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Norddeutsche Kälte-Fachschule

Lehrgang schließt Lücke zwischen Geselle und Meister

Mit ihrem Lehrgang zur Weiterbildung vom Kälteanlagenbauer zum Montage- und Servicetechniker schloss die Norddeutsche Kälte-Fachschule (NKF) auf den Wunsch von Fachbetrieben hin eine Ausbildungs­lücke zwischen dem Gesellen und dem Meister im Kälteanlagenbauer-Handwerk. Die Betriebe der Branche haben häufig einen Bedarf an Fachleuten mit einer zusätzlichen theoretischen Ausbildung, die über das in der Gesellenausbildung erworbene Wissen hinausgeht. Diese Mitarbeiter sind prädestiniert für be­sondere Aufgaben im Unternehmen und werden gerne eingesetzt als:

  • Servicemonteure mit erweiterten theoretischen und regelungstechnischen Kenntnissen
  • Monteure für die Inbetriebnahme komplexer Systeme
  • Baustellenleitende Monteure

Zulassungsvoraussetzung ist eine abgeschlossene Berufsausbildung zum Kälteanlagenbauer (Kopie des Gesellenbriefes). Die Fortbildung, die insgesamt 450 Stunden umfasst, vermittelt neben umfangreichem theoretischem Wissen auch mehrere Sonderqualifikationen, die für die tägliche Arbeit in der Kälte-Klima-Branche von Bedeutung sind:

  • Befähigte Person nach BetrSichV (Druckgeräte)
  • Geprüfter Hartlöter nach EN 13133
  • Arbeiten unter Spannung gemäß BGR

Die Lehrgangsinhalte decken die Bereiche Grundlagen, Kältetechnik, Klimatechnik, Steuerungs- und Regelungstechnik, Elektronik, Umweltschutz, Verordnungen, Kundenpraxis und Anlagenpraxis ab. Zu den einzelnen Ausbildungsthemen werden schriftliche Prüfungen abgelegt, für die die Teilnehmer Zertifikate und Zeugnisse erhalten.

Nutzen für den Fachbetrieb

Natürlich hebt die erhöhte Qualifikation von Mitarbeitern zuerst einmal die Qualität im Betrieb. Wichtig ist auch eine erhöhte Flexibilität, die sich der Handwerksunternehmer durch die Ausbildung seiner Leute zum Montage- und Servicetechniker erschließt, denn diese Qualifikation ermögliche eine alternative Besetzung von bisherigen Meisterstellen. Als positives Instrument für die Personalentwicklung lässt sich der Kurs ebenfalls einsetzen, denn er stellt auch eine Fördermöglichkeit guter Fachkräfte dar, die natürlich auch bessere Verdienstmöglichkeiten eröffnet.

Damit eine solche Ausbildung nicht übermäßig den Betriebsablauf behindert, ist die Durchführung auf das Winterhalbjahr beschränkt: Innerhalb von sieben Monaten findet neun Wochen Unterricht statt. Durch das System der Blockbeschulung jeweils von Montag bis Samstag lasse sich der Lehrgang in der Regel sehr gut in Abstimmung mit dem Betrieb berufsbegleitend koordinieren. Die Nutzung von Urlaub und Überstunden ermögliche für beide Seiten wirtschaftlich interessante Varianten, bei denen der Betrieb keine zusätzlichen Freistellungen gewähren und/oder der Lehrgangsteilnehmer keine Verdienstausfälle hinnehmen muss.

Bei einer späteren, eventuellen Meisterausbildung werden zudem drei Wochen im Bereich Werkstoffkunde von der NKF angerechnet.

Einladung zu gemeinsamen Übungsphasen

Das Hören und Sehen, also der Frontalunterricht, führt zu einem Lernerfolg von 30 %. Gemeint ist die Stoffmenge, die von Schulungsteilnehmern ohne Nacharbeit langfristig behalten wird. Deshalb sieht die NKF die gemeinsamen Projekt- und Übungsphasen nach Unterrichtsende im Seminarraum des NKF-Hotels als wichtigen Bestandteil des Erfolgs. Die Kursteilnehmer setzten sich hier nochmals aktiv mit dem Lernstoff auseinander, erkennen ihre eigenen wunden Punkte, lösen Probleme in der Gemeinschaft und kontrollieren gegenseitig ihre Leistungen. Daraus folgt eine kontinuierliche Leistungssteigerung. Und vor allem können Aufgabenstellungen, die dort gemeinsam gelöst wurden, die angehenden Montage- und Servicetechniker weder in der Prüfung noch später im Berufsleben erschüttern. Deshalb empfiehlt die NKF die Unterbringung im NKF-Hotel während der Unterrichtsblöcke. Hierfür stehen Einzel- und Doppelzimmer zur Verfügung.

