Die Filterung der angesaugten Luft, Wärmerückgewinnung und thermische Behandlung zeigen die Funktionsvielfalt und erzeugen maximalen Komfort mit geringem Energieaufwand. Die Geräte können autark betrieben oder mit einer zentralen Gebäudeleittechnik kombiniert werden. Sie lassen sich optimal architektonisch in das Gebäude- und Raumkonzept integrieren. So ergibt sich ein breiter Anwendungsbereich, der mittlerweile auch im Neubau verstärkt Beachtung findet.
Warum dezentrale Lüftungsgeräte?
Für den Einsatz dezentraler Lüftungsgeräte sprechen viele Faktoren. Neben der hohen Energieeffizienz sind das die Nutzung von Wasser zur Abfuhr der Lasten, die maximale Raumflexibilität sowie die Möglichkeit zur verursacherbezogenen Energiekostenabrechnung. Gegenüber einer zentralen RLT-Anlage bietet die dezentrale Lüftung eine hohe Systemredundanz. Grundsätzlich sind keine systembedingten Telefonieschall- und Brandschutzmaßnahmen erforderlich. Technikzentralen sowie Schachtflächen für Kanalsysteme können deutlich kleiner gehalten werden oder sogar entfallen. Demgegenüber entsteht geringer Mehraufwand für zusätzliche Fassadenarbeiten, Geräteverkleidung und ggf. Installation eines Kaltwassernetzes (Warmwasser kann oftmals an vorhandene Heizungsleitungen angeschlossen werden.)
Je nach Fassade unterscheiden sich die Lüftungsgeräte in horizontale bzw. vertikale Brüstungsgeräte, Deckengeräte und Unterflurgeräte. Brüstungsgeräte gibt es für den Einbau auf oder vor der Brüstung. Sie lassen sich sowohl unterhalb als auch seitlich von Fenstern montieren. Deckengeräte werden in die Zwischendecke eingebaut, Unterflurgeräte an die Fassade angrenzend im Doppel- oder Hohlraumboden. Mit den Geräten wird den Räumen Frischluft zugeführt und Fortluft abgeführt. Die Auswahl reicht dabei von einfachen Zuluft-Geräten bis hin zu komplexen Systemen mit Zuluft, Abluft und Sekundärluft zur Abfuhr erhöhter thermischer Lasten.
Domäne Nachrüstung
Insbesondere in Gebäuden, in denen zuvor keine Klima- und Lüftungstechnik vorhanden war, sind dezentrale Lüftungsgeräte oft die einzige technische Lösung bei einer Nachrüstung. Ein gutes Beispiel ist ein Sanierungsprojekt in München. Das Bürogebäude steht an einer vielbefahrenen Straße, die damit verbundene Lärmbelastung und schlechte Luftvqualität lassen die Lüftung über Fenster nicht zu. Damit wurde unter Einhaltung des geforderten Komfortniveaus die Nachrüstung mit moderner Lüftungstechnik notwendig. Die vorhandenen Platzverhältnisse ließen den nachträglichen Einbau von Lüftungskanälen nicht zu – ein Idealfall für den Einsatz dezentraler Lüftungstechnik.
Aufgrund beengter Platzverhältnisse im 1. OG (Obergeschoss) kamen neben Brüstungslüftungsgeräten auch Unterflurlüftungsgeräte zum Einsatz. Diese konnten einfach in den vorhandenen Doppelboden integriert werden. Im Vorfeld wurde das Leistungsspektrum der Geräte genauestens geprüft und der Wärmeübertrager individuell ausgelegt. So ist die Behaglichkeit innerhalb der Räume ganzjährig gewährleistet.
Die Abstimmungen zum Einbau der Geräte ergaben bei den Brüstungsgeräten kurzfristige Änderungen, die aufgrund der Flexibilität in der Konstruktion umgesetzt werden konnten. Damit war der Einbau der Geräte in Nischen zwischen vorhandene Stützen problemlos möglich. Die Unterflurlüftungsgeräte wurden mithilfe von kurzen Kanälen an die Fassade angeschlossen. Die Brüstungsgeräte wurden direkt an die Fassade montiert.
Raumregelung und Luftqualitätsregelung
Gesteuert wird das neue Lüftungssystem in München über einfach zu bedienende Einzelraumregelungen, die in Kombination mit Fassadenlüftungsgeräten eine bedarfsgeregelte Be- und Entlüftung sowie die Regelung des Heiz- und/oder Kühlkreislaufs ermöglicht. Durch den modularen Aufbau der Regelung können mehrere Geräte in einem Raum im Verbund als Master und Slave betrieben werden.
So gibt beispielsweise der Master die Lüfterstufe vor, die Zulufttemperatur wird autark bestimmt, die Raumtemperatur innerhalb des zuvor definierten Komfortbereichs geregelt. Dieser Bereich verhindert das sogenannte Takten, also den schnellen Wechsel zwischen Heizen und Kühlen, da innerhalb dieses Bereichs mithilfe der Lüftungsgeräte isotherm gelüftet wird. Sinkt die Raumtemperatur unterhalb des Komfortbereichs, so wird geheizt, überschreitet die Raumtemperatur den Bereich, so kühlen die Geräte. Zur Kontrolle der Anlagen bestehen Anbindungsmöglichkeiten an moderne Gebäudeleittechnikzentralen. Umfangreiche Parameterübertragungen mit Zugriff auf Gerätefunktionen sind ebenso möglich.
Luftqualitätsregelung mit Energieeinsparung
Ein Highlight der Geräte ist die Luftqualitätsregelung, die bei schlechter Raumluft den Außenluftanteil erhöht, bei guter Raumluftqualität die Außenluft auf ein Minimum reduziert und damit aktiv zur Energieeinsparung beiträgt. Die Brüstungslüftungsgeräte können darüber hinaus zur Energieeinsparung in reinen Sekundärluftbetrieb geschaltet werden, beispielsweise wenn bei temporärer Nichtnutzung eines Raumes gekühlt oder geheizt werden soll. Dazu werden die fassadenseitigen Klappen geschlossen und der Abluftventilator abgeschaltet.
Die Lüftungsgeräte werden gemäß ihrer zukünftigen individuellen Funktionen bereits im Werk konfiguriert. Voll funktionsfähig sind diese nach Anschluss der Spannungsversorgung und des Raumbediengerätes. Im Ergebnis bedeutet dieses eine einfache Installation per Plug-and-Play.
Marcel Spillker,
Produktmanager Dezentrale Lüftungssysteme der Trox GmbH, Neukirchen-Vluyn