Allgemein gilt beim Einbau von mechanischen Lüftungssystemen: Die Räume werden fortlaufend und hygienisch mit frischer Außenluft versorgt und im Gegenzug werden Schadstoffe, Gerüche oder CO2 abtransportiert. Das ist nicht nur komfortabel, sondern auch energieeffizient. Denn bis zu über 90 Prozent der Wärmeenergie können von der Abluft auf die Zuluft übertragen werden und verbleiben damit im Haus.
Dennoch sind viele Fragen zu beantworten und sachliche Gesichtspunkte zu berücksichtigen. Die KK-Redaktion befragte dazu Stefan Reindl, Produktmanager Wohnraumlüftung bei der Wolf GmbH, Mainburg.
KK: Herr Reindl, für welche Gegebenheiten ist der Einbau einer zentralen Wohnraumlüftungsanlage sinnvoll?
Reindl: Eine zentrale Lüftungsanlage besteht aus einem zentralen Gerät mit je einem Anschluss für die Außenluft und für die Fortluft in der Gebäudehülle. Die einzelnen Räume werden vom Gerät aus über Lüftungskanäle, das sogenannte Luftverteilsystem, erschlossen. Die frische und gereinigte Luft wird in sogenannte „Zulufträume“ wie Wohnzimmer oder Schlafzimmer geleitet und aus „Ablufträumen“ wie Bad, WC oder Küche wieder abgesaugt und nach außen abtransportiert. Dabei überträgt der Wärmetauscher des Lüftungsgerätes die Wärmeenergie der Abluft auf die Zuluft.
Die Lüftungskanäle von und zu den Räumen hin zum zentralen Gerät benötigen aber Platz – entweder in abgehängten Decken oder gleich in der Deckenkonstruktion. Dies ist im Neubau einfach einzuplanen und kann auch im Rahmen von Kernsanierungen von Bestandsgebäuden umgesetzt werden. Für kleinere bzw. Teilsanierungen scheidet diese Umbauoption in den meisten Fällen aus, weil beim nachträglichen Einbau in die Gebäudesubstanz eingegriffen werden muss.
KK: Welche Vorteile bietet ein zentrales Lüftungsgerät, beispielsweise aus der Geräteserie CWL-2 Ihres Unternehmens?
Reindl: Ein zentrales Lüftungsgerät CWL-2 zählt zu den kompaktesten, also von den Abmessungen her kleinsten Geräten und hat gleichzeitig alle Vorteile, die größere Geräte mitbringen. Das betrifft die niedrigen Schallwerte und die Wärmerückgewinnung (Wärmebereitstellungsgrad) gleichermaßen.
Besonders hervorzuheben ist die gleichmäßige Qualität der Raumluft. Diese wird erreicht, indem der Volumenstrom mechanisch gemessen wird. Diese sogenannte „constant-flow“-Regelung ist gewissermaßen der „Tempomat“ der Wohnraumlüftung. Die damit automatisch konstanten Luftvolumenströme bewirken eine gleichmäßig hohe Raumluftqualität.
Optional gibt es weitere Sensoren zur Bewertung der Raumluftqualität: CO₂-Sensoren erfassen indirekt die Belegung eines Raumes, RH-Sensoren (Relative Humidity) den Feuchtegehalt der Luft und VOC-Sensoren (Volatile Organic Compounds) flüchtige organische Bestandteile, die zum Beispiel aus Möbeln oder Böden entweichen können. Die Sensoren sorgen dafür, dass sich die Drehzahl der Ventilatoren an den jeweiligen Bedarf anpasst. Dabei arbeiten die Ventilatoren energieeffizient.
Um Im Sommer vor allem in den Nachtstunden kühle, frische Luft ins Haus zu bringen, wird die Wärmerückgewinnung durch einen Bypass umgangen, wenn die Außentemperatur niedriger als die Raumtemperatur ist.
Integrierte Filter reinigen die zugeführte Luft. Im Standard sind zwei Feinstaubfilter ISO Coarse (G 4-Filter) eingebaut. Optional sind Pollenfilter ISO ePM 1 (F 7-Filter) und Carbonfilter gegen Gerüche ISO ePM 2.5 (M 6-Filter) für die Zuluft verfügbar.
Für Privatkunden interessant ist auch, dass das Gerät CWL-2 mit der Smartset App auf mobilen Endgeräten und Alexa per Internet gesteuert werden kann.
Vorteilhaft für den Installateur ist, dass die Montage mithilfe einer Montageschiene einfach und zeitsparend möglich ist. Im Geräteumfang ist auch ein passender Siphon enthalten, um mögliche Fehlerquellen zu minimieren. Die Inbetriebnahme ist bereits mit wenigen Klicks im standardmäßigen Display erledigt.
