Das Finden eines geeigneten Nachfolgers und die Übergabe selbst entwickelt sich schnell zu einer hochemotionalen und komplexen Angelegenheit, die verständlicherweise niemanden leichtfällt. Das Thema „Betriebsübergabe“ an sich ist schon unbequem und der fordernde Geschäftsalltag tut sein Übriges, so dass sich der Prozess wie ein zäher Kaugummi hinziehen kann. Nicht selten wird einfach bis zum bitteren Ende weitergearbeitet und das Geschäft dann doch schlussendlich eingestellt.
Damit das nicht passiert, werden wir Ihnen in diesem Artikel in aller Kürze die wichtigsten Fragestellungen bewusstmachen, damit auch Sie für Ihr Unternehmen einen möglichen Erlös erzielen können und die Aussicht auf einen neuen Lebensabschnitt abseits Ihrer
Arbeit haben.
Was wird eigentlich übergeben?
Für den Start ist es essentiell einen möglichst objektiven Blick auf das eigene Unternehmen zu bekommen und sich ehrlich die Frage zu stellen: „Was ist aus der Sicht eines potentiellen Nachfolgers das wirklich Interessante an meinem Unternehmen, was sich l ohnt weiterzuführen?“
Aus der Perspektive einer Einzelperson als möglicher Betriebsübernehmer (typischerweise ein Mitarbeiter oder ein externer Interessierter) sind beispielsweise wichtige Faktoren ein fester Kundenstamm, ein guter Name und eine damit einhergehende gesicherte Auftragslage. Zudem hat die vorhandene Infrastruktur mit Buchführung, IT und Fuhrpark eine große Bedeutung und wird gerne 1-zu-1 übernommen.
Steht eine andere Unternehmung als Übernehmer in den Startlöchern, ist die Ausgangslage bei der Wertermittlung eine andere. Hier erhalten der aktuelle und vergangene Unternehmensertrag sowie die qualifizierten Mitarbeiter die größte Aufmerksamkeit. Die Unternehmensinfrastruktur und die Räumlichkeiten werden häufiger vernachlässigt, da diese künftig vom Übernehmer gestellt, gesteuert bzw. angemietet werden.
Welchen Wert hat die Übergabe?
Ist dieser Punkt geklärt, ist die Frage nach dem Wert der Übergabe naheliegend. Grundsätzlich werden bei der Wertermittlung für ein Unternehmen die unterschiedlichsten Faktoren herangezogen wie beispielsweise betriebswirtschaftliche Kennzahlen (Umsatz, Rentabilität, EBIT, etc.).
Vorweg sei schon mal gesagt: Ohne detaillierten Blick von auf die Zahlen und die Strukturen eines Unternehmens durch Fachleute, wie Steuerberatern oder Wirtschaftsprüfern, lässt sich keine absolut fundierte Aussage über einen Unternehmenswert treffen.
Möchte man dennoch ein erstes „Gefühl“ davon bekommen, in welcher Größenordnung man sich vermutlich bewegt, bieten sich – je nachdem ob Sie Ihr Unternehmen als Ganzes oder Teilverkaufen möchten – unterschiedliche Verfahren für Do-It-Yourself Wertermittlung an. Für die vollständige Unternehmensbewertung bieten sich das Multiplikator- sowie das Ertragswertverfahren nach
AWH-Standard an.
Das Multiplikatorverfahren
Für einen ersten und praxisnahen Richtwert kommt man mit dem Multiplikatorverfahren am schnellsten ans Ziel. Hier wird das Betriebsergebnis vor Abzug von Zinsen und (Tipp: Für eine noch genauerer Annährung empfiehlt sich hier den Durchschnittswert der letzten 3-5 Jahre zu nehmen) mit einem Branchenmultiplikator multipliziert. Der Branchenmultiplikator für Handwerks- und Bauunternehmen ist variable und liegt derzeit zwischen minimal 4,3 und maximal 6,2 (Quelle: https://www.dub.de/kmu-multiples/). Für Kälte-Klima-Handwerksunternehmen empfiehlt es sich aktuell mit einem Multiplikator mit dem Wert 6 zu arbeiten.
Liegt beispielsweise das Durchschnittsergebnis vor Zinsen und Steuern der letzten Jahre bei 150.000 Euro kann der Unternehmenswert auf 900.000 Euro angenähert werden. Bereinigt man das Betriebsergebnis im Vorfeld auch noch von Abschreibungen und außergewöhnlichen Aufwendungen, kann ein noch höherer Wert angesetzt werden.
