KK: Herr Baumeister, wie geht es beim BIV nach dem Rücktritt von Frank Heuberger weiter?
Heribert Baumeister: Der Rücktritt von Frank Heuberger kam für uns alle sehr überraschend. Natürlich hinterlässt sein Weggang eine Lücke in der Arbeit des BIV, aber die letzten Wochen haben gezeigt, dass die Projekte weiterlaufen und die Arbeit in der Geschäftsstelle und im Vorstand weitergeht. In einer sehr konstruktiven Vorstandssitzung haben wir uns zusammen mit dem neu gewählten Geschäftsführer Dr. Schmitt für die Zukunft aufgestellt. Da wird es keine Versäumnisse geben. Für die geleistete Arbeit möchte ich Frank Heuberger an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich danken.
KK: Gibt es eine Arbeitsteilung im Vorstand?
Heribert Baumeister: Schon unter Frank Heuberger hatten wir uns eine Aufgabenteilung vorgenommen, sowohl sachlich als auch regional. Dies haben wir nun weiter umgesetzt. Aktuell hat Peter Bachmann im Vorstand der AREA die Position von Heuberger zunächst kommissarisch übernommen. Auch für die nun vakante Position im Präsidium des ZVKKW zeichnet sich eine für uns erfreuliche Perspektive ab, sodass der BIV-Vorstand weiterhin satzungsgemäß im ZVKKW-Präsidium vertreten ist. Andrea Lojewski wird in Zukunft mehr im Bereich des BBA tätig sein und das BIV-Lehrertreffen begleiten, das wir natürlich auch weiterhin ausrichten werden. Meine Aufgaben liegen weiterhin im Bereich der Geschäftsstelle und den internen Abläufen. Dr. Schmitt wird parallel den BIV und den ZVKKW verstärkt nach außen repräsentieren.
KK: Was sind die aktuellen Themen, die Sie gerade bearbeiten?
Heribert Baumeister: Das ist eine ganze Menge an Projekten:
- Die Imagekampagne des Handwerks, die meiner Meinung nach an der Basis bei den einzelnen Betrieben, nicht nur in unserem Gewerk, noch zu wenig umgesetzt wird. Hier möchten wir mit einem eigenen Motiv für unser Handwerk werben.
- Wir denken über ein neues Kommunikationsmedium nach, als Nachfolger der monatlichen BIV-Schlagzeilen, mit dem wir noch besser Informationen weitergeben können.
- Auch in der Geschäftsstelle ist an der Effektivität der internen Abläufe noch Verbesserung möglich. Das soll in Zukunft durch eine neue Software und eine neue Telefonanlage besser werden.
- Unser Nachschlagewerk die BIV-Edition Technologie wollen wir endlich in elektronischer Form den Mitgliedern zur Verfügung stellen, sodass diese immer auf dem aktuellen Stand sind.
- Ferner laufen Gespräche mit möglichen Anbietern einer Branchensoftware, sobald die Auswertung der Fragebogenaktion vorliegt.
- Mit dem ZVEH stehen die Gespräche zum Thema Elektrofachkraft kurz vor einem guten Abschluss ich hoffe, dass die Ergebnisse noch vor den Sommerferien vorliegen.
- Die BIV / ZVKKW-Seminarreihe, die wir 2011 begonnen haben, wollen wir mit weiteren Terminen und Themen, z. B. Brandschutz, fortsetzen.
- In einem Vorgespräch beim ZDH ist das Thema neue Meisterprüfungsverordnung angesprochen worden, da wird es bald weitergehen.
- Ich möchte die Nachwuchswerbung intensivieren, denn wir brauchen die besten Bewerber für unsere wachsende Zahl an Ausbildungsstellen.
- Auf der Agenda steht auch die Kooperation mit dem chinesischen Verband CAR und der Schule in Nanjing, die wir in diesem Frühjahr aufgenommen haben.
Das soll nur ein kurzer Abriss der aktuellen Themen sein, die neben den Standards laufen.
KK: Stichwort CAR: Sie und Herr Bachmann waren bei der China Refrigeration, um eine Kooperationsvereinbarung mit dem chinesischen Verband zu unterzeichnen. Worum geht es dabei konkret?
Heribert Baumeister: Hier muss man etwas weiter ausholen, denn konkret haben wir sogar zwei Kooperationsvereinbarungen in China unterzeichnet. Die erste mit dem chinesischen Kälte-Verband CAR, der sehr interessiert an einem Austausch von Informationen und Erfahrungen ist. Der CAR hatte uns auf der Chillventa 2010 in Nürnberg besucht und zur China Refrigeration in Shanghai eingeladen. Hier bekamen wir einen Messestand zur Verfügung gestellt, um unser Handwerk darzustellen. Dieser Stand hat bei den Messebesuchern eine beeindruckend starke Aufmerksamkeit gefunden. Auf der Messe haben wir dann mit allen deutschen Ausstellern Kontakt gesucht und uns über die Situation vor Ort informiert. Unisono beklagen die Firmen einen Fachkräftemangel in den Bereichen Produktion und Service, denn das chinesische Ausbildungswesen genügt bei Weitem nicht den modernen Anforderungen.
