Der Startschuss fiel in Springfield im US-Bundesstaat Massachusetts. Im Angebot waren Gemüse, Obst und Fisch. Als Tiefkühl-Verkaufsgerät dienten die Eiskremtruhen, die damals schon im amerikanischen Handel standen.
Für den Einzug tiefgekühlter Lebensmittel in die Lebensmittelgeschäfte der Vereinigten Staaten sorgte der Meeresbiologe Clarence Birdseye. Bei seinen Forschungsreisen zwischen 1915 und 1922 nach Labrador erlebte er, wie Eskimos ihren Fisch und ihr Fleisch innerhalb kürzester Zeit auf natürliche Art und Weise stocksteif einfroren: Sie hielten ihre gerade erlegte Beute einfach bei bis zu 45°C in den eisigen Wind. Der Fisch- und Fleischvorrat hielt den ganzen Winter und das war das Entscheidende schmeckte noch nach Wochen oder Monaten nach dem Auftauen wie frisch.
Birdseye war fasziniert von der Idee: Was natürliche Kälte kann, muss auch mit künstlich erzeugter Kälte möglich sein. Sein Startkapital: sieben Dollar, ein elektrischer Ventilator, Eis und Salz. Der Naturwissenschaftler wurde zum Erfinder und entwickelte die erste Schockgefrieranlage, in der ganze Fische und Filets, Gemüse und andere Lebensmittel innerhalb kürzester Zeit tiefgefroren werden konnten.
Der Ursprung von minus 18 Grad Celsius
Der Geschäftsmann Birdseye sorgte auch dafür, dass Tiefkühlkost über das Lebensmittelgeschäft in die Hände der US-Verbraucher gelangte. Seine Produkte wurden kurzerhand in den Truhen mit Eiskrem den Kunden im Geschäft angeboten.
Auch bei dem für Tiefkühlkost typischen Temperaturhinweis minus 18 Grad Celsius leistete er echte Pionierarbeit. Er wusste, dass auch bei geringeren Minus-Temperaturen als den arktischen 45°C, die Qualität von Tiefkühlkost über längere Zeit optimal erhalten bleibt. Sein Hinweis lautete: 0 Grad Fahrenheit als Lagertemperatur reicht aus. Diese amerikanische Temperaturangabe auf der Fahrenheitskala wurde in aller Welt übernommen und in Grad Celsius umgerechnet. Heraus kam: 0 Grad Fahrenheit entspricht minus 18 Grad Celsius.
Anuga liefert Impuls in Deutschland
In Deutschland fiel 1955 der entscheidende Startschuss für Tiefkühlkost auf der Anuga in Köln. Ein weiteres wichtiges Signal ging 1956 vom Köln-Bonner Truhentest aus. Mutige Lebensmittelhändler aus der Rhein-Region stellten 400 Truhen in ihre Geschäfte, um die Resonanz ihrer Kunden auf die neuen Produkte zu testen. Die Aktion war ein voller Erfolg und Tiefkühlkost etablierte sich zunehmend bundesweit als Standardsortiment im Handel. 1960 war der Pro-Kopf-Verbrauch mit 400g noch bescheiden. Mittlerweile verspeist jeder Bundesbürger im Durchschnitt über 38kg Tendenz steigend.dti -