Wolf hat sowohl das Gerät als auch das komplette Verteilsystem und weiteres Zubehör im Programm. Für das Luftverteilsystem sind beispielsweise verschiedene Rohrdurchmesser, Formen, Bögen, Adapter und Reduzierstücke möglich, genauso wie Drosselscheiben und Volumenstromregler.
Neben den aktuellen Baugrößen mit Leistungen von 225, 325 und 400 m3/h sind zwei weitere Modelle mit 450 und 600 m3/h in Planung.
KK: Welche Lüftungslösung empfehlen Sie für die Sanierung von Wohnungen und Einfamilienhäusern?
Reindl: Hier kommen in der Regel dezentrale Lüftungsgeräte zum Einsatz, die raumweise in die Außenwände eingesetzt werden. Mit einer Kernbohrung und einer elektrischen Versorgungsleitung wird die Gebäudehülle für den Einbau vorbereitet, dann wird das Gerät in die Öffnung eingebaut und kann anschließend sofort in Betrieb genommen werden.
Dezentrale Geräte können auch im Neubau eingesetzt werden. Wolf hat hierfür passendes Zubehör im Programm, darunter einen entsprechenden Mauerblock, um die (spätere) Kernbohrung durch bestehendes Mauerwerk zu vermeiden.
Bei der dezentralen Lüftung unterscheiden Experten die technisch einfachere PushPull- bzw. Pendellüftung von einer Variante mit kontinuierlichem und Zu- und Abluftbetrieb. Bei PushPull-Geräten sind in der Regel jeweils zwei Geräte im Wechselbetrieb geschaltet. Dabei führt ein Gerät verbrauchte Luft ab und erwärmt dabei einen Wärmeübertrager aus Keramik, während das korrespondierende Gerät im zweiten Raum frische Luft einströmen lässt. Nach 60 s kehren sich die Luftströme um. Das Zuluftgerät wird zum Abluftgerät und umgekehrt. Das Zuluftgerät überträgt dann die vorher aus der Abluft gespeicherte Wärme auf die frische Zuluft.
Ein Gerät mit kontinuierlichem Zu- und Abluftbetrieb ist dagegen für die gleichzeitige Be- und Entlüftung eines einzelnen Raumes konzipiert. Damit hat es auf kleinstem Raum ein ähnliches Prinzip wie die deutlich größeren Zentralgeräte.
KK: Welche Vorteile haben dezentrale PushPull-Lüftungsgeräte Ihres Unternehmens?
Reindl: Das PushPull-Gerät ist die Einstiegsvariante für die Wohnraumlüftung und liegt in vielen Varianten vor. Ein großer Vorteil dieser Serie ist, dass alle Komponenten und das Zubehör aus einer Hand kommen. Zum Zubehör gehören nicht nur verschiedene Designblenden, sondern auch diverse Montagebauteile wie Rohbauhülsen, Mauerblöcke und verschiedene Dachdurchführungen.
Je nach baulicher Gegebenheit können die PushPull 45- und -30-Geräte entweder per Kabel oder mit Funk angesteuert werden. Außerdem ist es möglich, alle Geräte einer Wohneinheit zentral und bedarfsgerecht mit nur einem Gerät zu steuern.
Die Zuluftgeräte PushPull 45 haben eine Lüftungsleistung von 42 m3/h, während die Abluftgeräte PushPull 30 für Feuchträume einen Zu- und Abluftbetrieb mit 26 m3/h bereitstellen. Für innenliegende Bäder enthält die Wolf-Produktfamilie einen reinen Abluftventilator mit einer Luftleistung von 100 m3/h.
KK: Und was unterscheidet das dezentrale Wohnraumlüftungsgerät CWL D-70 von einem PushPull-Gerät?
Reindl: Das Gerät CWL D-70 kombiniert die Vorteile der einfachen Installation eines PushPull-Gerätes mit einer höheren Wärmebereitstellung. Die Luftzufuhr erfolgt kontinuierlich ohne Umschaltbetrieb für einen Raum, das heißt, andere Räume werden nicht beeinflusst. Dabei ist die Luftleistung in fünf Stufen regelbar: Die niedrigste Stufe beträgt 15 m3/h und die höchste 70 m3/h.
Das CWL D-70 hat außerdem ein Vorheizregister, um auch bei sehr niedrigen Außentemperaturen temperierte Luft bereitstellen zu können. Im Sommer dagegen profitieren die Bewohner von einem eingebauten Bypass, der insbesondere in den Nachtstunden kühle Luft ins Haus befördert. Auch die Filter des CWL D-70 sind denen eines PushPull-Gerätes überlegen, denn sie weisen höhere Abscheidegrade auf.
KK: Herr Reindl, vielen Dank für das Gespräch!