Beim Zentralsystem wird die Zuluft von einer Lüftungszentrale aufbereitet und über ein Luftkanalnetz verbreitet. Das ist nicht immer einfach, weil Kranbrücken, Sprinkler und Versorgungsleitungen im Wege sind. Hinzu kommt eine Vielzahl an Luftdurchlässen, Volumenstromreglern und Luftklappen. Schon ab einer Zuluftmenge von 4 000 m3/h ist zudem laut EnEV eine Wärmerückgewinnung vorgeschrieben, die meist ein Zusammenführen der Zu- und Fortluftkanäle am Einbauort des Wärmeübertragers notwendig macht. Dadurch wird selbst die computergestützte Projektplanung recht aufwändig.
Viele Planer favorisieren daher eine dezentrale Lösung mit einzelnen Lüftungsgeräten, die mit Schürzen in das Schräg- oder Flachdach eingebunden werden. Das vereinfacht auch die Montageplanung, denn die Geräte sind in der Regel werkseitig vorgefertigt und elektrisch verkabelt. Sie werden just-in-time von außen mit dem Kran in das Gebäude eingebracht oder von innen durch das Dach geführt, dann befestigt und abgedichtet. Die Vormontage kommt der modernen Modulbauweise mit kurzen Taktzeiten entgegen und erspart dem Bauherrn teure Lohnstunden am Bau. Mehrere autonome Geräte erhöhen ferner die Betriebssicherheit und bei Inspektionen ist nicht die ganze Anlage abzuschalten.
Wärmerückgewinner integriert
Eine spezielle Gerätetechnik für die dezentrale Hallenlüftung entwickelte der westfälische Hersteller Vacurant Heizsysteme GmbH in Bad Lippspringe: Das Dachlüftungsgerät VR 3400 mit integriertem Wärmerückgewinner. Es sieht äußerlich aus wie ein Dachventilator, hat aber einen radialen Zu- und Fortluftventilator und einen langsam rotierenden Regenerativ-Wärmeübertrager. Letzterer wechselt die Temperatur und Luftfeuchte - also die Enthalpie – mit einem thermischen Wirkungsgrad von 75 und 94 Prozent. Damit erfüllt das System die Vorschriften der 2018 verschärften Ökodesign-Richtlinie. Diese schreibt für die regenerative WRG eine Mindestrückwärmezahl von 73 Prozent vor.
Das Dachlüftungsgerät entzieht der verbrauchten Hallenluft einen großen Teil des Wärmeinhaltes und überträgt ihn auf die kalte, angesaugte Außenluft. Das erspart dem Betreiber die Energiekosten für die Aufwärmung der Zuluft. Im Sommer nutzt das System die Nachtauskühlung: Der rotierende Wärmeübertrager wird dann abgeschaltet und es findet ein reiner Ventilationsbetrieb statt. Bei Stillstand der Ventilatoren fährt eine Klappe automatisch in die Schließstellung und verhindert so den Luftaustausch.
Digital und netzwerktauglich
Die Luftleistung des Dachlüftungsgeräts beträgt maximal 3 400 m³/h. Fortluft-Ansaugung und Zuluft-Einbringung erfolgen direkt unter dem Hallendach. Die verbrauchte Hallenluft wird vertikal angesaugt, die vorgewärmte Zuluft radial ausgeblasen. EC-Motoren und eine digitale Regelung erlauben wahlweise den Betrieb mit konstantem Volumenstrom oder eine temperaturgeführte, sprich stufenlose Fahrweise. Die Ansteuerung geschieht über den Digitalregler mit integriertem Zeitschaltprogramm. Optional können auch Präsenzmelder oder CO2-Fühler für eine bedarfsgerechte Lüftung integriert werden. Per Digitalregler lassen sich bis zu sechs Geräte gemeinsam ansteuern.
Die Dachlüftungsgeräte sind ferner netzwerkfähig: Schnittstellenkarten für Modbus oder LON erlauben die Einbindung der Anlage in eine Gebäudeleittechnik. Bedienung und Kontrolle der Anlage sind per PC, Tablet oder Smartphone möglich.
Fazit
Die dezentrale Lüftungstechnik erlaubt unkomplizierte Erweiterungen der Halle, weil kein Luftkanalnetz anzupassen ist. Auch für Sanierungsprojekte ist das Dachlüftungsgerät VR eine rasch realisierbare Lösung, die keine großen baulichen Veränderungen notwendig macht. Aufgrund des relativ geringen Gewichtes kommen die Geräte auch für Leichtbauhallen infrage, wie sie im Logistik- und Sportstättenbereich, bei Baumärkten und generell im Industriebau vorkommen.