Von der fachlichen Seite kann man drei wichtige Feststellungen für die Arbeitsabteilungen II (Komponenten der Kälte- und Wärmepumpentechnik), III (Kälteanwendung) und IV (Klimatechnik und Wärmepumpenanwendung) von der Deutschen Kälte-Klima-Tagung 2007 in Hannover an den Anfang stellen:
- CO2 als Kältemittel hat in den Tieftemperaturstufen von Kaskadenanlagen seine Tauglichkeit nachgewiesen und wird umfassend und vorteilhaft verwendet. Als Universalkältemittel, also auch in der transkritischen Verwendung für die Normalkühlung, ist es auf dem Vormarsch. Es ist begründet zu erwarten, dass die doch schon zahlreichen Prototypausrüstungen von Supermärkten mit Anlagen, in denen ausschließlich CO2 eingesetzt wird, für beide Temperaturstufen bald zur Standardlösung werden.
- Die Klimatisierung von Kraftfahrzeugen mit CO2 ist nach Äußerungen des Verbands der Deutschen Automobilbauer für die Einführung in neuen Fahrzeugplattformen ab 2011 beschlossene Sache. Nun hat aber sozusagen im letzten Moment die Kältemittelindustrie ein neues Ersatzkältemittel für R134a entwickelt, das für den Serieneinsatz vorbereitet wird und für den 1:1-Austausch zu R134a geeignet sein soll. Daneben ist weiterhin R152a im Gespräch und in der Anwendungsvorbereitung.
- Die Wärmepumpe ist endgültig in der Praxis angekommen und wird in Zukunft die Heiztechnik dominieren. Die vielen Arbeiten aus Forschungs- und Entwicklungslabors, die seit ca. 15 Jahren immer wieder und verstärkt auf den Tagungen zu verfolgen waren, haben zu Lösungen geführt, deren Vielfalt sich heute in Produkten mit bedeutendem Umsatz wiederfinden.
Darüber wird in den folgenden beispielhaft ausgewählten Themen der Kältetagung etwas ausführlicher berichtet. Daneben sollen aber auch die interessanten Vorträge zu den Weiterentwicklungen beim Stand der Technik nicht in den Hintergrund treten, die von jungen Ingenieuren ebenso erarbeitet wurden wie von alten Hasen. Ferner konnten aus der Tagungsteilnahme für die kältetechnische Arbeit insgesamt zahlreiche Anstöße gewonnen und in vielen persönlichen Kontakten während der Tagung vertieft werden.
Kältetechnische Komponenten und Verfahren
Norbert Kämmer von der Copeland GmbH widmete sich in seinem Vortrag den Scroll-Verdichtern für CO2-Anwendung in beiden Druckbereichen: subkritische Anwendung in Tieftemperaturstufen und transkritische Anwendung bei Klima- und Wärmepumpenbedingungen.
In Supermarktkälteanlagen werden beide Anwendungen in Kombination benötigt. Bei der Entwicklung der subkritischen CO2-Lösung konnte bei Copeland davon ausgegangen werden, dass man bereits über Verdichter für R410A verfügt, die für Drücke bis 43bar geeignet sind. Damit kann man beim Saugdruck von 27 bar die TK-Stufe realisieren und hat für deren Kondensation den günstigen Wert von ca. 5°C, was mit der einige K darunterliegenden NK-Verdampfungstemperatur gut korrespondiert. Die konstruktive Anpassung des TK-Verdichters bezieht sich auf die Verschleißreduzierung durch verstärkte Wellenlagerung und beschichtete Oldham-Kupplung. Zudem ist zur besseren Überwachung ein Ölschauglas vorhanden und die Ölviskosität ist höher als bei der Klimaanwendung gewählt.
Der NK-Verdichter ist vor allem durch die viel niedrigeren Scroll-Elemente gekennzeichnet, das Druckgas wird direkt nach außen in die Druckleitung geführt und die gesamte Kapsel steht unter Saugdruck. Bei den Wärmepumpenverdichtern dagegen steht wie bei den konventionellen Verdichtern der Kapseldeckel unter Hochdruck.
