Im Tagungshotel, dem Nordport Plaza Hotel in Norderstedt bei Hamburg, hatten die rund 250 Teilnehmer die Gelegenheit, eines der Hotelprojekte von Daikin noch vor der offiziellen Eröffnung zu erkunden. Eine Besichtigung des Arborea Marina Resort in Neustadt an der Ostsee ermöglichte Einblicke in das Gewinnerprojekt des FOR F.R.E.E. Wettbewerbs (Förderprojekt Regenerative Energie-Effizienz).
Ein Kälte-Klima-Leuchtturm an der Ostsee
Direkt nach dem Check-in im Nordport Plaza stand für die Konferenzteilnehmer bereits der Bus zum Arborea Marina Resort bereit. Die Fertigstellung des Resorts ist für Sommer 2018 geplant. Doch gerade der Einblick hinter die Kulissen war für die Anlagenbauer, Planer und Architekten interessant. Jens Gaigalat, zuständiger Planungsberater bei Daikin für die Hotelprojekte, und Martin Klix, Inhaber des installierenden Betriebs Pschorn Kälte- und Klimatechnik in Kiel, teilten ihr Hintergrundwissen zum Projekt beim Rundgang mit den Teilnehmern. Im Arborea realisierte Daikin kostenlos ein maßgeschneidertes Konzept für Klima, Kälte, Heizung, Lüftung und Regelung – basierend auf dem Einsatz erneuerbarer Energien. Um die Effizienz der Anlagen zu dokumentieren, wird das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik während des Betriebs etwa 1500 energierelevante Messwerte erheben und die CO2- und Energieeinsparungen des Arborea Marina Resort Neustadt bewerten sowie transparent dokumentieren.
Im Veranstaltungsort der Leading Air Convention, dem Nordport Plaza Hotel, ist der Bau kurz vor dem Abschluss. Die Konferenz fand noch vor der offiziellen Hoteleröffnung statt. Der besondere Tagungsort war deshalb auch das Hauptthema der Er-öffnung durch Gunther Gamst, Geschäftsführer Daikin Airconditioning Germany, und Bernhard Schöner, Leiter Marketing bei Daikin. Großprojekte wie hier zeigen auf, wie komplex, aber auch wie wichtig, die Zusammenarbeit der Gewerke ist. Kommunikation ist das A und O für erfolgreiches Projektmanagement“, beschrieb Gamst die gute Teamarbeit. Die Klimatisierung und Beheizung der Hotelräume erfolgen dezentral über wassergekühlte VRV-Wärmepumpen von Daikin, die an die Geothermieanlagen angeschlossen werden können. Über rund 50 Bohrungen mit 130 m Tiefe wird eine Wärmesenke-Leistung von 435 kW sowie eine Wärmequellen-Leistung von 261 kW erreicht. Mittels Wärmerückgewinnung kann von Bereichen des Hotels, in denen Kühlbedarf besteht, Wärme abgeführt und Bereichen, die Wärme benötigen, zugeführt werden. Für die Belüftung sorgen acht Lüftungsgeräte, die auf dem Dach sowie im Keller des Hotels installiert wurden. Wie es zur Entscheidung für Daikin kam, erklärte Thorsten Schütte, Geschäftsführer premero Immobilien GmbH und Investor: 35 bis 40 Prozent der Investitionskosten beim Bau eines Objekts in dieser Größenordnung fließen in die TGA. Unser Ziel war es, diese Investition gut einzusetzen, um die Energiekosten im laufenden Betrieb deutlich zu senken. Erfahrungsgemäß belaufen sich die Energiekosten auf etwa 6,5 bis 8 Prozent des Bruttojahresumsatzes von vergleichbaren Häusern, unsere Benchmark waren 3,5 Prozent.“ Die Betreuung durch Daikin sei dafür ein wichtiger Erfolgsfaktor gewesen.
Die Weichen für Low-GWP-Kältemittel sind gestellt
Daikin zeigte auf der Konferenz auf, wie das Unternehmen seine Kunden beim Bewältigung der aktuellen Herausforderungen unterstützt, zum Beispiel mit umfangreichem Service, Plug-and-play-Lösungen und Liefergarantien für Kältemittel. Wir sind der fünftgrößte Kältemittel-Quoteninhaber in Europa. Wir können Ihnen die Verfügbarkeit der Kältemittel für unsere VRV-Systeme auch in Zukunft sicherstellen“, betonte Gamst. Die schrittweise Reduktion der direkten CO2-Emissionen, verursacht durch F-Gase, sei zu begrüßen und rasch auf alternative Kältemittel mit niedrigem GWP (Global Warming Potential – Treibhauspotenzial) umzusteigen. Wir appellieren an Planer und Anlagenbauer, die bestehenden Alternativen zu nutzen und damit die Nachfrage nach Low-GWP-Kältemitteln anzukurbeln“, so Gamst. Nach der Umstellung der Split-Klimageräte-Palette auf R32 werde bei Daikin bereits an VRV- und Kaltwasser-Systemen mit R32 gearbeitet. Der Zukauf von Tewis und Zanotti beschleunigt zudem den Einstieg in den Markt mit CO2-Systemen. Die Vorstellung der ersten Geräte plant Daikin auf der Chillventa 2020.
