Als Premierenkino Ostberlins zog das Kino International nach seiner Eröffnung 1963 Film- und Kulturbegeisterte in seinen Bann. Bis heute gehört es zu den wichtigen Berliner Kinos, ist offizielle Spielstätte der Berlinale und bietet ein vielseitiges Raumprogramm.
Paradebeispiel für Kinoarchitektur
Entworfen wurde das freistehende Gebäude von den Architekten Josef Kaiser und Heinz Aust, errichtet 1961 bis 1963 als Teil eines aufeinander abgestimmten Gebäudeensembles mehrerer Kulturbauten: dem sogenannten städtebaulichen Zentrum an der ursprünglichen Stalinallee, heute Karl-Marx-Allee. Das Kino bietet Platz für über 500 Besucher, eine Panoramabar sowie eine bespielbare Treppenhalle. Ebenso hatten eine Bibliothek und eine auskragende Lounge ihren Platz. Seit 1990 steht das Kino International unter Denkmalschutz – alle öffentlichen Bereiche sind unverändert erhalten geblieben, sodass das 1960er-Jahre Interieur für ein einzigartiges nostalgisches Flair sorgt.
Aufwändige Sanierungsgeschichte
1992 übernahm die Yorck Kinogruppe das Filmtheater und erhält seitdem das bauhistorische Wahrzeichen der Berliner Kino-Szene. So wurde das Gebäude über die letzten Jahrzehnte immer wieder denkmalschutzgerecht teilrenoviert und saniert. Dennoch haben die Jahre ihre Spuren hinterlassen, weshalb nun eine umfassende denkmalgerechte Generalinstandsetzung läuft, um baukonstruktive, funktionale und brandschutztechnische Mängel zu beheben.
Strömungstechnische Untersuchung
Im Zuge der Erneuerung der Haustechnik liegt ein Augenmerk auf dem Lüftungs- und Klimatisierungskonzept. Dafür wählte die Yorck-Kino GmbH die Klimaexperten von Kiefer Klimatechnik. Bei einer ersten Besichtigung des Kinosaales zeigten sich schnell die Zwangspunkte einer Sanierung: Unter Berücksichtigung der Denkmalschutzvorgaben, kann die Lufteinbringung nur über die seitlichen Wandflächen erfolgen.
Die hölzerne Wandvertäfelung mit vertikaler Ausrichtung stellen jedoch klassische Behinderungen dar, um die Zuluft direkt zuzuführen. Kiefer Klimatechnik konzipierte daher eine Sonderbauform des Quell-Luftdurchlasses Induquell DIV der die geometrischen Vorgaben aufgreift und den Lufteintritt zwischen den Fugen der Vertäfelung ermöglicht. Die Luftauslässe unterstützen einen hohen thermischen Komfort durch geringe Luftgeschwindigkeiten und sanfte Luftverteilung. Durch die Beimischung der Raumluft können Untertemperaturen und somit auch Kühlleistungen abgedeckt werden. Die Zuluftversorgung der Saalmitte organisieren Weitwurfdüsen, welche im oberen Bereich der Wandverkleidung angebracht werden.
Aus optischen Gründen sollten die Wandluftdurchlässe Induquell mit einem luftdurchlässigen Stoff überzogen werden. Dafür standen mehrere Stoffmuster zur Wahl, die es im hauseigenen Strömungslabor von Kiefer Klimatechnik auf ihre Strömungseigenschaften hin untersucht wurden. Die Laborversuche sollten experimentell überprüfen, welchen Einfluss die verschiedenen Stoffbespannungen auf die Funktionalität der Luftdurchlässe und insbesondere auf Luftvolumenstrom sowie die Luftverteilung im Raum haben. Dafür wurde zunächst ein Auslassmuster in Sonderbauform erstellt und anschließend ein Musterraum zur Simulation von Personen-/ und Maschinenlasten aufgebaut.
Die Prüfung ergab, dass bei allen vier Stofftypen die typische Induquell-Ausblascharakteristik und feine Luftverteilung im Raum beibehalten wird. Letztere konnte anhand von Nebelfluid zur Visualisierung der Raumströmung getestet und bewertet werden. Somit werden die Funktions- und Komforteigenschaften nur wenig beeinflusst und eine Stoffbespannung kann vor dem Luftauslass erfolgen.
Jedoch entstehen bei einem Luftvolumenstrom von 255 m³/h je nach Stofftyp Druckverluste zwischen 2 und 18 Pa. Die positiven Ergebnisse aus der Laborprüfung und die Konsequenzen einer realen baulichen Umsetzung wurden im Anschluss von Kiefer mit den Projektpartnern ausgewertet. Damit wurde die Basis für die Weiterführung der TGA-Fachplanungen für die Erstellung des Leistungsverzeichnisses geschaffen.
Klimafragen umfassend beantwortet
Kiefer stellt für Architekten, Planer und TGA-Fachhandwerk das gesamte Leistungsspektrum der Raumlufttechnik von der Planung bis zur Inbetriebnahme bereit. Im rund 400 m² großen Entwicklungszentrum werden neue, umweltschonende Komponenten entwickelt, aerodynamische und akustische Messungen durchgeführt und luft-, licht- und regeltechnische Systeme optimiert. Vor Ort sowie im hauseigenen Raumströmungslabor führt Kiefer Raumströmungsanalysen zur Überprüfung der Zielvorgaben durch. ■
Bautafel:
Objekt: Kino Internation Berlin
Bauherr: Yorck-Kino GmbH, Berlin
Fachplaner TGA: ABK Gebäudetechnik GmbH, Berlin
Architekten: Josef Kaiser, Heinz Aust
Kiefer Klimatechnik: Laboruntersuchung und Quell-Luftdurchlass Induquell DIV