Die neuen Verdichter wurden einem strengen Lebensdauertestprogramm unterzogen. Bei den Messungen bestätigte sich der zu erwartende geringere Liefergrad der CO2-Verdichter infolge der größeren inneren Leckverluste aufgrund der größeren Druckdifferenzen und bei transkritischer Ausführung auch wegen der geringeren Scroll-Höhen. Beim Wärmepumpenverdichter wird mit steigender Umgebungstemperatur der Hochdruck auf niedrigere Werte geregelt, um den sinkenden Heizungsvorlauftemperaturen zu entsprechen.
Abschließend gab es einen Ausblick auf die noch zu lösenden Fragen und die Zielstellungen bei den Prototyptests. Es darf mit Spannung erwartet werden, wie sich diese intensive technische Entwicklungsarbeit bald in Serienerzeugnissen niederschlagen wird.
Dieter Mosemann und Ole Fredrich von der Grasso GmbH beschäftigten sich mit der Schraubenverdichteranwendung im Tiefkühlbereich und suchten effektive Lösungen für die Teillastanwendung, so dass die geringstmögliche Umweltbelastung auftritt. Es leuchtet ein, dass die zweistufige Verdichtung mit zweistufiger Entspannung mit Economiser-Betrieb zu guten Ergebnissen führt. Dabei liegt die Economiser-Öffnung im Regelschieber.
Vergleichsweise wurde Regelschieber und Drehzahlstellung untersucht. Dabei schneidet im Teillastbetrieb die Drehzahlregelung deutlich besser ab, da der COP-Wert bis etwa 50% Leistungsreduzierung nur wenig abfällt. Bei der Schiebersteuerung reduziert er sich dagegen schon deutlich. Einstufige Verdichter, die wegen ihrer geringeren Kosten bisher den Vorzug genießen, liegen trotz Economiser-Betrieb dagegen deutlich unter den COP-Werten der zweistufigen Lösung; im Bereich von 60 bis 100% Leistungsanforderung ca. 1,4 gegen 1,8. Bei einem großen TK-Lager mit einer Kälteleistung von 7800kW konnten mit der neuen Lösung 820T Euro/a Energiekosten und damit 4670t CO2 eingespart werden. Trotz dieser günstigen Amortisationsbedingungen ist der Anteil dieser fortschrittlichen Lösung am Gesamtumsatz des Unternehmens gering. Nach Auffassung der Referenten darf es aber kein weiter so geben.
Über die Entwicklung eines aktiven Verdichterschutzsystems sprach Mark Woerner von der Kriwan Industrie-Elektronik GmbH. Ausgehend von den komplexen Zusammenhängen im Verdichter im Zusammenwirken mit dessen Motor und der Steuerung wurden aus der Vielzahl der zu überwachenden Daten diejenigen herausgefiltert, die für das zuverlässige Arbeiten über lange Zeit bedeutungsvoll sind.
Die Philosophie für ein aktives Überwachungsgerät besteht darin, die Überschreitung der zulässigen Werte messtechnisch zu erfassen und durch die hinterlegte Software der Überschreitung entgegenzusteuern. Das betrifft die Einflussgrößen aus dem Kreislauf (Kälteanlage), die auf die Mechanik (Verdichter) und die Elektrik (Motor) wirken. Dabei kommt es natürlich darauf an, die Spezifika der einzelnen Verdichter zu berücksichtigen, denn Kolben-, Scroll- oder Schraubenverdichter haben ihre jeweiligen Charakteristika. Daraus leiten sich die Überwachungsbereiche und Zusatzfunktionen des Verdichterschutzes ab.
Mit der Anwendung einer aktiv schützenden Überwachung des Verdichter- und des Anlagenbetriebes werden ein weitgehend optimaler Betrieb hinsichtlich Energieverbrauch und Lebensdauer erreicht, eine exakte Diagnose und daraus abgeleitete Fehlerbeseitigung durchgeführt und Personalkosten reduziert. Bleiben am Schluss die Fragen: Wer wird das bei immer zuverlässigeren Verdichtern und Anlagen bezahlen, wie werden die Kosten in Relation zu den Verdichterkosten sein und wann wird das Ganze verfügbar sein? Ansätze von anderen Anbietern zur aktiven Überwachung gibt es schon.
