Bei der VDKF-Mitgliederversammlung am 17. April 2015 stand am Vormittag eine Expertenrunde zum Thema Energieeffizienz in Kälte- und Klimaanlagen – Herausforderungen für die Zukunft“ im Vordergrund, am Nachmittag die Kern-Tagesordnung. Präsident Wolfgang Zaremski konnte die Vertreter aller maßgeblichen Fachverbände der Kälte- und Klimatechnik be-grüßen. Sein besonderer Gruß galt dem ASERCOM-Präsidenten Claude Blanc und Thomas Hagenlocher, der den Einführungsvortrag zur Expertenrunde hielt.
Große Probleme mit der Kältemittel-Flut
Geschäftsführer Thomas Hagenlocher stellte zunächst die Aufgaben von ASERCOM vor. Einen breiten Raum nehmen dabei die Mitarbeit an der Gestaltung und Umsetzung europäischer Vorschriften sowie die Harmonisierung von Hersteller-Leistungsdaten ein, ebenso die Zertifizierung von Verdichtern und Verflüssigungssätzen. Derzeit werden unter dem Gesichtspunkt der Energieeffizienz Frequenzumrichter bezüglich ihrer Eignung für Verdichter sowie die Regelung von Verbundanlagen betrachtet.
Viele Probleme bereitet die große Flut an neuen Kältemitteln, die im Zuge der F-Gase-Verordnung derzeit auf den Markt kommen. Gegenwärtig seien rund 300 verschiedene Kältemittel bekannt, und es ist für die Verdichterhersteller schlicht unmöglich, ihre Produkte mit vielen Kältemitteln prüfen und zertifizieren zu lassen. Der Verband arbeite daher an einer Segmentierung der Kältemittel. Dabei wurden bis zu 44 Segmente ermittelt, wobei jedes Segment sehr umfangreiche Untersuchungen erfordere. Aber auch Fragen zu Lebensdauerkosten, Sicherheit und Materialverträglichkeit müssen beantwortet werden.
Expertenrunde: Neue Kältemittel ja, aber wenige
Unter der Moderation von WolfgangZaremski diskutierten in der Expertenrunde folgende Teilnehmer: Thomas Hagenlocher,Roland Handschuh, derzeit Güntner-Berater, Dr. Olaf Hempel, Leiter des Hauptbereichs Kälte- und Wärmepumpentechnik im ILK Dresden, Frank Poschmann, Geschäftsführer der compact Kältetechnik GbR, und Dr. Manfred Stahl vom Fachbüro ms.solutions. Zaremski erinnerte zunächst daran, dass 2018 die Kältemittelkontingente, in CO2 gerechnet, deutlich reduziert wer-den, also zunehmend Kältemittel mit geringerem GWP-Potenzial eingesetzt werden müssen. In der anschließenden Diskussion wurde das Temperatur-Glide-Verhalten der neuen Kältemittel als problematisch beurteilt, weil es unter anderem bei Verdampfern und Verdichtern bezüglich deren Leistung gegensätzlich wirke. Zudem wurde auf die erheblichen Investitionen hingewiesen, die notwendig sind, um das Verhalten dieser Komponenten gegenüber nur einem Kältemittel zu prüfen.
Laut Dr. Olaf Hempel gelte es, beim Adsorptionsverfahren neue Kältemittel-Arbeitspaare zu finden. Beim Kompressionsverfahren stehe die Neuauswahl der Kältemittel im Vordergrund, wobei schwerpunktmäßig die Energieeffizienz und Be-triebssicherheit betrachtet werden müssten. Frank Poschmann sieht die Umstellung auf die neuen Kältemittel problematisch, da die Kälteanlagenbauer mit ihnen umgehen müssen. Daher sei es notwendig, sinnvolle Kältemittel zu identifizieren und hauptsächlich einzusetzen.
Wege zu mehr Energieeffizienz
Manfred Stahl erinnerte daran, dass das Bestreben nach Energieeinsparung bei Kälte- und Klimaanlagen ursprünglich zum Ziel hatte, den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Eine Berücksichtigung des TEWI-Wertes wäre dafür eigentlich die richtige Strategie. Bei der Komfortklimatisierung müsse zunehmend das Erbringen mechanischer Kälteleistung zugunsten freier und Verdunstungskühlung zurückgedrängt werden.
Roland Handschuh wies darauf hin, dass energieeffiziente Anlagen einen kleineren Verdichterhub und größere Wärmeübertrager haben müssen. Zudem könnten sie mit energiesparenden Ventilatoren ausgerüstet werden. Dabei wäre es aber kontraproduktiv, einen solchen Ventilator mit hoher Drehzahl zusammen mit einer kleinen Wärmeübertragerfläche zu wählen, da daraus nur eine ineffiziente Anlage resultieren könne. Den Stand der Forschung bei der Leckageerkennung für neue Kältemittel schilderte Olaf Hempel. Solche Systeme funktionieren bereits sehr gut, allerdings gebe es noch zu viele nicht zutreffende Leckagemeldungen.
Manfred Stahl beklagte, dass eine energetische Inspektion kältetechnischer Anlagen, obwohl seit acht Jahren Vor-schrift, erst bei etwa zwei Prozent der deutschlandweit 400 000 bis 500 000 Anlagen durchgeführt wurde. Ursächlich dafür sei, dass die Aufsichtsämter kaum Prüfdruck ausüben, sodass die Anlagenbetreiber keinen Handlungsbedarf sehen. Dabei würde eine Inspektion umfassende Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung zum Vorteil der Anlagenbetreiber zutage bringen.
