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„Rugged“-Notebooks

Robuste Rechner für die Baustelle

    Notebooks haben stationäre PCs bei den Verkaufszahlen längst überholt: Nach Angaben des Branchenverbands Bitkom entfallen heute über 60 % der verkauften PCs auf Notebooks und nur noch knapp 40 % auf Desktop-PCs. Dafür gibt es viele Gründe ein entscheidender ist die Mobilität: Notebooks brauchen nur wenig Platz auf dem Schreibtisch und passen in jeden Aktenkoffer. Werden sie nicht mehr benötigt, klappt man sie einfach zu und stellt sie weg. Deshalb sind sie sowohl im Büro als auch für Baustellentermine, externe Besprechungen oder Präsentationen, für die Erfassung von Mess- oder Bestandsdaten vor Ort oder für das Büro-/Projektcontrolling am Wochenende vom Home-Office aus die idealen Werkzeuge.

    Möglichkeiten mobiler Hardware

    Was ein stationärer Desktop-PC heute kann, kann auch ein mobiler Rechner. Sogar anspruchsvolle Software-Anwendungen, wie etwa die Berechnung, Planung und Simulation haustechnischer Anlagen, ist keine Domäne von Büro-Desktops mehr. Eine entsprechende Ausstattung vorausgesetzt (schneller Prozessor, viel Arbeitsspeicher, großer Bildschirm, hohe Bildschirmauflösung), lassen sich auch auf Notebooks TGA-Pläne zeichnen. Zusätzliche Einsatzmöglichkeiten bietet die Netzunabhängigkeit: Planer, die vor Ort Daten technischer An­lagen auslesen und verarbeiten müssen, kommen ohne mobile Rechner heute gar nicht mehr aus.

    Beim Projekt- oder Baustellen-Controlling ermöglichen Notebooks den direkten Abgleich von Soll-/Ist-Zuständen. An Ort und Stelle gewonnene Daten können per E-Mail mithilfe drahtloser Kommunikationstechnik versandt, Bürodaten von unterwegs abgerufen oder Produktinformationen im Internet recherchiert werden. Auch für Projektpräsentationen direkt beim Kunden sind Notebooks ideal: Am LC-Display oder per angeschlossenem LCD-Beamer können Angebote, Pläne oder Visualisierungen auf Projektionswänden auch einer größeren Gruppe eindrucksvoll präsentiert werden. Hat man einen portablen Drucker dabei, lassen sich Detailskizzen, Besprechungsprotokolle oder To-Do-Listen sofort ausgeben und an Ort und Stelle verteilen.

    Besonderheiten robuster Notebooks

    Für Einsätze unter besonders rauen Umgebungsbedingungen, beispielsweise auf staubigen Baustellen, in einer Kühlhalle oder in Bereichen mit hoher Luftfeuchtigkeit wurden spezielle rugged bzw. ruggedized Notebooks entwickelt (engl. für robust, stabil). Diese robusten Geräte verfügen meist über ein schlagfestes Metallgehäuse und vertragen auch eine ruppige Behandlung beim Transport im Kundendienstfahrzeug und beim Kunden vor Ort. Tastatur, Touchpad, Display, Schnittstellen etc. sind spritzwassergeschützt konstruiert bzw. werden durch Gummiabdeckungen abgedichtet. Die Festplatte ist durch eine Gel- oder Gummilagerung vor Stößen und durch eine zusätzliche wasserdichte Ummantelung vor Feuchtigkeit geschützt. Eine eigene Fest­plattenheizung sorgt dafür, dass Daten auch bei Minusgraden gelesen und geschrieben werden können.

    Lüfterlosen Geräten macht auch feinster Baustaub nichts aus. Bei Geräten mit einer nahezu hermetischen Abdichtung ist auch ein Funkenaustritt in explo­sionsgefährdeten Bereichen ausgeschlossen. Den Grad der Widerstandsfähigkeit geben Schutz­klassen an. Im Wesentlichen sind dies der IP-Code und der MIL-STD (siehe Info-Kasten). Unterschieden wird zwischen fully-ruggedized- und semi-ruggedized-Geräten.