Mit der Gestaltung von verbesserten Verdampfern durch Optimierung der Rohrschaltungen befasste sich Ceslovas Kizlauskas gemeinsam mit Andreas R. Meier von der Küba Kältetechnik GmbH. Ziel der Untersuchungen an Verdampferschaltungen war die Senkung des Energieverbrauchs von Ventilator und Abtauprozess, sowie die Verringerung der Entfeuchtung im Kühlprozess. Das wird vor allem durch eine Anhebung der Verdampfungstemperatur erreicht. Ein Nachteil geringer Temperaturdifferenzen ist manchmal die Notwendigkeit eines Luftkühlers mit größeren Außenabmessungen, mehr Lüfterleistung und höheren Anschaffungskosten, was der ursprünglichen Zielstellung entgegenläuft.
Zwei Luftkühler (neue Küba-Lösung und vergleichbarer Wettbewerber) wurden bezüglich ihres Abtau- und Abkühlverhaltes vorgestellt. Die eine Neuerung besteht in der Anwendung eines aufgeweiteten und dadurch fest sitzendem Wärmeleitrohr für die Abtauheizung, die andere in einer Gleich-Gegenstrom-Schaltung mit ansteigendem letzten Rohrbogen. Dabei konnte die neue Küba-Lösung in allen Vergleichspunkten überzeugen, z.B mit 8% geringerer Entfeuchtung und 33% kürzerer Abtaudauer. Diese Lösung verdient die Anerkennung für immer wieder Neues bei einem altbewährten Produkt.
Über verbesserte Wärmeübertrager berichteten auch Johan Braun und Camilla Arvidsson von Alfa Laval AB, Lund. Dabei ging es um den Ersatz des Plattenwärmeübertragertyps CB 52 durch den Typ CB 60 für die Wärmepumpenanwendung. Äußerlich sind beide Geräte völlig gleich, aber im Innenleben sind sie verschieden. Ein neues Plattenprofil sorgt für die damit erreichten Eigenschaften, nämlich eine geringere Verdampfungstemperaturdifferenz und damit eine höhere Verdampfungstemperatur, Kostensenkung und Produktivitätssteigerung, weniger Materialeinsatz und geringere Soledruckverluste.
Der zulässige Betriebsdruck beträgt 45 bar. Die bewährte zweistufige Kältemittelverteilung durch Kombination eines unten für das flüssige und oben für das gasförmige Kältemittel mit Öffnungen versehenen Verteilerrohres mit einem Sinterkegelverteiler sorgt für die gleichmäßige Durchströmung aller parallelen Kanäle.
Eine weitere Neuerung bei Wärmeübertragern wurde von Alexander Wirsching von der TEKO Gesellschaft für Kältetechnik mbH und Jürgen Lessing von der PEP Kälteplanungsgesellschaft mbH vorgestellt. Sie entwickelten einen Sicherheitswärmeübertrager, bei dem im Falle einer Undichtheit kein Vermischen der Medien auftreten kann. Das ist z.B. bei der Wärmerückgewinnung zur Warmwassererzeugung aus der Verflüssigungswärme des Kältemittels wichtig oder in Kaskadenwärmeübetragern für CO2/NH-Anlagen. Bisher wurden solche Aufgaben mit doppelwandigen Rohr- oder Plattenwärmeübetragern gelöst oder man verwendete einen Sicherheitskreis mit einem Zwischenträgermedium.
Die entwickelte Neuerung arbeitet abweichend davon als ein lamellierter Mehrkreis-Wärmeübertrager mit einer vernetzten Rohrschaltung für die beiden Kreisläufe und den dazwischen angeordneten Lamellen für den Wärmetransport zwischen den Rohren. Die Kernrohre selbst haben keinen metallischen Kontakt. Die bisherigen Versuche mit diesem System zeigen die prinzipielle Tauglichkeit und übersteigen die Erwartungen der Entwickler. Man verspricht sich durch weitere Optimierung der Verschaltung noch günstigere Ergebnisse. Damit wird es einem Hersteller von Rohr-Lamellen-Wärmeübetragern möglich, mit der üblichen vorhandenen Technologie Sicherheitswärmeübertrager herzustellen.
Klaus Lambers von der Danfoss A/S wandte sich in einem Vortrag, den er gemeinsam mit Jürgen Süß und Jürgen Köhler erarbeitet hatte, der theoretischen Betrachtung der Dampfreduktion im Kältekreislauf zu. Die Dampfreduktion verbessert in den meisten Anwendungen die Effektivität des Prozesses und hat mit der Anwendung des Kältemittels CO2 wieder an Bedeutung gewonnen.
