Der Lehrgang der Norddeutschen Kälte-Fachschule (NKF) wendet sich an alle, die eine theoretische und praktische Einführung in die Kältetechnik benötigen und aus anderen Gewerken kommen. Das können Gesellen aus der SHK-Branche oder auch Gesellen aus der Elektro- oder Lüftungstechnik sein. Ein gutes technisches Verständnis sollten die Interessierten mitbringen. Man muss jedoch keine Vorkenntnisse über die Kältetechnik haben. Denn dieser Lehrgang hat einen klaren Vorteil: Er fängt bei null an und erklärt die grundlegenden Dinge der Kältetechnik. Und das sei hier schon vorweggenommen in einer sehr anschaulichen und verständlichen Weise überwiegend von Meistern zu Gesellen. Einige der Inhalte des Lernplans werden zudem hochschulartig von Ingenieuren vermittelt. Der Lehrgang dauert drei Wochen, wobei die Wochen nicht aufeinander folgen. Der Teilnehmer hat also zwischen den Wochen noch Zeit, um im Betrieb seine Arbeit zu schaffen. Am Ende des Kurses erfolgt die theoretische und praktische Prüfung, die sofern die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt sind zum Erwerb des Zertifikats der Kategorie 2 gem. ChemKlimaschutzV berechtigt.
Kälte gibt es nicht
Die erste Woche verbringen die dreizehn Teilnehmer primär in der Welt der Theorie. Dabei werden sie meist von Stephan Hofmann, dem Schulleiter der NKF, betreut. Einer der ersten Sätze von ihm ist, dass es Kälte gar nicht gibt, weil Kälte physikalisch gesehen fehlende Wärmeenergie ist. Am Beispiel von R 718 wird die Erwärmungskurve bzw. der Kältemittelkreislauf dargestellt. Hier wird deutlich, wie aus Eis überhitzter Wasserdampf wird und wie die Aggregatzustandsänderung „zurück“ zu verstehen ist.
Der Kreislauf und die Komponenten
Ordentlich von der Tafel abgezeichnet begleitet ein ganz besonderes DIN-A4-Blatt (Bild auf S. 63) die Teilnehmer bis zum Ende des Seminars. Auf diesem Papier ist der einfache Kältekreislauf mit seinen wesentlichen Komponenten aufgezeichnet. Dieses Funktiononsprinzip wird den Teilnehmern lange und ausführlich erläutert, denn dieser Punkt ist einer der wichtigsten des Lehrgangs. Hier muss die Kältetechnik verstanden und nicht auswendig gelernt sein. Daher wird diesem Thema viel Zeit gewidmet. Und die Kursteilnehmer haben es verstanden, denn in jeder Pause diskutieren die Teilnehmer, stellen Fragen und können sie meist selbstständig beantworten. Wenn nicht, hilft Hofmann sogar in der Pause.
Auch die einzelnen Komponenten werden detailliert durchgesprochen. Am Verdampfer werden die verschiedenen Zonen (Verdampfungszone und Überhitzungszone) mit latenten und sensiblen Übergängen erklärt. Auch die Zusammenhänge zwischen der Verdampfungstemperatur, die mit dem Verdampfungsdruck zusammenhängt, und der Überhitzungstemperatur erklärt Hofmann. So haben die Teilnehmer auch schon die Angaben des Manometers verstanden. Detailgenau informiert Hofmann auch über Kaltwassersätze, Verflüssiger, Sammler, Magnetventile und Trockner sowie die Verflüssiger. Letzteres wieder mit Enthitzungs-, Verflüssigungs- und Unterkühlungszone. Wichtig für das Verständnis sind auch die Zusammenhänge bzw. das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten. In diesem Zusammenhang lernen die Teilnehmer das log p, h-Diagramm kennen.
Der Verdichter
Gavin Sands, NKF-Lehrer und Verdichterspezialist, bringt den Teilnehmern alles rund um den Verdichter bei angefangen mit den Definitionen der vollhermetischen, halbhermetischen und offenen Verdichter. Anschließend beschreibt er die verschiedenen Verdichterarten und geht vom Hubkolbenverdichter als Gleich- und Wechselstromverdichter über Scroll- und Schraubenverdichter bis zum Rollkolbenverdichter die gesamte Angebotspalette durch. In der Werkstatt bauen die Teilnehmer einen Verdichter komplett auseinander und wieder zusammen. In diesem Rahmen informiert Sands auch über Zungenventile, Streifenventile, Ringplattenventile und Diskusventile. Gelehrt werden zudem die Einsatzgrenzen eines Verdichters und häufige Auswahlkriterien. Abschließend informiert Sands sehr genau über die Schmiersysteme, Ölsumpf- und Kurbelgehäuseheizungen, Anlaufentlastung und Leistungsregelung.
