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Daikin führt R 32 ein KK sprach mit Gunther Gamst

Vorteile vor allem auf globaler Ebene

KK: Warum kommt R 32 nach der Einführung in Japan vor einem Jahr erst jetzt in Deutschland resp. Europa auf den Markt?

Gunther Gamst: In der EU haben wir es mit 28 unterschiedlichen Gesetzgebungen für die Zulassung von Kältemitteln zu tun. Daher war die Einführung in nur einem Land wie Japan einfacher. In Japan hat Daikin als erster Hersteller überhaupt eine komplette R 32-Splitgeräte-Palette herausgebracht und mit großem Erfolg im Heimat­markt vertrieben. Innerhalb eines Jahres wurden davon bisher ca. eine Million Geräte verkauft, davon allein 200000 Systeme vonUruru Sarara, das es nun auch auf dem deutschen Markt gibt. Das zeigt, dass die Technologie funktioniert, verfüg- und bezahlbar ist. Daher die Entscheidung, R 32 auch in Europa einzuführen.

KK: Welche Rolle spielt dabei die Brenn­barkeit?

Gunther Gamst: Vor der Einführung in Japan wurden in zahlreichen Feldtests in Japan, China, Europa, Malaysia und Indien die Einsatz- und Leistungsfähigkeit der R 32Systeme getestet. Inhalt dieser Feldtests waren selbstverständlich auch Tests und Risikoanalysen zur Brennbarkeit von R 32. R 32 weist nach der offiziellen Sicherheitsklassifizierung der ASHRAE eine low flammability auf bzw. ist schwer entflammbar. R 32 hat eine Brenngeschwindigkeit von unter zehn Zentimetern pro Sekunde. In der Praxis bedeutet dies, dass sich aufgrund der langsamen Brenngeschwindigkeit die Flammen nicht verbreiten. Für den Fachbetrieb stellt das kein Problem dar.

Um eine sichere Nutzung von low flammability-Kältemitteln, einschließlich R 32 zu gewährleisten, wurden 2011/2012 in den USA, Japan und China Risikoanalysen durchgeführt. Daikin hat an der Arbeit in allen drei Regionen teilgenommen und der Einsatz in Japan zeigt, dass R 32 ohne Bedenken angewendet werden kann. In Deutschland werden wir unsere Kunden im Umgang mit R 32 weitreichend schulen.

KK: In Japan hat Daikin inzwischen eine komplette auf R 32 basierende Split-Produktpalette für den Privatmarkt eingeführt. Wird das auch in Deutschland / Europa passieren und wenn ja, in welchem Zeitraum?

Gunther Gamst: Geplant ist, dass es auch in Europa ab etwa Frühjahr 2015 eine komplette Split-Produktpalette mit R 32 für den Privatmarkt geben wird. Aufgrund der unterschiedlichen Gesetze in den einzelnen europäischen Ländern wird es parallel aber auch weiterhin Split-Systeme mit R 410 A geben.

KK: Schildern Sie uns kurz die wesentlichen Vorteile von R 32 im Vergleich zu R 410 A und seine Einsatzmöglichkeiten.

Gunther Gamst: Ein erheblicher Vorteil von R 32 ist das geringe Treibhauspotenzial GWP von 675, das somit um 68 Prozent niedriger ist als das von R 410 A. Da ca. 30 Prozent weniger Füllmenge im Vergleich zu R 410 A gebraucht wird, liegt der mengen­bezogene GWP sogar nur bei 472. Gleichzeitig verbessert R 32 die Energieeffizienz der Anlagen um zehn Prozent. Im Kühl- sowie auch im Heizbetrieb weist es die besten Leistungsdaten und die niedrigsten Emissionen (indirekt und direkt) über den gesamten Lebenszyklus auf. Die potenzielle Kälteleistung von R 32 ist 1,6-mal so groß wie die Kälteleistung von R 22 oder R 410 A. Insbesondere sind bei R 32 die Druckverluste bei gleicher Leistung geringer als bei R 22 oder R 410 A und die Dichte von R 32 ist ebenfalls um zehn Prozent niedriger. Dadurch kann der Durchmesser der Rohrleitungen kleiner sein.

