Zum Branchentreff vom 6. bis 8. April 2016 im Berliner Estrel Hotel waren unter anderem Anlagenbauer, Planer sowie Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik eingeladen. Sie sollten Anregungen geben und erhalten, wie die integrierte Planung, Innovationen und Energieeffizienz weiter vorangetrieben werden können. Gleichzeitig wurde eine Plattform für den Austausch und die Vernetzung aller Bereiche der technischen Gebäudeausrüstung (TGA) geboten. Im Mittelpunkt des Branchentreffs stand eine engere Zusammenarbeit der Gewerke, die langfristig zu mehr Energieeffizienz im gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes führen soll.
Impulse dazu geben unter anderem die Vorträge renommierter Wirtschafts- und Umweltexperten wie Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer und Sabine Nallinger, Vorständin der Stiftung 2°.
Was sich die TGA-Branche bei den Autobauern abschauen sollte – und was nicht
Als Auftaktsprecher am Donnerstagnachmittag warf Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer, Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen, einen Blick über den Tellerrand. Der Vortrag des bekannten Automobilexperten zeigte, dass Automobilindustrie und TGA-Branche teilweise vor ähnlichen Herausforderungen stehen. So sind die herstellerübergreifende Zusammenarbeit, der Klimaschutz, die Energieeffizienz und Industrie 4.0 für beide Industrien entscheidende Themen. Dudenhöffer berichtete von aktuellen Erfahrungen, Problemen und Lernprozessen aus dem Automobilbereich, zeigte Parallelen zum TGA-Sektor auf und lieferte wertvolle Erkenntnisse, von denen die TGA-Branche profitieren kann.
Er machte keinen Hehl daraus, dass er mit dem derzeitigen Zustand der deutschen Automobilindustrie nicht uneingeschränkt zufrieden ist. Allgemein zeigte er sich besorgt über den Rückstand bei der Entwicklung und Markteinführung der Elektroautos, wo die Weltspitze derzeit in Kalifornien zu finden sei. Die Rückrufquote der Automobilindustrie weltweit sei viel zu hoch, hervorgerufen durch die größere Komplexität der Autos sowie große Schnittstellenprobleme.
Dudenhöffer forderte die Automobil- und auch die TGA-Branche zur verstärkten Flexibilisierung und Modularisierung, noch mehr Qualität und Innovationen bei Produkten, Prozessen und Materialien auf.
Es gibt weiterhin eine sichere Stromversorgung
Einen Blick in die Zukunft auf das Stromsystem im Jahr 2030 auf der Basis der Erfahrungen, die während der Sonnenfinsternis 2015 gewonnen wurden, vermittelte Christian Redl von der Denkfabrik Agora Energiewende, der den verhinderten Direktor Dr. Patrick Graichen vertrat. 2015 fielen während einer guten Stunde etwa 7 Gigawatt Strom aus fotovoltaischen Kraftwerken aus, die durch andere Energieerzeuger ausgeglichen werden konnten. Solche Szenarien werden aufgrund des im Jahr 2030 höheren Anteils alternativer Energieerzeuger täglich mehr-mals vorkommen, seien aber beherrschbar.
Stiftung 2° – Unternehmen bekennen sich zur Energiewende
Sabine Nallinger, Vorständin der Stiftung 2°, der auch Daikin angehört, stellte die Arbeit der Branchen übergreifenden Unternehmerinitiative für Klimaschutz vor. Sie setzt sich dafür ein, die Erderwärmung auf maximal 2 °C zu begrenzen und will dafür marktwirtschaftliche Rahmenbedingungen, Umsetzungen und Lösungen fördern. Die Mitglieder der Stiftung streben 100 Prozent erneuerbare Energien in ihren Unternehmen an, wollen 40 Prozent Primärenergie einsparen und dafür deutlich mehr Investitionen in den Klimaschutz vornehmen. Im Gegenzug fordert man von der Politik Planungs- und Investitionssicherheit. Dann können die geforderten ökologischen Lösungen auch ökonomisch sinnvoll sein und neue Geschäftschancen eröffnen.
Hohe Anforderungen an zukünftige Mitarbeiter
Peter Kugler, Personalkoordinator von Daikin Airconditioning Germany, sprach im Rahmen seines Referats zum Thema Menschen schaffen Veränderungen“ die Soft-Skills an, die zukünftig von Mitarbeitern gefordert sein werden. Dazu zählt eine hohe Resilienz, also die Widerstandskraft, durch die ein Mensch Krisen bewältigt und sogar gestärkt daraus hervorgeht. Kritisch sieht der Referent den zunehmenden – vielfach überflüssigen – Umgang der jungen Generation mit Smartphones und sozialen Medien. Denn Geduld, Verbindlichkeit, der Umgang mit Emotionen sowie die Empathie werden dadurch vielfach beschädigt. Ein weiteres brennendes Thema sei das bereits vorhandene und noch zunehmende Problem, geeignete Mitarbeiter für die Branche zu finden. Daher unterstütze Daikin die Nachwuchsinitiative Kälte-Klima-Industrie (N.I.K.K.I.).
Podiumsdiskussion – die Forderungsliste ist lang
Impulsgeber oder im Dornröschenschlaf – ist unsere Branche für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet?“ – diese Frage diskutierte am Freitagvormittag eine hochkarätig besetzte Runde, die von den Fachjournalisten Christoph Brauneis und Burkhard Fröhlich moderiert wurde.
Die Teilnehmer der Diskussion beklagten, dass die Gebäudetechnik noch nicht adäquat auf die energetischen Fortschritte bei der Gebäudehülle reagiere, unzureichend funktionierende Schnittstellen zwischen den verschiedenen gebäudetechnischen Systemen und Baugruppen sowie die noch nicht schnell genug handelnde Politik. Man solle sich bei der Energieeffizienz hohe Ziele setzen, dann könnte man den Absatz entsprechender Produkte deutlich steigern. Gunther Gamst von Daikin forderte eine konsequente Abkehr von fossilen Energieträgern und eine einfachere, dezentralisierte, von den Menschen besser begreif- und bedienbare Gebäudetechnik. Zudem müsse man die Sanierung des Gebäudebestandes intensivieren und dafür steuerliche Anreize schaffen.
Daikin-Fachpartner-Tag am Mittwoch
Zur Eröffnung der Leading Air Convention am Mittwoch gab Daikin einen Rück- und Ausblick auf seine Aktivitäten, stellte sein Business Portal sowie eigene Tools und den Kundendienst vor, während und nach der Bestellung vor. Die Notwendigkeit umfassender Kommunikation wurde erläutert und anhand einer Produktübersicht erläutert, welches Daikin-Produkt zu welchem Zweck eingesetzt werden solle.
Von der Produktinfo zum intensiven Gedankenaustausch
Kurze Produktinformationsvorträge am Mittwoch und Donnerstag hatten unter anderem die Bereiche VRV, Gewerbekälte, Kaltwasser & Lüftung, Regelungstechnik und Service-Tools zum Thema. Im Messebereich waren Daikin und Convention-Partnerunternehmen zu finden, die ausgewählte Produkte und Lösungen vorstellten. Dazu zählten Zennio (Hersteller von KNX Lösungen), Güntner (Komponentenhersteller), Wilo (Pumpenhersteller), Alimex (Produzent von Aluminium-Halbzeugen), 2G Energy GmbH (Hersteller dezentraler Energieerzeugungssysteme mittels Kraft-Wärme-Kopplung) sowie Daikin Chemical (Hersteller u. a. von Kältemitteln). In einem Netzwerkbereich bestand die Gelegenheit zu intensiven Gesprächen der Convention-Teilnehmer. RM