Das Neubaugebiet Rundacker in Staufen im Breisgau mit rund zwei Dutzend Wohngebäuden ist für eine durchmischte Mieter- und Eigentümerklientel angelegt. Breite Grüngürtel durchziehen die weitgehend verkehrsberuhigt konzipierte Siedlung, und die Energieversorgung erfolgt in Verbindung mit thermischen Solaranlagen über Fernwärme aus dem Hackschnitzelheizwerk im Nachbarwohngebiet. Die vier dreigeschossigen Mehrfamilienhäuser mit jeweils sechs Wohneinheiten wurden bewusst nicht konventionell Stein auf Stein oder aus Beton errichtet, sondern ressourcenschonend in Holzbauweise.
Nachwachsende Rohstoffe haben beispielsweise durch die geringere CO2-Last ein deutlich niedrigeres Treibhauspotenzial als konventionelle Baustoffe, wenn man den gesamten Lebenszyklus betrachtet. Bei konsequent umgesetztem Holzbau ist es etwa 30-mal geringer als das von Stahlbeton [1]. Allerdings fehlt es gerade im Geschosswohnungsbau an Erfahrungen, wenn qualitativ hochwertig aus Holz gebaut werden soll. Das hat hierzulande nicht zuletzt seine Ursache in der Beschränkung von Geschossbauten aus Holz gemäß Muster-Bauordnung (MBO), die erst 2002 für die Gebäudeklasse 4 geöffnet wurde.
Wesentliche Grundsatzfragen gelöst
Entsprechend akribisch gingen der Architekt und sein Partner, ein Zimmermeister aus der Nachbarschaft, die Projektierung der vier Punkthäuser an. Eine zentrale Aufgabenstellung war dabei das Stichwort Feuchtigkeit, zum Beispiel beim Aufsetzen des Holztragwerks auf die Tiefgarage, die sich unter allen vier Bauten erstreckt. Eine weitere betraf den Schallschutz, denn die spezifische Dichte von Schichtholz liegt nur bei etwa 760 kg/m³, bei Beton sind es hingegen etwa 2 000 bis 2 600 kg/m3. Und Masse bringt bekanntlich Ruhe …
Errichtet wurden die vier Objekte letztlich aus 10 bis 12 cm starkem Brettschichtholz nach dem Massivholz-Bausystem der Firma Binderholz. Auf diesen Wänden befindet sich eine 18 cm starke Mineralwoll-Schicht als Wärmedämmung plus mineralischer Kratzputz bzw. Lärchenschalung. Die Zwischendecken bestehen aus 22er-Brettschichtholz mit einer Plattenbreite von 1,25 m. Von unten blieb das lasierte Holz sichtbar und gibt den Wohnungen so eine warme Atmosphäre. Von oben kam auf die Platten zusätzlich eine 10 cm starke, gebundene Schüttung plus mineralischer Trittschalldämmung.
Dieser Aufbau ist aufwändig, hat sich aber beim Schallschutz ausgezahlt. Nachmessungen ergaben, dass die geforderten Werte zur Luftschalldämmung und zur Trittschalldämmung zwischen fremden Nutzungseinheiten nach DIN 4109 sogar um 2 bis 3 dB unterschritten wurden.
Behaglichkeit und Feuchteschutz abgesichert
Gerade in hoch gedämmten Gebäuden spielen darüber hinaus die Themen Feuchteregulierung und damit Luftaustausch, aber auch thermische Behaglichkeit eine mindestens genauso große Rolle, und zwar für das Wohlbefinden der Bewohner wie für den Schutz der Bausubstanz. Als Lösung wurden in den Staufener Neubauten feuchtegesteuerte Anlagen zur kontrollierten Lüftung der Typenreihe SAVE von Systemair mit integrierter Wärmerückgewinnung installiert (siehe Kasten). Diese Anlagen sind mit Rotationswärmeübertragern ausgestattet. Die aus der Wohnung aufgenommene Luftfeuchte kann dadurch über die Zuluft wieder rückgeführt werden. Es entsteht also kein aufwendig abzuleitendes Kondensat.
Die Feuchtesteuerung (siehe Kasten) verhindert nicht nur Schimmelbildung, sondern beugt zugleich einer zu niedrigen Luftfeuchtigkeit in den Wohnungen vor. Gerade in gut gedämmten Objekten ist das häufig ein Beschwerdegrund, weil sich zu trockene Raumluft im Winter schnell negativ auf die Atemwege auswirkt. Durch die Feuchteregelung der Systemair-Anlagen wird das aber trotz des hohen Wärmerückgewinnungsgrades von über 80 Prozent zuverlässig vermieden.
Die Reinheit der zugeführten Frischluft ist über F7-Zuluftfilter gewährleistet, die Abluft wird über Filter der Klasse G3 geführt. Bei Bedarf könnten aber genauso Zuluftfilter der Klasse F7 eingesetzt werden, wenn einzelne Nutzer das wünschen sollten.
Lüftungskanäle als Designelement
Bei der Auslegung selbst spielten weniger die Volumenströme oder die Platzierung der Zuluftdüsen und Abluftventile eine Rolle. Diese Details wurden durch die wohnungsweise arbeitenden Anlagen mit Bad und Küche als Abluftzonen sowie Wohnräume und Flure für die Frischluftzufuhr weitgehend vorgegeben. Spannender war die Frage, wo bei diesen Wand- und Bodenkonstruktionen das kompakte Lüftungsgerät mit integrierter Wärmerückgewinnungsanlage sowie die 125er-Kanäle untergebracht werden sollten.