Drosselorgane & Schalter
Den Drosselorganen wird ebenfalls viel Zeit gewidmet, denn es gibt nicht nur TEVs, sondern auch eine ganze Menge mehr. So unterscheidet Sands zuerst zwischen Primär- und Sekundärreglern und deren Funktionen. Dann kommen Details zu den Primärreglern, dem Automatischen (AEV), dem Thermostatischen (TEV) und dem Elektronischen Expansionsventil (EEV). Auch die Handregelventile und Kapillarrohre behandelt Sands. Im Rahmen der Regler geht Sands auch auf die Arbeitsüberhitzung, der Öffnungs- und statischen Überhitzung ein. Ein weiterer Teil der „Reglerstunde“ sind die Sekundärregler. Hier referiert Sands unter anderem über Magnetventile, Vierwegeventile und Rückschlagventile.
Die Teilnehmer erfahren auch viel überTemperaturschalter und Druckschalter. Ge-sprochen wird über das Raumthermostat, die Aufgaben des Lüfterverzögerungsthermostaten und des Abtaubegrenzungsthermostaten. Besonderes Augenmerk wird auf die Hochdruckschalter gelegt. Alle Sicherheitsdruckschalter haben die Seminarteilnehmer kennengelernt. Dazu zählen die Hochdruckwächter, Druckbegrenzer und Sicherheitsdruckbegrenzer. In der Werkstatt haben die Teilnehmer dann Gelegenheit den Niederdruck- und Hochdruckschalter an einer Laboranlage selbst einzustellen. In diesem Rahmen muss auch das Manometer fachgerecht angebracht und wieder abgenommen werden. Die Überhitzung haben die Teilnehmer über das TEV sogar ziemlich genau eingestellt.
Elektrotechnik
Natürlich kann ein dreiwöchiges Seminar das notwendige Wissen aus dem Bereich der Elektrotechnik nicht umfassend vermitteln. Daher konzentriert sich Florian Helmke, NKF-Lehrer, bei der Wissensvermittlung über Elektrotechnik auf Teile der Steuerung von Kälteanlagen. Er erklärt Sicherheitsbestimmungen, Direkt- und Absaugschaltung, Pump-down- und Pump-out-Schaltung und Gründe, warum eine Absaugschaltung notwendig ist. Das alles wird mit Schaltplänen und Fließbildern untermauert.
Praxisarbeit in der Werkstatt
NKF-Lehrer Jörg Colmsee hat die Aufgabe, den Teilnehmern alles über Verbindungstechnik beizubringen. Auch hier: Es bedarf der weiteren Übung im Betrieb, um diese Dinge zu beherrschen! Nach einer kurzen theoretischen Einführung in die Bördel- und Lötverbindungen besuchen die Teilnehmer den „Lötraum“. Hier stellen sie unterschiedliche Bördelverbindungen her, biegen Rohre fachgerecht und prüfen eine selbsterstellte Komposition an Verbindungen auf Dichtheit.
Colmsee erklärt auch das Löten und bringt den Teilnehmern die Regeln für den Umgang mit Gasflaschen und Armaturen bei. Auch die verschiedenen Lötartenund Lote sowie Arbeitsregeln für das Löten erläutert Colmsee. In der praktischen Übung dürfen die Teilnehmer dann eine Art Palme löten, die aus mehreren Kupferstücken zusammengefügt wurde. Ob die Lötverbindungen jedoch immer dicht und richtig sind, kann man anschließend nicht genau sagen. Nochmal: Hier bedarf es der wiederkehrenden Übung.
