Energiemanagement
Kältemittel
Dieser Vortragsblock wurde von Andrea Voigt, EPEE, Brüssel, eröffnet. Sie informierte am Anfang darüber, dass das Kigali-Abkommen in-zwischen von 31 Ländern ratifiziert ist und 2019 in Kraft tritt. Sie betonte auch, dass die europäischen Regelungen weltweit ausstrahlen. Die Phase-Down-Zielstellungen sind bisher erreicht, sie werden aber überschattet durch massive Preisanstiege für die Hoch-GWP-Kältemittel, bei R404A z. B. sechsfach. Auch die Verfügbarkeit dieser Stoffe nimmt ab. Unter diesen beiden Gesichtspunkten ist der weitere Phase-Down kein Spaziergang. Daraus leiten sich die notwendigen Handlungsprioritäten ab:
Für neue Anlagen sind Niedrig-GWP-Kältemittel anzuwenden und die Füllmengen sind zu minimieren.
Für Bestandsanlagen sind die Dichtheitsverbesserung und die Umstellung auf Niedrig-GWP-Kältemittel erforderlich.
Für die Kältemittelbeschaffung ist Rückgewinnung aus bestehenden Anlagen bei Wartungsarbeiten und aus zu verschrottenden Anlagen unbedingt zu realisieren.
Stefan Schüssler,Honeywell, stellte langfristige Kältemittellösungen in Verbin- dung mit nachhaltigen Strukturen für Kältesysteme vor. Dabei ging er von den von Andrea Voigt formulierten Zielen aus, im Handel auf Niedrig-GWP-Kältemittel zu setzen, vorrangig bei neuen Anlagen, bei denen man keinen Zwängen durch die Bedingungen des Bestands ausgesetzt ist. Die Honeywell-Entwicklung Solstice L40X (R455A) stand unter diesem Gesichtspunkt im Zentrum seiner Ausführungen. Dieses Kältemittel ist für Kälteleistungen bis 10 kW geeignet und damit im weiten TK-, MK- und AC-Bereich des Handels einsetzbar. Es ist ein A2L-Kältemittel mit einem GWP von 146, und damit unbeschränkt zukunftsfähig. Seine A2L-Brennbarkeitseigenschaften erlauben nach den Regelungen der EN 378, je nach Raumgröße, Füllmengen bis zu 16,8 kg ohne besondere Sicherheitsvorkehrungen und bis 84 kg mit entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen. Für Waterloop-Systeme kleiner Supermärkte bietet sich R455A besonders an. Ein ausgelegter Flyer von Honeywell beschreibt die erfolgreiche Anwendung von R455A bei einem Obstkühlsystem und enthält Informationen, die weit über ein Werbepapier hinaus gehen.
R744 im Supermarkt
Christian Söllner, Emerson Climate Technologies, Maintal, widmete sich der R744-Anwendung aus der Sicht des Verdichters und des Veflüssi-gungssatzes. Er be-tonte jedoch zu Beginn, dass es bei der Vielfalt der Anwendungen unvermeidlich ist, dass mehrere Technologien nebeneinander bestehen und damit das R744 eine Lösung unter mehreren ist. Neben Anwendungen für A2L- und A3-Kältemittel wird R744 im Supermarkt aber bedeutend bleiben. Die halbhermetischen Stream-Verdichter sind das Herzstück der transkritischen R744-Anwendung bei Emerson. Für Anlagen mit langer Stillstandszeit und dadurch weniger Schaltungen wird der Prozess mit einstufiger Entspannung bevorzugt, da er effektiver ist, während bei häufigeren Schaltzyklen die zweistufige Entspannung mit geringeren Investitionskosten wirtschaftlicher ist. Für diese Anwendungen wird ein Regler mit Signalen aus einem Drucksensor und sieben Temperatursensoren bereitgestellt, der alle Regel- und Überwachungsaufgaben in sich vereint und der als Saugdruckregler den Verdichter zwischen 25 und 60 Hz ansteuert. Die Kälteleistung dieses sehr variablen Baukastens reicht von 2 bis 40 kW und ermöglicht gegenüber einer zentralen Großanlage dezentrale Kühllösungen mit Standardprodukten ohne einen speziellen Maschinenraum mit den jeweils günstigen Kältemitteln mit geringeren Füllmengen und einem geringeren Schadensrisiko bei Ausfall einer Anlage.
