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eine Mechatronikerin für Kältetechnik gibt einen Einblick

Frau im Männerberuf

Seit dem 1. Mai 2020 ist sie für den bundesweit aktiven Klima- und Lüftungstechnik-Betrieb KAT Systems unterwegs. Hier betreut die gelernte Mechatronikerin für Kältetechnik den Service-Stützpunkt Lauenburg bei Hamburg. Im Interview teilt sie ihre Erfahrungen als Frau im Männerberuf und gibt einen Einblick, warum sich eine Ausbildung zur Mechatronikerin für Kältetechnik lohnt.

KK: Wann haben Sie sich für eine Ausbildung als Mechatronikerin für Kältetechnik entschieden und warum?

Burmeister: Ich habe mich mit 17 Jahren für eine Ausbildung zur Mechatronikerin für Kältetechnik entschieden. Meine Eltern waren mit einem Eventhouse selbstständig. Hier hatten wir einen Kältetechniker im Haus. Unser damaliger Kältemechatroniker war somit mein erster Chef. Mir gefiel die Art, wie Handwerker arbeiten, dass sie oft draußen und viel unterwegs sind. Die Kältetechnik habe ich gewählt, da es ein unglaublich vielseitiger Beruf ist. Wir arbeiten mit Elek­tronik, Metallen, Baustoffen und vor allem oft an der frischen Luft. Ich bin ein Dorfkind von der Ostsee. Da war es für mich ein Standard, fast jeden Tag draußen zu verbringen.

KK: Was sind Ihre Aufgaben?

Burmeister: Bei KAT Systems bin ich überwiegend und auf Wunsch in der Wartung und Instandsetzung tätig. Das heißt, ich reinige und warte Anlagen, um die erforderliche Hygiene beizubehalten. Außerdem überprüfe ich diese Anlagen auf ihre elektronische sowie kältetechnische Funktion. Zu meinen Aufgaben gehören das systematische und gründliche Dokumentieren von Arbeitsvorgängen, Zuständen der Anlagen, sowie Fehlern und Defekten. Bei einer sogenannten Störung bei einem Kunden stelle ich Defekte bzw. Fehler fest und behebe diese.

KK: Sie arbeiten in einem sogenannten Männerberuf. War oder ist es für Sie schwer, Akzeptanz zu finden in einer Welt, die wettkampforientiert ist?

Burmeister: Klar gibt es den einen oder anderen Mann, der meint, ich gehöre als Frau nach Hause in die Küche. Diese Leute sind für mich einfach nur langweilig. In unserer heutigen Welt gibt es so viel Abstraktes. Da sollte eine Frau im Handwerk das „kleinste“ Problem für sie sein. Manche Männer fühlen sich vielleicht auch in ihrer Männlichkeit verletzt, wenn es auch Frauen in „ihrem so männlichen Beruf“ gibt. Das finde ich lächerlich. Auf solche Leute gehe ich nur gezwungen ein, wenn es sein muss. Diese begegnen mir aber nur sehr selten.

KK: Auf wie viele Frauen sind Sie in Ihrer Ausbildung und im Berufsleben getroffen?

Burmeister: Ich habe vielleicht um die vier Frauen im selben Beruf kennengelernt. Auf der Baustelle oder bei Störungen lernte ich, wenn es hochkommt, zehn Frauen aus anderen Handwerksberufen (Malerin, Elektrikerin) kennen.

KK: Frauen in der Branche sind also rar. Wie reagieren männliche Kollegen auf Sie? Haben Sie positive und negative Beispiele für uns?

Burmeister: Ich würde behaupten, als Frau wurde mir die Arbeit oft erleichtert oder mindestens so angeboten. Natürlich kann es aber auch an einem sorgsamen Umfeld liegen. Meine Kollegen wollen mir oft bei Aufgaben helfen, die ich aufgrund einer kleineren Körpergröße vielleicht nicht sofort erledigen kann. Ich muss aber auch sagen, dass ich viele Dinge lieber selbst in die Hand nehme und selten Hilfe, wie Werkzeug tragen, annehme. Schließlich habe ich nicht immer jemanden an meiner Seite und treffe die Entscheidung für diesen Beruf jeden Tag wieder. Auch mit schweren Sachen oder hoch liegenden Anlagen komme ich zurecht. Mittlerweile habe ich meine eigenen Tricks oder Hilfen entwickelt, um Hindernisse zu überwinden. Ein weniger positives Beispiel ist vielleicht der raue Ton unter Handwerkern. Mir selbst macht er nichts mehr aus. Dennoch gibt es Handwerker oder Bauherren, die ihre Autorität von Anfang an über meine stellen. Sie bevorzugen es dann, mit einem meiner Kollegen zu reden. Sie nehmen meine Antworten nicht für voll oder hinterfragen übermäßig viel. Mir ist das vielleicht zwei oder drei Mal passiert. Als Frau muss man sich wehren können. Die geistige Stärke wächst mit den Erfahrungen.