Einfach die ganze Palette
Am zweiten Tag präsentierten die Produktexperten von Daikin und die Convention Partner Rockwool, Georg Fischer, Hörburger und Güntner in neun Kurzvorträgen Neuigkeiten aus den Bereichen Lüftung, Kaltwasser, VRV- und Split-Systeme, Gewerbekälte, Wärmepumpen für den Privatmarkt, Regelung, Dämmsysteme und Instandhaltung. Großes Interesse zeigten die Teilnehmer an der dritten Generation der Daikin Al-therma“. Sie ist die erste Luft/Wasser-Wärmepumpe, die mit R32 arbeitet und damit einzigartig auf dem Markt. Aus dem Be- reich Gewerbekälte wurde die Daikin Mini-ZEAS für Normalkühlung vorgestellt und die Markteinführung der Mini-ZEAS als Tiefkühl-Ausführung für 2019 angekündigt.
Einfach. Gemacht. – am Beispiel Hotel, Handel und Gewerbe
Der dritte Veranstaltungstag begann mit der Vorstellung dreier Projektstudien aus den Bereichen Hotel, Einzelhandel und Gewerbekälte. Neben einer Detailausführung zur Technik im Arborea und im Nordport präsentierten Experten die Vorteile der VRV-i und der Mini-ZEAS anhand anschaulicher Praxisbeispiele. Die VRV-i besteht aus zwei getrennten Modulen, dem Verdichter und dem Wärmeübertrager. Beide Module sind besonders kompakt und für die Innenaufstellung konzipiert. Nach außen sichtbar sind nur die Ausblasgitter, die dezent in der Fassade oder im Dach integriert werden können. Die Mini-ZEAS ist optimal in Restaurants, Bäckereien, Supermärkten oder Tankstellen mit geringem Kältebedarf einsetzbar – dank einem niedrigen Schallpegel auch für Innenstadtlagen und Wohngebiete.
Zum Abschluss bat Christoph Brauneis, Chefredakteur Bauverlag, vier Experten auf das Podium. Carsten Hoch (Referatsleiter Kältetechnik TÜV Süd Industrie Service GmbH), Boris Kurz (Geschäftsführer Henne Stuttgart GmbH), Volker Weinmann (Daikin Beauftragter Politik, Umwelt und Verbände) und Gunther Gamst diskutierten das derzeit heißeste Thema der Kältebranche: die Kältemittelsituation aufgrund der F-Gase-Verordnung und den richtigen Umgang mit den neuen“ Kältemitteln. Dabei verdeutlichte Kurz gleich zu Beginn: Viele Kunden, vor allem große Supermarktketten, wissen schon lange über die Umbrüche im Kältemittelmarkt Bescheid. Bei kleineren Kunden ist die Verunsicherung allerdings sehr groß. Hier ist es für uns Anlagenbauer von Vorteil, ausreichend Informationsmaterial vom Hersteller zur Hand zu bekommen.“ Wie wichtig gute Ausbildung und die enge Zusammenarbeit zwischen Handwerk und Hersteller ist, unterstrich auch Gamst: Gerade in der aktuellen Umstellungsphase auf Niedrig-GWP-Kältemittel sei es wichtig, am Ball zu bleiben. Hoch berichtete von seinen Erfahrungen aus Sicht einer unabhängigen Prüfstelle für Kälteanlagen: Egal ob Kältemittel der Gruppe A1, A2L oder A3, die Kompetenz der Fachleute ist immer gefragt. Wenn Mitarbeiter mit dem richtigen Know-how und den passenden Tools ausgerüstet sind, dann ist der Einsatz von unterschiedlichen Kältemitteln möglich. Je nach der konkreten Anwendung und Lage der Anlage muss nach sinnvollen, sicheren Lösungen gesucht werden.“ Oft werde aber vergessen, dass viele Alternativ-Kältemittel gar nicht neu und unerprobt sind, so Gamst. Anlagenbauer und Planer würden schon lange mit R32 arbeiten, denn auch R410A besteht zu 50 Prozent aus R32. Kurz gehört zu den Vorreitern in der Branche: Das genaue Beobachten der Marktsituation gehört für mich zum Beruf dazu. Wir haben schon sehr früh natürliche Kältemittel und Kältemittel mit niedrigem GWP eingesetzt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es machbar ist, den Kunden den Phase-Down verständlich zu machen.“ Verständnis für die hohen Kältemittelpreise müsse sich allerdings erst entwickeln. Langfristig werden neue Prozesse zum Kältemittel-Recycling den Preis sicherlich senken. Jetzt gilt es, die Dichtheit der Anlagen noch weiter zu verbessern und alle Kältemittel zu nutzen, die zur Verfügung stehen“, so Weinmann, der die Entwicklung auch als Beitrag zum Klimaschutz sieht: Die Wärmepumpentechnologie ist für uns der Schlüssel zur Erreichung der Klimaziele. Die steigenden Preise für Kältemittel beschleunigen den Umstieg auf Systeme mit niedrigem Treibhauspotenzial und sind damit ein wichtiger Schritt in Richtung 2°-Wirtschaft.“