Anlagenkonzepte
Giuseppe Perrino, Mi-gros Ostschweiz, be-richtete über die Prinzipien des Unternehmens bei der Verwirklichung von Ge-werbekältelösungen. Die Einsparung des Energieverbrauchs wird dabei als Zielstellung gemeinsam zwischen Migros und dem Betreiber zum Nutzen beider als Ziel formuliert. Dabei geht es um Maßnahmen, wie die weitgehende Nutzung von Solarstrom, die Einführung von LED-Beleuchtung mit einem Verbrauch von 8 W/m2
Simon Brieden, Cool Expert, Allendorf/Eder, warb für das Blue Cool Concept des Unternehmens, das aus einer Integral- kälteanlage mit R290 besteht und Kaltsole für die Normalkühlstellen sowie für die subkritische R744-Verflüssigung der TK-Stellen bereitstellt. Die Abtauoptimierung erfolgt nach Bedarf. Die Klimatisierung übernimmt Kaltwasser, das ebenfalls von der R290-Anlage temperiert und über einen Speicher verteilt wird. Die Heizung mit zusätzlicher Wärmepumpe basiert auf der Wärmerückgewinnung aus der Kälteanlage. Ein Monitoring-System zeigt die aufgenommenen Daten an, wertet sie aus, stellt sie für das Störungsmanagement bereit und bindet sie in die Fernwartung ein. Das Unternehmen liefert das Know-how und die Technologie sowie das Monitoringsystem selbst, den Anlagenbau übernehmen Fachbetriebe unter der Anleitung von Cool Expert.
Wasserbasierte Verflüssigung
Roland Mayer, Carel Deutschland, Gelnhausen, beschreibt das Heos-Managementsystem zur Steuerung von kleinen Waterloop-Kältemaschinen für Kühlmöbel. Dabei handelt es sich um einen Wasserkreislauf zur Abfuhr der Verflüssigerwärme an die Umgebung, direkt oder über einen Chiller, zur Abwärmenutzung für direkte Heizzwecke oder als Wärmequelle für eine Wärmepumpe. Diese Heos-Lösung beinhaltet die Verdichteransteuerung über DC-Motor zur Anpassung der Verdichterleistung an den Bedarf der Kühlstelle, den Einsatz eines elektronischen Expansionsventils sowie die Pumpensteuerung für den Kühlwasserstrom.
Den energetischen Zusammenhängen bei der wassergekühlten Verflüssigung widmete sich Nicolas Fidorra von der TU Braunschweig. In seiner Dissertation entwickelte er mit der Super-Smart-Software ein Werkzeug zur optimalen Auslegung der unterschiedlichen Wasserkreislaufsysteme. Das reicht von der direkten Wärmeabgabe an die Umgebung für Normalkühlung über die Rückkühlung mittels Kältesatz bis zur Abwärmenutzung als Wärmequelle für eine Wärmepumpe. Mit der Software lässt sich u. a. die Umgebungstemperatur ermitteln, bei der die bessere Wirtschaftlichkeit der Direktkühlung endet und die Maschinenkühlung vorteilhafter ist. An einem Beispiel wird der Jahresenergiebedarf der drei Verfahren für die Orte Berlin und Rom verglichen. Damit existiert eine wissenschaftliche Grundlage für die Planung von thermischen Systemen.
Ecodesign
Zwei Vorträge zum Ecodesign rundeten die Tagung ab. Da sie nicht direkt auf die Kälte bezogen waren, wird auf ihre Besprechung verzichtet. Der eine war vergleichbar mit einer Schulstunde zur Vermittlung der Grundkenntnisse des Ecodesigns, der andere beschrieb die Überarbeitung eines speziellen Produktes zur Erfüllung der Anforderungen und mündete in der umfassenden Werbung für dieses Produkt.UA