KK: Die Berufs- oder Studienwahl sollte also nicht vom Geschlecht abhängen, sondern von den Neigungen und Fähigkeiten eines jungen Menschen. Was sollten Frauen dennoch mitbringen für den Beruf als Mecha­tronikerin für Kältetechnik? Gibt es Talente (evtl. auch typisch weibliche Sozialkompetenzen), die hilfreich sind?

Burmeister: Als Frau solltest Du auf jeden Fall Deinen eigenen Willen haben. Man sollte sich nicht aufgrund von Klischees andauernd unterwerfen. Lass Dir nicht alles gefallen und setze Dich durch. Das Durchsetzungsvermögen sollte kein Fremdwort für eine Frau im Handwerk sein, zudem sich das auch schnell automatisch steigert, wenn man sich selbst verteidigt und sich nicht unterkriegen lässt. Du darfst auf jeden Fall nicht alles, was Deine männlichen Kollegen sagen, auf die Goldwaage legen. Humor ist also von großem Vorteil. Natürlich ist auch Kraft gefragt. Eine körperliche Fitness muss da sein. Muskelbepackt wie manche Männer muss es aber auch nicht sein, denn auch mit Geschick kannst Du Sachen stemmen. Die weibliche Empathie kann vielleicht etwas nutzen, wenn der Kunde mal nicht so freundlich ist oder Druck macht. Oft sind Kunden aber erstaunt und interessiert, eine Frau in ihrem Betrieb arbeiten zu lassen und begegnen einem mit großer Freundlichkeit. Unter Männern entstehen oft auch Spannungen, gerade wenn es stressig wird. Da kann man als Frau Balance ins Team bringen.

KK: Wie sind die beruflichen Chancen für Frauen in der Anlagetechnik? Wie reagiert der Arbeitsmarkt auf sie?

Burmeister: In der Kältemechatronik stehen die Chancen einer Frau mit Sicherheit sehr gut. Man fällt einem Chef gleich doppelt auf, weil man weiblich ist. Im Großen und Ganzen denke ich, werden Frauen sehr gern gesehen.

KK: Warum brauchen Männerdomänen endlich mehr Frauen?

Burmeister: Wir Frauen werden immer noch schnell abgestempelt. Wenn wir uns mehr zutrauen als manche es erwarten, schafft es mehr Toleranz, vor allem bei uns im Handwerk. Ein höherer zweistelliger Prozentsatz an Frauen macht Firmen aufmerksamer, noch mehr von uns die Chance zu geben zu beweisen, dass Frauen nicht zwingend schlechter oder weniger fähig sein müssen.

KK: Haben Sie Tipps oder Anregungen für Mädels, die überlegen, eine Ausbildung zur Mechatronikerin für Kältetechnik zu absolvieren?

Baumeister: Ich kann, wie jetzt im Interview öfter betont, dazu raten, sich als Frau einfach mehr zu trauen. Man begegnet in der wenigsten Zeit voreingenommen Männern. Davon sollte man sich niemals einschüchtern lassen und denen sogar zeigen, dass man es selbst vielleicht sogar besser kann. Oftmals sind Frauen auch sorgfältiger als Männer. Mit etwas Mut, Willen und Kraft anpacken zu können und Durchhaltevermögen hält man auch mit den Stärksten mit!

KK: Aktuell haben Sie eine Neuanstellung bei KAT Systems. Hier betreuen Sie den Service-Stützpunkt Lauenburg. Welche Herausforderungen erwarten Sie hier?

Burmeister: Meine Herausforderung wird die Verantwortung für einen guten Service eines großen Kundenstammes sein, worauf ich mich riesig freue. Die selbstständige Einteilung meiner wöchentlichen Touren wird ein neues Gebiet für mich sein. Diese Herausforderungen sehe ich aber keinesfalls als negativ an, sondern als Aufgaben, an denen ich wachsen und mich beweisen kann.

KK: Vielen Dank für das Gespräch.

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