Das zehnstöckige, 35 Meter hohe Hauptgebäude zeichnet sich durch eine scharfkantige Ellipsenform aus, die von oben betrachtet an ein Auge erinnert. In ihm befinden sich die meisten der insgesamt 188 Zimmer. Das neunte Stockwerk beherbergt die exklusive Senator Lounge, die sich abends zur Sky-Bar wandelt. Direkt daneben liegt der Wellness-Bereich mit Gym, Räumen für Anwendungen und zwei Saunen. Das elegant um das Auge geschwungene Nebengebäude – die Augenbraue – ist vier Stockwerke hoch und bietet Platz für ein Restaurant mit 200 Plätzen sowie für ein Tagungszentrum. Zwischen den beiden Gebäudeteilen liegt eine Plaza, die zum Biergartenaufenthalt einlädt. Die Innenausstattung des Nordport Plaza orientiert sich an der Designsprache der 1960er-Jahre, als das Fliegen noch etwas Besonderes war. Dieses Themensetting haben die Projektentwickler von Premero für sich interpretiert und konsequent über Materialien, Oberflächen und Farben verfolgt.
Regenerative Energie im Einsatz
Geplant und gebaut wurde das Nordport Plaza von den Projektentwicklern Melanie Morgenthaler und Thorsten Schütte, der Kernmannschaft von Premero Immobilien. Für das Energiekonzept des Hotels hatten die Bauherren den Anspruch, überwiegend erneuerbare Energiequellen einzusetzen und dadurch die CO2-Emissionen des Hotels so gering wie möglich zu halten. Hierfür wurde gemeinsam mit Daikin ein Haustechnikkonzept entwickelt, das auf erneuerbaren Energien beruht und somit gleichermaßen die Umwelt schont sowie einen wirtschaftlichen Betrieb der Anlagen garantiert. Daikin hatte 2015 das Projekt FOR F.R.E.E. – Förderprojekt Regenerative Energie-Effizienz“ initiiert: Bei der deutschlandweiten Ausschreibung wurden Hotelprojekte gesucht, die sich damals noch in der Planungsphase und auf der grünen Wiese“ befanden. Projektvorhaben, die für die Hotelbranche eine Leuchtturmfunktion in Sachen Energieeffizienz, regenerative Energien, niedrige CO2-Emissionen, vernetzte und intelligente Energiebereitstellung sowie Bedien- und Nutzerkomfort haben sollten. Das Nordport Plaza Hotel war eines der eingereichten Projekte, die es in die Endauswahl schafften. Der intensive Austausch zwischen Daikin und Premero im Rahmen von FOR F.R.E.E. führten schließlich zur engen Zusammenarbeit. Gemeinsam mit Daikin, dem Haustechniker und dem Installationsbetrieb, der Climatech Montage GmbH aus Leipzig, wurde für das Nordport Plaza ein integrales, ressourcenschonendes Konzept geplant und realisiert.
Geothermie deckt gesamten Bedarf ab
Wichtiger Bestandteil des Konzepts ist die Geothermieerschließung. Der gesamte Wärme- und Kältebedarf wird über Geothermie abgedeckt. Hier war die eigentlich schwierige Lage des Hotels positiv, ein Grundstück mit unmittelbar angrenzendem Naturschutzgebiet. An dessen Grenze durfte oberirdisch nicht gebaut werden, die Fläche wird deshalb für die Geothermiesonden verwendet. Über rund 50 Bohrungen mit 130 Metern Tiefe wird eine Wärmesenke-Leistung von 435 kW sowie eine Wärmequellen-Leistung von 261 kW erreicht. Alle Anlagen werden hierüber versorgt, außer die Lüftungsanlage im zweiten Gebäudeteil, der Augenbraue. Diese wird von einem Kaltwassersatz gekühlt und über Pumpenwarmwasser geheizt.