Die Teilnahmegebühr beträgt insgesamt 3610 Euro, wobei die Übernachtungskosten hinzukommen. Der nächste Kurs beginnt am 7. September 2009 und endet mit dem 5. März 2010. U.B.-

Links

https://www.nkf-springe.de/

Interview mit Landesinnungsmeister Reiner Bertuleit

KK: Herr Bertuleit, Sie gehören zu den Fach­betrieben, die den Wunsch nach dieser Zusatzausbildung an die NKF herangetragen haben. Was hatten Sie sich davon versprochen?

Bertuleit: Die fachlich-theoretische Ausbildung endet üblicherweise mit dem Besuch der Berufsschule und der bestandenen Gesellenprüfung. In der betrieblichen Praxis werden jedoch immer wieder Mitarbeiter benötigt, die eine weiterführende theoretische Ausbildung haben. Defizite werden häufiger im Bereich der Regeltechnik und der Klimatechnik festgestellt. Die nächste Qualifikationsstufe für einen Monteur wäre üblicherweise die Meisterausbildung mit einem fachlichen Theorieteil von mindestens 1000 Stunden. Hier werden jedoch viele Themenbereiche aufgegriffen, die weit über eine fachliche Weiterqualifikation eines Monteurs hinausgehen, z.B. Kalkulation, Projektion, CAD Zeichnen usw. Den Betrieben fehlt somit ein Ausbildungsinstrument für eine tief greifende theoretische Weiterbildung von Monteuren, die für anspruchsvollere Aufgaben vorgesehen sind, wo andererseits das Meisterniveau zu weit führt.

KK: Und wie nutzen Sie diese Zusatzausbildung nun für Ihr Unternehmen?

Bertuleit: Als Betrieb haben wir ein Personalentwicklungsinstrument in der Hand, das wir gezielt für Monteure einsetzen können, die eine weitergehende Ausbildung wünschen, jedoch keine Meister-Ambitionen haben. Wir legen in unserem Unternehmen mit 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern höchsten Wert auf fundiertes Fachwissen. Das Instrument „Montage- und Service­techniker“ setzen wir gezielt als Personalentwicklungswerkzeug ein. Dies führt zu einer qualitativen Verbesserung unserer Arbeit.

KK: Wie viele Leute haben Sie schon in diese Ausbildung geschickt?

Bertuleit: Wir haben in den letzten Jahren neun Mitarbeiter zum Montage- und Servicetech­niker ausbilden lassen, wobei acht diese Ausbildung erfolgreich abgeschlossen haben. Festzustellen ist, dass diese Mitarbeiter sich nicht nur im fachlichen Bereich weiterentwickelt haben, sondern auch in ihrer Persönlichkeit. Ein Mitarbeiter hat sich entschieden, demnächst eine Meisterausbildung zu durchlaufen.

KK: Hat sich für Sie die Zusatzqualifikation als ein Bindungsinstrument für besonders gute Fachkräfte erwiesen oder eher nicht?

Bertuleit: Bisher hat noch kein Montage- und Servicetechniker unser Unternehmen verlassen. Da das Unternehmen die Ausbildungskosten übernimmt, gibt es auch vertraglich geregelte überschaubare Bindungsfristen. Meine Erfahrung ist, dass Mitarbeiter es honorieren, wenn Betriebe in Ausbildung investieren. Somit ist diese Zusatzausbildung ein sehr gutes Bindungs- und Personalentwicklungsinstrument.

KK: Wie sind die weiteren Details rund um diese Ausbildung bei Ihnen organisiert?

Bertuleit: Das Unternehmen übernimmt sämtliche Kosten, der Mitarbeiter bringt den Faktor Zeit ein (Urlaub, Mehrstunden). Für die Montage- und Servicetechniker gibt es in unserem Unternehmen einen erhöhten Verrechnungsstundensatz, so dass mittelfristig ein betriebswirtschaftlicher Nutzen für das Unternehmen entsteht.

KK: Wie sind die Erfahrungen mit Ihren Kunden, die statt eines vielleicht gewohnten Meisters für eine Bauaufsicht beispielsweise nun einen Gesellen mit Zusatzqualifikation auf die Baustelle gesetzt bekommen!?

Bertuleit: Der Montage- und Servicetechniker ist weiterhin im gewerblichen Bereich tätig. Er soll keine Führungs- oder Projektierungs­aufgaben im Unternehmen übernehmen. Als baustellenleitender Monteur ist er durch diese Zusatzqualifikation besonders gut ein­setzbar. Der Montage- und Servicetechniker steht somit nicht im Wettbewerb zu den Meistern im Unternehmen. Ein Mitarbeiter in unserem Hause hat den Sprung in das Büro zur Projektbearbeitung vollzogen. Die Zielrichtung dieser Zusatzausbildung sieht dies jedoch nicht vor.

KK: Wieso gibt es noch relativ wenig Montage- und Servicetechniker in der Branche?

Bertuleit: Ich glaube, dass das Personalentwicklungsinstrument „Montage- und Service-techniker“ in den Unternehmen weitgehend unbekannt ist. Der enorme Nutzen für den Mitarbeiter und die Betriebe konnte bisher offensichtlich noch nicht ausreichend vermittelt werden. -

U.B.

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