KK: Herr Huguen, wie beurteilt Armacell das Geschäftsjahr 2016?
Guillerme Huguen: Wir sind im vergangenen Jahr weiter stark gewachsen und mit dem Geschäftsjahr sehr zufrieden. In Deutschland und den nordischen Staaten lief es gut, in den Benelux-Ländern sogar sehr gut für uns. Spanien, ein vor der Wirtschaftskrise sehr umsatzstarker Markt für uns, nimmt langsam wieder Fahrt auf. Erstmals seit 2008 verzeichnen wir wieder ein Wachstum. Die Märkte Russland, die Türkei und der Nahe Osten sind hinter unseren Erwartungen zurückgeblieben. Russland und die Türkei haben unter der schwierigen politischen Situation und die Länder des Nahen Ostens unter dem Ölpreisverfall gelitten und die Bauindustrie war entsprechend rückläufig. Aber auch hier sind wir zuversichtlich für das kommende Jahr.
KK: Wie geht es im Jahr 2017 weiter? Mit welchen weiteren Herausforderungen ist Armacell konfrontiert?
Guillerme Huguen: Wir erwarten keine grundlegenden Änderungen der wirtschaftlichen Situation in 2017. Deutliche Einschnitte erleben wir derzeit jedoch am Rohstoffmarkt. Nachdem die Rohstoffpreise im vergangenen Jahr bereits gestiegen sind, beobachten wir derzeit abermals einen erheblichen Preisanstieg bei unseren Rohstoffen. Am stärksten betroffen sind die Preise für Butadien (Hauptkomponente von unseren synthetischen NBR-Kautschukmischungen). Die Preise haben sich seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt. Auch die Preise für Treibmittel, Antioxidantien und Flammschutzmittel sind um zweistellige Prozentsätze gestiegen. Für Treibmittel mussten wir eine Preissteigerung von 30 Prozent, bei Brandschutzadditiven von 25 Prozent hinnehmen. Eine weitere Ursache für die Steigerung unserer Kosten liegt im starken Dollar und weiter schwachen Euro. Im Vergleich zum US-Dollar ist der Euro Ende 2016 so wenig wert gewesen wie seit 14 Jahren nicht mehr. Da wir unsere Rohstoffe in Dollar einkaufen, erwarten wir einen weiter steigenden Druck auf die Preise in den nächsten Monaten. Erschwerend kommt hinzu, dass der Ölpreis weiter steigen wird. Er liegt jetzt bei über 50 US-Dollar je Barrel und Experten halten einen Anstieg auf 70 US-Dollar noch in diesem Jahr für möglich.
KK: Was bedeutet das für die Preisentwicklung in 2017?
Guillerme Huguen: Wir haben in den vergangenen Jahren die Leistungsfähigkeit unserer Produkte kontinuierlich verbessert und gleichzeitig enorme Anstrengungen unternommen, unsere Kosten zugunsten unserer Kunden und Endanwender zu reduzieren. Gleichzeitig haben wir weiterhin massiv in Forschung & Entwicklung und in die Kompetenz unserer Mitarbeiter investiert. Angesichts des massiven Preisanstiegs unserer Rohstoffe, die einen signifikanten Kostenanteil unserer Produkte ausmachen, haben wir keine andere Möglichkeit, als unsere Verkaufspreise kurzfristig anzuheben. Anstelle einer normalen Preiserhöhung werden wir einen Preisaufschlag“ – oder genauer gesagt: einen Rohstoffpreisaufschlag – in ganz Europa für alle elastomeren Schaumstoffprodukte ab dem 1. Mai 2017 erheben. Dieser Rohstoffaufschlag wird ausschließlich von einem öffentlichen Index abhängig sein, den unsere Kunden jederzeit im Internet überprüfen können. Diese Transparenz ermöglicht es den Anwendern unserer Produkte, den Preisaufschlag an ihre eigenen Kunden weitergeben zu können.
KK: Welche langfristigen Tendenzen sehen Sie auf dem Dämmstoffmarkt?
Guillerme Huguen: Wir blicken optimistisch in die Zukunft. Die Energiepreissteigerungen werden sicherlich in vielen europäischen Ländern die Energiedebatte neu beleben und zu verschärften Energieeinspargesetzen führen. Nicht nur der voranschreitende Klimawandel, auch die Zunahme an Energiearmut wird diesen Trend verstärken. All diese Entwicklungen zeigen, dass die Dämmstoffindustrie eine Zukunftstechnologie ist. Die Dämmung technischer Anlagenteile ist eine Schlüsseltechnologie zur Steigerung der Energieeffizienz. Keine andere Energiesparmaßnahme rentiert sich so schnell.
KK: Herr Huguen, wir danken für das Gespräch.