    Erstere sind vollständig oder nahezu ­vollständig gegen äußere mechanische oder klimatische Einflüsse geschützt. Konkret heißt dies, sie sind nach IP54 und MIL-STD 810F gestestet und zertifiziert, vertragen einen Sturz aus ca. 90 cm Höhe und sind lüfterlos. Semi-ruggedized-Notebooks widerstehen bestimmten äußeren Einwirkungen nur eingeschränkt, wie etwa einer Benetzung der Tastatur mit Sprühwasser oder Stürzen aus geringer Höhe und verfügen über einen Lüfter.

    Eingesetzt werden robuste Notebooks vor allem von Polizei, Militär, Feuerwehr und in industrieller Umgebung, aber auch von Außendienstmitarbeitern, Wartungs­firmen, Bauunternehmen, Architekten, Fachingenieuren, Handwerkern etc. Im Baubereich haben sich rugged-Notebooks in besonders rauer Umgebung, beispielsweise im Tunellbau, bereits vielfach bewährt.

    Darauf sollte man achten

    Prozessor/Arbeitsspeicher/Festplatte: Das Herz von rugged-Notebooks bilden stromsparende, für den mobilen Einsatz besonders geeignete Prozessoren (CPUs). Dazu gehören der Intel Core Duo und der Intel Core 2 Duo, der in allen rugged- bzw. semi-rugged-Notebooks eingesetzt wird. Je mehr Arbeitsspeicher (RAM) ein Notebook hat, desto besser ist die Gesamtleistung des Systems. Die Untergrenze liegt heute bei 2 GB RAM. Besser sind 3 oder 4 GB, denn damit laufen auch rechenintensive Anwendungen flüssig. Je mehr RAM zur Verfügung steht, desto weniger häufig müssen Daten auf die Festplatte ausgelagert bzw. in den RAM gelesen werden. Das kommt der Akku­laufzeit zugute.

    Auch bei der Festplatte gilt: je größer, desto besser. Größen zwischen 80 und 120 GB sind im rugged-Bereich Standard. Vorab sollte man grob überschlagen, wie viel davon tatsächlich benötigt wird, insbesondere für voluminöse CAD- oder Bilddaten etc. sowie die dazugehörigen Programme. Da man über die USB-Schnittstelle jederzeit externe Festplatten, teilweise ohne separaten Stromanschluss anschließen kann, ist die Speicherplatzfrage aber auch unterwegs kein unlösbares Problem.

    Display: Wichtige Qualitätskriterien von LCD-Monitoren sind Bildschirmauflösung, Größe, Helligkeit/Brillanz und der Kontrast. Die aktuelle Standardauflösung bei konventionellen Notebooks liegt bei 1280 × 800 Bildpunkten (WXGA-Standard). Bei rugged-Notebooks liegen die Bildauflösungen bei 1024 × 768 (XGA) und 1400 × 1050 (SXGA+) Bildpunkten. Beim Outdoor-Einsatz entscheiden die Bildhelligkeit und der Kontrast darüber, ob man auch bei vollem Tageslicht am Display noch etwas erkennt. Ein wichtiges Maß ist die Leuchtdichte in Cd/m² (Candela/Quadratmeter), die zwischen 500 und 1000 liegt. Dieser technische Wert sagt jedoch nicht alles aus. Sinnvoll ist zusätzlich ein Vergleich der ­Brillanz des Monitors mit Referenzmodellen aus dem Indoor-Bereich.

    Schnittstellen/Kommunikation: Ebenso wie ein Modem- und LAN-Anschluss für die Anbindung an das Telefonfestnetz und Computernetz zum Standard gehören, sind auch mehrere USB-Schnittstellen für den Anschluss von Maus, Drucker/Plotter, USB-Stick/Festplatte etc. Pflicht. Nicht jedes Notebook verfügt über eine Firewire-Schnittstelle für die schnelle Übertragung großer Datenmengen, einen PC-Card-Steckplatz für externe Netzwerk- oder Funkkarten oder eine serielle RS232-Schnittstelle für den Anschluss älterer Peripheriegeräte. Nützlich für die schnelle Übertragung von Digitalkamera-Fotos auf den Rechner ist ein eingebauter Multiformat-Speicherkartenleser, den jedoch nur einige semi-rugged-Modelle bieten.