Unzureichende Kontrollen beklagt
In der anschließenden Frage-Antwort-Runde wurden die unzureichenden Kontrollen bei Anlagendichtheit und Energieeffizienz erneut beklagt, wodurch den Fachbetrieben Umsatzchancen entgehen. Thematisiert wurden auch die Verkäufe von jährlich bis zu 150 000 Split-Klimageräten durch Baumärkte. Eigentlich dürften sie nur zusammen mit einer Montageleistung eines zertifizierten Fachbetriebs verkauft werden, was aber in der Regel nicht erfolge.
Mitgliederversammlung: Aktivitäten werden fokussiert
Im Bericht des Präsidiums und Verwaltungsrates, von Präsident Zaremski vorgetragen, wurde hervorgehoben, dass der Verband und die IKK Wirtschafts-GmbH 2014 ihre finanzielle Unabhängigkeit sicherstellen konnten, wobei die GmbH erstmals nach Einstellung der IKK-Messe ein positives Ergebnis erzielte.
Mit der Karlsruher Messegesellschaft wurde vereinbart, dass der VDKF weiter ideeller Träger der Messe WTT Expo bleiben wird, die vom 1. bis 2. Juni 2016 stattfindet. Auch auf der Chillventa 2016 will der VDKF wieder vertreten sein. Bei der ISH 2015 hat der VDKF erstmals das Forum IKK Building mit zahlreichen Fachvorträgen organisiert.
Zukünftig will der VDKF seine laufenden und geplanten Aktivitäten bereits im Vorfeld daraufhin untersuchen, ob damit für die Mitgliedsbetriebe ein möglichst großer Nutzen verbunden ist. Auch die Zusammenarbeit mit europäischen und internationalen Fachverbänden wird der VDKF weiter intensivieren und arbeitet daher nun auch bei Eurovent und ASERCOM aktiv mit.
Branchenvergleich und Nachwuchsarbeit im Vordergrund
Negativ vermerken musste Zaremski, dass beim geplanten großen Branchenvergleich für die Kälte-Klima-Branche die Teilnahme der Betriebe ebenso zu wünschen übrig lasse wie die Qualität der gelieferten Zahlen. Dabei könnte ein aussagekräftiger Branchenvergleich Kreditanfragen bei Banken wesentlich erleichtern und die Betriebe dabei unterstützen, ihre eigentliche Wettbewerbsfähigkeit besser zu beurteilen.
Angesichts der zunehmenden Proble-matik, Lehrstellen adäquat zu besetzen, hat sich der VDKF entschlossen, die Nachwuchsarbeit in der Branche stärker zu unterstützen. So will man zukünftig sowohl den deutschen Teilnehmer bei der Berufe-Weltmeisterschaft World Skills als auch den Teilnehmer an der Europameisterschaft der Berufe finanziell bzw. mit Sachleistungen unterstützen.
Immer mehr Mitglieder im VDKF
Norbert Hengstermann, VDKF-Geschäftsführer, zeigte sich erfreut über den ständigen Mitgliederzuwachs der letzten Jahre. So stießen im Jahre 2013 53 neue Mitgliederzum VDKF, 2014 waren es 44 und 2015 bereits 27. Mittlerweile sind gut 900 Be-triebe Mitglieder im VDKF, die zusammen über 20 000 Mitarbeiter beschäftigen. Nicht zuletzt habe dieser Zuwachs die Möglichkeit eröffnet, das Budget für die berufsständische Arbeit deutlich aufzustocken.
Überschuss und beseitigte Altlasten
Erfreuliche Zahlen zu den Finanzen von VDKF und IKK konnte Norbert Hengstermann ebenfalls vermelden. So hat der VDKF 2014 einen Überschuss von etwa 56 000 Euro erzielt, das Eigenkapital ist deutlich gewachsen. Die IKK-GmbH schaffte einen Überschuss von 44 000 Euro und bezüglich noch zu leistender Umsatzsteuerzahlungen für frühere Jahre wurde eine Übereinkunft mit dem Finanzamt erzielt. Angesichts dieses Szenarios war die Entlastung für den Vorstand und die Geschäftsführung reine Formsache. Der Haushaltsplan für das Jahr 2016, der einen Umfang von 490 000 Euro hat, wurde einstimmig genehmigt.
Josef-Biber-Haus: 2. Meilenstein ist gestartet
Nachdem mit dem Einwerben von 100 000 Euro für die Planungsarbeiten zur umfänglichen Renovierung des Bonner VDKF-Sitzes Josef-Biber-Haus“ zur Chillventa 2014 in Nürnberg bereits der 1. Meilenstein geschafft war, geht es nun darum, im 2. Meilenstein weitere 100 000 Euro einzusammeln. 2016 soll die Sanierung abgeschlossen werden.
Präsident Wolfgang Zaremski beendete die Versammlung (ein ausführlicher Artikel ist im Meldungsarchiv von www.diekaelte.deunter dem Datum des 20.04.2015 zu finden) und lud zur nächsten Mitgliederversammlung am 22. April 2016 nach Cochem an der Mosel ein. RM