Die beiden Möglichkeiten zur Dampfreduktion durch Dampfabsaugung (Admission genannt) oder durch Flüssigkeitsunterkühlung wurden für eine Vielzahl von Kältemitteln auf ihre Wirksamkeit hin untersucht und verglichen. Am Ende steht als Ergebnis eine einfache empirische Formel zur Abschätzung der Verbesserung der Kälteleistungszahl aus zwei Werten des lg p,h-Diagramms, der sich jeder Projektant bedienen kann.
Eine Verbesserung des CO2-Prozesses durch Dampfreduktion mittels Einsatzes eines Ejektors anstelle einer Drossel wurde von Christian Tischendorf u.a., TU Braunschweig, untersucht. Der Ejektor saugt das verdampfte Kältemittel aus dem Verdampfer ab und fördert es durch den Abscheidesammler und den inneren Wärmeübertrager zur Saugseite des Verdichters. Der Verdampfer wird mit rein flüssigem Kältemittel aus dem Abscheidesammler versorgt, also nahezu oder gänzlich gasfrei.
Aus Prozesssimulationen konnte eine Effektivitätsverbesserung von 10% ermittelt werden, bei weiterer Optimierung rechnet man mit bis zu 20%. Die praktische Schwierigkeit für die Nutzung des Systems mit den bekannten Effekten dürfte in der Regelcharakteristik und im schlechten Teillastverhalten von Ejektorsystemen liegen, so dass die Entwickler noch eine bedeutende Wegstrecke vor sich haben.
Die Zukunft der Kraftfahrzeugklimatisierung
Eine wichtige Komponente für den transkritischen CO2-Kältekreislauf ist der Hochdruckregler, der gegenüber einem Kreislauf mit Verflüssigung des Kältemittels in Wechselwirkung zum Expansionsventil funktionieren muss. Die ersten geeigneten Produkte erscheinen am Markt; eine neue Lösung wurde von Rainer Maurer, Otto Egelhof GmbH, vorgestellt (gemeinsam mit Joan Auguilar und Jean-Jeaques Robin erarbeitet).
Das entwickelte Ventil ist vorwiegend für den automobilen CO2-Einsatz vorgesehen. Es begrenzt als Sicherheitsventil den Hochdruck beim Start, regelt den Hochdruck auf den für den COP-Wert günstigsten Hochdruck und sorgt mit einer Festdrosselfunktion für die richtige Verdampferfüllung und die maximale Leistung beim Abkühlvorgang. Es ist kompakt gestaltet und besitzt keine Fernfühler bzw. Sensorleitungen.
Jörg Braumöller, ILK gGmbH, und Uwe Meier, DÜRR Somac GmbH, berichteten über interessante Untersuchungen zum Dichtheitsverhalten von Pkw-Klimaanlagen, wobei die Ergebnisse auch für die anderen Sparten der Kältetechnik aussagekräftig sind. Bei den Pkw-Anlagen ist allerdings die Gefahr von Kältemittelverlusten besonders groß. Die Qualitätskontrolle der Pkw-Klimaanlagen muss schon im Neuzustand für ausreichende Dichtheit sorgen, um die zulässigen Betriebswerte von 40g/a zuverlässig einzuhalten.
Für die Untersuchungen wurden drei Originalanlagen mit Testlecks von 2000, 200 und 20g/a ausgerüstet und deren Verhalten im Betrieb getestet. Einerseits konnte die Erfahrung bestätigt werden, dass der umlaufende Ölfilm die vorhandenen Lecks teilweise bis auf 1% der trockenen Leckrate verringert, andererseits kann man sich aber darauf nicht verlassen, weil bei längerem Stillstand der Anlage die Leckrate wieder bis zum trockenen Wert ansteigen kann. Hinzu kommt die spülende Wirkung flüssigen Kältemittels, die jedes Leck vom Öl befreit und hohe Leckraten bewirkt. Man benötigt in der Praxis Leckdetektoren mit höchster Nachweisempfindlichkeit, um auch die durch Öl reduzierten Lecks nachzuweisen. Grobprüfungen sind keinesfalls ausreichend.