Am Eröffnungsabend der Messe hatten wir das Glück, dass wir am Ehrentisch direkt neben Frau Yuanlan Tian platziert wurden. Tian ist Vizepräsidentin der chinesischen Handelskammer und gleichzeitig Präsidentin des CAR. Das gab uns die Gelegenheit, im lockeren Gespräch mit ihr über das Projekt zu sprechen, an dem sie sich sehr interessiert zeigte und sich gleich am nächsten Morgen die Zeit nahm, unseren Stand zu besuchen und sich weiter zu informieren. Mit dem Generalsekretär des CAR, Jiawei Jin, haben wir dann die Kooperationsvereinbarung unterzeichnet.
Parallel läuft seit einigen Jahren ein vom BMWi gefördertes Projekt der Dortmunder Innung und der Gesellschaft für berufliche Bildung (GBB) zur Qualifizierung von Arbeitskräften. Im Rahmen dieses Projekts ist nun eine Kooperationsvereinbarung mit dem Nanjing College of Chemical Technologies unterzeichnet worden. Deutsche Ausbilder sollen in Zukunft regelmäßig am Nanjing College unterrichten, aber auch chinesische Ausbilder zu uns an eine unserer Fachschulen kommen und in einer Train the Trainer-Maßnahme ausgebildet werden. Am College in Nanjing sind wir derzeit dabei, eine Kältewerkstatt nach deutschem Vorbild mit ca. 20 Arbeitsplätzen zu errichten, in der praktische Arbeitsabläufe geschult werden.
KK: Welchen Nutzen haben die Mitgliedsbetriebe in Deutschland von dieser Vereinbarung?
Heribert Baumeister: Kurzfristig ist das natürlich nicht in Euro und Cent auszudrücken, aber es gibt bei einigen Mitgliedsbetrieben bereits geschäftliche Verbindungen in den asiatischen Raum. Hier wollen wir die Grundlagen schaffen, dass mittelfristig Personal für Service und Wartung vor Ort bereitsteht und nicht von Deutschland eingeflogen werden muss. Ich baue auch darauf, dass die deutschen Unternehmen, die im asiatischen Raum bereits produzieren oder eine Produktion planen, dort auf Fachpersonal zurückgreifen können, das nach deutschen Standards ausgebildet wird.
KK: Wann soll ein neuer Bundesinnungsmeister gewählt werden?
Heribert Baumeister: Im Augenblick läuft die Verbandsarbeit, da wir zusätzlich auf die Mitarbeit unseres neuen Geschäftsführers Dr. Matthias Schmitt zurückgreifen können. Der Vorstand ist sich einig, dass es derzeit keine Notwendigkeit für eine vorgezogene, außerordentliche Delegiertenversammlunggibt. Wir wollen in aller Ruhe beraten, Gespräche mit Kandidaten, die uns geeignet erscheinen, führen und dann im Frühjahr 2012 einen Kandidaten präsentieren, der dann hoffentlich mit einer starken Mehrheit zum neuen Bundesinnungsmeister gewählt wird. Natürlich steht es jedem Interessenten frei, sich ebenfalls zur Wahl zu stellen.
KK: Was haben Sie sich bis dahin vorgenommen ?
Heribert Baumeister: Ich möchte kurzfristig zu greifbaren, weiteren Ergebnissen in Bezug auf eine enge Zusammenarbeit mit dem VDKF kommen. Hier sind nun nach den Diskussionen der letzten Monate und dem positiven Votum der Mitglieder Lösungen geschuldet. Die Zeit der Zweigleisigkeit muss endlich vorbei sein.
Darüber hinaus gibt es ein Thema, bei dem wir von der Verbandsseite tätig werden müssen: Die aktuelle Entwicklung auf dem Lehrstellenmarkt. Grundsätzlich hatten wir in der Vergangenheit viel zu wenig Bewerber auf offene Lehrstellen in den Betrieben. Auch wenn in der letzten Zeit die Zahlen steigen, ist unser Beruf noch immer viel zu wenig bekannt, trotz aller Anstrengungen, die wir in der Vergangenheit unternommen haben. Nun kommt der demografische Faktor hinzu. Die Schülerzahlen gehen in den Grundschulen sehr stark zurück. Diese Entwicklung wird den seit Jahren beklagten Fachkräftemangel in unserer Branche nochmals verstärken in einem Maße, wie wir uns heute noch gar nicht vorstellen können. Wir brauchen dringend weitere wirksame Maßnahmen, um Berufsnachwuchs für unsere Betriebe und unseren interessanten und vielseitigen Beruf zu finden und auszubilden. Auch qualifizierte Umschulungsmaßnahmen von Arbeitskräften aus angrenzenden Gewerken können dazu beitragen. Wir müssen mit den Innungen vor Ort und den Fachbetrieben eine massive Aktion zur Nachwuchs- und Fachkräftewerbung anstoßen und umsetzen. -