesen. Das Prüfzeichen garantiert, dass bei einem Schneidölbrand oder einer Ölnebelverpuffung das Feuer nicht in den Luftkanal durchschlägt.

Zur Grundreinigung wird der Abscheider zerlegt.

Bild: Rentschler Reven

Zur Grundreinigung wird der Abscheider zerlegt.

Weitere Leckage-Maßnahmen

Auch bei betagten Hallenlüftungen weisen die Luftkanäle im Schnitt eine Leckrate von 15 Prozent auf, so die Erfahrung der Luftkanalexperten von MEZ-Technik. Somit geht fast ein Sechstel des geförderten Luftvolumens durch undichte Verbindungen in Schächten, Zwischendecken und andernorts verloren. Der Betreiber der Anlage sollte periodisch die kritischen Stellen mit Sprühnebel oder Seifenlauge überprüfen. Denn den Leckluftstrom müssen die Ventilatoren zusätzlich fördern.

Sind die Leckagen überschaubar, empfiehlt MEZ-Technik das sein Abdichtungsverfahren Aeroseal. Dabei wird mit Dichtstoff beladene Luft mit Hilfe von Druckluft und Wärme in den kritischen Kanal geblasen. Beim Passieren der undichten Stellen lagert sich der Dichtstoff an den Rändern der Leckagestellen ab und verschließt diese bis zu einer Spaltgröße von 15 mm.

Bei eklatanten Verlusten rät Rentschler Reven zu einer Erneuerung der maroden Kanalstränge und zum Austausch des oft völlig verölten Abluftventilators durch eine aktuelle Variante mit energiesparender und ErP-konformer Motor-Laufradeinheit. Beachten sollte man allerdings, dass bei Transport und Montage der neuen Ersatzkanäle die geforderte Dichtheitsklasse oft verlorengeht, weil beim Abladen, Einbringen und Lagern die Kanäle und Formstücke deformiert werden. 

Sven Rentschler,
CEO der Rentschler Reven GmbH, Sersheim

Rentschler Reven / Rentschler

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