    Die nötige Mobilität beim Zugriff auf externe Netzwerke und beim Austausch von Sprachinformationen bieten Technologien zur drahtlosen Kommunikation. Dazu gehören das drahtlose lokale Netzwerk (Wireless LAN oder WLAN), Bluetooth für die Kommunikation per Funk zwischen Drucker, Notebook und Desktop-PC sowie IrDA, eine Infrarot-Schnittstelle für die optische Datenübertragung über kurze ­Distanzen. Optional integrierte Mobilfunkstandards wie GSM, GPRS oder UMTS/HSDPA ermöglichen den mobilen Zugang zu Internet und E-Mail.

    Akkus: Während auf der Baustelle oder in der Baubude in der Regel ein Strom­anschluss vorhanden ist, spielt die Akkulaufzeit eine Schwäche der meisten Notebooks insbesondere beim Aufmaß oder der Vor-Ort-Erfassung von System­daten eine wichtige Rolle. Bei einem ­realistischen Nutzungsprofil machen portable Rechner häufig schon nach 2 bis 3 Stunden schlapp. Herstellerangaben sind mit Vorsicht zu genießen, denn die ange­gebenen 5, 6 oder gar 8 Stunden Akkubetrieb sind nur bei einem praxisfernen, extrem sparsamen Festplattenzugriffen, geringer CPU-Auslastung und ohne Lüfterbetrieb zu erreichen. Behelfen kann man sich mit einem zweiten Akku-Satz. Deshalb ist auch wichtig, wie schnell man leere Akkus wieder aufladen kann.

    Gehäuse/Tastatur/Zubehör: Schutz vor schädlichen Umwelteinflüssen bietet vor allem ein kratz- und schlagfestes Leicht­metall-Gehäuse, das zusätzlich an den Ecken und Kanten mit Gummipuffern Stürze und Stöße abfedert. Dieser Zusatzschutz macht rugged-Notebooks größer und schwerer als üblich. Mit 47 cm und 45 kg sind Bauhöhe und Gewicht doppelt so groß wie bei konventionellen Modellen. Da die Tastaturfläche kleiner ist, sind einige Tasten anders angeordnet als beim Desktop-PC. Der Umstieg vom Bürorechner ist daher gewöhnungsbedürftig. Auch mit einem integrierten Touchpad, das als Ersatz für die Maus dient, kann nicht jeder arbeiten. Deshalb besteht alternativ die Möglichkeit, eine externe PC-Tastatur und eine Maus an­zuschließen.

    Eine besondere Form von rugged-Notebooks sind Tablet- oder Convertible-Modelle. Das LC-Display ist bei diesen ­Geräten Schreibtafel und Bildschirm zugleich, was eine zusätzliche grafische Dateneingabe per Stift ermöglicht. Ein Akku und ein Netzteil gehören zum StandardLieferumfang. Für den täglich wechselnden Einsatz Büro/Baustelle empfiehlt sich eine optionale Docking-Station. An dieser sind im Büro externe Geräte wie Drucker, Plotter oder Scanner sowie das BüroNetzwerk bereits angeschlossen, so dass man das Notebook nur noch in die Station einstecken muss. Auch für Fahrzeuge gibt es entsprechende Halterungen und Akku-Ladegeräte.

    Preis: Rugged-Notebooks sind nicht billig. Die zusätzliche technische Ausstattung und der Mehraufwand für das stoß- und wetterfeste Gehäuse haben ihren Preis. In der Regel muss man etwa das Zweifache dessen bezahlen, was man von technisch vergleichbaren konventionellen Business-Notebooks gewohnt ist. In der fully-rugged-Version kosten sie zwischen 3000 und 5000 Euro. Mit rund 1000 bis 2500 Euro sind semi-rugged-Modelle etwas preiswerter.