Fakt ist am Ende aber auch eines: Der „Nachfolgemarkt“ ist transparent, so dass der tatsächliche Wert eines Unternehmens der ist, für den ein potentieller Nachfolger bereit ist den Betrieb zu übernehmen und der Sie als Inhaber bereit sind ihn abzugeben. So einfach kann es dann manchmal sein.
Achtung Wertminderung: Was passiert eigentlich, wenn der Chef morgen nicht mehr zur Arbeit geht?
Ein extrem wichtiger Faktor, der von allen potentiellen Betriebsübernehmern gleichermaßen bei der Wertermittlung herangezogen wird, ist die Abhängigkeit des Unternehmens von dem
derzeitigen Inhaber.
Bricht heute schon das komplette Chaos aus und können Aufträge schlichtweg nicht mehr erfüllt werden, wenn der Chef mal nicht da ist? Oder kann der auch mal zwei Wochen in den Urlaub fahren, ohne dass sein Handy ständig klingelt?
Ist der Inhaber der Flaschenhals für alle Vorgänge und der alleinige Kompetenzträger im Unternehmen, stellt das eine sehr große Hürde in der Betriebsübergabe dar und drückt extrem auf den Wert des Unternehmens. Für eine Einzelperson als Übernehmer können die Fußstapfen zu groß und das auf den jetzigen Inhaber zugeschnittene Unternehmen nur schwer steuerbar sein. Übernimmt eine andere Unternehmung den Betrieb und möchte diesen Standort eigenständig weiterlaufen lassen, steht nach der Übernahme voraussichtlich die schwierige Geschäftsführersuche an. Fehlt dann noch die Zeit des jetzigen Inhabers den Nachfolger bzw. neuen Geschäftsführer entsprechend einzuarbeiten, gehen alle Beteiligten ein zusätzliches wertminderndes
Risiko ein.
Welche Übergabeoptionen habe ich?
Wo Sie nun wissen, was Sie übergeben wollen und welchen ungefähren Wert das alles hat, geht es darum die passende Übergabeoption auszuloten. Wir möchten die drei gängigsten anreißen.
Verkauf
Möchten Sie den Betrieb als Ganzes verkaufen, ist dies die Option, bei der für ein optimales Ergebnis so gut wie alle Faktoren stimmen müssen. Unter anderem sollte Ihr Betrieb bereits eine gewisse Größenordnung haben (ab 12 Mitarbeiter), ohne Sie fortführbar sein und über die letzten drei bis fünf Jahre ein finanziell positives Ergebnis vorweisen.
Der Teilverkauf macht häufig dann Sinn, wenn eine Komplettübernahme und Weiterführung des Betriebes durch den Käufer nicht wirtschaftlich sind. So gehen nur bestimmte Vermögenswerte – wie beispielsweise die Mitarbeiter oder der Kundenstamm – in das Firmenkonstrukt des Käufers über.
Potentielle Käufer Ihres (Teil-)Betriebes sind in der Regel andere Unternehmungen. Das können regionale bzw. überregionale Marktbegleiter sein, die schneller wachsen und die eigene Kompetenz auf dem Markt ausbauen möchten. Auch eine private Person kann bis zu einer bestimmten Größenordnung als direkter Käufer auftreten, sofern dieser eine Finanzierung gestemmt bekommt oder Sie sich mit ihm auf eine schrittweise Übertragung des Unternehmens einigen können.
Geschäftsführer/Betriebsleiter einstellen
Eine häufig unterschätzte Option ist es, einen externen Fachmann als Nachfolger für das eigene Unternehmen aufzubauen. In der Regel wird diese Person vorerst neben Sie als jetzigen Eigentümer installiert und wächst in die Rolle hinein. Eine der größten Herausforderungen bei dieser Option ist es, Jemanden vorerst Unbekannten das Vertrauen zu geben, das Unternehmen ab sofort (mit) zu führen und gegebenenfalls später zu übernehmen.
Mitarbeiter
Gerne übergibt man das eigene Unternehmen an einen alten Weggefährten, von dessen fachlichen und persönlichen Kompetenzen man sich über die Jahre bereits überzeugen konnte.