Reduzierter Energieeinsatz dank Wärmeverschiebung
Die Konditionierung findet über Daikin Systeme statt. Für die Belüftung des Hotels sorgen acht Lüftungsgeräte, die auf dem Dach sowie im Keller des Hotels installiert wurden. Sie bewegen stündlich eine Luftmenge von rund 60 450 m³. Die Klimatisierung und Beheizung der Hotelräume erfolgen dezentral in allen Etagen über wassergekühlte VRV-Wärmepumpen mit Wärmerückgewinnungsfunktion, die an die Geothermieanlagen angeschlossen sind. Durch die Ausführung der VRV-Wärmepumpen als Drei-Leiter-System kann die Wärme so verteilt werden, dass sie unmittelbar und je nach Bedarf zwischen den Zimmern einer Etage getauscht wird, Überwärme wird sofort in jene Zimmer geschoben, die diese brauchen. Das funktioniert auch etagenweise, ohne die Heizzentrale miteinzubeziehen. Energieverluste werden somit minimiert und der Bedarf an neu zu erzeugender Energie und Wärme reduziert. Insgesamt beträgt die von der Daikin Technik konditionierte Fläche rund 9 000 m² und erfolgt über 242 Innengeräte.
Klima- und Lüftungstechnik im Hauptgebäude Auge
Im Erdgeschoss des Hauptgebäudeteils Auge befinden sich die Lobby, ein Coffee-Shop und die Business-Lounges, die mit Kanalanschlussgeräten (FXSQ) in der Zwischendecke ausgestattet sind. Im hinteren Bereich sind Büroräume für das Hotelpersonal untergebracht. Diese Räume werden über Euroraster-Zwischendeckengeräte gekühlt und beheizt. Über ein Luftverteilnetz werden diese Bereiche monovalent im Umluftprinzip konditioniert. Die Frischluftversorgung findet autark über ein eigenes Luftverteilnetz statt. Die dafür zuständige Lüftungsanlage ist im Untergeschoss untergebracht. Alle Innengeräte und auch das Lüftungsgerät werden von einer Außeneinheit mit Wärmerückgewinnung versorgt, die im Erdgeschoss im Technikschacht steht.
Im 9. Obergeschoss des Hauptgebäudeteils Auge befindet sich die Senator Lounge, der Fitnessraum und der Spa-Bereich. In der Senator Lounge sind Kanalanschlussgeräte in der Zwischendecke eingebaut. Die Büroräume werden über Euroraster-Zwischendeckengeräte versorgt und im Spa sowie im Fitnessraum sind Roundflow-Zwischendeckengeräte installiert. Alle Geräte werden auch zur Beheizung der Räume eingesetzt. Im 9. Obergeschoss befindet sich im Außenbereich eine Technikzentrale mit dem Lüftungsgerät für die Zimmer, für die Senator Lounge und den Spa.
Dezentrale Klimatisierung pro Etage
In den Etagen eins bis acht des Hauptgebäudes befinden sich jeweils 19 Zimmer und ein Serviceraum für das Housekeeping. In den Zimmern sind Kanalanschlussgeräte (FXDQ) in der Zwischendecke der Nasszelle verbaut. Im Housekeeping-Raum sorgt ein Wandgerät (FXAQ15) für die Konditionierung. Alle Geräte werden über ein VRV-Außengerät versorgt, das pro Etage im jeweiligen Technikschacht untergebracht ist. Die zwei Umschaltboxen (Multiboxen) sind im Flur vor den Fahrstühlen montiert. Über Einzelleitungen, die durch die Zimmer verlaufen, werden die Innengeräte versorgt. Vorteil der dezentralen Klimatisierung pro Etage ist, dass bei einem Ausfall oder bei Wartungsarbeiten nur jeweils eine Etage betroffen ist, die Zimmer auf den anderen Etagen somit weiterhin belegt werden können.