Die Welt der Kältemittel & Gesetze
Hofmann hat in der dritten Woche die Aufgabe, den Teilnehmern die Welt der Kältemittel nahezubringen. Begonnen wird mit den Einteilungen nach EN 378, Teil 1. Er referiert über die Kältemittelgruppen und die Sicherheitsgruppen und erklärt, welche Kältemittel keine Flammenausbreitung haben und welche eine geringere bzw. höhere Brennbarkeit haben. Danach informiert er über die geringere und höhere Giftigkeit. Anschließend geht es weiter zu den Bezeichnungen einzelner Kältemittel. Was bedeutet R 134 a? R ist klar und mithilfe der „+90-Regel“ können die Teilnehmer die Anzahl und Art der Atome ermitteln. Und das „a“ verweist auf das chemische Strukturbild. Hofmann unterscheidet weiter zwischen den Reinstoffen der Hunderterreihe und den Kältemittelgemischen der 400- und 500-Reihe. Die Teilnehmer lernen, was zeotropisch und azeotropisch bedeutet und auch, warum manchmal das „A“ hinter der Kältemittelbezeichnung steht. Ein wenig Chemieunterricht erteilt Hofmann auch, indem er über die Summenformeln und chemische Strukturformeln einiger Kältemittel ausgiebig referiert.
Im Rahmen der Kältemittel geht Hofmann detailliert auf ODP- und GWP-Werte ein und erläutert, vom Montreal- und Kyotoprotokoll bis heute die geschichtliche Entwicklung des Klimaschutzes. Danach gibt es eine ausführliche Einführung in die Verordnungen und Gesetze.
Fazit
Den Kurs in allen Details zu beschreiben würde den Rahmen des Beitrags sprengen. Wer sich diese drei Wochen Zeit nimmt und sich mit der Materie beschäftigt, hat die wesentlichen Dinge der Kältetechnik bereits verstanden. An der NKF werden in diesen Wochen sehr verständlich und auch mit sehr viel Humor (das darf nicht fehlen) alle wichtigen Details der Kältetechnik in einer wohl einmaligen leichten Art vermittelt. Wären wir bei Amazon, würden hier fünf Sterne stehen. DR -
Webcode 1226
Reichling Kälte-Klima-Küchentechnik, Lennestadt
Monteur und Servicetechniker
„Ich habe Gas-Wasser-Installateur gelernt und arbeite bei Reichling unter anderem im Bereich der Kältetechnik, eines der Hauptbetätigungsfelder meines Betriebs. Auf der Baustelle bekomme ich zwar viel mit, das Fehlen der Grundlagen der Kältetechnik macht sich im Alltag aber schon bemerkbar. Deswegen war auch bereits vor Vertragsunterschrift klar, dass ich mir diese Grundlagen in schulischer Form aneigne. Meine Chefin schickte mich somit ziemlich zeitnah auf diesen Lehrgang, damit ich schnellstmöglich z. B. Notdienste übernehmen kann. Meine Erwartungen an diesen Kurs wurden vollständig erfüllt. Klar, es gibt immer den einen oder anderen Themenbereich, der bei dem einen mal zu sehr, bei dem anderen mal zu wenig in die Tiefe geht. Jetzt sammle ich mit einem ganz anderen Blick neue praktische Erfahrungen und werde gegen Ende des Jahres bei der NKF den Kurs ‚Fehleranalyse‘ besuchen. Man lernt nie aus.“
Alfred Pieper GmbH, Hamm
Anlagenmechaniker SHK
„Die Firma, in der ich arbeite, hat zum Teil mit Kältetechnik zu tun. Für kleinere Anlagen soll ich in Zukunft auf Wartung gehen. Daher und weil es mich selber interessiert, besuchte ich diesen Lehrgang. Das Wissen aus diesem Seminar soll in meinen beruflichen Alltag reinfließen. Der Kurs ist klasse, besser als andere, die ich bisher besucht habe. Einfach weil die Vermittlung des Wissens auf einer verständlichen Ebene abläuft vom Meister zum Gesellen, aus dem Alltag gegriffen. Da der Kältebereich in meinem Betrieb wächst, kann ich mich beruflich sichern. Praktische Fehleranalyse und der Kategorie-1-Kurs sind meine nächsten Ziele.“
Gosch & Schlüter, Kiel
Elektromonteur
„Erst seit knapp zwei Jahren hat meine Firma eine Abteilung für Kältetechnik. In Festanstellung soll ich nun in den Klimabereich einsteigen. Darum schickte mich mein Chef auf diesen Grundkurs. Da wir nur kleine Split- und Kühlanlagen machen, reicht der Kurs aus, um mich beruflich zu etablieren. Nach diesem Kurs bin ich aktiv bei der Montage der Splitgeräte und der Fehlersuche dabei. Meine Erwartungen an diesen Kurs sind glücklicherweise absolut erfüllt worden. Für die Zukunft plane ich noch den Kurs zum Thema Fehlersuche und den Kategorie-1-Schein. Mal sehen, was kommt.“