Leider hat dieser Weggefährte meistens seine Kernkompetenz entweder im kaufmännischen oder im technischen Bereich. Gerade deswegen wird zu häufig von dieser Möglichkeit abgesehen. Wenn aber die Einstellung und der Wille des Mitarbeiters da sind, lassen sich Unzulänglichkeiten noch ausbessern oder man holt sich dafür einfach weitere Unterstützung. Der Bereitschaft des Inhabers vorausgesetzt einen Mitarbeiter zum Chef zu machen und mit etwas Zeit sowie Ausdauer kann sich daraus eine tolle Erfolgsgeschichte entwickeln.
Im Besitz des Betriebs bleiben
Ist ein (Teil-)Verkauf des Betriebs nicht gewünscht oder umsetzbar, kommen die beschriebenen Möglichkeiten den Betrieb an einen Mitarbeiter zu übergeben oder einen Geschäftsführer einzustellen ins Spiel. Bei beiden Vorgehensweisen bleibt der Inhaber (vorerst) im Besitz des Unternehmens – und das hat sicher auch
seine Reize.
Zum einen hat der Inhaber einen besseren Einfluss darauf, dass das Unternehmen in seinem Sinne fortgeführt wird. Zum anderen ist die Attraktivität dieser Optionen in der Möglichkeit begründet, dass der Inhaber weiterhin am Erfolg des Unternehmens partizipieren kann. Dies kann bspw. in Form einer erfolgsabhängigen Apanage erfolgen, die monatlich ausgezahlt wird.
Und wenn dann doch die letzte Verantwortung abgegeben werden soll, eröffnen sich zwei interessante Möglichkeiten. Mit der monatlich ausgezahlten Erfolgsbeteiligung kann entweder die Übertragung des Unternehmens an den Mitarbeiter bzw. den Geschäftsführer abgebildet werden, oder man versucht doch noch das Unternehmen an jemand anderen zu verkaufen. Denn durch einen etablierten Leiter des Unternehmens, der nicht der Inhaber ist, erhöht das die Chancen für einen von Erfolg gekrönten Verkauf signifikant.
Zur Tat schreiten
Egal für welche Option Sie sich entscheiden – auf die konsequente Umsetzung kommt es am Ende des Tages an. Themen wie „Steuern“ oder „Verträge“ ergeben sich aus dem Prozess von selbst, sofern Sie sich den hier aufgeführten Fragestellungen von vorneherein bewusst sind.
Und starten Sie am besten frühzeitig. Je nach dem, wann Ihr persönlicher Austritt aus dem Betrieb geplant ist, empfiehlt es sich spätestens drei bis fünf Jahre vorher die ersten grundsätzlichen Maßnahmen für die Übergabe in die Wege zu leiten sowie den Prozess mit Leben zu füllen. Denn unter Zeitdruck kann eine optimale Lösung für die Regelung der Übergabe nicht gefunden und mit Ausdauer verfolgt werden - egal wie passend und attraktiv eine Übergabeoption auch ist. ■
Das passende Webinar zum Thema
Am 7. April wird die KK-Redaktion von 17.00 bis 18.00 Uhr ein Webinar zum Thema Betriebsübergabe durchführen. Der Referent Christian Bräuer zeigt, wie eine Nachfolge funktioniert. Nicht alle Unternehmer können oder wollen die Regelung der eigenen Nachfolge innerhalb der Familie realisieren. Doch wer kann es dann machen?
Das Finden eines geeigneten Nachfolgers und die Übergabe selbst entwickelt sich schnell zu einer hochemotionalen und komplexen Angelegenheit, die verständlicherweise niemanden leichtfällt. Das Thema „Betriebsübergabe“ an sich ist schon unbequem und der fordernde Geschäftsalltag tut sein Übriges, so dass sich der Prozess wie ein zäher Kaugummi hinzieht. Nicht selten wird einfach bis zum bitteren Ende weitergearbeitet und das Geschäft dann doch schlussendlich eingestellt.
Damit das nicht passiert, werden wir Ihnen in diesem Webinar die wichtigsten Fragestellungen bewusst machen, damit auch Sie für Ihr Unternehmen einen möglichen Erlös erzielen können und die Aussicht auf einen neuen Lebensabschnitt abseits Ihrer Arbeit haben. Es geht u.a. um Verkauf, Teilverkauf, Übernahme durch Mitarbeiter u.v.m.
Eine Anmeldemöglichkeit finden Sie hier: