Bereits jetzt verursachen sämtliche Rechenzentren auf der Welt genauso viel CO2Emission wie der gesamte Flugverkehr. Daher ist Green IT unter ökologischen wie ökonomischen Aspekten ein zentrales Zukunftsthema. Abilis benötigt für sein Rechenzentrum unter Vollauslastung etwa 120 bis 150 kW Strom, etwa die Hälfte davon entfällt auf die Kühlung. Dazu kommen die Heizung in den Büros, das Licht, die PCs und sonstige Geräte. Hochgerechnet ergibt das insgesamt etwa 210 bis 240 kW, was Kosten von ungefähr 600 Euro pro Tag oder 18000 Euro pro Monat entspricht.
In Zusammenarbeit haben Freyler und Abilis verschiedene Maßnahmen identifiziert und umgesetzt, um diesen enormen Energiebedarf zu reduzieren. Ausgangspunkt war die Erkenntnis, dass das Rechenzentrum ungeheuer viel Abwärme produziert, die wir nicht ungenutzt lassen wollten, erklärt der verantwortliche Bauleiter, Oliver Gärtner von Freyler. Die gesamte Gebäudeheizung erfolgt daher nun mittels Energierückgewinnung, ergänzt durch die Nutzung regenerativer Energiequellen.
Abwärme für Fußbodenheizung genutzt
Über Wärmeübertrager in Warmwasserpuffern wird die Abwärme des Rechenzentrums gespeichert. Sie ist direkt für die Gebäudeheizung nutzbar, denn in den Büros wurde dafür durchgehend eine Fußbodenheizung installiert. Die Abwärme entspricht einer Wärmeleistung von 75 kW. Zusätzlich ist im Gebäude zur Sicherheit eine LuftWärmepumpe installiert, da nicht von Anfang an mit einer Vollauslastung des Rechenzentrums gerechnet werden konnte. Gleichzeitig klimatisiert diese Wärmepumpe im Sommer die Räumlichkeiten (Kühlung).
Auf dem Dach des Gebäudes in klassischer Südwest-Lage ausgerichtet wurde eine Photovoltaikanlage installiert, die den Primärenergiebedarf an Strom senkt. Ihr Ertrag wird ins Stromnetz eingespeist; die maximale Leistung beträgt 25 kW. Mittels eines LON-Bussystems lassen sich die Gebäudetechnik und der Energieverbrauch überwachen und intelligent nach Bedarf steuern. Tageslichtsensoren dimmen die Beleuchtung nach Bedarf. Alle rot gekennzeichneten Steckdosen im Haus lassen sich nachts auf Knopfdruck abschalten. Damit werden Stand-by-Kosten und die Brandschutzgefahr reduziert.
Energieeinsparung, Ästhetik und Komfort
Durch die Umsetzung der verschiedenen baulichen und technischen Maßnahmen sowie durch eine effektive Hardwarenutzung im Tagesgeschäft mittels spezieller Server- und Speichervirtualisierung ergibt sich im gesamten Rechenzentrum ein Energieeinsparvolumen von 30 bis 50 Prozent, je nach Blickwinkel. Damit trägt das neue Gebäude von Abilis aktiv zum Klimaschutz bei, ist aber neben dem ökologischen Faktor auch unter wirtschaftlichen Aspekten zukunftsfähig.
Die ganzheitliche und nachhaltige Konzeption von Freyler berücksichtigte auch, dass die Mitarbeiter sich jederzeit wohlfühlen sollen. In klassischer Massivbauweise wurden zwei Gebäudeflügel V-förmig angeordnet. Verbunden sind sie mittig durch einen zur Vorder- und Rückseite vollflächig verglasten Erschließungstrakt mit einem hellen Foyer und einem Treppenhaus. Spannbeton-Hohlkörperdecken überspannen die Büros in voller Breite. Zusätzliche Stützen und tragende Wände konnten dadurch entfallen, die Räumlichkeiten lassen sich so flexibel nutzen und offen gestalten. Die außen liegende Verschattungsanlage reduziert den Wärmeeintrag im Sommer. Für den automatischen Betrieb ist sie mit Lichtsensoren gekoppelt. Beide Büroflügel haben derzeit eine Gesamtfläche von knapp 1400 m2, lassen sich aber nach Westen hin erweitern. Die zwei Vollgeschosse sind zudem in der Höhe um ein weiteres Geschoss aufstockbar. Damit könnte Abilis seine Fläche bei Bedarf verdoppeln. -