Für Wohnwärme und warmes Wasser mussten 1874 Kohlen oder Holz sowie das Wasser von der Zapfstelle beschafft, ein Feuer im Ofen angezündet und das Wasser langsam erwärmt werden. Deutlich schneller, sicherer und einfacher ging das mit den Gasbadeöfen, die Johann Vaillant verkaufte und installierte. Diese frühen Durchlaufgeräte lagen 20 Jahre später als patentiertes, staub- und rußfreies geschlossenes System vor. 1905 kam dann mit dem Wand-Gas-Badeofen „Geyser“ das erste wandhängende und damit Platz sparende Gerät auf den Markt.
Einstieg in Heizsysteme
Mitte der 1920er-Jahre entwickelte Vaillant seinen ersten Zentralheizungskessel ZHK, der mehrere Radiatoren gleichzeitig erwärmen konnte. 1959 folgten die ersten Außenwand-Gasheizer „Sine-Geyser“, mit dem erstmals der Gas-Wasserheizer in jedem Raum installiert werden konnte, ohne auf die Lage des Abgasschornsteins achten zu müssen. Es folgten 1961 die erste wandhängende Gas-Zentralheizung „Circo-Geyser“ für Wohnungen und Einfamilienhäuser und 1967 der „Combi-Geyser VCW“, der Heizung und Warmwasserbereitung in einem Wandgerät vereinte. Heute ist Vaillant Weltmarktführer bei wandhängenden Gas-Heizgeräten.
Bild: Vaillant
Produktspektrum wird verbreitert
Mit regenerativen Energiesystemen bot Vaillant bereits in den 1980er Jahren individuelle und umweltfreundliche Lösungen an: Solarthermie, Wärmepumpen und Photovoltaik setzten – neben den Gasheizgeräten – einen weiteren Schwerpunkt im Geschäft.
Nach der Jahrtausendwende folgte die Klima- und Lüftungstechnik. Als eines der ersten Unternehmen bot Vaillant dem Fachhandwerker für den Einbau derartiger Systeme einen Installations-Service an, um ohne „kleinen Kälteschein“ und Spezialwerkzeug einen schnellen Markteinstieg zu ermöglichen. Für die heute üblichen Luft / Wasser-Monoblock-Wärmepumpen ist ein Sachkundenachweis nicht mehr erforderlich, weil der gesamte Kältekreis in der Außeneinheit bereits fertig montiert ist.
Schon frühzeitig konzentrierte sich Vaillant auch darauf, neben den reinen Grundfunktionen der Geräte, Lösungen für mehr Effizienz und Komfort bereitzustellen. Beispiele dafür sind das Multi-Sensorik-System als direkte, kontinuierliche und serienmäßige Verbrennungsregelung für Gasheizgeräte oder das Internet-Kommunikations-System vrnetDialog für die Fernüberwachung, -einstellung und -parametrierung von Heizsystemen sowie die Fehlerfrüherkennung.
Vaillant wird zum Global Player
Mit der Übernahme der britischen Hepworth PLC im Jahr 2001 wurde
Vaillant zu einem der größten europäischen Unternehmen der Branche: der Umsatz verdoppelte sich, die Mitarbeiterzahl stieg auf 8200. 2007 eröffnete Vaillant eine Fertigungsstätte im chinesischen Wuxi und übernahm die Aktienmehrheit am türkischen Heiztechnikspezialisten DemirDöküm.
Die Vaillant Group fertigt aktuell Produkte an insgesamt zehn Standorten, davon sieben in der EU sowie jeweils einem im Vereinigten Königreich, in der Türkei und in China. Die Heiztechnikentwicklung wurde im 2019 eröffneten Johann Vaillant Technology Center in Remscheid konzentriert, dem Forschungs- und Entwicklungszentrum der Vaillant Group.
Bild: Vaillant
Breite Produkt- und Servicepalette
Von Vaillant kommen heute Heizsysteme, die auf zukünftige Anforderungen ausgerichtet sind, darunter die 2020 eingeführte Wärmepumpe aroTherm plus mit dem natürlichen Kältemittel R290. Das Produktportfolio umfasst neben Wärmepumpen und Gas-Heizgeräten auch Solarthermie- und Photovoltaik-Anlagen, Lüftungsgeräte für Niedrigenergiehäuser, Split-Klimageräte sowie intelligente Regelungen.
Darüber hinaus gibt es von Vaillant digitale Services für Fachhandwerker und die Wohnungswirtschaft sowie smarte Lösungen für Heizungsbesitzer. Im Fokus stehen dabei die kontaktlose Fernüberwachung und Gerätediagnostik von Heizsystemen über das Internet sowie ein intelligentes Energiemanagement per Smartphone und Tablet.
Osterhase als Markenzeichen
Der „Vaillant-Osterhase“ ist heute ein sehr bekanntes Logo. Er hat seinen Ursprung Ende des 19. Jahrhunderts in einem Bild in einer Monatszeitschrift. Johann Vaillant inspirierte es dazu, durch die Verwendung des an den zeitgenössischen Jugendstil angelehnten verspielten Hasen auf Geräten, Werbemitteln und Broschüren, seiner Marke ein unverwechselbares Profil zu geben. 1899 wurde das Logo erstmals als Schutzrecht angemeldet, 1929 entsprechend der neuen Sachlichkeit im Bauhausstil modifiziert und bis heute immer wieder behutsam dem Zeitgeist angepasst. (rm) ■
