Anlass der Einladung von GEA Refrigeration Technologies in das Technologiezentrum für Kolbenkompressoren nach ’s-Hertogenbosch (Niederlande) war die Vorstellung der neuen Kaltwassererzeuger GEA BluGenium, die im Werk Berlin auf Basis von niederländischen Verdichtern der V-Serie gebaut werden. Je nach Baugröße liefern die Kaltwassererzeuger eine maximale Kälteleistung von etwa 280 bis 1 200 kWund überzeugen mit einem äußerst hohen ESEER-Wert (Teillastwirkungsgrad / European Seasonal Energy Efficiency Ratio) von etwa 9,5.
Möglich ist dieser Wirkungsgrad dank der Kolbenkompressoren der GEA Grasso V-Serie. Verdichter der V-Serie werden auch in industriellen Kälteanlagen, in der Lebensmittelverarbeitung und -lagerung, in Sportstätten und vielen weiteren Anwendungsgebieten eingesetzt. Mittlerweile werden sie vermehrt mit Frequenzumformern ausgeliefert, die eine stufenlose und effiziente Leistungsanpassung erlauben. Unsere Kunden achten zunehmend auf Effizienz bei Teillast, um ihren Energieverbrauch zu senken“, erläutert Danny Heuvelmans, Director Productmanagement, Sales & Marketing Support bei der GEA Refrigeration Netherlands N. V., beim Journalistentag.
Alleinstellungsmerkmale der V-Serie
In Referaten und am Objekt erfuhren die Pressevertreter aus Deutschland, der Niederlande, Großbritannien und Rumänien, worin sich das Konzept der GEA Grasso V-Serie von dem herkömmlicher Verdichter unterscheidet. Gerard Bastiaansen, Managing Director der GEA Refrigeration Netherlands N. V., stellte die generellen Aktionsfelder der GEA Refrigeration Technologies sowie die Einsatzgebiete der Kälteanlagen vor. Im Anschluss zeigte Heuvelmans auf, wie die V-Serie am Markt Einzug hielt: Die Serie startete 2010 mit zwei einstufigen Modellen und wurde zunächst durch größere und kleinere Baugrößen erweitert, bevor GEA Refrigeration Technologies vor etwa einem Jahr auch zweistufige Verdichter für die Tiefkühlung ins Programm aufnahm.
Maßnahmen zur Effizienzsteigerung
Hans Böger, Product Manager Reciprocating Compressors & Packages, erläuterte die technischen Details der V-Serie. Der wirtschaftliche Erfolg der V-Serie basiert auf einem modularen Ansatz mit einer großen Anzahl von Gleichteilen, der präzisen Produktion in einem schlanken, auftragsbezogenen Fertigungsprozess sowie nutzensteigernden konstruktiven Details.“ Beispielsweise haben die Konstrukteure besonderen Wert auf einen geringen Wärmeübertrag zwischen Hoch- und Niederdruckseite gelegt. Dies führt zu geringen Sauggastemperaturen und somit zu einer effizienteren Verdichtung. Das geschweißte Kurbelgehäuse ermöglicht eine bessere Wärmeabfuhr als Gusskonstruktionen, was sich in geringen Öltemperaturenwiderspiegelt. Ebenfalls erwähnenswert sind die voluminöse Ansaugkammer und die großzügigen Saug- und Druckventile, die einen guten Gasfluss ermöglichen.
Ölabscheider meist verzichtbar
Aufgrund konstruktiver Merkmale – etwa der großen Distanz zwischen Kurbelwelle und Ölsumpf und der geringen Druckdifferenz zwischen Kurbelgehäuse und Ansaugkammer – ist der Ölübertrag der V-Serie ohne Ölabscheider mit den Werten anderer Kolbenkompressoren mit Ölabscheider vergleichbar. Das senkt die Investitionskosten, spart Stellfläche und verringert die Betriebskosten. In Summe profitieren die Anwender der V-Serie von einer hohen Effizienz bei geringen Wartungskosten und einem niedrigen Ölverbrauch“, resümierte Böger. Gleichzeitig arbeiten die Kompressoren sehr zuverlässig.
Diese Argumente erkennt der Markt an: Etwa 2 000 Verdichter der V-Serie wurden bereits ausgeliefert. Heute werden etwa 800 Stück pro Jahr gebaut. Dank unseres Wechsels von einer Werkstattfertigung zu einer schlanken Linienfertigung können wir den Output mehr als verdoppeln“, berichtet Bastiaansen. Dazu trägt die modulare Bauweise der Verdichter bei, aber ebenso die 2013 eingeführte Lean Production“ (schlanke Produktion). Sie zeichnet sich unter anderem durch eine flexible Anordnung der Arbeitsplätze und die konsequente Minimierung von Lagerflächen und Transportwegen aus. Ohne das Lean-Prinzip wäre es unmöglich, in unserer denkmalgeschützten Fabrikhalle eine derart hohe Fertigungskapazität umzusetzen.“
Sichtbare Firmengeschichte
Eine Besichtigung dieser Fertigung rundete den Journalistentag ab. Von außen wirkt die über hundert Jahre alte Gebäudehülle eindrucksvoll auf die Teilnehmer ein. Sogar Einschusslöcher aus den Weltkriegen sind stellenweise noch zu sehen, der Denkmalschutz erlaubt jedoch keine komplette Sanierung der Hülle. Angefangen hat Willem Grasso Ende des 19. Jahrhunderts in ’s-Hertogenbosch mit Schmiedearbeiten, danach produzierte er Behälter für Milchwaren. Ziemlich schnell darauffolgend fing Grasso an, die ersten Kolbenverdichter für die Kälteindustrie zu fertigen. Wo bereits vor hundert Jahren die ersten Kolbenverdichter unter dem Namen Grasso gebaut wurden, werden heute die Kernkomponenten der GEA Grasso V-Serie bearbeitet und zu kompletten Verdichtern oder zu Packages“ – Aggregaten mit allen Peripheriekomponenten – montiert. Die Halle wirkt aufgeräumt, vom Wareneingang bis zum Versand sind alle Prozesse, Wege und die Produktionsweise schlank und modern organisiert. Ein neues Bearbeitungszentrum und eine moderne Koordinaten-Messmaschine sorgen dafür, dass sich neben hohen Stückzahlen auch hohe Fertigungs- und Qualitätsstandards verwirklichen lassen.
GEA Refrigeration Technologies ist zu-versichtlich, die V-Serie erfolgreich in neuen Märkten und Anwendungsgebieten platzieren zu können und den Absatz weiter zu steigern. Entsprechend zukunftsorientiert war auch das Motto der Presseveranstaltung: The V-Story continues …“
In dem Video, das Sie unter dem Webcode 1248 auf https://www.diekaelte.de/ sehen können, zeigen wir ein ausführliches Interview mit Danny Heuvelmans, eine Kälteanlage aus dem Jahr 1929 sowie Eindrücke aus dem Werk in ’s-Hertogenbosch.DR