Die Lösung: Die flach bauenden Lüftungsgeräte wurden in die abgehängte Decke der Gäste-WCs integriert. Dort sind sie durch eine Klappe in voller Größe einfach zu erreichen und zu warten, aber selbst unter Volllast in den Wohnungen nicht zu hören. Entgegen der ursprünglichen Auslegung konnte sogar auf den Einbau zusätzlicher Schalldämpfer zwischen den Räumen verzichtet werden.
Die Lüftungskanäle aus Wickelfalzrohr wiederum verzweigen sich als Designelement sichtbar unter der Flurdecke verlaufend in die einzelnen Räume. Das ist auf den ersten Blick zwar ungewöhnlich, hat sich aber in der Praxis bewährt. Die Nutzer der Wohnungen sind fast ausnahmslos von den Lüftungskanälen als bewusst gesetztes Stilelement im Kontrast zu der warmen Anmutung der Holzdecken zufrieden. Vor allem, weil dadurch gleichzeitig auf abgehängte Decken oder Abkofferungen in den Fluren verzichtet werden konnte. Das gibt vor allem optisch zusätzlichen Raum, der die Wohnungen noch großzügiger erscheinen lässt.
Kontrollierte Wohnungslüftung SAVE
Die Geräteserie SAVE von Systemair ist für die klassische Wohnraumlüftung konzipiert, die Geräteleistung auf Wohnungsgrößen zwischen 80 und 500 m² abgestimmt. Die bedarfsgesteuerte Regelung mit einem Einrichtungsassistenten für die einfache Inbetriebnahme, der hohe Wärmerückgewinnungsgrad von über 80 Prozent und der automatische Wechsel in den Sommerbetrieb (ohne Wärmerückgewinnung) sind einige der wesentlichen Leistungsmerkmale.
Durch die kompakte Bauweise können die „SAVE“-Geräte über Einbauküchen oder in Zwischen- bzw. abgehängten Decken montiert werden. Je nach Ausführung ist auch der direkte Anschluss einer Dunstabzugshaube möglich, sodass nur noch eine Wanddurchführung notwendig wird.
Die Lüftungsgeräte sind wahlweise mit einem Platten- oder Rotationswärmeübertrager ausgestattet. Da ein behagliches Raumklima und damit die Feuchterückgewinnung eine immer größere Rolle spielt, geht die Tendenz aber in Richtung Rotationswärmeübertrager: Liegt die Außentemperatur unter der Raumtemperatur, wird aus der Abluft die Wärme direkt auf die Zuluft übertragen. Bei hohen Außentemperaturen hingegen wird die Zuluft durch die Abluft heruntergekühlt. Außerdem gewinnt der Rotationswärmeübertrager die Luftfeuchtigkeit aus der Abluft zurück, verhindert aber zugleich eine Überfeuchtung der Räume.
Die zugehörige Regelung ist intuitiv bedienbar. Optional ist es möglich, die Anlagen im Geschosswohnungsbau auf eine Gebäudeleittechnik (GLT) aufzuschalten und beispielsweise über die zentrale Ausschaltfunktion Brandschutzkonzepte zu unterstützen.
Ideales Raumklima durch „mitfühlende“ Regelungstechnik
Eine kontrollierte Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung ist in energieeffizienten Gebäuden ein Muss. Doch für Bewohner ist eine Wohnungslüftung mehr als eine Position in der Energiebilanz ihres Hauses: Erwartet wird ein behagliches Komfortklima in allen Wohnräumen.
Wie effektiv eine Wohnungslüftung den Nutzungsansprüchen gerecht wird und zur Energieersparnis beiträgt, hängt zum großen Teil von der Regelungstechnik ab. Zwar ist das Empfinden eines angenehmen Raumklimas individuell verschieden. Es lässt sich jedoch an messbaren Größen festmachen, wie der Temperatur, der relativen Luftfeuchtigkeit, dem CO2-Gehalt der Raumluft bis hin zur Belastung mit Schadstoffen wie VOC (Total Volatile Organic Compounds). Darüber hinaus sind die Luftwechselrate und die Zulufttemperatur entscheidende Parameter für das Wohlgefühl der Nutzer.
Für die Wohnungslüftungsgeräte der Baureihe SAVE hat Systemair daher die Regelungstechnik SAVE control entwickelt. Daran können Sensoren zur Erfassung der genannten Raumklimaparameter angeschlossen werden. Das System regelt anhand der verschiedenen Werte das Lüftungsgerät so, dass eine ideale IAQ (Indoor Air Quality) erreicht wird. Um dem persönlichen Empfinden gerecht zu werden, können die Bewohner dabei per App zwischen verschiedenen Betriebsmodi wählen, beispielsweise einer CO2- oder feuchtegeführten Regelung. Innerhalb dieser Modi wird die Wohnungslüftung optimal energiesparend betrieben. Die Funktionen „Abwesend“ oder „Nachtauskühlung“ erhöhen zusätzlich die Energieeffizienz der Wohnungslüftung.
FGK: Statusreport Lüftung
Der Fachverband Gebäude-Klima e. V., FGK, hat mit dem Status-Report 48 Informationen zur intelligenten Wohnungslüftung vorgelegt und spezifiziert wesentliche Randbedingungen. Dazu zählen neben der Betrachtung des Energieverbrauchs eine korrekte Auslegung nach den Nutzeranforderungen, die automatische und bedarfsgeregelte Betriebsweise, eine digitale Kommunikationsschnittstelle, Funktionen für die Wartung und Instandhaltung, Ausbaufähigkeit, Datensicherheit und Updatefähigkeit der Anlagensoftware. Der Status-Report 48 kann von der Homepage des FGK unter dem Menüpunkt „Literatur + Shop“ – „Status-Report“ heruntergeladen werden. Zukünftig wird es weitere Dokumente und Checklisten für die smarte Wohnungslüftung geben.