Frank Wolf von der Obrist Engineering GmbH unterstützte mit seinem Vortrag zur Reduktion von Treibhausgasemissionen durch Autoklimaanlagen die Verwendung von CO2 unter dem Gesichtspunkt, dass damit bis zu 10% weniger Gesamtemissionen nachgewiesen werden können. Das ergibt sich als Schlussfolgerung aus den Ergebnissen von über 40 Fahrzeugen, die von diesem Unternehmen mit CO2-Klimasystemen ausgerüstet und überprüft worden sind. Dabei sind die Gesamtemissionen aus Kältemittelverlust und Kraftstoffverbrauch zugrunde gelegt worden.
Auf die Verbesserung der R134a-Anlagen war ein Vortrag von Hirotsugu Takeuchi von DENSO Automotive Deutschland GmbH gerichtet, der gemeinsam mit Tibor Györög vorbereitet wurde. Die Autoren wiesen nach, dass ein innerer Wärmeübertrager beim Kältemittel R134a entgegen der üblichen Auffassung und Erfahrung zu einer Effektivitätsverbesserung von 5 bis 12% führen kann. Offensichtlich liegt die Ursache in einem unverdampften Anteil von vernebeltem Kältemittel im Saugstrom des Verdichters, dessen Energieinhalt zur Unterkühlung des verflüssigten Kältemittels genutzt werden kann. Die Effektivitätssteigerung ist also in Relation zur vergleichbaren Anlage ohne inneren Wärmeübertrager zu bewerten, nicht als allgemeingültige Aussage.
Im Vortrag wurden die Entwicklungsschritte zur optimalen Ausführung in Doppelrohrbauweise dargelegt. Der Wärmeübertrager ist bereits seit 2006 verfügbar und man arbeitet gegenwärtig an ähnlichen Lösungen für die Transportkühlung und für die Busklimatisierung.
Mit besonderer Spannung wurden die Vorträge zu Kältemitteln für die Kfz-Klimatisierung erwartet. Nachdem im vergangenen Jahr DuPont und Honeywell mit DP1 und Fluid H auf der DKV-Tagung punkteten, traten sie in diesem Jahr gemeinsam mit einer neuen Lösung auf. Walter Sorg von DuPont Fluorchemicals präsentierte das neue Kältemittel HFO-1234yf (CF3CF=CH2) mit einem GWP-Wert von nur 4 und vergleichbaren thermodynamischen Werten zu R134a.
Das Kältemittel ist gering entflammbar, weniger als R152a und R32, so dass es in Direktexpansionskreisläufen verwendbar und kein Sekundärkreislauf erforderlich ist. Zu diesem Fakt wurden umfassende Untersuchungen durchgeführt und die Ergebnisse vorgetragen. Der geringe GWP-Wert folgt aus der atmosphärischen Lebensdauer des Stoffes von nur elf Tagen. Die Toxizität ist gering und vergleichbar mit der von R134a.
Die abschließenden Untersuchungen für eine Freigabe des Kältemittels sind für 2008 geplant, so dass es weitere positive Ergebnisse vorausgesetzt rechtzeitig vor dem R134a-Verbot verfügbar sein könnte. Es wird erwartet, dass damit eine lebensfähige Alternative zu R134a über das Jahr 2010 hinaus geschaffen werden kann.
Auf das im obigen Vergleich schlecht abschneidende R152a setzt dagegen die Fiat Group Automobiles. Roberto Montforte trug dazu überlegenswerte Gedanken und praktische Ergebnisse vor. Dieses Kältemittel ist wegen seiner Brennbarkeit nur in einem Sekundärkreislauf verwendbar, wobei auch dieser Lösung, mit ihren offensichtlichen Nachteilen, Vorteile abzugewinnen sind. Es ist eine geringere Kältemittelfüllmenge gegenüber dem Direktexpansionssystem erforderlich, gewährleistet mit 134 den erlaubten GWP-Wert von 150, ermöglicht die Kältespeicherung im Sekundärfluid für den Stop-and-go-Betrieb und für Beschleunigungs- bzw. Startanforderungen mit abgeschaltetem Verdichter und minimiert die Belästigung durch die klimaseitige Schallemission.