Vernetzung mit der Buchungssoftware
In den Zimmern kann die Klimaanlage durch den Gast über die jeweilige Fernbedienung bedient werden. Durch das VRV-System in Drei-Leiter-Ausführung kann jeder Gast individuell kühlen oder heizen. Um den Energieeinsatz zu minimieren, sind alle Hotelzimmer über ein BACnet Gateway mit der Hotelbuchungssoftware verbunden und werden in den Auskühl- und Überhitzungsschutz versetzt, wenn das Zimmer nicht belegt ist. Erst beim Einchecken des Gastes in der Lobby, wird die Anlage auf Komfortbetrieb geschaltet.
Konstante Frischluftversorgung
Die Frischluftversorgung auf den Etagen, die isotherm über die Lüftungsanlage auf dem Dach bereitgestellt wird, wird druckseitig der Umluft nach dem Kanalan-schlussgerät beigemischt. Dadurch ist sichergestellt, dass die Frischluftversorgung auch bei ausgeschaltetem Klimagerät gewährleistet ist.
Klima- und Lüftungstechnik im Nebengebäude Augenbraue
Im zweiten Gebäudeteil, der Augenbraue, befindet sich die Technikzentrale im Untergeschoss. Hier sind die Lüftungsanlagen für das Restaurant, die Konferenzräume, die Zuluft der Küche und der Zimmer, alle Außengeräte für diesen Gebäudeteil und der Kaltwassersatz untergebracht. Alle Lüftungsanlagen werden über Pumpenwarmwasser beheizt und über den wassergekühlten Kaltwassersatz von Daikin gekühlt. Im Restaurant sind Kanalanschlussgeräte in der Zwischendecke verbaut, die den Bereich monovalent versorgen und im Umluftprinzip arbeiten. Die fünf Konferenzräume in der Mitte werden über Kanalanschlussgeräte in der Zwischendecke versorgt. Die Räume können über mobile Trennwände zu einem großen Veranstaltungsraum zusammengefasst werden. Die Frischluftversorgung findet auch in diesem Gebäudeteil über ein separates Luftverteilnetz statt.
Besonderheit BHKW im Hotelbau
Eine Besonderheit – zumindest im Hotelbau – ist der Einsatz von BHKWs. Dabei wird ein BHKW umso effizienter, je mehr es in Betrieb ist. Und ein Hotel läuft“ immer, 365 Tage im Jahr, non-stop. Das Nordport Plaza verfügt über zwei Heizkraftwerke dieser Art, eine Redundanz, die bei etwaigem Stromausfall eine Kopplung ans öffentliche Stromnetz überflüssig macht. Per Sondergenehmigung darf das Hotel den selbst erzeugten Strom auch gleich nutzen.
Vorteil Premero: Projektentwickler und Bauherr in einem
In seiner Doppelfunktion als Projektentwickler und Bauherr konnte Premero drei Vorteile nutzen: erstens die frühe Einbindung der Gebäudetechnik in die Planung, zweitens die freie Wahl der Bau-partner und drittens die freie Wahl der Bauprodukte und Ausstattungselemente, ohne hier immer nur die Investitionskosten entscheiden zu lassen. Thorsten Schütte, Bauherr des Nordport Plaza, zu seinen Erfahrungen bei der Planung und beim Bau: Die Kosten der Planung waren zwar höher als üblich, auf Dauer ist der Einsatz einer von Beginn an energieeffizienten Technik aber äußerst rentabel. In den Genuss dieser Einsparungen kommen der Pächter im laufenden Betrieb und der Investor bei einem Verkauf.“
Um den Anspruch an Energieeffizienz und CO2-Neutralität zu belegen, wird das Hotelprojekt zehn Jahre lang vom Fraunhofer-Institut per Monitoring begleitet. Die Projektentwickler von Premero sind davon überzeugt, dass die Energieeffizienz des Gebäudes einzigartig sein wird. Das Hotel wäre damit nicht nur umweltfreundlich, sondern garantiert später auch ein besonders wirtschaftlicher Betrieb.
Jens Gaigalat
Planungsberater, Daikin Airconditioning Germany GmbH, Hamburg
Thorsten Schütte
Geschäftsführer premero Immobilien GmbH, Hamburg