Wir sehen die Vorteile von R 32 aber vor allem auch auf globaler Ebene. Betrachtet man den Weltmarkt für Klimageräte, dann macht Deutschland ja nur einen kleinen Anteil aus. Bei allen Diskussionen auf EU-Ebene geht es um die dringende Reduzierung des CO2-Ausstoßes, und zwar nicht nur auf europäischem Level, sondern auch weltweit. Vor allem für Schwellenländer wie Indien oder Brasilien, bei denen wir aufgrund des wirtschaftlichen Wachstums einen schnellen Anstieg an Klimaanlagen und CO2-Emissionen verzeichnen, ist R 32 eine echte Alternative für effiziente Klimatechnik. In Indien beispielsweise hat Daikin 3 600 Installateure für den Umgang mit R 32 geschult.

KK: Könnte R 410 A auch unter dem Aspekt der möglichen Auswirkungen der anstehenden F-Gase-Revision in naher Zukunft ganz vom Markt verschwinden oder hängt das von den Anbietern resp. Komponenten-Herstellern ab?

Gunther Gamst: Heute (Stand: Anfang De-zember 2013) gehe ich nicht davon aus, dass die im Bericht des Ausschusses für Umweltfragen im Europaparlament (ENVI) vorgeschlagenen Verbote, wie ein grundsätzliches Verbot der Nutzung von F-Gasen in Klimaanlagen ab 2020, in dieser Form so verabschiedet werden. Vielmehr kann man davon ausgehen, dass ein europäischer Kompromiss gefunden wird, der zum Beispiel für Klimageräte abgewandelt lauten könnte, dass alle F-Gase mit einem GWP über 2500 verboten werden. Da R 410 A ein GWP von 2088 hat, liegt es unter dieser Grenze.

Ein Verbot von effizienten Kältemitteln mit niedrigem GWP würde erhebliche Kosten nach sich ziehen. Allein im Handel würden nach Schätzungen des Handelsverbands Deutschland durch die Umstellung auf ein anderes Kältemittel pro Supermarkt Kosten von 50000 Euro entstehen. Gleichzeitig ist zu befürchten, dass der Energieverbrauch steigen wird. Dies würde das eigentliche Ziel, die CO2-Emissionen zu senken, untergraben.

Hersteller beurteilen zurzeit etliche Stoffe als Kältemittel der sogenannten nächsten Generation: Neben R 32 gehören dazu HFO-Kältemittel, die auch ein niedriges GWP aufweisen sowie natürliche Kältemittelwie CO2 und Propan. Dabei zeigt sich, dass es das perfekte Kältemittel nicht gibt, das an alle Anwendungen angepasst werden kann. Sondern es wird auch in Zukunft weiterhin mehrere effiziente Kältemittel geben müssen, um die von der EU anvisierten CO2-Reduktionsziele zu erreichen.

Bei der politischen Diskussion in Brüsselsteht bei der Bewertung der Umweltwirkung eines Kältemittels leider nur das GWP im Vordergrund. Das ist zwar ein wichtiges, aber nicht das einzige Entscheidungskriterium. Viel wichtiger ist es, die Summe der Auswirkungen der CO2-Emissionen zu betrachten: Also die direkten und indirekten Emissionen während der Herstellung des Kältemittels, bei Freiwerden des Kältemittels durch Leckagen und die Emissionen, die durch den Energieverbrauch der Klimaanlagen während des Betriebs entstehen.

Die dringende Reduktion von CO2-Emissionen geht uns alle an. Sie muss jedoch effizient, funktionsfähig und bezahlbar umgesetzt werden. Hierfür hat sich Daikin auf politischer Ebene in den letzten Monaten eingesetzt. Parallel haben wir unsere Kunden über den aktuellen Stand der Diskussionen und die Hintergründe informiert.

KK: Ist R 32 als Ersatz für R 410 A (Refill) geeignet oder müssten die Anlagen komplett bzw. teilweise erneuert werden.

Gunther Gamst: Nein, R 32 kann nicht als Refill für R 410 A eingesetzt werden.

KK: Vielen Dank, Herr Gamst, für Ihre Ausführungen. -

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