    Was bietet der Markt

    Nur etwa ein halbes Dutzend Anbieter offerieren fully-ruggedized-Notebooks, etwas mehr sind es in der Semi-Klasse. Die ­tabellarische Marktübersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und soll ­lediglich einen vergleichenden Überblick über wichtige Leistungsdaten aktueller Modelle geben. Die Anbieter haben teilweise mehrere fully- und semi-ruggedized Notebooks im Produktportfolio. Ausgewählt wurden jeweils maximal zwei pro ­Hersteller, meist jene Modelle mit dem ­größten Monitor.

    Einige Geräte sind äußerlich baugleich, verfügen jedoch über unterschiedliche ­Ausstattungen. Da die Übersicht lediglich einer ersten Orientierung dienen soll, bringt es die notwendige Beschränkung auf wichtige Hardware-Merkmale mit sich, dass die einzelnen Geräte nur unvollkommen dargestellt werden. Weitere Informationen zu den vorgestellten und weiteren Modellen erhalten Sie über die Internet-Adresse der Unternehmen.

    Welche Ausführung?

    Wann sind die nicht ganz billigen rugged-Notebooks wirklich sinnvoll und wann reicht auch semi-rugged- oder ein kon­ventionelles Indoor-Notebook? Bevor man sich fürs erstere entscheidet, sollte man sein persönliches Einsatzprofil intensiv hinterfragen und sich im Vorfeld Gedanken machen, ob der zusätzliche Schutz den Mehrpreis auch wert ist. Die Kaltduscher unter den Notebooks vertragen zwar auch mal eine ruppige Behandlung, technisch hinken insbesondere fully-ruggedized-Modelle aber hinter dem aktuellen Standard hinterher. So entsprechen die Leistung von Prozessor und Grafikkarte, die Größe von Arbeitsspeicher und Festplatte in der Standardversion meist nicht den bei konventionellen Notebooks aktuell üblichen Werten. Auch gibt es bei der Displaygröße eine mechanisch bedingte Obergrenze, die bei 15,4 Zoll liegt. Mittlerweile werden jedoch auch schon 17 Zoll-Geräte angeboten (z.B. Roda Rocky IV+). Hinzu kommt, dass Schutzklassen-Angaben der Anbieter nicht immer transparent und aussagekräftig sind und erst das Studium aller Messwerte Klarheit gibt. Doch andere Lösungen, wie etwa ein im Hartschalenkoffer geschütztes konventionelles Notebook oder eine Staub-/ Regenschutzhaube für die Baustelle, taugen auf Dauer kaum und so gibt es zur rugged-Ausführung häufig keine Alternative. Wenn Notebooks regelmäßig widrigen Bedingungen wie Nässe, eine hohe Luftfeuchtigkeit, Staub oder Kälte standhalten müssen, sind rugged-Notebooks durch nichts zu ersetzen.-

    Schutzklassen definieren „Robustheitsgrad“

    IP-Code: gibt zusammen mit dem MIL-STD an, wie robust das Gerät ist. Die erste Zahl hinter der Bezeichnung „IP“ gibt den Widerstand gegen das Eindringen von Fremdkörpern (Sand, Staub) an. Die Werte reichen von 0 für keinen Schutz bis 6 für Fremdkörper in Staubkorngröße. Die zweite Zahl gibt den Widerstand gegen das Eindringen von Wasser an. 1 steht für senkrechtes Tropfen, 8 für dauerndes Untertauchen. Die Bezeichnung IP 54 steht z.B. für staub- und spritzwassergeschützt (siehe auch „Weitere Infos“).

    MIL-STD: Härter geht es beim Militär zur Sache. Deshalb beschreibt der vom US-Militär definierte Standard MIL-STD Testszenarien, die Feuer, Unterdruck, Stürze, Vibrationen, Salzwasser, Wüsten- und Arktik-Klima etc. beinhalten. Übersteht ein Gerät diese Tests, erhält es die entsprechende Zertifizierung.

    Der MIL-STD 810F umfasst z.B. Unterdruck-, Temperatur-, Feuchtigkeits-, Korrosions-, Fall- und Stoßtests. Da keine Belastungsparameter definiert werden, ist der MIL-STD nur zusammen mit Messprotokollen (Sturzhöhe, Betriebstemperatur etc.) aussagekräftig (siehe auch „Weitere Infos“).

    Weitere Infos

    Marian Behaneck, Jockgrim

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