Für ein Versuchsfahrzeug Opel Astra konnte ein 13% verbesserter COP-Wert gegenüber R134a ermittelt werden. Es wird geschätzt, dass das Sekundärkreislaufsystem bei allen Fahrzeugtypen zu geringerem Kraftstoffverbrauch führt, am meisten bei den Autos, bei denen der Kraftstoffverbrauch der Klimaanlage am Gesamtverbrauch am größten ist. FIAT will die Einführung dieser Lösung am Kleinwagen FIAT 500 testen, weil dieses Fahrzeug die größten Fertigungsstückzahlen aufweist und weltweit sehr verbreitet ist. Der Vortrag schloss mit den Worten: The game is not over, yet!
Raumklimatechnik
In der Arbeitsabteilung IV wurden weitere Verbesserungen und neue Gesichtspunkte zu Wärmepumpen vorgetragen. Daneben gab es mehrere Vorträge zur Verwendung von Latentspeichermaterialien in Klimaanwendungen. Abgerundet wurden dieser Vortragsblock durch zwei Vorträge zu Luftqualitätssensoren und den sich daraus ergebenden Möglichkeiten der Steuerung und Regelung der Klimaanlagen. Darauf soll hier noch eingegangen werden, als Anregung sich weiter mit dieser für die Anlageneffektivität und für das Befinden wichtigen Entwicklung zu befassen.
Birgit Müller vom Hermann-Rietschel-Institut der Technischen Universität Berlin trug die Ergebnisse eines großen Entwicklungskollektivs vor. Sie legte dar, dass in den letzten Jahren Multigassensorsysteme, so- genannte elektronische Nasen, entwickelt wurden, die den menschlichen Geruchssinn nachahmen. Diese bestehen aus einem Messgerät mit mehreren Gassensoren unterschiedlicher Sensitivität und Selektivität und einer rechnergestützten Datenauswertung.
Das Gerät selbst hat keine Möglichkeiten, die empfundene Luftqualität der Probe direkt zu messen. Hierfür müssen die Messwerte des Sensorsystems durch eine Datenverarbeitungssoftware unter Verwendung von Mustererkennungs- und Regressionsmethoden auf die empfundene Luftqualität abgebildet werden. Dazu läuft am Hermann-Rietschel-Institut ein Projekt mit dem Ziel, ein Messgerät zur Bestimmung der empfundenen Luftqualität sowie der Erkennung von markenspezifischen Gerüchen zu entwickeln.
Es werden neue Multigas-Sensorsysteme mit erhöhter Empfindlichkeit gegenüber flüchtigen Substanzen in der Innenraumluft entwickelt und für die Bestimmung der empfundenen Luftqualität ein geeignetes Datenverarbeitungsmodell erarbeitet, das auf einer Datenbank aus Messdaten des Sensorsystems und parallel durchgeführten Bewertungen einer Probandengruppe basiert.
Die AL-KO THERM GmbH scheint da schon einen Schritt weiter zu sein. Tomas Hecker berichtete von dem im letzten Jahr schon in der Fachpresse bekannt gewordenen Luftqualitätssensorsystem zur bedarfsgerechten und energieoptimierten Lüftung. In den Geräten des Unternehmens wird die in Zusammenarbeit mit dem gleichen Institut entwickelte elektronische Nase AirQualitizer bereits praktisch genutzt und führt durch bedarfsgerechte Luftzufuhr zu erheblichen Einsparungen an Lüfterleistung.
Die Kombination von sensorgesteuerten Raumbediengeräten mit raumlufttechnischen Anlagen ermöglicht eine hohe Energieeinsparung durch das Luftvolumenstrommanagement. Bereits bei um 50% reduzierten Luftvolumenstrom werden die Stromkosten um 85% und Wärme- und Kältebedarf um 70% gesenkt. Es ist zu wünschen, dass diese Entwicklung breite Anwendung findet und so einen wesentlichen Beitrag zur Energieeinsparung in der Klimatechnik liefert.
Fazit
Das war ein Einblick in wichtige Vorträge der Kältetagung 2007. Er kann bei der Vielzahl der parallel gehaltenen Vorträge natürlich nicht vollständig sein. Die nicht berücksichtigten Autoren mögen das bitte ebenso tolerieren wie die Leser. Für diese soll der Bericht eine Anregung sein, sich mit den zahlreichen Neuerungen, die uns in der Summe wieder einen großes Stück voranbringen, weiter vertraut zu machen. Weitere für die Leser der KK besonders interessante Vorträge werden darüber hinaus in den kommenden Ausgaben komplett veröffentlicht.U.A.